Quelle: Kurze Argumente gegen den Zeitgeist


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"ICH HABE PERSÖNLICH NICHTS GEGEN AUSLÄNDER, ABER..."

Wenn deutsche Bürger der Asylanten-raus-Politik den Zuschlag er- teilen, dann wissen sie nicht nur, warum die für Deutschland un- abdingbar ist. Sie wissen auch, daß es sich gehört, jeden Vor- schlag zur Eliminierung der "Kanaken-Flut" mit der Beteuerung zu beginnen, daß sie persönlich gar nichts gegen Ausländer hätten. Wer hat schon etwas persönlich gegen sie? Gar gegen die Auslän- der. Was sollten Frey und Schönhuber gegen Le Pen haben? Wer kennt denn schon persönlich Ausländer? Den einen und den anderen vielleicht, der ist zumeist die Ausnahme von der Regel, daß "uns die Asylantenflut zuviel wird". Das Bekenntnis, das heute der Einleitung jeder Ausländerbeschimpfung einen guten Ton verleihen soll, ist ein Stück Wahrheit und eine Lüge zugleich. Die Wahrheit ------------ Die Wahrheit besteht darin, daß kein Mensch von sich aus auf die Idee kommt, seine Umgebung nach Inländern und Ausländern zu sor- tieren. Das Leben in der Nachbarschaft und in der Kneipe, im Ver- ein und im Betrieb, beim Einkaufen, beim Vergnügen und im Urlaub wird nach privater Sympathie und privater Nutzenkalkulation durchgemustert. Da gilt die Devise, daß derjenige Ausländer "dazugehört", der im Betrieb zupacken und nach Feierabend einen Schluck vertragen kann. Da kommt es schon einmal in der Nachbar- schaft zu einer Freundschaft mit einem Ausländer, der beim Umzug freiwillig mitgeholfen oder mit wenigen Handgriffen eine Motor- panne behoben hat. Da ist das Gemüse beim Türken an der Ecke im- mer frisch und nicht teurer als im Supermarkt. Außerdem soll es schon einmal vorgekommen sein, daß sich auch Bürger mit unter- schiedlichem Paß ineinander verknallen, die zunächst einmal keine Ahnung davon haben, daß die Person ihrer Wahl gar nicht zu den Deutschen zählt. Der Liebe, die bekanntlich fällt, wohin sie will, ist der sehr prinzipiell gedachte Auftrag der obersten Paß- behörde, allem Ausländischen gegenüber mit einer Portion Vorsicht - die darf sich durchaus als Verständnis und Toleranz vortragen - zu operieren, zunächst völlig wurscht. Das Alltagsleben macht Sorgen, deren inländische Verursacher ebenso bekannt sind wie der Umstand, daß sie Ausländer genauso plagen. Der Alltag bereitet auch die eine oder andere Freude, der ihre in- oder ausländische Herkunft keinen Abbruch tut. Die Aus- länder werden eben hierzulande immer dann, wenn ihnen der Aufent- halt erlaubt ist, in dieselben Dienstverhältnisse eingespannt, in denen ihre deutschen "Kollegen" sich um ihr Einkommen kümmem dür- fen. Für den Arbeiter oder Mieter, Einkäufer oder Verkäufer, den Produzenten oder Konsumenten, Schüler oder Lehrling, Verkehrs- teilnehmer oder Klienten des Sozialstaats usw. ändert die Staats- bürgerschaft erst einmal wenig. Da gilt für In- und Ausländer gleichermaßen, daß sie sich nur unter der Bedingung um ihren Vor- teil bemühen dürfen, daß der ökonomische von Betrieben oder der politische von öffentlichen Enrichtungen gesichert ist. Die be- sondere Rechtsstellung, an der man den Ausländer erkennt, be- trifft die Vorsorge für den Fall, daß hierzulande - aus welchen Gründen auch immer - an seinem Dienst kein Interesse mehr be- steht. Sie regelt allein das Verhältnis des Ausländers zum deut- schen Staat, nicht aber das des türkischen Arbeiters zu seinem deutschen Arbeitskollegen. Die Parole der Gewerkschaft "Mach' meinen Kumpel nicht an!" for- muliert diese Wahrheit, daß die politische Sortierung nach Staatszugehörigkeit die staatenübergreifende Klassenzugehörigkeit nicht aus der Welt schafft, wenngleich sie von der Gewerkschaft anders gemeint ist. Sie wendet sich nämlich gegen bzw. an inlän- dische Arbeiter, die ihre "private Identität" längst an die staatspolitische Sortierung der Menschen nach dem Paß gebunden haben, ohne deren Nationalismus angreifen zu wollen. Damit ist man denn auch schon bei der Lüge des ausländerfreundlichen Be- kenntnisses. Die Lüge -------- Heutzutage hat man nichts gegen Ausländer, wenn man sich zur deutschen Asylpolitik bekennt, die ausnahmslos allen ausländer- feindlichen Parolen Nahrung und Auftrieb gegeben hat und an "feindlichen Aktionen" gegenüber Asylbewerbern alles in den Schatten stellt, was sich deutsche Bürger in dieser Richtung ha- ben einfallen lassen. Eine Art Ablaß wird mit diesem tugendhaft gemeinten Introitus an- gestrebt, der durchaus aufklärerische Seiten hat: Der Zustimmung zur herrschenden Asylpolitik soll ein unpersönlicher, eben s a c h l i c h e r Anstrich verliehen werden. Nicht durch feindliche Gefühle, sondem durch ein nachvollziehbares Gebot der nationalen Sache soll das große "Aber" diktiert sein. Dabei hat die ganze Asylpolitik ohnehin nichts mit sachfremdem Gefühl, etwa mit einem blindwütigem Haß oder so zu tun. Ganz sachlich haben deutsche Politiker beschlossen, daß sie mit den Asylbewerbern hier nichts anfangen können, sie deswegen zuviel sind und zu ge- hen bzw. gar nicht erst zu kommen haben. Ganz sachlich werden da- von die Ausnahmen beschlossen: "Politisch Verfolgte" werden ak- zeptiert. Bestimmte Kontingente von "Gastarbeitern" zur Emtezeit verweisen ebenfalls darauf, daß in der Ausländerfrage nur an der nationalen Sache orientierte Entscheidungen gefällt werden. Die- ser so entlarvende Auftakt der Zustimmung zum "Asylanten-raus"- Programm grenzt sich folglich von Motiven ab, die das staatliche Programm gar nicht bestimmen. "Ich habe persönlich nichts gegen Ausländer,...": Diese Einlei- tung gibt erschöpfende Auskunft darüber, daß die Entscheidung zwischen dem Sicheinrichten in all jenen alltäglichen Dienstob- liegenheiten, die das Staatsbürgerdasein mit sich bringt, und der staatlichen Aufforderung, sich zu seinem Inländer-, also Deutsch- tum auch noch zu bekennen, gefallen ist. Der begriffslos ange- führten Wahrheit, daß dem Bürger allemal das Hemd des zu jeder Durchwurstelei genötigten eigentumslosen Einkommensbeziehers nä- her ist als die mit dem Status als Inländer verbundene Ernennung zum Repräsentanten der staatlichen Durchmusterung der Welt nach Freund und Feind, ist eine klare Absage erteilt worden: "..., aber was zuviel ist, ist zuviel!" zurück