Quelle: Kurze Argumente gegen den Zeitgeist
zurückDER DEMOKRATISCHE RASSISMUS
Das natürliche System der Menschenrechte... ------------------------------------------- Wie kommt das demokratische Prinzip der G l e i c h- b e h a n d l u n g eigentlich in den Ruch, das glatte Gegenteil von Rassismus, sozusagen dessen praktische Kritik zu sein? Die Antwort ist einfach und hat mit dem Verweis auf das Grundgesetz zu operieren: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.... Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Spra- che, seiner Heimat und Herkunft, seiner religiösen und politi- schen Anschauungen benachteiligt und bevorzugt werden." (Art 3 GG) Rassismus, so lautet also die Auffassung, stellt die Abweichung vom hier kodifizierten Gleichheitsgrundsatz dar; Diskriminierung eben, also die Herstellung oder Zulassung von Unterschieden, wie sie das Grundgesetz verbietet. Deswegen wird i n der Demokratie in der Regel auch nur dann und dort Rassismus ausfindig gemacht, wo in ihr V e r s t ö ß e gegen ihren e i g e n e n Gleich- heitsgrundsatz festgestellt werden. Kaum jemand findet es dagegen anstößig, daß man als Bürger dieses demokratischen Gemeinwesens mit dem Grundsatz der Gleichbehand- lung, aber auch mit dem Schutz der Freiheit und der Freizügigkeit der Person, des Eigentums und mit einigen anderen Grundrechten laut amtlicher Auskunft M e n s c h e n r e c h t e genießt. Eine nicht eben bescheidene Selbstdefinition der demokratischen Staaten: Die Grundprinzipien, nach denen diese Staaten ihr Volk regieren, beanspruchen, dem Menschen schlechthin, also der men- schlichen Gattung auf den Leib geschneidert zu sein. Hier regiert der Genitiv und nicht der harmlose Akkusativ: Es geht nicht um Rechte f ü r den Menschen, die sich irgendwelche Politiker, die beschlossen haben, es mit der Demokratie zu versuchen, für ihr Staatsvolk ausgedacht haben. Nicht f ü r den Menschen sind diese Rechte, sondern es sind Rechte d e s Menschen, heißt das Urteil der Demokraten. Damit ist nicht mehr und nicht weniger be- hauptet, als daß der Mensch erst durch die grundgesetzliche Fi- xierung von Menschenrechten das w i r d, was ihn als Menschen auszeichnet. Kurz: W a h r e r Mensch wird der Mensch dadurch, daß er die Menschenrechte genießt. Mit einem wahrlich recht totalen Rassismus haben wir es hier zu tun, mit einem Rassismus, vor dem sich Hitlers Rassenlehre gera- dezu bescheiden ausnimmt: Während der Faschismus die Indienst- nahme der a r i s c h e n Rasse zum natürlichen Auftrag für die Kriegszwecke des faschistischen deutschen Staates erklärt hat, wollen Demokraten mit ihren Verfassungsprinzipien gleich durch die G a t t u n g M e n s c h i n s g e s a m t beauftragt sein. *) Die Inkonsequenz, die bei jeder Spielart des Rassismus zwangsläu- fig zu finden ist, daß nämlich etwas d e m Menschen, seinem - natürlichen oder gesellschaftlichen - W e s e n zukomme, das an ihm unter Aufbietung erheblicher Gewaltmittel erst noch durchge- setzt werden muß, findet sich auch in diesem Fall: Wieso, lautet die Frage, bedürfen diese schönen Rechte einer Gewalt, die sie erst jedermann gegenüber gültig macht, wenn sie doch dem Menschen wesensmäßig zukommen? Wieso kommt der Mensch erst durch einen Akt s t a a t l i c h e r G e w ä h r u n g zu seinen Rechten, wenn sie ihm doch angeblich unabhängig von jeder politischen Verfas- sung innewohnen? Daß diese Menschenrechte denn auch als handfeste V e r p f l i c h t u n g all derer, die in den Geltungsbereich des Grundgesetzes fallen, daherkommen, kann derjenige schnell er- fahren, der dankend auf diese Rechte verzichten möchte (z.B. weil er von Gleichbehandlung wenig hält, gegen den Schutz des Eigen- tums Einwände vorbringt und vielleicht sogar mit der Freiheit der Person wenig anfangen kann). Dem wird klargemacht, daß es sich bei den Menschenrechten nicht um ein einmaliges Angebot handelt, das man zu seinem eigenen Besten annehmen oder auch ablehnen kann; dann aber selbst schuld ist. wenn einem einiges entgeht. A b l e h n u n g i s t n i c h t v o r g e s e h e n. Und wer dies trotzdem versucht, der hat sich die ganze Palette des moderaten "Entartungs"-Vorwurfs (Unmensch, wesensfremd, unnatür- lich, widernatürlich...) anzuhören und gelegentlich nicht nur anzu h ö r e n. Auch hier ist die behauptete Entsprechung von staatlich garantierten Rechten und einer Wesenseigenart des Men- schen nichts anderes als das Versprechen der Staatsgewalt, sich bei der Durchsetzung dieser Rechte n i c h t v o m W i l l e n d e r B ü r g e r a b h ä n g i g z u m a c h e n. Gegen den u n b o t m ä ß i g e n W i l l e n läßt sich die Men- schen n a t u r immer gut ins Feld führen. Als unbotmäßiger Wille gilt auch das Anliegen, es doch erst ein- mal mit den diversen H e r r s c h a f t s f o r m e n versu- chen zu wollen, ehe man sich dann unter Umständen für eine ent- scheidet. Denn daß der Bürger für sich selbst entscheiden könne, was für ihn gut und was für ihn weniger gut sei, das gilt nur im Rahmen der von der Demokratie e r l a u b t e n Alternativen. Und zu denen gehört eben nicht, daß sie sich selbst alternativ zu Monarchie, Sozialismus, Rätesystem oder Kommunismus auf den Prüf- stand stellt. Auch in dieser Hinsicht erteilt sich die Staatsge- walt mit der Naturalisierung der geltenden P r i n z i p i e n d e r H e r r s c h a f t s s i c h e r u n g - und daß es nur um solche geht, soll im folgenden bewiesen werden - den aller- höchsten Rechtstitel auf deren Durchsetzung gegen die Bürger. Der d e m o k r a t i s c h e S t a a t d e f i n i e r t s i c h s o s e l b s t a l s d a s a l l e r e r s t e M e n s c h e n r e c h t f ü r j e d e r m a n n. Ist er nicht der Ermöglicher und Garant all dieser Rechte, ohne welche dem Menschen fehlen würde, was ihn erst zum wahren Menschen macht? ----- *) Ehe dem Leser jetzt der praktizierte Rassismus eines Hitler mit KZ's, Euthanasie, Zuchtburgen usw. einfällt, der den begon- nenen Vergleich mit der Demokratie moralisch blamieren soll, möge er bedenken, daß zunächst noch nicht von den Taten der Demokra- tie, vom praktischen politischen Inhalt der Menschenrechte gere- det wird, sondern vom Anspruch, der mit dem Titel "Menschenrech- te" in die Welt gesetzt ist, und von seiner Begründung. zurück