Quelle: Kurze Argumente gegen den Zeitgeist
zurückGLEICHE RECHTE!
Transparente auf einer Demo: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" "Sind Ausländer Bürger zweiter Klasse?" "Gleiche Rechte für Ausländer!" "Ausländerrechte: arbeiten, Steuern zahlen, Wählen verboten!" "Wahlrecht für Ausländer!" Gleicher Lohn ------------- So lauten die Forderungen von Ausländern und ihren inländischen Freunden. Was ändert sich eigentlich an der materiellen Lage von Ausländern, wenn für gleiche Arbeit der gleiche Lohn gezahlt wird? Wenn sich ausländische Arbeiter über den Lohn beschweren, warum suchen sie sich als Maßstab dann ausgerechnet den Lohn, über den sich Deutsche am gleichen Arbeitsplatz beschweren? Fällt ihnen wirklich kein besserer Maßstab für ihre Einkommen- sprobleme ein? Oder halten sie jeden anderen Maßstab, etwa denjenigen, den sie vielleicht bei ihrer Einreise in die BRD noch hatten, für u n g e h ö r i g? Ist ihnen denn nicht klar, daß sie dann mit ihren Beschwerden kaum Gehör finden werden, wenn sie das fordern, was sie nach deutschen Maßstäben für anständig und gehörig halten? Ist denn nicht klar, daß die Fragen des Anstands in Lohndingen vom Betriebsinteresse entschieden werden? Ist ihnen nicht geläu- fig, daß Gerechtigkeit die Tugend der Zukurzgekommenen ist und ihre Einlösung immer wieder dafür sorgt, daß erneut hinreichender Grund für Beschwerden besteht? Wissen sie nicht, daß der Gerechtigkeit und Gleichheit z.B. auch dann Genüge getan ist, wenn alle gleichen Arbeiten nur noch von Ausländern erledigt oder die Deutschen auf den Lohn der Ausländer heruntergestuft oder überhaupt nur noch Deutsche beschäftigt wer- den? Wenn es um Gerechtigkeit geht, also um den Nachweis, daß man seine Beschwerden überhaupt nur so vorbringt, wie es sich für einen anständigen und bescheidenen Arbeitsmann gehört, dann kann man gleich ganz selbstlos und genügsam seine Zufriedenheit mit allem, was einem vorgesetzt wird, erklären. Das gilt nämlich als der Inbegriff des Anstands. Wenn man jedoch eine Beschwerde über die schlechte Bezahlung los- werden und möglichst noch einen h ö h e r e n Lohn (nicht etwa einen g l e i c h e n) durchsetzen will, dann sollte man die Sache mit dem Anstand und der Gerechtigkeitsmoral vergessen. Bei- des verträgt sich nicht. Wahlrecht für Ausländer ----------------------- Worin liegt eigentlich der Gewinn, wenn Ausländer zukünftig mi- tentscheiden dürfen, welche Partei die Einreisebestimmungen ver- schärft und Ausweisungsbestimmungen entschärft? Was bringt es ihnen, wenn sie darüber mitbestimmen dürfen, ob das Ausländerrecht von sozial- oder von christdemokratischen Politi- kern nach sehr nationalen Gesichtspunkten exekutiert wird? Ist ihnen denn nicht geläufig, daß Wahlen weder hier noch in der Türkei dazu da sind, Interessen von Bürgern zu befriedigen, schon gar nicht von solchen, die ganz prinzipiell im Verdacht stehen, es an der letzten Untertänigkeit gegenüber dem deutschen Staat fehlen zu lassen? Auch aus der Türkei, jenem Land, dessen Bürger allmählich als für demokratische Verhältnisse reif befunden werden, sollte ihnen be- kannt sein, daß nur Alternativen eines einzigen Anliegens zur Wahl stehen, nämlich des Anliegens, Land und Leute für die Macht und die Herrlichkeit des Staates in den Dienst zu nehmen. Und sollte ihnen entgangen sein, daß dies nun wirklich nicht iden- tisch ist mit Dienstleistungen, die der Staat den Bürgern ange- deihen läßt? Wie kommen deutsche Ausländerfreunde oder Türken wohl auf die Idee, daß die politischen Verhältnisse beim großen NATO-Partner so prinzipiell andere seien als daheim? Nur weil hier das Kapital prosperiert, wird der oberste Verwalter und Beschützer dieses Reichtums doch nicht das Füllhorn über die Bürger ausschütten? Dann wäre der Reichtum gar kein Kapitalreichtum mehr, der überall auf der Welt nach neuen gewinnbringenden Anlagen sucht und nach erfolgreicher Ansiedlung dringend geschätzt werden muß. Dann wäre der Reichtum, um den sich die ausländischen Arbeiter hier so ver- dient machen, gar kein Eigentum mehr, das vor den Eigentumslosen geschützt werden muß. Dann wären die nämlich gar nicht mehr so eigentumslos. Und dann wäre auch der ganze Wahlzirkus gar nicht mehr nötig, in dessen Genuß die Ausländer unbedingt kommen wol- len. Denn die Einrichtung eines Verhältnisses zwischen Wählern und Gewählten, in welchem von oben nach unten auf der unbedingten Gültigkeit der Interessen insistiert wird und dafür von unten nach oben die bedingte Ungültigkeit aller Wünsche zugestanden wird, so ein Verhältnis gibt es nämlich nur dort, wo die Gewähl- ten den Schaden der Mehrheit ihrer Wähler eigenhändig ins Werk setzen bzw. verwalten. Und an dieser Form der Selbstentmachtung ist den Ausländern so gelegen? Ausgerechnet von jener demokrati- schen Tour, von der Verwirklichung aller eigenen Interessen Ab- stand zu nehmen, versprechen sie sich eine Verbesserung ihrer Lage? Das kann doch nur dann der Fall sein, wenn ihnen an Demo- kratie mehr liegt als an der Beendigung der Nöte, die ihren Aus- länderstatus charakterisierten. Was sie nämlich von der Wahl ha- ben, ist nichts als dieses: das Wählen und das schöne Gefühl, daß ab sofort alles, was mit ihnen angestellt wird, mit ihrer demo- kratischen Beteiligung abläuft. zurück