Quelle: Kurze Argumente gegen den Zeitgeist
zurück"VERBOT ALLER NEOFASCHISTISCHEN ORGANISATIONEN"
"Schluß mit der Ausländerfeindlichkeit Verbot aller neofaschistischen Organisationen" (Transparent auf einer Demo) Das soll's bringen? Erstens das "Verbot" und zweitens das der "neofaschistischen Or- ganisationen"? Liegt die "Gefahr" denn darin, daß sich einige "Unbelehrbare" wie die Hitlejugend und die SS aufführen, daß sie sich offen zum Faschismus bekennen, dessen Ächtung die Grundlage dieser Nachkriegsdemokratie ist? Sind R e l i k t e e i n e r ü b e r w u n d e n e n V e r g a n g e n h e i t, die es immer noch oder wieder gibt, das Problem? Zumindest sind die Neo-Nazis bequeme Sündenböcke: Klein an der Zahl, präsentieren sich zumeist öffentlich, setzen sich von allen bürgerlieben Parteien ab und ihr Verbot stünde in der Tradition des Anti-Faschismus. Doch wer den "A n f ä n g e n wehren" will und deswegen warnend auf Neo-Nazis verweist, verharmlost die Ausländerfeindlichkeit grandios. Wie sollen die Neo-Nazis denn einen "Anfang" signali- sieren, wo sie doch für das nicht vollständig begrabene E n d e stehen? Wo es den "Anfängen zu wehren" gilt, da ist nicht eine (nicht vollständig überwundene) V e r g a n g e n h e i t das Problem, sondern die G e g e n w a r t. Da müssen doch wohl die Gründe für Ausländerfeindlichkeit in der a n t i f a s c h i s t i s c h e n D e m o k r a t i e selbst und nicht im Treiben von - zumeist jugendlichen - angeblichen F o s s i l e n mit Hakenkreuz und Knobelbecher gesucht werden. So gesehen gingen die Verbotsanträge wohl nicht weit genug, wenn man schon in der Staatsgewaltdas Mittel erblickt, um mit Skin- Heads und Neo-Nazis fertig zu werden. Die Empörung über auslän- derfeindliche Gewalttaten von Neo-Nazis wird hier doch sehr ge- ständig: G e w a l t g e g n e r sind es nicht, die das Trans- parent hochhalten. Für bestimmte Sorten von Gewalt sind sie schon, eben für die Staatsgewalt. Übrigens t e i l e n sie diese Liebe für die S t a a t s gewalt gerade mit den Gruppie- rungen, die sie von deutscher Gerichtsbarkeit verboten wissen wollen. Denn den Neo-Nazis läge sehr viel daran, daß der Staat rücksichtsloser im Einsatz seiner Gewalt (gegen Ausländer) ist. Die Kritik der Faschisten an der demokratischen Ausländerpolitik lautet nämlich, diese würde bei ihrer "Rückkehrförderung" viel zu zimperlich sein. Ganz konstruktive Staatskritik! Wie ihre Gegner, die im Verbot der Neo-Nazis - und zwar ausgerechnet durch jene Staatsgewalt, deren Ausländerpolitik die Ausländerfeindlichkeit schürt - ein geeignetes Instrument erblicken, um mit der Auslän- derfeindlichkeit fertigzuwerden. So stehen diese Ausländerfreunde stramm hinter der demokratischen Staatsgewalt, fordern von ihr ein härteres Durchgreifen! Als ob es von solcher Gewalt nicht schon genug gäbe! zurück