Quelle: MEW 9 März - Dezember 1853


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       #252#
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       Karl Marx
       
       Die Kriegsfrage - Britische Bevölkerungs- und
       Handelsstatistiken - Parlamentarisches [210]
       
       ["New-York Daily Tribune" Nr. 3854 vom 24. August 1853]
       London, Freitag, 12. August 1853
       Bonaparte entschädigt die französische Marine für die demütigende
       Lage, in  die sie  in der Besikabai geraten ist, mit einer Herab-
       setzung des  Tabakpreises für  Matrosen, wie wir aus dem heutigen
       "Moniteur" [5]  erfahren. Bonaparte  gewann seinen Thron mit Wür-
       sten [211].  Warum sollte  er nicht  versuchen, ihn  mit Tabak zu
       halten? Auf  alle Fälle wird die Komplikation im Osten in den Au-
       gen der  französischen Bauern  und der  Armee die  Demonetisation
       Louis Bonapartes  hervorgerufen haben. Sie haben gelernt, daß der
       Verlust der  Freiheit im  eigenen Land nicht durch Gewinn an Ruhm
       im Ausland  wettgemacht wird.  Das "Reich  aller Ruhmestaten" ist
       sogar noch tiefer gesunken als das "Kabinett aller Talente".
       Den Zeitungen  von Konstantinopel,  die gerade eingetroffen sind,
       entnehmen wir,  daß das  Manifest des Sultans an seine Untertanen
       am 1. August erschien, daß der russische Konsul in Adrianopel von
       St. Petersburg  die Order  erhalten  hat,  sich  aus  der  Türkei
       zurückzuziehen, daß  die anderen  russischen Konsuln gleichartige
       Befehle erwarten  und daß die Zeitungen aus Konstantinopel in den
       Donaufürstentümern verboten  sind. Im  "Impartial" von Smyrna vom
       1. August steht folgende Meldung über Persien:
       
       "Der Schah  von Persien  hat, nachdem man ihm auf seine Bitte hin
       die Korrespondenz  zugeleitet hatte,  die zwischen der Pforte und
       dem russischen Kabinett anläßlich der schwebenden Auseinanderset-
       zungen geführt worden war, offiziell erklärt, daß das ganze Recht
       auf Seiten  der Pforte  sei und daß er ihr im Falle eines Krieges
       treu zur  Seite stehen  werde. Diese  Nachricht hat  einen großen
       Eindruck auf  den russischen  Botschafter in Teheran gemacht, von
       dem man sagt, daß er seine Pässe verlangen will."
       
       #253# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
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       Der Inhalt des Vorschlags, den Rußland gemacht und der der myste-
       riösen Petersburger  Depesche zufolge vom Zaren angenommen wurde,
       ist Gegenstand  von  Mutmaßungen  in  der  gesamten  europäischen
       Presse. Die Palmerstonsche "Morning Post" [27] behauptet:
       
       "Am 25.  Juli übersandte  Herr von  Meyendorf seinem kaiserlichen
       Gebieter nicht  etwa die formellen Vorschläge (die auf der Wiener
       Konferenz angenommen  worden waren),  sondern einen  Bericht über
       das, was auf der Konferenz vom 24. vor sich gegangen war. Wir ha-
       ben sicher  nicht ganz  Unrecht, wenn  wir zuversichtlich  versi-
       chern, daß die Affäre in einer solchen Weise geregelt worden ist,
       daß die  Unabhängigkeit und  Integrität des  Ottomanischen Reichs
       unversehrt bleiben.  Das Übereinkommen  sieht folgendes  vor: Re-
       schid Pascha wird an den Grafen Nesselrode eine Note richten, der
       er die  Fermane beilegen wird, in welchen den griechisch-orthodo-
       xen Christen,  Untertanen des  Sultans, mehr  Privilegien gewährt
       werden, als selbst Rußland für sie erbeten hat. Er wird dem Zaren
       viele höfliche  Dinge sagen und ihn der ausgezeichneten Gesinnung
       des Sultans  gegenüber seinen  Untertanen versichern,  denen  der
       Sultan gewisse  Rechte gewährt  hat. Diese  Note wird durch einen
       türkischen Botschafter  überreicht werden, und damit wird die Sa-
       che erledigt  sein. Am  10. September  wird der  letzte russische
       Soldat den Pruth überquert haben!"
       
       Andererseits bestätigen private Briefe aus Wien, die auf das Auf-
       tauchen von russischen Kanonenbooten oberhalb des Zusammenflusses
       von Pruth  und Donau anspielen, die in meinem letzten Artikel ge-
       machte Feststellung,  daß die  nach St. Petersburg gesandten Vor-
       schläge überhaupt nicht den Rückzug der russischen Armeen aus den
       Donaufürstentümern enthalten,  daß sie vom österreichischen Kabi-
       nett herrühren,  um dessen Intervention der britische Botschafter
       in Wien 1*), "jener wahre Liebhaber der Harmonie", ersucht hatte,
       nachdem die englischen und französischen Vorschläge vom Zaren ab-
       gelehnt worden waren, und daß sie Rußland die gewünschte Gelegen-
       heit bieten,  die Verhandlungen   i n   i n f i n i t u m  2*) zu
       verschleppen. Nach  der offiziösen Frankfurter "Oberpostamts-Zei-
       tung" [212]  hat Rußland  Österreich nur erlaubt, die Türkei hin-
       sichtlich seiner eigenen Interessen aufzuklären.
       Die kürzlich  veröffentlichten Bevölkerungsstatistiken bestätigen
       den langsamen,  aber stetigen  Rückgang der Bevölkerung von Groß-
       britannien.
       
       Im zweiten Quartal 1853 betrug
       die Anzahl der Todesfälle                     107 861
       und die Anzahl der Geburten                   158 718
       Geburtenzunahme in den registrierten Gebieten  50 857
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       1*) Westmorland - 2*) bis ins Endlose
       
       #254# Karl Marx
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       Der Überschuß  an Geburten  gegenüber den  Todesfällen im  ganzen
       Vereinigten Königreich beträgt
       schätzungsweise                                       79 800
       Anzahl der Auswanderer während dieses Quartals       115 959
       Überschuß an Auswanderern gegenüber Geburtenzunahme   36 159
       
       In der  letzten Statistik  überstieg die Zahl der Auswanderer die
       der Geburten um nur 30 000.
       Der Rückgang  der Bevölkerung, der durch die Auswanderung hervor-
       gerufen ist,  fällt zusammen  mit dem  beispiellosen Wachstum der
       Produktivkräfte und  des Kapitals.  Wenn wir  daran  denken,  daß
       Pfarrer Malthus  der Auswanderung einen solchen Einfluß abspricht
       und daß  er glaubt, mit Hilfe ausgeklügeltster Berechnungen fest-
       gestellt zu  haben, daß  alle Flotten der Welt niemals ausreichen
       würden für eine Auswanderung solchen Ausmaßes, die die Übervölke-
       rung wesentlich  beeinflussen könnte,  dann enthüllt sich unseren
       Augen das  ganze Geheimnis  der modernen politischen Ökonomie. Es
       besteht einfach  in der Umwandlung veränderlicher gesellschaftli-
       cher Verhältnisse, die einer bestimmten historischen Epoche ange-
       hören und  einem gegebenen  Stand der materiellen Produktion ent-
       sprechen, in  ewige, allgemeine,  unveränderliche Gesetze, in Na-
       turgesetze, wie  sie auch von den Ökonomen bezeichnet werden. Die
       völlige Umwandlung  der gesellschaftlichen Verhältnisse, die sich
       aus den  Revolutionen und  Evolutionen im  Prozeß der materiellen
       Produktion ergibt, wird von den Vertretern der politischen Ökono-
       mie als  bloße Utopie angesehen. Sie sehen die ökonomischen Gren-
       zen einer  gegebenen Epoche,  aber sie begreifen nicht, daß diese
       Grenzen selbst  begrenzt sind  und im Verlauf der geschichtlichen
       Entwicklung ebenso  verschwinden müssen, wie sie von ihr geschaf-
       fen wurden.
       Der vom  Handelsministerium veröffentlichte  Bericht über  Handel
       und Schiffahrt  für das  erste Halbjahr  1853, endend  mit dem 5.
       Juli 1853,  zeigt im  allgemeinen einen  starken Anstieg  im Ver-
       gleich zu den Angaben über Export, Import und über die Schiffahrt
       im entsprechenden  Zeitraum des  Jahres 1852. Der Import von Och-
       sen, Bullen, Kühen, Kälbern, Schafen und Lümmern ist beträchtlich
       gestiegen.
       Die Gesamteinfuhr  an Getreide  belief sich  im  ersten  Halbjahr
       1852, endend mit dem 5. Juli 1852
       auf                                            2 604 201 Quarter
       und in dem entsprechenden Zeitraum
       von 1853 auf                                   3 984 374 Quarter
       Die Gesamteinfuhr an Mehl und Grütze
       belief sich im ersten Halbjahr 1852 auf        1 931 363 Quarter
       und in dem entsprechenden Zeitraum
       von 1853 auf...........                        2 577 340 Quarter
       
       #255# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
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       Gesamteinfuhr an Kaffee 1852                  19 397 185 Pfund
           "         "     "   1853                  21 908 954 Pfund
       Gesamteinfuhr an Wein 1852                     2 850 862 Gallonen
       . . "         "    "  1853                     4 581 300 Gallonen
       Gesamteinfuhr an Eiern 1852                   64 418 591 Stück
           "         "    " . 1853                   67 631 380 Stück
       Gesamteinfuhr an Kartoffeln 1852                 189 410 Zentner
           "         "    "        1853                 713 941 Zentner
       Gesamteinfuhr an Flachs 1852                     410 876 Zentner
           "         "    "    1853                     627 173 Zentner
       Gesamteinfuhr an Rohseide 1852                 2 354 690 Pfund
           "         "    "      1853                 2 909 733 Pfund
       Gesamteinfuhr an Baumwolle 1852                4 935 317 Zentner
           "         "    "       1853                5 134 680 Zentner
       Gesamteinfuhr an Wolle (Schaf und Lamm) 1852  26 916 002 Pfund
           "         "    "                    1853  40 189 398 Pfund
       Gesamteinfuhr an Häuten (gegerbt) 1852         1 075 207 Pfund
           "         "    "              1853         3 604 769 Pfund
       
       Ein Rückgang  ist zu verzeichnen bei Kakao, Guano, Rohzucker, Tee
       etc.
       
       An Exporten finden wir:
       Baumwollwaren im ersten Halbjahr 1852     für 11 386 491 Pfd. St.
       Baumwollwaren in der gleichen Periode
                                            1853 für 13 155 679  "   "
       
       Was Baumwollgarn  betrifft -  und dasselbe  gilt für  Leinen- und
       Seidengarn  -,   so  ist   festzustellen,  daß   die  ausgeführte
       M e n g e   zurückgegangen, daß  aber der verzollte  W e r t  be-
       trächtlich angestiegen ist.
       Leinenwaren 1852                               2 006 951 Pfd. St.
           "       1853                               2 251 260  "   "
       Seidenwaren 1852                                 467 838  "   "
           "       1853                                 806 419  "   "
       Wollwaren 1852                                 3 894 506  "   "
           "     1853                                 4 941 357  "   "
       Steingutwaren 1852                               590 663  "   "
           "         1853                               627 218  "   "
       Glaswaren 1852                                   187 470  "   "
           "     1853                                   236 797  "   "
       Kurz- und Modewaren 1852                         884 324  "   "
         "    "      "     1853                       1 806 007  "   "
       Eisenwaren und Messerschmiedewaren 1852        1 246 639  "   "
           "       "           "          1853        1 663 302  "   "
       
       #256# Karl Marx
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       Maschinen 1852                                   476 078 Pfd. St.
           "     1853                                   760 288  "   "
       Eisenbarren, -bolzen und -stangen 1852         1 455 952  "   "
           "           "     "      "    1853         2 730 479  "   "
       Schmiedeeisen 1852                               696 089  "   "
            "        1853                             1 187 059  "   "
       Draht 1852                                        42 979  "   "
         "   1853                                       106 610  "   "
       
       Hinsichtlich der Einfuhr von Fertigwaren ist der stärkste Anstieg
       bei Schuhen,  Stiefeln und Handschuhen zu verzeichnen, der stärk-
       ste Rückgang bei Glaswaren, Uhren, Wollstoffen und indischen Sei-
       denwaren. Hinsichtlich  der Ausfuhr  ist der Anstieg am stärksten
       bei Leinen,  Seide, Wolle  und Metall.  Was die  Einfuhr von Ver-
       brauchsgütern betrifft,  so kann  man feststellen, daß, außer bei
       Getreide und Vieh, der Anstieg in fast allen Artikeln Zeugnis da-
       von ablegt,  daß der  Verbrauch der höheren und mittleren Klassen
       in England  in viel stärkerem Maße zugenommen hat als der der ar-
       beitenden Klassen.  Während sich  z. B. der Weinverbrauch verdop-
       pelt hat, ist der Verbrauch an Kakao, Rohzucker und Tee entschie-
       den zurückgegangen.
       Von 260  Berichten über  die Weizenernten  im ganzen  Vereinigten
       Königreich bezeichnen  nur 25 die Ernte als gut und reichlich, 30
       als durchschnittlich  und über  200 Berichte  bezeichnen sie  als
       schlecht und Unzureichend. Man erwartet, daß die Hafer-, Gersten-
       und Bohnenernte  weniger ungünstig  sein wird, da die vielen Nie-
       derschläge für sie vorteilhaft waren; aber die Kartoffeln sind in
       allen Teilen  des Landes  verdorben. Die  Firma J.C. Sturge & Co.
       äußert in ihrem letzten Zirkular über die Weizenernte:
       
       "Die Weizenernte  wird wahrscheinlich  insgesamt die am wenigsten
       ertragreiche seit  1816 überhaupt  sein, und  wenn die Ernte 1854
       keine sehr  frühe sein  wird, werden wir einen größeren Import an
       Korn und  Brotgetreide aller  Arten benötigen  als sogar im Jahre
       1847 -  wahrscheinlich nicht  weniger als 15 000 000 Quarter. Al-
       lerdings sind  unsere augenblicklichen  Preise hoch genug, um Im-
       porte in diesem Ausmaße zu veranlassen, wenn nicht Frankreich auf
       den Getreidemärkten mit uns konkurriert."
       
       Was nun  eine sehr frühe Ernte 1854 betrifft, so scheint sehr we-
       nig Aussicht darauf zu bestehen, um so mehr, da die Erfahrung ge-
       zeigt hat,  daß im  allgemeinen schlechte Ernten genauso wie gute
       Ernten aufeinanderfolgen, und die Aufeinanderfolge von guten Ern-
       ten seit  1848 dauerte  schon ungewöhnlich  lange an. Daß England
       ein genügendes  Angebot an  Korn  aus  dem  Ausland  haben  wird,
       scheint ziemlich  sicher; aber  daß die Ausfuhr seiner Industrie-
       waren mit  der Einfuhr  von Getreide Schritt halten wird, wie die
       Freihändler
       
       #257# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
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       hoffen, damit  ist nicht zu rechnen. Das wahrscheinliche Überwie-
       gen der Einfuhr über die Ausfuhr wird außerdem von einem Absinken
       des Verbrauchs von Industriewaren im Inland begleitet sein. Schon
       Jetzt nimmt  die Metallreserve  in der Bank von England Woche für
       Woche ab und ist auf 17 739 107 Pfd. St. gesunken.
       Das Oberhaus  hat in  seiner Sitzung  vom vergangenen Freitag die
       Combination of Workmen Bill abgelehnt, die vom Unterhaus angenom-
       men worden  war. Diese Bill war nur eine neue Auslegung dès alten
       Combination Act  von 1825  [127] und  sollte dazu  dienen,  durch
       Beseitigung seiner  schwerfälligen  und  doppeldeutigen  Termino-
       logie, die Arbeiter auf eine mehr gleichberechtigte Grundlage mit
       ihren Unternehmern zu stellen, soweit es die Gesetzlichkeit ihres
       Zusammenschlusses betrifft.  Die  gefühlvollen  Lords,  die  sich
       darin  gefallen,  die  Arbeiter  als  ihre  ergebenen  Diener  zu
       betrachten, sind  immer dann aufgebracht, wenn jener Mob für sich
       Rechte verlangt  anstatt  Mitgefühl.  Die  sogenannten  radikalen
       Blätter haben  natürlich eifrigst diese Gelegenheit ergriffen, um
       die Lords als "Erbfeinde" der Proletarier zu brandmarken. Ich bin
       weit davon  entfernt, das  in Abrede zu stellen. Aber schauen wir
       uns diese  Radikalen einmal  an, diese  "natürlichen Freunde" der
       Arbeiter.  Ich  erwähnte  in  einem  früheren  Artikel,  daß  die
       Spinnmeister und  Fabrikanten  von  Manchester  eine  Vereinigung
       zustande brachten,  um den  Forderungen ihrer Arbeiter Widerstand
       zu  bieten   1*).  Diese   Vereinigung  nennt  sich  selbst  eine
       "Assoziation zum  Zwecke der  Unterstützung der Industrie bei der
       Regulierung der  Bewegung unter  den Arbeitern  im  Distrikt  von
       Manchester". Sie  gibt vor,  für die  folgenden  Zwecke  gebildet
       worden zu sein:
       
       "1. Für die  Festsetzung von Löhnen für verschiedene Tätigkeiten,
       die mit  Spinnen und  Weben verbunden sind, ähnlich denen, die in
       anderen Bezirken der Baumwollindustrie gezahlt werden.
       2. Um ihren  Mitgliedern bei der Zahlung dieser Löhne gegenseiti-
       gen Schutz zu gewähren, wenn ihnen seitens der von ihnen beschäf-
       tigten Arbeiter Widerstand geboten wird.
       3. Um den Arbeitern selbst den Vorteil einheitlicher angemessener
       Löhne zu sichern, die ihnen entsprechend den Löhnen in der ganzen
       Stadt Und ihrer Umgebung zu zahlen sind."
       
       Um diese  Ziele zu  erreichen, haben  sie beschlossen,  durch die
       Bildung von  örtlichen Assoziationen  der Spinnmeister und Fabri-
       kanten eine vollständige Organisation mit einem zentralen Komitee
       aufzubauen.
       -----
       1*) Siehe vorl. Band, S. 229/230
       
       #258# Karl Marx
       -----
       "Sie werden  sich allen  Forderungen,  die  von    A s s o z i a-
       t i o n e n   der Fabrikarbeiter gestellt werden, widersetzen, da
       jegliches ihnen  gemachte Zugeständnis den Interessen der Arbeit-
       geber, der Arbeiter und der Industrie überhaupt schaden würde."
       
       Sie werden  nicht, zulassen, daß die von ihnen selbst und für sie
       selbst errichtete  Organisation durch eine ähnliche Organisation,
       die ihre Arbeiter geschaffen haben, unwirksam wird. Sie beabsich-
       tigen, das  Monopol des  Kapitals durch das Monopol auf Zusammen-
       schluß zu verstärken. Sie wollen als eine Assoziation ihre Bedin-
       gungen diktieren,  die Arbeiter aber sollen ihnen nur als Einzel-
       person entgegentreten  können. Sie  wollen in einer geschlossenen
       Schlachtordnung angreifen,  andererseits soll  man ihnen  nur  im
       Einzelgefecht gegenübertreten.  Das ist   "f a i r e r   W e t t-
       s t r e i t",   wie er  von den  Manchester Radikalen  und den so
       musterhaften Freihändlern verstanden wird.
       In seiner  Sitzung vom  9. August  hatte das  Oberhaus  über  das
       Schicksal der  drei Irlandgesetze  zu entscheiden, die das Unter-
       haus nach  zehn-monatiger Beratung  angenommen hatte, nämlich die
       Landlord and  Tenant Bill  1*), welche die Gesetze über die Hypo-
       theken beseitigt,  die gegenwärtig  eine unüberwindliche Schranke
       für den  wirksamen Verkauf  der kleineren Grundstücke bilden, die
       nicht unter  den Encumbered  Estates Act  2*) fallen; die Leasing
       Powers Bill 3*), die mehr als 60 Parlamentsbeschlüsse ergänzt und
       zusammenfaßt, welche  verbieten, Pachtverhältnisse  für die Dauer
       von 21  Jahren einzugehen, die die Entschädigung von Pächtern für
       von ihnen  vorgenommene Verbesserungen in allen Fällen regelt, in
       denen entsprechende  Verträge bestehen,  und die  das System  der
       Weiterverpachtung verbietet;  und schließlich die Tenant's Impro-
       vement Compensation Bill 4*), die die Auszahlung einer Entschädi-
       gung für  Verbesserungen in solchen Fällen vorsieht, wenn sie der
       Pächter ohne  einen entsprechenden  Vertrag mit dem Grundbesitzer
       vorgenommen hat, und die eine Klausel für die rückwirkende Anwen-
       dung dieses  Gesetzes  enthält.  Das  Oberhaus  konnte  natürlich
       nichts gegen  eine Einmischung des Parlaments in die Verhältnisse
       von Grundbesitz und Pächter einwenden, da es selbst seit der Zeit
       Eduards IV.  bis auf  den heutigen Tag die Gesetzessammlungen mit
       gesetzgebenden Akten,  die die Beziehungen zwischen Grundbesitzer
       und Pächter  regeln, belastet  hat und  da überhaupt  seine ganze
       Existenz sich  auf Gesetze  gründet, die sich mit dem Grundbesitz
       befassen, wie  z.B. das   G e s e t z   ü b e r   d e n    E r b-
       b e s i t z.  Diesmal ließen sich die
       -----
       1*) Bill zur  Regelung der  Verhältnisse zwischen Grundherren und
       Pächtern -  2*) Gesetz über belastete Grundstücke - 3*) Bill über
       die Verpachtungsbefugnisse - 4*) Pächterentschädigungsbill
       
       #259# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
       -----
       edlen Lords,  die als Richter in eigener Sache berieten, zu einer
       Leidenschaftlichkeit hinreißen,  die für dieses Invalidenhospital
       ganz erstaunlich ist.
       
       "Solch ein  Gesetz", rief  der Earl von Clanricarde aus, "wie die
       Pächterentschädigungsbill, solch eine völlige Verletzung und Miß-
       achtung aller  Verträge sei  niemals zuvor  - so  glaube er - dem
       Parlament unterbreitet  worden, noch  habe er je von einer Regie-
       rung gehört,  die sich  erlaubt habe,  solch eine Maßnahme vorzu-
       schlagen wie  die in der Rückwirkungsklausel des Gesetzes enthal-
       tene."
       
       Die Lords  gingen so weit, der Krone mit dem Bruch ihres feudalen
       Treueids [213]  zu drohen  und ihr  eine Gutsbesitzerrebellion in
       Irland in Aussicht zu stellen.
       
       "Die Frage",  bemerkte der  gleiche Edelmann,  "berühre fast  die
       g a n z e   F r a g e  d e r  L o y a l i t ä t  und des Vertrau-
       ens der  Grundeigentümer in  Irland zur  Regierung Englands. Wenn
       sie den  Grundbesitz in  Irland in  einer solchen Weise behandelt
       sähen, möchte  er gern  wissen, was   i h r e   T r e u e   z u r
       K r o n e   u n d   i h r e   E r g e b e n h e i t  i n  i h r e
       O b e r h o h e i t  s i c h e r n  s o l l e."
       
       Sachte, Mylord,  sachte! Was  kann denn  ihre Ergebenheit  in die
       Oberhoheit, der  Krone sichern? Ein Friedensrichter und zwei Gen-
       darmen. Eine  Rebellion der  Gutsbesitzer in  Großbritannien! Ist
       jemals ein  ungeheuerlicherer Anachronismus geäußert worden? Aber
       die armen Lords leben seit langem nur von Anachronismen. Sie müs-
       sen sich  natürlich gegenseitig  ermutigen, um sich dem Unterhaus
       und der öffentlichen Meinung zu widersetzen.
       
       "Mögen ihre  Lordschaften", sagte  der alte  Lord  St.  Leonards,
       "nicht unvollkommene  Maßnahmen wie  diese beschließen, um das zu
       vermeiden, was  ein   Z u s a m m e n  s t o ß   mit dem  anderen
       Haus genannt  wurde, oder  um sich  beliebt zu  machen, oder  auf
       Grund eines Druckes von außen."
       "Ich gehöre  keiner Partei an", rief der Earl of Roden aus, "aber
       ich bin am Wohlergehen Irlands außerordentlich interessiert."
       
       Mit andern  Worten, seine  Lordschaft nimmt  an,  daß  Irland  am
       Wohlergehen des  Earl of  Roden höchst interessiert ist. "Das ist
       kein Anliegen  einer Partei,  sondern ein  Anliegen aller Lords",
       lautete der einstimmige Ruf des Hauses. Und das stimmt. Aber zwi-
       schen beiden  Parteien, den Whig-Lords und Tory-Lords, den Koali-
       tions-Lords und  den Oppositions-Lords,  hat von  Anfang  an  ein
       stillschweigendes Einvernehmen  bestanden, besagte Gesetzesvorla-
       gen durchfallen  zu lassen,  und die ganze stürmische Debatte war
       lediglich eine  Farce, die  für die  Zeitungsreporter  aufgeführt
       wurde.
       Das wird  offensichtlich, wenn  wir uns  daran erinnern,  daß die
       Gesetzesvorlagen, die  Gegenstand  so  heftiger  Debatten  waren,
       nicht vom  Koalitionskabinett stammen, sondern vom Kronanwalt für
       Irland im Kabinett Derby,
       
       #260# Karl Marx
       -----
       Herrn Napier, und daß die Tories bei den letzten Wahlen in Irland
       sich auf die Gesetzesvorlagen beriefen, die von ihnen eingebracht
       worden waren. Die einzige wesentliche Änderung, die vom Unterhaus
       an den  von der Tory-Regierung eingeführten Maßnahmen vorgenommen
       wurde, bestand  darin, daß  die Ernte auf dem Halm von einer Ver-
       pfändung ausgenommen  wurde. "Die  Gesetze sind  nicht die  glei-
       chen", rief  der Earl of Malmesbury aus und fragte den Herzog von
       Newcastle, ob  er ihm nicht glaube. "Natürlich nicht", antwortete
       der Herzog.  "Aber wessen Worten würden Sie dann glauben?" "Denen
       des Herrn  Napier", erwiderte  der Herzog.  "Nun gut",  sagte der
       Earl, "hier  ist ein  Brief von Herrn Napier, der besagt, daß die
       Gesetze nicht  die gleichen  sind." "Aber  hier ist  ein  anderer
       Brief von  Herrn Napier",  entgegnete der  Herzog, "in dem steht,
       daß es doch die gleichen sind."
       Wenn die Tories an der Macht geblieben wären, hätten die Koaliti-
       ons-Lords gegen die Irlandgesetze gestimmt. Da aber die Koalition
       an der  Macht war, fiel den Tories die Aufgabe zu, gegen ihre ei-
       genen Maßnahmen  aufzutreten. Die Koalition, die diese Gesetzent-
       würfe von den Tories übernommen und die irische Partei in ihr ei-
       genes Kabinett eingeführt hatte, konnte natürlich nicht im Unter-
       haus gegen die Gesetze stimmen, aber sie war überzeugt davon, daß
       sie im  Oberhaus zu  Fall kommen würden. Der Herzog von Newcastle
       leistete schwachen  Widerstand, aber  Lord Aberdeen erklärte sich
       damit einverstanden,  daß die  Gesetze formal  in zweiter  Lesung
       durchgingen, d. h. faktisch für diese Session unbeachtet blieben.
       So geschah es auch. Lord Derby, Chef des vorherigen Ministeriums,
       und Lord  Lansdowne, dem  Namen nach  Präsident des gegenwärtigen
       Ministeriums, gleichzeitig auch einer der größten Grundeigentümer
       in Irland,  richteten es  klugerweise so ein, daß sie infolge Un-
       päßlichkeit nicht anwesend sein konnten.
       Am selben  Tage brachte  das Unterhaus  das  G e s e t z  ü b e r
       d i e   M i e t d r o s c h k e n s t e u e r   durch die  dritte
       Lesung, wobei  es die offiziellen Preisbestimmungen vom 14. Jahr-
       hundert erneuerte  und die von Herrn F. Scully eingebrachte Klau-
       sel annahm, die Streiks von Droschkenbesitzern gesetzlichen Stra-
       fen unterwirft.  Wir wollen jetzt nicht die Frage der staatlichen
       Einmischung in  private Belange entscheiden. Wir wollen nur fest-
       stellen, daß  dies in  einem Freihandelsparlament  vor sich ging.
       Allerdings heißt  es, daß  es im Mietdroschkengewerbe ein Monopol
       gibt und  keine freie Konkurrenz. Das ist eine merkwürdige Logik.
       Zuerst unterwirft  man ein  bestimmtes Gewerbe  einer Steuer, die
       Lizenz genannt wird, und besonderen Polizeiverordnungen, und dann
       stellt man fest, daß infolge gerade dieser ihm auferlegten Lasten
       das Gewerbe  seinen  Freihandelscharakter  verliert  und  in  ein
       Staatsmonopol umgewandelt wird.
       
       #261# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
       -----
       Das  D e p o r t a t i o n s g e s e t z  ist ebenfalls durch die
       Ausschußsitzung gegangen. Abgesehen von einer geringen Anzahl von
       Sträflingen, die  weiterhin nach Westaustralien deportiert werden
       sollen, wird  durch  dieses  Gesetz  die  Strafdeportation  abge-
       schafft. Nach  einer gewissen Zeit anfänglicher Inhaftierung sol-
       len die Straffälligen in Großbritannien vorzeitig bedingungsweise
       entlassen werden, was allerdings widerrufen werden kann, und sol-
       len dann  bei öffentlichen Arbeiten beschäftigt werden zu Löhnen,
       die von  der Regierung festzusetzen sind. Der menschenfreundliche
       Zweck der  letzteren Klausel  ist die Schaffung eines künstlichen
       Überschusses auf  dem Arbeitsmarkt,  indem man  Zwangsarbeit  und
       freie Arbeit  miteinander konkurrieren läßt; die gleichen Philan-
       thropen verbieten  den Paupern  aus den  Arbeitshäusern  jegliche
       produktive Arbeit  aus Furcht,  dadurch dem privaten Kapital eine
       Konkurrenz zu schaffen.
       Die Londoner "Press" [129] eine Wochenschrift, von Herrn Disraeli
       gelenkt, und  sicherlich das  bestinformierte Blatt  soweit es um
       ministerielle Geheimnisse geht, stellte am vergangenen Sonnabend,
       und folglich  vor dem  Eintreffen der Petersburger Depesche, fol-
       gende kuriose Behauptung auf:
       
       "Wir wissen, daß die Minister in ihren privaten und vertraulichen
       Kreisen erklären,  es bestehe nicht nur jetzt keine Kriegsgefahr,
       sondern diese  Gefahr sei,  wenn sie  überhaupt jemals  existiert
       habe, schon  seit langem  beseitigt. Es  scheint, daß die formell
       nach St. Petersburg gesandten Vorschläge vorher vom Kaiser gebil-
       ligt worden  waren; und  während die  britische Regierung der Öf-
       fentlichkeit gegenüber  einen Ton  anschlägt, der  auf den Handel
       des Landes  einen verderblichen  Einfluß ausübt,  tut sie im ver-
       trauten Kreise die Panik als eine Finte ab, gießt sie ihren Spott
       über jeden  aus, der  auch nur  den Gedanken hegt, daß jemals ir-
       gendeine Macht  den Krieg  ernstlich in Erwägung gezogen hat, und
       spricht von  dem in Frage stehenden Mißverständnis 'als einer An-
       gelegenheit, die  in diesen drei Wochen geregelt worden sei'. Was
       bedeutet das alles, wo steckt das Geheimnis dieses ganzen Verhal-
       tens? ...  Die Vorschläge,  die jetzt  in St. Petersburg sind und
       die vom Kaiser gebilligt worden waren, bevor sie nach St. Peters-
       burg geschickt  wurden, enthalten  ein völliges  Zugeständnis der
       Türkei an  Rußland bezüglich  all jener Forderungen, deren bishe-
       rige Ablehnung  den gegenwärtigen  Krieg zwischen  diesen  beiden
       Ländern verursacht hatte. Die Pforte hatte sich jenen Forderungen
       widersetzt auf  den Rat  und das  spezielle Betreiben von England
       und Frankreich  hin. Auf den Rat und das spezielle Betreiben Eng-
       lands und  Frankreichs soll die Pforte jetzt, entsprechend diesem
       Plan, jenen  Forderungen nachkommen.  Der Form nach bestehen zwar
       einige Änderungen,  aber im wesentlichen bleibt alles beim alten.
       Der Kaiser  von Rußland,  der faktisch  sein Protektorat über die
       große Masse  der Bevölkerung  der europäischen  Türkei errichtet,
       soll erklären,  daß er  mit dieser  Handlungsweise die souveränen
       Rechte des  Sultans nicht anzufechten beabsichtige. Welch großmü-
       tiges Zugeständnis!"
       
       #262# Karl Marx
       -----
       Die Königswürde  wird in  Großbritannien für eine lediglich nomi-
       nelle Macht  gehalten, eine Annahme, die den Frieden erklärt, den
       alle Parteien  mit ihr  halten. Fragte man einen Radikalen, warum
       seine Partei  davon Abstand  nehme, die  Vorrechte der  Krone an-
       zugreifen, so  würde er antworten: sie ist ein bloßes Staatsdeko-
       rum, um  das wir  uns nicht kümmern. Er würde einem erzählen, daß
       Königin Victoria  es nur einmal gewagt habe, einen eigenen Willen
       zu haben, bei der berühmten Kammerzofen-Katastrophe, als sie dar-
       auf bestand,  ihre weibliche Whig-Entourage zu behalten, aber ge-
       zwungen wurde,  Sir Robert Peel nachzugeben und sie zu entlassen.
       Verschiedene Umstände  jedoch, die  mit der  orientalischen Frage
       zusammenhängen - die unbegreifliche Politik des Ministeriums, die
       Enthüllungen der ausländischen Presse und die ununterbrochene An-
       kunft von  russischen Großfürsten  und Fürstinnen  zu einem Zeit-
       punkt, da  man England  am Vorabend  eines Krieges mit dem russi-
       schen Autokraten  wähnte -, haben das Gerücht bestätigt, daß wäh-
       rend der  ganzen Krise  im Osten eine Hofverschwörung mit Rußland
       bestanden habe, die den guten alten Aberdeen im Amt unterstützte,
       das prahlerische  Bündnis mit Frankreich unwirksam machte und die
       die Maßnahmen  vereitelte, die man offiziell gegen die russischen
       Eingriffe eingeleitet  hatte. Es wird auf die portugiesische Kon-
       terrevolution hingewiesen,  die ausschließlich  im Interesse  der
       Coburger durch  eine englische Flotte unterstützt wurde [214]. Es
       wird wiederholt, daß auch Lord Palmerston als Folge von Hofintri-
       gen aus  dem Ministerium des Auswärtigen entlassen wurde. Es wird
       auf die  berüchtigte Freundschaft  zwischen der  Königin Victoria
       und der  Herzogin von  Orléans angespielt. Man erinnert sich, daß
       der Prinzgemahl  ein Coburger  1*) ist, daß der Onkel der Königin
       ein weiterer  Coburger 2*) ist, der als König von Belgien und als
       Schwiegersohn von  Louis-Philippe an  dem Sturz Bonapartes höchst
       interessiert ist und der durch die Heirat seines Sohnes mit einer
       österreichischen Erzherzogin  offiziell in den Kreis der Heiligen
       Allianz aufgenommen  wurde. Schließlich wird der Empfang, den man
       den russischen  Gästen in England bereitete, der Inhaftierung und
       den Schikanen  gegenübergestellt, die  englischen Reisenden kürz-
       lich in Rußland widerfuhren.
       Vor einigen  Wochen brandmarkte  das Pariser  "Siècle" [114]  den
       englischen Hof.  Eine deutsche Zeitung widmete sich der Verschwö-
       rung Coburg-Orléans, die wegen der Dynastie- Interessen von König
       Leopold und Prinz Albert dem englischen Kabinett eine Richtung in
       der Politik aufgezwungen hat, die den westlichen Nationen gefähr-
       lich ist, und die die geheimen Absichten Rußlands
       -----
       1*) Prinz Albert - 2*) Leopold I.
       
       #263# Die Kriegsfrage - Britische Statistiken...
       -----
       begünstigt. Die  Brüsseler "Nation"  [216] enthielt  einen langen
       Bericht über  eine Kabinettsberatung in London, auf der die Köni-
       gin offiziell  erklärt hatte, daß Bonaparte durch seine Ansprüche
       auf die  Heiligen Stätten  der einzige Anlaß zu den gegenwärtigen
       Komplikationen gewesen  sei, daß  der Kaiser  von Rußland weniger
       die Türkei  demütigen wolle als vielmehr seinen französischen Ri-
       valen und daß sie niemals einem Kriege mit Rußland für die Inter-
       essen eines Bonaparte ihre königliche Zustimmung geben werde.
       Auf diese  Gerüchte ist  vorsichtig im  "Morning Advertiser" [30]
       angespielt worden,  und sie  haben in der Öffentlichkeit ein lau-
       tes, in den Wochenschriften ein vorsichtiges Echo gefunden.
       
       "Ohne zu  ausführliche  Mutmaßungen  anzustellen",  heißt  es  im
       "Leader" [216],  "wollen wir  einfach die  Tatsachen  betrachten.
       Großfürstin Olga  ist mit  ihrem Gatten  und ihrer Schwester, der
       Herzogin von  Leuchtenberg, der diplomatischsten Tochter des Kai-
       sers, nach  England gekommen. Sie wurde von Baron Brunnow empfan-
       gen,   b e i   H o f   sofort willkommen geheißen und ist von den
       Repräsentanten der vornehmsten englischen Gesellschaft, unter ih-
       nen Lord Aberdeen, umgeben."
       
       Selbst der  "Examiner" [217], die beste der erstklassigen Wochen-
       zeitungen Londons,  gibt die Ankunft dieser Gäste unter der lako-
       nischen Überschrift  "Noch mehr  Russen" bekannt. In einem seiner
       Leitartikel finden wir die Bemerkung:
       
       "Es gibt  heute nicht den geringsten Grund, warum die Friedensge-
       sellschaft nicht  wieder in der Öffentlichkeit erscheinen sollte,
       und  zwar   in  der   bewährtesten  Form,     u n t e r     d e r
       S c h i r m h e r r s c h a f t     s e i n e r    K ö n i g l i-
       c h e n  H o h e i t,  d e s  P r i n z e n  A l b e r t."
       
       Eine unmittelbarere Anspielung ist in einer Zeitschrift vom Range
       des "Examiner" nicht möglich. Sie beschließt den Artikel, aus dem
       ich zitiere, mit einer Gegenüberstellung der englischen Monarchie
       mit der transatlantischen Republik:
       
       "Wenn die  Amerikaner danach streben sollten, den Platz einzuneh-
       men, den  wir einst  in Europa einnahmen, so ist das nicht unsere
       Sache. Mögen sie augenblicklich die Ehre und schließlich den Vor-
       teil einheimsen,  das Völkerrecht  durchgesetzt zu haben, und als
       Beschützer der  Schwachen gegenüber  den Starken  geehrt  werden.
       England ist zufrieden, vorausgesetzt, daß die Konsols pari stehen
       und daß  seine eigenen Küsten gegen jeden plötzlichen Angriff ei-
       ner ausländischen Armee gesichert sind."
       
       Bei einer Abstimmung um die Bewilligung von 5820 Pfd. St. für das
       laufende Jahr,  das mit  dem 31. März 1854 endet, zur Deckung der
       Ausgaben für  Anlagen, Instandsetzungen,  Einrichtung etc. in der
       Residenz des  britischen Botschafters  in Paris, fragte Herr Wise
       an, was aus den 1100 Pfd. St. geworden sei, die in den letzten 30
       Jahren jährlich bewilligt worden waren,
       
       #264# Karl Marx
       -----
       um die  Residenz des  britischen Botschafters in Paris instand zu
       halten. Sir  William Molesworth war gezwungen, zuzugeben, daß die
       staatlichen Mittel  mißbraucht worden  seien und daß nach Meinung
       des von der Regierung nach Paris gesandten Architekten Albano die
       Residenz des  britischen Botschafters  in einem völlig verwahrlo-
       sten Zustand  sei. Die  Veranda um  das Haus sei eingefallen; die
       Mauern seien  im Verfall  begriffen; das  Haus sei  seit mehreren
       Jahren nicht  gestrichen worden;  die Treppen seien unsicher; die
       Senkgruben strömten  einen äußerst  widerwärtigen Geruch aus; die
       Zimmer seien  voller Ungeziefer,  das über  die Tische liefe, und
       die Möbel  und Vorhänge  seien voller Maden, während die Teppiche
       von Hunden und Katzen verunreinigt seien.
       Lord Palmerstons   B i l l   z u r   B e s e i t i g u n g  d e r
       R a u c h p l a g e   ist durch eine zweite Lesung gegangen. Wenn
       diese Maßnahme  erst einmal durchgeführt ist, wird die Hauptstadt
       ein neues Aussehen gewinnen, und in London wird es, abgesehen vom
       Oberhaus und Unterhaus, keine schmutzigen Häuser mehr geben.
       Karl Marx
       
       Aus dem Englischen.

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