Quelle: MEW 10 Januar 1854 - Januar 1855
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Karl Marx
[Die Operationen der vereinigten Flotten - Die Lage in den
Donaufürstentümern - Spanien - Englands Außenhandel]
["New-York Daily Tribune" Nr. 4198 vom 2. Oktober 1854]
London, Freitag, 15.September 1854.
Im gestrigen "Moniteur" lesen wir folgende telegraphische Depe-
sche:
"Therapia, den 7. September - Die Franzosen und Türken haben
Varna am 5. verlassen. Die englische Flotte sollte sich ihnen auf
der Schlangeninsel anschließen. Das Wetter ist ausgezeichnet."
Die Verzögerung der Abreise dieses ersten Teils der Expeditions-
armee wurde durch die heftigen Stürme verursacht, welche den
Bosporus bis zum 27. August heimsuchten. Nachdem der Wind am 27.
auf Nordosten umsprang, wurde es der Transportflotte möglich,
Konstantinopel in Richtung Schwarzes Meer zu verlassen. Die
Schlangeninsel (Ilade Adessi) ist ein kleines, felsiges Inselchen
fast gegenüber der Donaumündung in einiger Entfernung von der
bessarabischen Küste. Sie mißt nicht mehr als drei englische Mei-
len im Umfang. Da die Abreise nicht vor dem 5. stattfand, kann
die Ausschiffung der Truppen nicht vor dem 9. September erfolgt
sein.
In einem vom "Moniteur" veröffentlichten Artikel, worin die Aus-
sichten der Expedition erörtert werden, erscheint eine merkwür-
dige Stelle.
"Wenn", sagt der "Moniteur", "wenn die Zahl der auf der Krim sta-
tionierten russischen Truppen sich als beträchtlicher erweisen
sollte, als uns frühere Berichte glauben machten, wenn die
Streitmacht Sewastopols z ä h e r e n W i d e r s t a n d lei-
sten sollte, wenn die Jahreszeit uns Hindernisse in den Weg legen
sollte, wenn es schließlich gelingen sollte, die Krim durch eine
bedeutende russische Armee zu verstärken, werden wir das diesmal
mit einer einfachen Wiedereinschiffung bezahlen, und der Angriff
auf Sewastopol würde im Frühling wieder aufgenommen werden."
Mit einem Wort: Wenn jene "mächtige Armada mit ihrer tausendfach
wirksamen Zerstörung" auf irgendwelche ernsthaften Schwierigkei-
ten stoßen
#499# Die Operationen der vereinigten Flotten
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sollte, wird sie schnell zum Bosporus zurückkehren. Auf jeden
Fall wird es nicht ihre Schuld sein, wenn solche Schwierigkeiten
nicht auftauchen sollten, da der Zar schon seit Monaten über
diese Expedition gebührend informiert war und da man sie bis auf
die allerletzten Tage der günstigen Jahreszeit hinausgezögert
hatte. Welches Vertrauen die französischen Matrosen in ihren Kom-
mandanten setzen, mag man nach dem folgenden Auszug eines Briefes
aus Konstantinopel beurteilen, den die "Augsburger Zeitung" ver-
öffentlichte:
"In der Flotte wird Saint-Arnaud allgemein Florival genannt, un-
ter welchem Namen er sein Debüt an der Ambigu Comique 1*) in
Paris gab."
Den letzten Berichten aus Hamburg und Kopenhagen zufolge haben
Teile der französischen Kriegsflotte und Transportschiffe mit
Soldaten auf ihrer Rückkehr nach Frankreich den Belt passiert.
Ein bonapartistisches Blatt, der "Constitutionnel" [241], gibt
über die Bomarsund-Affäre Aufschluß:
"Seine Majestät, Kaiser Napoleon III., w ü n s c h t e
n i c h t, daß die Ergebenheit der Flotte ihrer B e l o h-
n u n g, die sie sich nach einer so langen und mühevollen Fahrt
in der Ostsee verdient hat, beraubt werden soll."
Das Bombardement Bomarsunds geschah demnach nur zum Vergnügen der
Flotte und war ein Zugeständnis an die Ungeduld und Langeweile
der Offiziere. Diese beiden lakonischen Anspielungen des "Moni-
teur" und des "Constitutionnel" charakterisieren den Krieg besser
als alle großsprecherischen Leitartikel der ministeriellen Presse
Englands.
Der Zar hat die Verhaftung aller Ingenieure befohlen, die mit dem
Bau der Forts von Bomarsund beauftragt waren. Sie sollen vor Ge-
richt gestellt werden. Eine der gegen sie erhobenen Beschuldigun-
gen ist die, daß die Befestigung ganz und gar aus reinen Granit-
blöcken hergestellt werden sollte, während sich nach ihrem Fall
herausgestellt hat, daß das Innere der Mauern einfach mit Sand
und groben Steinen ausgefüllt war. Die Kommandanten aller Festun-
gen entlang dem Finnischen Meerbusen haben aus St. Petersburg den
Befehl erhalten, ihre Forts bis ins einzelne zu untersuchen und
darüber unverzüglich Bericht zu erstatten. Es wurde jetzt festge-
stellt, daß Fort Gustavsvärn bei Hangöudd in dem Augenblick von
den Russen selbst gesprengt wurde, als Baraguay d'Hilliers und
General Jones auf ihrer Rekognoszierungsexpedition davor erschie-
nen. Die Russen fürchteten einen Angriff auf Abo und zerstörten
das Fort, um die Truppen von Fort Gustavsvärn zur Verteidigung
jener Stadt verfügbar zu machen.
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1*) Theater in Paris
#500# Karl Marx
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Da ich noch bei der Ostsee bin, kann ich hier auch der folgenden
Nachricht aus dem "Aftonbladet" einen Platz einräumen:
"Ein Korrespondent aus Kopenhagen berichtet mit Gewißheit, daß
die dänische Regierung am 16.August Herrn T.P. Schaffner ermäch-
tigt hat, eine elektrische Telegraphenlinie einzurichten, die
sich von Nordamerika über Grönland, Island, die Färöer und Norwe-
gen nach Kopenhagen erstreckt. Am 26. wurde eine Linie von Stock-
holm nach Malmö eröffnet. Die Länge dieser Linie beträgt 68 670
Yards."
Einige Londoner Blätter bringen heute telegraphische Berichte
über einen von Schamyl irgendwo in der Nähe von Tiflis errungenen
Sieg. Die französischen und deutschen Blätter erwähnen diese Tat-
sache nicht. Am 4. September überschritten die Türken die Donau
in der Nähe von Matschin und besetzten die zwischen dieser Fe-
stung und Braila gelegene Insel. Ein großer Teil der türkischen
Donauflottille hat ebenfalls bei Matschin Anker geworfen, Die Be-
setzung Bradas durch die Türken sollte am 5. dieses Monats erfol-
gen, Man beachte die Bekanntmachung General Krusensterns, die am
30. August an die Mauern Odessas angeschlagen wurde und die Ein-
wohner bei schwerer Bestrafung davor warnt, beim Inbrandsetzen
der Stadt Widerstand zu leisten, wenn die Truppen dies zur Ver-
teidigung des Landes für nötig erachten sollten. Die Russen haben
auch in allen Bezirken Bessarabiens den Befehl ausgegeben, beim
Nahen des Feindes Städte und Dörfer niederzubrennen. Der Befehl
ist um so lächerlicher, als die Russen sehr wohl wissen, daß die
Rumänen Bessarabiens ihren Rückzug auch nicht mehr bedauern wür-
den als die Rumänen der Walachei und der Moldau.
Ich habe die Umstände beschrieben, unter denen die walachische
und moldauische Miliz in den russischen Militärdienst aufgenommen
wurde. Aus den heutigen englischen Blättern kann man Einzelheiten
der Auseinandersetzung erfahren, die am 28. August zwischen Herrn
von Budberg und den Offizieren der rumänischen Miliz stattfand
und damit endete, daß Hauptmann Phillippesco dem russischen Gene-
ral ins Gesicht sagte, die Walachen würden nur den Sultan als ih-
ren Suzerän anerkennen. Natürlich wurde er gemeinsam mit zwei Of-
fizierskameraden, die sich ähnliche Äußerungen erlaubt hatten, in
Arrest genommen. Die folgende Darstellung der Ereignisse, die
sich am 29. [August] abspielten, dem Tag, an dem der russische
Feldzug in den Fürstentümern zu einem solch glorreichen Abschluß
gebracht wurde, stammt aus der heutigen Pariser "Presse":
"Die Verhaftung Kapitän Phillippescos und zweier anderer Offi-
ziere, die es gewagt hatten, den Vorschriften General Budbergs zu
trotzen, hat in den Reihen der moldauischen Miliz große Entrü-
stung hervorgerufen und ihren Unwillen, der russischen
#501# Die Lage in den Donaufürstentümern
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Armee zu dienen, vermehrt. Am 29., kurz vor der Stunde, die für
die Parade festgesetzt war, begab sich der Hetman Mawrocordato zu
der Kavalleriekaserne, die dem Verwaltungspalast gegenüber liegt.
Zu seiner großen Bestürzung fand er sie völlig verlassen vor. Die
Soldaten, anstatt ihre Pferde für die Parade zu satteln, hatten
es vorgezogen, unter Zurücklassung ihrer Waffen und des Gepäcks
aus den Ställen zu fliehen. Der unglückliche Hetman eilte zur Ar-
tilleriekaserne und erfuhr dort eine neue Überraschung: Die Kano-
nen standen im Hof an ihrem Platz, doch die Leute waren ver-
schwunden. Mawrocordato sah sich in seiner Verzweiflung bereits
auf dem Weg nach Sibirien. Doch es gelang ihm, ungefähr 30 Mann
zu sammeln. Vor Wut und Angst zitternd, befahl er ihnen, die
Pferde vor die Kanonen zu spannen und zum Paradeplatz zu mar-
schieren. 'Und wenn man uns mit Gewalt fortbringt', riefen sie,
'wir nehmen von den Russen keine Befehle entgegen.' Mit diesen
Worten schlössen sie die Tore der Kaserne. In diesem Moment
dröhnten Trommeln über den Platz. Es war die ganze Division
Osten-Sackens, bestehend aus zwölf Bataillonen, einem Regiment
Dragoner und drei Bataillonen Artillerie, die sich, nachdem sie
die Verbindungswege abgeschnitten hatte, auf dem Platz formierte
und sowohl den Verwaltungspalast als auch die Kaserne der moldau-
ischen Kavallerie blockierte. Sechzig moldauische Kavalleristen,
die zurückgebracht worden waren, wurden vor der Kaserne aufge-
stellt. Ihnen gegenüber standen 12 000 Russen - Infanterie, Ka-
vallerie und Artillerie. Osten-Sacken traf ein, gefolgt von Gene-
ral Budberg und einem zahlreichen Stab. Die moskowitischen Trup-
pen entfalteten sich in Kolonnen und defilierten mit aufgepflanz-
ten Bajonetten und Hurrageschrei vor ihren Generalen. Als näch-
stes formierten sie sich 150 Yards vor den moldauischen Kavalle-
risten zu Karrees. Sie erhielten Befehl zu laden. Die russischen
Soldaten führten den Befehl aus, nachdem sie sich bekreuzigt hat-
ten. Die sechzig Kavalleristen wurden aufs Korn genommen. Als das
vollbracht war, rückte Osten-Sacken mit seinem Stab auf die
kleine Schar der moldauischen Milizmänner vor und forderte sie
auf, seiner Armee zu folgen, mit der Drohung, sie im Falle der
Weigerung alle erschießen zu lassen. Darauf folgt minutenlange
Stille. Der auf dem Platz versammelten Menge bemächtigt sich eine
heftige Erregung. Dann tritt einer der Moldauer vor und wendet
sich in ruhigem Ton an den russischen General: 'Wir sind moldau-
ische Soldaten, und unsere Pflicht ist es, unser Land zu vertei-
digen, nicht aber für die Ausländer zu kämpfen. Tun Sie mit uns,
was Sie wollen. Wir werden mit Ihnen nicht marschieren.' 'Und
wenn Sie uns morden, wir werden nicht mit Ihnen marschieren',
wiederholen die sechzig Soldaten einstimmig. Als Osten-Sacken
ihre kühne Antwort hörte, befahl er ihnen, von den Pferden zu
steigen und ihre Waffen niederzulegen, wie für eine sofortige
Exekution. Sie gehorchen, zum Tode bereit. Im selben Moment um-
ringen sie Tausende von Soldaten, stürzen sich auf sie und nehmen
sie gefangen. Nachdem sie diese große Waffentat vollbracht, rüc-
ken die Moskowiter auf die Kaserne der moldauischen Artillerie
vor, wo die dreißig Mann weiterhin die Tore geschlossen halten.
Die Soldaten brechen die Tore auf und dringen ein; ein Kampf fin-
det statt, und auch die Artilleristen, von überlegener Zahl über-
wältigt, werden gefangengenommen. Sie werden unter Beschimpfungen
und Todesdrohungen eilig weggebracht. Doch sie reagieren nicht
darauf. Nur einer, ein junger Fähnrich von
#502# Karl Marx
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22 Jahren, dessen Augen vor Wut funkeln, geht auf General Wrangel
zu und ruft, seine Brust entblößend: 'Hier ist meine Brust,
durchbohren Sie sie mit Ihren Kugeln, wenn Sie es wagen!' Der Ge-
neral wagte es nicht. Der Fähnrich und seine entwaffneten Kamera-
den wurden, von zwei Reihen Bajonetten begleitet, nach dem Lager
Osten-Sackens, außerhalb der Tore Jassys, gebracht. Niemand weiß,
was aus ihnen wurde. Von den drei am vorhergehenden Abend verhaf-
teten Offizieren befürchtet man allgemein, daß sie erschossen
wurden. An demselben Abend umzingelten die Russen den Ort, in dem
das Regiment moldauischer Infanterie untergebracht war. Doch sie
fanden nur 150 Mann, die andern waren entkommen. Die Bevölkerung
Jassys stieß laute Verwünschungen gegen ihre Beschützer aus.
Sechzig Kavalleristen, dreißig Artilleristen und einhundertfünf-
zig Infanteristen wurden von 12000 Russen mit drei Batterien ge-
fangengenommen und entwaffnet. Das ist der einzige Sieg, dessen
Lorbeeren die Russen von ihrem Feldzug in den Fürstentümern nach
Hause bringen."
In einem früheren Artikel erwähnte ich den Befehl Omer Paschas,
die Veröffentlichung des österreichischen Manifests von General
Hess zu unterbinden. Wir wissen jetzt, aus welchen Gründen dieser
Befehl erteilt wurde, nämlich, weil besagte Proklamation die wa-
lachischen Behörden aufrief, sich in allen Angelegenheiten aus-
schließlich an den österreichischen Kommandanten zu wenden. Omer
Pascha ließ General Hess wissen, daß er besser davon Abstand neh-
men solle, sich in die Zivilverwaltung der Walachei einzumischen,
die zu seinem (Omer Paschas) Gebiet gehöre. Da er mit seiner Pro-
klamation nur erkunden wollte, wie weit er gehen dürfe, entschul-
digte sich General Hess wegen des beanstandeten Passus. Um Omer
Pascha zu überzeugen, daß alles nur ein Irrtum gewesen sei, über-
sandte er ihm den deutschen Originaltext, worin die walachischen
Behörden nur aufgefordert werden, sich in Fragen, die die öster-
reichischen Truppen betreffen, an seinen Adjutanten zu wenden.
Der österreichische General Popovic, der am 3. September mit dem
österreichischen Vortrupp in Bukarest eingezogen war und sofort
begann, die Rolle Haynaus zu spielen, wurde gleichfalls von Omer
Pascha gezügelt. Wie willkommen die österreichische Besetzung den
Walachen im allgemeinen ist, kann man einem Auszug aus der heuti-
gen "Daily News" entnehmen:
"Viele Dörfer an dem Wege, auf dem die Österreicher vorrückten,
sind von ihren Einwohnern verlassen worden, die alle weltliche
Habe mit sich genommen haben, da sie befürchteten, sie würden ge-
zwungen, Lebens- oder Transportmittel für Papiergeld zur Verfü-
gung zu stellen, dessen realer Wert genau die Hälfte seines nomi-
nellen Wertes beträgt. Infolgedessen muß Brot für die österrei-
chischen Truppen aus dem zwanzig oder sogar dreißig Meilen ent-
fernten Bukarest herangebracht werden."
Der nüchterne "Economist" zieht, sicherlich wegen der in den
Fürstentümern begangenen Schandtaten - d e n F o l g e n
e n g l i s c h e r D i p l o m a t i e -, auf
#503# Spanien - Englands Außenhandel
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einige im Vergleich sehr leichte Fehler der amerikanischen Diplo-
matie in Europa anspielend, die folgende Unterscheidungslinie
zwischen englischer und amerikanischer Diplomatie:
"Wir zweifeln nicht daran, daß es in Amerika ebenso wie hier ge-
nügend Menschen vornehmer Gesinnung gibt, die ein starkes An-
standsgefühl und eine klare Vorstellung davon haben, was anderen
gebührt. Der Unterschied zwischen uns und das Unglück unserer
Vettern ist, daß solche Menschen auf der anderen Seite des Atlan-
tik weder die Regierung wählen, noch den Ton der Nation angeben
o d e r d i e S p r a c h e d e r P r e s s e l e n k e n.
Bei uns haben die Gebildeten und d i e o b e r e n K l a s-
s e n die Macht in ihren Händen. In den Vereinigten Staaten
regiert die Masse; es ist der Pöbel, der den Namen und Titel der
Nation usurpiert; er ist es, der diktiert, was getan oder gesagt
werden soll; er ist es, der die Regierung wählt und dem die
Regierung dienen muß; er ist es, der die Presse unterstützt und
den die Presse zufriedenstellen muß, kurz, er ist es, für den
gehandelt und geschrieben werden muß."
So spricht der Diener der englischen Börsenjobber, als ob die
englische Diplomatie nicht gleichbedeutend sei mit Infamie, als
ob die "Gentlemen", ernannt von Herrn Wilson, dem Herausgeber des
"Economist" und Herrn Gladstone, seinem Vorgesetzten, nicht als
Schwindler, Spieler und Diebe vor dem Parlament überführt worden
wären.
Die Nachrichten aus Spanien sind spärlich. Am 8. d.M. löste sich
die beratende Junta von Madrid endgültig auf. Die Junta von Se-
villa löste sich erst nach einem scharfen Protest gegen den reak-
tionären Kurs der Zentralregierung auf. Die Demokraten Kataloni-
ens haben ein Manifest gegen General Prim veröffentlicht, der aus
der Türkei sein Einverständnis mit der gegenwärtigen Regierung
erklärt hatte, um nicht von der Teilung der Beute ausgeschlossen
zu werden. Er zog sich den Haß der Katalonier durch die Belage-
rung der Burg von Figueras im Jahre 1843 zu, berüchtigt wegen der
entsetzlichen Grausamkeiten, die er hierbei aus reiner Wut über
die tapfere Verteidigung der Festung durch eine verhältnismäßig
kleine Streitmacht unter dem Kommando Ametllers beging. Man be-
zeichnete diesen Prim damals als "einen lächerlich eitlen Men-
schen, dem der Kopf durch zufällige Erfolge und die Ernennung zum
Grafen und Generalleutnant verdreht wurde".
In der "+poca" lesen wir, daß am 7. bei Aranjuez ein Gefecht aus-
getragen wurde zwischen der Nationalgarde und einer Abteilung,
von der nicht bekannt ist, ob sie aus Karlisten oder Republika-
nern bestand. Da der Erfolg der Reaktion schnell und gewiß zu
sein scheint, hören die konterrevolutionären Journale nicht auf,
ihren Befürchtungen Ausdruck zu geben, daß die Dinge in Spanien
bis jetzt noch nicht entschieden seien.
#504# Karl Marx
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Den gerade herausgegebenen Berichten über die Schiffahrt und den
Handel entnehme ich folgenden Bericht [242]:
Gesamtsamme des deklarierten Werts des Exports britischer und
irischer Produkte und Manufakturwaren in den Jahren 1831, 1842
und 1853:
1831 1842 1853
AUSWÄRTIGE LÄNDER: £ £ £
Rußland, Nordhäfen und
Schwarzmeer 1195565 1885953 1228405
Schweden und Norwegen 115707 334017 556183
Dänemark 92294 194304 569733
Preußen 192816 376651 579588
Hannover und Hansestädte 3642952 6202700 7565493
Holland } 2082536 3573362 4452955
Belgien } 1099490 1371817
Frankreich 602688 3193939 2636330
Portugal 975991 947855 1210411
Azoren und Madeira 80698 64909 124971
Spanien und Balearische Inseln 597848 322614 1360719
Kanarische Inseln 33282 54554 107638
Italien:
Sardinische Gebiete } { 1112447
Herzogtum Toskana } { 639794
Päpstliche Gebiete } 2490376 2494197 { 207491
Neapel und Sizilien } { 639544
Österreichische Gebiete } { 637353
Griechenland } 135315
Türkei } 899100 1489826 2029305
Walachei und Moldau } 179510
Syrien und Palästina 375551 306580
Ägypten 122832 221003 787111
Marokko 426 41952 75257
Französische Besitzungen in
Senegambien 1725
Westküste Afrikas 234768 458685 617764
Java und Sumatra 285296 306132 558212
Philippinen 39513 47019 386552
China 519443 969381 1373689
Kuba 663531 711938 1124864
Haiti 376103 141896 133804
Vereinigte Staaten und Kalifornien 9053583 3535381 23658427
#505# Englands Außenhandel
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1831 1842 1853
Mexiko 728858 374969 791940
Neu-Granada } 248250 231711 { 450804
Venezuela } { 248190
Brasilien 1238371 1756805 3186407
Uruguay } 339870 969791 { 529883
Buenos Aires } { 551035
Chile 651617 950466 1264942
Peru 409003 684313 1246730
Andere Länder 215 7223 912662
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Gesamtexport nach auswärtigen
Ländern 26909432 34119587 65551579
BRITISCHE BESITZUNGEN:
Kanal-Inseln 324634 364350 470107
Gibraltar 367285 937719 670840
Malta 134519 289304 297906
Ionische Inseln 50883 83600 116567
Südafrika 257245 369076 1212630
Mauritius 148475 244922 385879
Ostindien 3857969 5169888 8185695
Hongkong 357908
Australien 403223 998952 14513700
Nordamerikanische Kolonien 2089327 2333525 4898544
Westindien 2581949 2591425 1906639
Andere Besitzungen 39431 18675 347787
------------------------------
Gesamtexport nach britischen
Besitzungen 10254940 13261436 33382202
Gesamtsumme des Exports
in britische Besitzungen
und ins Ausland 37164372 47381023 98933781
Der "Economist" wählt das Jahr 1842 [243], um die Vorzüge des
Freihandels seit dieser Zeit darzustellen, wobei er mit gewohnter
Biederkeit vergißt, daß 1842 ein Jahr der Handelsdepression und
1853 ein Jahr höchster Prosperität war. Wenn der Fortschritt des
englischen Exports durch die Wunderkraft des Freihandels hervor-
gebracht wurde, so wäre er besser bewiesen worden durch einen
Vergleich der jeweiligen Exporte nach Ländern, die ein strenges
Schutzzollsystem aufrechterhalten, wie zum Beispiel Rußland und
Frankreich, wobei das erstere dieser Länder überdies dasjenige
ist, aus dem Importe am stärksten gestiegen sind und das dem Ein-
fluß des
#506# Karl Marx
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englischen Freihandels am stärksten unterworfen war. Jetzt stellt
sich heraus, daß der Export nach diesen beiden Ländern gesunken
ist.
1853 betrug der Export nach Rußland 1106767 Pfd. St.
1831 dagegen 1195565 " "
1853 betrug der Export nach Frankreich 2636330 " "
1842 dagegen 3193939 " "
Der Gesamtwert des britischen Exports in den sieben Monaten, die
mit dem 5. August 1854 enden, verglichen mit den entsprechenden
Monaten des Jahres 1853, zeigt einen Zuwachs als Folge der ge-
stiegenen Metallpreise; doch bei den anderen vorherrschenden Pro-
dukten der britischen Industrie zeigt sich ein deutliches Absin-
ken, was folgende Tabelle beweist:
1853 1854
Leinenfabrikate 2650510 Pfd. St. 2456953 Pfd. St.
Leinengarn 646578 " " 581752 " "
Seidenfabrikate 965345 " " 834275 " "
Seidengarn 132689 " " 120890 " "
Wollfabrikate 3741261 " " 3731453 " "
Baumwollfabrikate 15515224 " " 14762981 " "
Baumwollgarn 3897080 " " 3838393 " "
Das Absinken bei Baumwolle erscheint um so überraschender, da die
ausgeführte Menge anstieg, während sich der erzielte Preis ver-
ringert hat. 1854 wurden 981 994 130 Yards Baumwollfabrikate,
ohne Spitze und Tüll, exportiert, während 1853 nur 969 293 663
Yards exportiert wurden.
Karl Marx
Aus dem Englischen.
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