Quelle: MEW 10 Januar 1854 - Januar 1855


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       #498#
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       Karl Marx
       
       [Die Operationen der vereinigten Flotten - Die Lage in den
       Donaufürstentümern - Spanien - Englands Außenhandel]
       
       ["New-York Daily Tribune" Nr. 4198 vom 2. Oktober 1854]
       London, Freitag, 15.September 1854.
       Im gestrigen  "Moniteur" lesen  wir folgende telegraphische Depe-
       sche:
       
       "Therapia, den  7. September  - Die  Franzosen und  Türken  haben
       Varna am 5. verlassen. Die englische Flotte sollte sich ihnen auf
       der Schlangeninsel anschließen. Das Wetter ist ausgezeichnet."
       
       Die Verzögerung  der Abreise dieses ersten Teils der Expeditions-
       armee wurde  durch die  heftigen Stürme  verursacht,  welche  den
       Bosporus bis  zum 27. August heimsuchten. Nachdem der Wind am 27.
       auf Nordosten  umsprang, wurde  es der  Transportflotte  möglich,
       Konstantinopel in  Richtung  Schwarzes  Meer  zu  verlassen.  Die
       Schlangeninsel (Ilade Adessi) ist ein kleines, felsiges Inselchen
       fast gegenüber  der Donaumündung  in einiger  Entfernung von  der
       bessarabischen Küste. Sie mißt nicht mehr als drei englische Mei-
       len im  Umfang. Da  die Abreise  nicht vor dem 5. stattfand, kann
       die Ausschiffung  der Truppen  nicht vor dem 9. September erfolgt
       sein.
       In einem  vom "Moniteur" veröffentlichten Artikel, worin die Aus-
       sichten der  Expedition erörtert  werden, erscheint eine merkwür-
       dige Stelle.
       
       "Wenn", sagt der "Moniteur", "wenn die Zahl der auf der Krim sta-
       tionierten russischen  Truppen sich  als beträchtlicher  erweisen
       sollte, als  uns  frühere  Berichte  glauben  machten,  wenn  die
       Streitmacht Sewastopols  z ä h e r e n  W i d e r s t a n d  lei-
       sten sollte, wenn die Jahreszeit uns Hindernisse in den Weg legen
       sollte, wenn  es schließlich gelingen sollte, die Krim durch eine
       bedeutende russische  Armee zu verstärken, werden wir das diesmal
       mit einer  einfachen Wiedereinschiffung bezahlen, und der Angriff
       auf Sewastopol würde im Frühling wieder aufgenommen werden."
       
       Mit einem  Wort: Wenn jene "mächtige Armada mit ihrer tausendfach
       wirksamen Zerstörung"  auf irgendwelche ernsthaften Schwierigkei-
       ten stoßen
       
       #499# Die Operationen der vereinigten Flotten
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       sollte, wird  sie schnell  zum Bosporus  zurückkehren. Auf  jeden
       Fall wird  es nicht ihre Schuld sein, wenn solche Schwierigkeiten
       nicht auftauchen  sollten, da  der Zar  schon seit  Monaten  über
       diese Expedition  gebührend informiert war und da man sie bis auf
       die allerletzten  Tage der  günstigen  Jahreszeit  hinausgezögert
       hatte. Welches Vertrauen die französischen Matrosen in ihren Kom-
       mandanten setzen, mag man nach dem folgenden Auszug eines Briefes
       aus Konstantinopel  beurteilen, den die "Augsburger Zeitung" ver-
       öffentlichte:
       
       "In der  Flotte wird Saint-Arnaud allgemein Florival genannt, un-
       ter welchem  Namen er  sein Debüt  an der  Ambigu Comique  1*) in
       Paris gab."
       
       Den letzten  Berichten aus  Hamburg und  Kopenhagen zufolge haben
       Teile der  französischen Kriegsflotte  und  Transportschiffe  mit
       Soldaten auf  ihrer Rückkehr  nach Frankreich  den Belt passiert.
       Ein bonapartistisches  Blatt, der  "Constitutionnel" [241],  gibt
       über die Bomarsund-Affäre Aufschluß:
       
       "Seine  Majestät,   Kaiser  Napoleon   III.,      w ü n s c h t e
       n i c h t,   daß die  Ergebenheit der  Flotte ihrer    B e l o h-
       n u n g,   die sie sich nach einer so langen und mühevollen Fahrt
       in der Ostsee verdient hat, beraubt werden soll."
       
       Das Bombardement Bomarsunds geschah demnach nur zum Vergnügen der
       Flotte und  war ein  Zugeständnis an  die Ungeduld und Langeweile
       der Offiziere.  Diese beiden  lakonischen Anspielungen des "Moni-
       teur" und des "Constitutionnel" charakterisieren den Krieg besser
       als alle großsprecherischen Leitartikel der ministeriellen Presse
       Englands.
       Der Zar hat die Verhaftung aller Ingenieure befohlen, die mit dem
       Bau der  Forts von Bomarsund beauftragt waren. Sie sollen vor Ge-
       richt gestellt werden. Eine der gegen sie erhobenen Beschuldigun-
       gen ist  die, daß die Befestigung ganz und gar aus reinen Granit-
       blöcken hergestellt  werden sollte,  während sich nach ihrem Fall
       herausgestellt hat,  daß das  Innere der  Mauern einfach mit Sand
       und groben Steinen ausgefüllt war. Die Kommandanten aller Festun-
       gen entlang dem Finnischen Meerbusen haben aus St. Petersburg den
       Befehl erhalten,  ihre Forts  bis ins einzelne zu untersuchen und
       darüber unverzüglich Bericht zu erstatten. Es wurde jetzt festge-
       stellt, daß  Fort Gustavsvärn  bei Hangöudd in dem Augenblick von
       den Russen  selbst gesprengt  wurde, als  Baraguay d'Hilliers und
       General Jones auf ihrer Rekognoszierungsexpedition davor erschie-
       nen. Die  Russen fürchteten  einen Angriff auf Abo und zerstörten
       das Fort,  um die  Truppen von  Fort Gustavsvärn zur Verteidigung
       jener Stadt verfügbar zu machen.
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       1*) Theater in Paris
       
       #500# Karl Marx
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       Da ich  noch bei der Ostsee bin, kann ich hier auch der folgenden
       Nachricht aus dem "Aftonbladet" einen Platz einräumen:
       
       "Ein Korrespondent  aus Kopenhagen  berichtet mit  Gewißheit, daß
       die dänische  Regierung am 16.August Herrn T.P. Schaffner ermäch-
       tigt hat,  eine elektrische  Telegraphenlinie  einzurichten,  die
       sich von Nordamerika über Grönland, Island, die Färöer und Norwe-
       gen nach Kopenhagen erstreckt. Am 26. wurde eine Linie von Stock-
       holm nach  Malmö eröffnet.  Die Länge dieser Linie beträgt 68 670
       Yards."
       
       Einige Londoner  Blätter bringen  heute  telegraphische  Berichte
       über einen von Schamyl irgendwo in der Nähe von Tiflis errungenen
       Sieg. Die französischen und deutschen Blätter erwähnen diese Tat-
       sache nicht.  Am 4.  September überschritten die Türken die Donau
       in der  Nähe von  Matschin und  besetzten die zwischen dieser Fe-
       stung und  Braila gelegene  Insel. Ein großer Teil der türkischen
       Donauflottille hat ebenfalls bei Matschin Anker geworfen, Die Be-
       setzung Bradas durch die Türken sollte am 5. dieses Monats erfol-
       gen, Man  beachte die Bekanntmachung General Krusensterns, die am
       30. August  an die Mauern Odessas angeschlagen wurde und die Ein-
       wohner bei  schwerer Bestrafung  davor warnt,  beim Inbrandsetzen
       der Stadt  Widerstand zu  leisten, wenn die Truppen dies zur Ver-
       teidigung des Landes für nötig erachten sollten. Die Russen haben
       auch in  allen Bezirken  Bessarabiens den Befehl ausgegeben, beim
       Nahen des  Feindes Städte  und Dörfer niederzubrennen. Der Befehl
       ist um  so lächerlicher, als die Russen sehr wohl wissen, daß die
       Rumänen Bessarabiens  ihren Rückzug auch nicht mehr bedauern wür-
       den als die Rumänen der Walachei und der Moldau.
       Ich habe  die Umstände  beschrieben, unter  denen die walachische
       und moldauische Miliz in den russischen Militärdienst aufgenommen
       wurde. Aus den heutigen englischen Blättern kann man Einzelheiten
       der Auseinandersetzung erfahren, die am 28. August zwischen Herrn
       von Budberg  und den  Offizieren der  rumänischen Miliz stattfand
       und damit endete, daß Hauptmann Phillippesco dem russischen Gene-
       ral ins Gesicht sagte, die Walachen würden nur den Sultan als ih-
       ren Suzerän anerkennen. Natürlich wurde er gemeinsam mit zwei Of-
       fizierskameraden, die sich ähnliche Äußerungen erlaubt hatten, in
       Arrest genommen.  Die folgende  Darstellung der  Ereignisse,  die
       sich am  29. [August]  abspielten, dem  Tag, an dem der russische
       Feldzug in  den Fürstentümern zu einem solch glorreichen Abschluß
       gebracht wurde, stammt aus der heutigen Pariser "Presse":
       
       "Die Verhaftung  Kapitän Phillippescos  und zweier  anderer Offi-
       ziere, die es gewagt hatten, den Vorschriften General Budbergs zu
       trotzen, hat  in den  Reihen der  moldauischen Miliz große Entrü-
       stung hervorgerufen und ihren Unwillen, der russischen
       
       #501# Die Lage in den Donaufürstentümern
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       Armee zu  dienen, vermehrt.  Am 29., kurz vor der Stunde, die für
       die Parade festgesetzt war, begab sich der Hetman Mawrocordato zu
       der Kavalleriekaserne, die dem Verwaltungspalast gegenüber liegt.
       Zu seiner großen Bestürzung fand er sie völlig verlassen vor. Die
       Soldaten, anstatt  ihre Pferde  für die Parade zu satteln, hatten
       es vorgezogen,  unter Zurücklassung  ihrer Waffen und des Gepäcks
       aus den Ställen zu fliehen. Der unglückliche Hetman eilte zur Ar-
       tilleriekaserne und erfuhr dort eine neue Überraschung: Die Kano-
       nen standen  im Hof  an ihrem  Platz, doch  die Leute  waren ver-
       schwunden. Mawrocordato  sah sich  in seiner Verzweiflung bereits
       auf dem  Weg nach  Sibirien. Doch es gelang ihm, ungefähr 30 Mann
       zu sammeln.  Vor Wut  und Angst  zitternd, befahl  er ihnen,  die
       Pferde vor  die Kanonen  zu spannen  und zum  Paradeplatz zu mar-
       schieren. 'Und  wenn man  uns mit Gewalt fortbringt', riefen sie,
       'wir nehmen  von den  Russen keine  Befehle entgegen.' Mit diesen
       Worten schlössen  sie die  Tore der  Kaserne.  In  diesem  Moment
       dröhnten Trommeln  über den  Platz. Es  war  die  ganze  Division
       Osten-Sackens, bestehend  aus zwölf  Bataillonen, einem  Regiment
       Dragoner und  drei Bataillonen  Artillerie, die sich, nachdem sie
       die Verbindungswege  abgeschnitten hatte, auf dem Platz formierte
       und sowohl den Verwaltungspalast als auch die Kaserne der moldau-
       ischen Kavallerie  blockierte. Sechzig moldauische Kavalleristen,
       die zurückgebracht  worden waren,  wurden vor  der Kaserne aufge-
       stellt. Ihnen  gegenüber standen  12 000 Russen - Infanterie, Ka-
       vallerie und Artillerie. Osten-Sacken traf ein, gefolgt von Gene-
       ral Budberg  und einem zahlreichen Stab. Die moskowitischen Trup-
       pen entfalteten sich in Kolonnen und defilierten mit aufgepflanz-
       ten Bajonetten  und Hurrageschrei  vor ihren Generalen. Als näch-
       stes formierten  sie sich 150 Yards vor den moldauischen Kavalle-
       risten zu  Karrees. Sie erhielten Befehl zu laden. Die russischen
       Soldaten führten den Befehl aus, nachdem sie sich bekreuzigt hat-
       ten. Die sechzig Kavalleristen wurden aufs Korn genommen. Als das
       vollbracht war,  rückte Osten-Sacken  mit  seinem  Stab  auf  die
       kleine Schar  der moldauischen  Milizmänner vor  und forderte sie
       auf, seiner  Armee zu  folgen, mit  der Drohung, sie im Falle der
       Weigerung alle  erschießen zu  lassen. Darauf  folgt minutenlange
       Stille. Der auf dem Platz versammelten Menge bemächtigt sich eine
       heftige Erregung.  Dann tritt  einer der  Moldauer vor und wendet
       sich in  ruhigem Ton an den russischen General: 'Wir sind moldau-
       ische Soldaten,  und unsere Pflicht ist es, unser Land zu vertei-
       digen, nicht  aber für die Ausländer zu kämpfen. Tun Sie mit uns,
       was Sie  wollen. Wir  werden mit  Ihnen nicht  marschieren.' 'Und
       wenn Sie  uns morden,  wir werden  nicht mit  Ihnen marschieren',
       wiederholen die  sechzig Soldaten  einstimmig.  Als  Osten-Sacken
       ihre kühne  Antwort hörte,  befahl er  ihnen, von  den Pferden zu
       steigen und  ihre Waffen  niederzulegen, wie  für eine  sofortige
       Exekution. Sie  gehorchen, zum  Tode bereit. Im selben Moment um-
       ringen sie Tausende von Soldaten, stürzen sich auf sie und nehmen
       sie gefangen.  Nachdem sie diese große Waffentat vollbracht, rüc-
       ken die  Moskowiter auf  die Kaserne  der moldauischen Artillerie
       vor, wo  die dreißig  Mann weiterhin die Tore geschlossen halten.
       Die Soldaten brechen die Tore auf und dringen ein; ein Kampf fin-
       det statt, und auch die Artilleristen, von überlegener Zahl über-
       wältigt, werden gefangengenommen. Sie werden unter Beschimpfungen
       und Todesdrohungen  eilig weggebracht.  Doch sie  reagieren nicht
       darauf. Nur einer, ein junger Fähnrich von
       
       #502# Karl Marx
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       22 Jahren, dessen Augen vor Wut funkeln, geht auf General Wrangel
       zu und  ruft, seine  Brust entblößend:  'Hier  ist  meine  Brust,
       durchbohren Sie sie mit Ihren Kugeln, wenn Sie es wagen!' Der Ge-
       neral wagte es nicht. Der Fähnrich und seine entwaffneten Kamera-
       den wurden,  von zwei Reihen Bajonetten begleitet, nach dem Lager
       Osten-Sackens, außerhalb der Tore Jassys, gebracht. Niemand weiß,
       was aus ihnen wurde. Von den drei am vorhergehenden Abend verhaf-
       teten Offizieren  befürchtet man  allgemein, daß  sie  erschossen
       wurden. An demselben Abend umzingelten die Russen den Ort, in dem
       das Regiment  moldauischer Infanterie untergebracht war. Doch sie
       fanden nur  150 Mann, die andern waren entkommen. Die Bevölkerung
       Jassys stieß  laute Verwünschungen  gegen  ihre  Beschützer  aus.
       Sechzig Kavalleristen,  dreißig Artilleristen und einhundertfünf-
       zig Infanteristen  wurden von 12000 Russen mit drei Batterien ge-
       fangengenommen und  entwaffnet. Das  ist der einzige Sieg, dessen
       Lorbeeren die  Russen von ihrem Feldzug in den Fürstentümern nach
       Hause bringen."
       
       In einem  früheren Artikel  erwähnte ich den Befehl Omer Paschas,
       die Veröffentlichung  des österreichischen  Manifests von General
       Hess zu unterbinden. Wir wissen jetzt, aus welchen Gründen dieser
       Befehl erteilt  wurde, nämlich, weil besagte Proklamation die wa-
       lachischen Behörden  aufrief, sich  in allen Angelegenheiten aus-
       schließlich an  den österreichischen Kommandanten zu wenden. Omer
       Pascha ließ General Hess wissen, daß er besser davon Abstand neh-
       men solle, sich in die Zivilverwaltung der Walachei einzumischen,
       die zu seinem (Omer Paschas) Gebiet gehöre. Da er mit seiner Pro-
       klamation nur erkunden wollte, wie weit er gehen dürfe, entschul-
       digte sich  General Hess  wegen des beanstandeten Passus. Um Omer
       Pascha zu überzeugen, daß alles nur ein Irrtum gewesen sei, über-
       sandte er  ihm den deutschen Originaltext, worin die walachischen
       Behörden nur  aufgefordert werden, sich in Fragen, die die öster-
       reichischen Truppen  betreffen, an  seinen Adjutanten  zu wenden.
       Der österreichische  General Popovic, der am 3. September mit dem
       österreichischen Vortrupp  in Bukarest  eingezogen war und sofort
       begann, die  Rolle Haynaus zu spielen, wurde gleichfalls von Omer
       Pascha gezügelt. Wie willkommen die österreichische Besetzung den
       Walachen im allgemeinen ist, kann man einem Auszug aus der heuti-
       gen "Daily News" entnehmen:
       
       "Viele Dörfer  an dem  Wege, auf dem die Österreicher vorrückten,
       sind von  ihren Einwohnern  verlassen worden,  die alle weltliche
       Habe mit sich genommen haben, da sie befürchteten, sie würden ge-
       zwungen, Lebens-  oder Transportmittel  für Papiergeld zur Verfü-
       gung zu stellen, dessen realer Wert genau die Hälfte seines nomi-
       nellen Wertes  beträgt. Infolgedessen  muß Brot für die österrei-
       chischen Truppen  aus dem  zwanzig oder sogar dreißig Meilen ent-
       fernten Bukarest herangebracht werden."
       
       Der nüchterne  "Economist" zieht,  sicherlich wegen  der  in  den
       Fürstentümern  begangenen  Schandtaten  -    d e n    F o l g e n
       e n g l i s c h e r  D i p l o m a t i e  -, auf
       
       #503# Spanien - Englands Außenhandel
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       einige im Vergleich sehr leichte Fehler der amerikanischen Diplo-
       matie in  Europa anspielend,  die  folgende  Unterscheidungslinie
       zwischen englischer und amerikanischer Diplomatie:
       
       "Wir zweifeln  nicht daran, daß es in Amerika ebenso wie hier ge-
       nügend Menschen  vornehmer Gesinnung  gibt, die  ein starkes  An-
       standsgefühl und  eine klare Vorstellung davon haben, was anderen
       gebührt. Der  Unterschied zwischen  uns und  das Unglück  unserer
       Vettern ist, daß solche Menschen auf der anderen Seite des Atlan-
       tik weder  die Regierung  wählen, noch den Ton der Nation angeben
       o d e r   d i e   S p r a c h e  d e r  P r e s s e  l e n k e n.
       Bei uns  haben die  Gebildeten und   d i e  o b e r e n  K l a s-
       s e n   die Macht  in ihren  Händen. In  den Vereinigten  Staaten
       regiert die  Masse; es ist der Pöbel, der den Namen und Titel der
       Nation usurpiert;  er ist es, der diktiert, was getan oder gesagt
       werden soll;  er ist  es, der  die Regierung  wählt und  dem  die
       Regierung dienen  muß; er  ist es, der die Presse unterstützt und
       den die  Presse zufriedenstellen  muß, kurz,  er ist  es, für den
       gehandelt und geschrieben werden muß."
       So spricht  der Diener  der englischen  Börsenjobber, als  ob die
       englische Diplomatie  nicht gleichbedeutend  sei mit Infamie, als
       ob die "Gentlemen", ernannt von Herrn Wilson, dem Herausgeber des
       "Economist" und  Herrn Gladstone,  seinem Vorgesetzten, nicht als
       Schwindler, Spieler  und Diebe vor dem Parlament überführt worden
       wären.
       Die Nachrichten  aus Spanien sind spärlich. Am 8. d.M. löste sich
       die beratende  Junta von  Madrid endgültig auf. Die Junta von Se-
       villa löste sich erst nach einem scharfen Protest gegen den reak-
       tionären Kurs  der Zentralregierung auf. Die Demokraten Kataloni-
       ens haben ein Manifest gegen General Prim veröffentlicht, der aus
       der Türkei  sein Einverständnis  mit der  gegenwärtigen Regierung
       erklärt hatte,  um nicht von der Teilung der Beute ausgeschlossen
       zu werden.  Er zog  sich den Haß der Katalonier durch die Belage-
       rung der Burg von Figueras im Jahre 1843 zu, berüchtigt wegen der
       entsetzlichen Grausamkeiten,  die er  hierbei aus reiner Wut über
       die tapfere  Verteidigung der  Festung durch eine verhältnismäßig
       kleine Streitmacht  unter dem  Kommando Ametllers beging. Man be-
       zeichnete diesen  Prim damals  als "einen  lächerlich eitlen Men-
       schen, dem der Kopf durch zufällige Erfolge und die Ernennung zum
       Grafen und Generalleutnant verdreht wurde".
       In der "+poca" lesen wir, daß am 7. bei Aranjuez ein Gefecht aus-
       getragen wurde  zwischen der  Nationalgarde und  einer Abteilung,
       von der  nicht bekannt  ist, ob sie aus Karlisten oder Republika-
       nern bestand.  Da der  Erfolg der  Reaktion schnell  und gewiß zu
       sein scheint,  hören die konterrevolutionären Journale nicht auf,
       ihren Befürchtungen  Ausdruck zu  geben, daß die Dinge in Spanien
       bis jetzt noch nicht entschieden seien.
       
       #504# Karl Marx
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       Den gerade  herausgegebenen Berichten über die Schiffahrt und den
       Handel entnehme ich folgenden Bericht [242]:
       
       Gesamtsamme des  deklarierten Werts  des Exports  britischer  und
       irischer Produkte  und Manufakturwaren  in den  Jahren 1831, 1842
       und 1853:
       
                                               1831      1842      1853
       AUSWÄRTIGE LÄNDER:                       £         £         £
       Rußland, Nordhäfen und
        Schwarzmeer                         1195565   1885953   1228405
       Schweden und Norwegen                 115707    334017    556183
       Dänemark                               92294    194304    569733
       Preußen                               192816    376651    579588
       Hannover und Hansestädte             3642952   6202700   7565493
       Holland                           }  2082536   3573362   4452955
       Belgien                           }            1099490   1371817
       Frankreich                            602688   3193939   2636330
       Portugal                              975991    947855   1210411
       Azoren und Madeira                     80698     64909    124971
       Spanien und Balearische Inseln        597848    322614   1360719
       Kanarische Inseln                      33282     54554    107638
       Italien:
        Sardinische Gebiete              }                    { 1112447
        Herzogtum Toskana                }                    {  639794
        Päpstliche Gebiete               }  2490376   2494197 {  207491
        Neapel und Sizilien              }                    {  639544
        Österreichische Gebiete          }                    {  637353
       
       Griechenland                      }                       135315
       Türkei                            }   899100   1489826   2029305
       Walachei und Moldau               }                       179510
       Syrien und Palästina                            375551    306580
       Ägypten                               122832    221003    787111
       Marokko                                  426     41952     75257
       Französische Besitzungen in
        Senegambien                                                1725
       Westküste Afrikas                     234768    458685    617764
       Java und Sumatra                      285296    306132    558212
       Philippinen                            39513     47019    386552
       China                                 519443    969381   1373689
       Kuba                                  663531    711938   1124864
       Haiti                                 376103    141896    133804
       Vereinigte Staaten und Kalifornien   9053583   3535381  23658427
       
       #505# Englands Außenhandel
       -----
                                               1831      1842      1853
       
       Mexiko                                728858    374969    791940
       Neu-Granada                       }   248250    231711 {  450804
       Venezuela                         }                    {  248190
       Brasilien                            1238371   1756805   3186407
       Uruguay                           }   339870    969791 {  529883
       Buenos Aires                      }                    {  551035
       Chile                                 651617    950466   1264942
       Peru                                  409003    684313   1246730
       Andere Länder                            215      7223    912662
                                         ------------------------------
       Gesamtexport nach auswärtigen
        Ländern                            26909432  34119587  65551579
       
       BRITISCHE BESITZUNGEN:
       Kanal-Inseln                          324634    364350    470107
       Gibraltar                             367285    937719    670840
       Malta                                 134519    289304    297906
       Ionische Inseln                        50883     83600    116567
       Südafrika                             257245    369076   1212630
       Mauritius                             148475    244922    385879
       Ostindien                            3857969   5169888   8185695
       Hongkong                                                  357908
       Australien                            403223    998952  14513700
       Nordamerikanische Kolonien           2089327   2333525   4898544
       Westindien                           2581949   2591425   1906639
       Andere Besitzungen                     39431     18675    347787
                                         ------------------------------
       Gesamtexport nach britischen
        Besitzungen                        10254940  13261436  33382202
       Gesamtsumme des Exports
        in britische Besitzungen
        und ins Ausland                    37164372  47381023  98933781
       
       Der "Economist"  wählt das  Jahr 1842  [243], um  die Vorzüge des
       Freihandels seit dieser Zeit darzustellen, wobei er mit gewohnter
       Biederkeit vergißt,  daß 1842  ein Jahr der Handelsdepression und
       1853 ein  Jahr höchster Prosperität war. Wenn der Fortschritt des
       englischen Exports  durch die Wunderkraft des Freihandels hervor-
       gebracht wurde,  so wäre  er besser  bewiesen worden  durch einen
       Vergleich der  jeweiligen Exporte  nach Ländern, die ein strenges
       Schutzzollsystem aufrechterhalten,  wie zum  Beispiel Rußland und
       Frankreich, wobei  das erstere  dieser Länder  überdies dasjenige
       ist, aus dem Importe am stärksten gestiegen sind und das dem Ein-
       fluß des
       
       #506# Karl Marx
       -----
       englischen Freihandels am stärksten unterworfen war. Jetzt stellt
       sich heraus,  daß der  Export nach diesen beiden Ländern gesunken
       ist.
       
       1853 betrug der Export nach Rußland       1106767 Pfd. St.
       1831 dagegen                              1195565  "   "
       1853 betrug der Export nach Frankreich    2636330  "   "
       1842  dagegen                             3193939  "   "
       
       Der Gesamtwert  des britischen Exports in den sieben Monaten, die
       mit dem  5. August  1854 enden, verglichen mit den entsprechenden
       Monaten des  Jahres 1853,  zeigt einen  Zuwachs als Folge der ge-
       stiegenen Metallpreise; doch bei den anderen vorherrschenden Pro-
       dukten der  britischen Industrie zeigt sich ein deutliches Absin-
       ken, was folgende Tabelle beweist:
       
                              1853               1854
       
       Leinenfabrikate     2650510 Pfd. St.   2456953 Pfd. St.
       Leinengarn           646578  "   "      581752  "   "
       Seidenfabrikate      965345  "   "      834275  "   "
       Seidengarn           132689  "   "      120890  "   "
       Wollfabrikate       3741261  "   "     3731453  "   "
       Baumwollfabrikate  15515224  "   "    14762981  "   "
       Baumwollgarn        3897080  "   "     3838393  "   "
       
       Das Absinken bei Baumwolle erscheint um so überraschender, da die
       ausgeführte Menge  anstieg, während  sich der erzielte Preis ver-
       ringert hat.  1854 wurden  981 994 130  Yards  Baumwollfabrikate,
       ohne Spitze  und Tüll,  exportiert, während  1853 nur 969 293 663
       Yards exportiert wurden.
       Karl Marx
       
       Aus dem Englischen.

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