Quelle: März 1872 - Mai 1875


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       #1#
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       KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS
       
       März 1872 - Mai 1875
       
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       #3#
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       KARL MARX
       FRIEDRICH ENGELS
       
       Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       
       Vertrauliches Zirkular des Generalrats der
       Internationalen Arbeiterassoziation [1]
       
       #4#
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       Geschrieben Mitte Januar bis Anfang März 1872.
       Nach der  Broschüre "Les préten dues scissions dans l'Internatio-
       nale",
       Genf 1872.
       
       Aus dem Französischen.
       
       #5#
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       Titelblatt der französischen Erstausgabe der Schrift
       "Die angeblichen Spaltungen in der Internationale"
       
       #6#
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       #7#
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       Bis heute  hat sich  der Generalrat absolute Zurückhaltung gegen-
       über den inneren Kämpfen der Internationale auferlegt und niemals
       öffentlich auf  die öffentlichen  Angriffe geantwortet,  die seit
       mehr als zwei Jahren Mitglieder der Assoziation gegen ihn gerich-
       tet haben.
       Aber wenn  die Beharrlichkeit einiger Intriganten, mit Vorbedacht
       Verwirrung zu  stiften zwischen  der Internationale und einer Ge-
       sellschaft [2],  die seit  ihrer  Entstehung  der  Internationale
       feindlich gegenübersteht,  noch erlauben könnte, weiterhin Still-
       schweigen zu  wahren, so  ist jedoch der Generalrat verpflichtet,
       offen die  historische Wahrheit  aller dieser Intrigen darzulegen
       angesichts der  Unterstützung, die die europäische Reaktion durch
       die Skandale  erfährt, die diese Gesellschaft in einem Augenblick
       provoziert, wo  die Internationale die schwerste Krise seit ihrer
       Gründung durchmacht.
       
       I
       
       Nach dem  Fall der Pariser Kommune war die erste Tat des General-
       rats, sein  Manifest über  den "Bürgerkrieg in Frankreich" 1*) zu
       veröffentlichen, in welchem er sich mit allen Handlungen der Kom-
       mune solidarisch  erklärte, die  gerade in  diesem Augenblick der
       Bourgeoisie, der Presse und den Regierungen Europas dazu dienten,
       die Besiegten  von Paris  mit niederträchtigsten Verleumdungen zu
       überschütten. Selbst ein Teil der Arbeiterklasse hatte noch nicht
       verstanden, daß es ihr Banner war, das soeben unterlag. Der Gene-
       ralrat erhielt  dafür unter  anderem eine  Bestätigung durch  den
       Rücktritt zweier seiner Mitglieder, der Bürger Odger und Lucraft,
       die jede  Solidarität mit diesem Manifest ablehnten. Man kann sa-
       gen, daß von seiner
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       1*) Siehe Band 17 unserer Ausgabe, S. 313-365
       
       #8# Karl Marx/Friedrich Engels
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       Veröffentlichung in  allen zivilisierten Ländern die einheitliche
       Auffassung der  Arbeiterklasse über  die Pariser  Ereignisse her-
       rührt.
       Andererseits  fand   die  Internationale   eins  der  mächtigsten
       Propagandamittel in  der bürgerlichen Presse und besonders in der
       großen englischen  Presse; das  Manifest zwang  sie, sich in eine
       Polemik einzulassen,  die durch  die Erwiderungen des Generalrats
       in Gang gehalten wurde. [3]
       Die Ankunft  zahlreicher Flüchtlinge  der Kommune  in London ver-
       pflichtete den Generalrat, sich als Hilfskomitee zu konstituieren
       und mehr  als 8 Monate hindurch diese völlig außerhalb seiner re-
       gulären Befugnisse  liegende Funktion  auszuüben. [4] Man braucht
       nicht zu  sagen, daß  die Besiegten  und Verbannten  der  Kommune
       nichts von  der Bourgeoisie zu erhoffen hatten. Was die Arbeiter-
       klasse anbelangt, so kamen die Bitten um Hilfe in einem schwieri-
       gen Augenblick.  Die Schweiz und Belgien hatten schon ihr Kontin-
       gent an Flüchtlingen erhalten, die sie zu unterstützen oder denen
       sie die  Überfahrt nach  London zu  ermöglichen  hatten.  Die  in
       Deutschland, Österreich  und Spanien gesammelten Summen wurden in
       die Schweiz  geschickt. In  England hatte der große Kampf für den
       Neunstundentag, dessen  entscheidende Schlacht  in Newcastle  [5]
       geliefert wurde,  sowohl die  persönlichen Beiträge  der Arbeiter
       als auch  die von den Trade-Unions organisierten Fonds verschlun-
       gen, Fonds, die übrigens nach den Statuten selbst nur für gewerk-
       schaftliche Kämpfe  verwandt werden  dürfen. Indessen  konnte der
       Generalrat durch  unablässige Bemühungen  und Korrespondenzen das
       Geld, das  er jede Woche verteilte, in kleinen Beträgen zusammen-
       bringen. Die  amerikanischen Arbeiter  haben  auf  seinen  Appell
       großzügiger geantwortet.  Wenn doch  der Generalrat  nur über die
       Millionen hätte verfügen können, die die erschreckte Einbildungs-
       kraft der Bourgeoisie so großmütig im Geldschrank der Internatio-
       nale deponiert!
       Nach dem  Mai 1871 wurde eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen der
       Kommune in den Generalrat berufen, um das französische Element zu
       ersetzen, das  infolge des  Krieges nicht  mehr in  ihm vertreten
       war. Unter  den so kooptierten Mitgliedern gab es alte Mitglieder
       der Internationale  und eine Minderheit von Männern, die für ihre
       revolutionäre Energie bekannt waren und deren Wahl eine Huldigung
       der Pariser Kommune darstellte.
       Mitten in  diesen Sorgen  mußte der Generalrat die Vorbereitungen
       für die  Delegiertenkonferenz treffen,  die er  gerade einberufen
       hatte. [6]
       Die Gewaltmaßnahmen, die die bonapartistische Regierung gegen die
       Internationale ergriffen  hatte, hatten die Durchführung des Kon-
       gresses in Paris, wie es vom Baseler Kongreß vorgesehen war, ver-
       hindert. Der
       
       #9# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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       Generalrat machte  von dem  in Artikel 4 der Statuten verliehenen
       Recht Gebrauch  und berief  in seinem  Zirkular vom 12. Juli 1870
       den Kongreß  nach Mainz  ein. [7] In den gleichzeitig an die ver-
       schiedenen Föderationen  gerichteten Briefen schlug er ihnen vor,
       den Sitz  des Generalrats von England in ein anderes Land zu ver-
       legen, und forderte sie auf, die Delegierten mit imperativen Man-
       daten zu dieser Frage zu versehen. Die Föderationen sprachen sich
       einmütig für  die Beibehaltung  des Sitzes in London aus. [8] Der
       wenige Tage darauf ausbrechende Deutsch-Französische Krieg machte
       jeden Kongreß  unmöglich. Erst  dann gaben  uns die Föderationen,
       die wir  befragt hatten,  die Vollmacht,  den Termin des nächsten
       Kongresses den Ereignissen entsprechend festzulegen.
       Sobald es die politische Situation zu erlauben schien, berief der
       Generalrat eine interne Konferenz ein, wobei er sich auf die Prä-
       zedenzfälle der  Konferenz von  1865 [9] und der internen admini-
       strativen Sitzungen  jedes Kongresses  stützte. Ein  öffentlicher
       Kongreß war  unmöglich und  hätte die  Delegierten des Kontinents
       nur der Denunziation ausgesetzt in einem Augenblick, da die euro-
       päische Reaktion  ihre Orgien  feierte, da  Jules Favre von allen
       Regierungen, selbst  von der Regierung Englands, die Auslieferung
       der Flüchtlinge  als gemeine  Verbrecher forderte; da Dufaure der
       Krautjunker-Versammlung ein  Gesetz unterbreitete, das die Inter-
       nationale außerhalb  des Gesetzes stellte [10] und von dem später
       Malou den  Belgiern eine scheinheilige Nachahmung lieferte; da in
       der Schweiz  in Erwartung des Entscheids der Bundesregierung über
       die Auslieferungsforderung  ein Flüchtling  der  Kommune  bereits
       vorbeugend verhaftet  wurde; da  die Jagd  auf die Mitglieder der
       Internationale die  offensichtliche  Grundlage  eines  Bündnisses
       zwischen Beust  und Bismarck war, dessen gegen die Internationale
       gerichtete Klausel Viktor Emanuel eifrigst übernommen hat; da die
       spanische Regierung,  die sich  ganz den  Versailler Henkern  zur
       Verfügung stellte, den Madrider Föderalrat zwang, in Portugal Zu-
       flucht zu  suchen [11];  in dem Augenblick schließlich, da es die
       erste Pflicht der Internationale war, sich straffer zu organisie-
       ren und den von den Regierungen hingeworfenen Fehdehandschuh auf-
       zunehmen.
       Alle mit dem Generalrat in regelmäßiger Verbindung stehenden Sek-
       tionen wurden in angemessener Zeit zur Konferenz eingeladen, die,
       obwohl sie  kein öffentlicher  Kongreß war, auf ernste Schwierig-
       keiten stieß.  Selbstverständlich konnte  Frankreich in  dem  Zu-
       stand, in  dem es  sich befand, keine Delegierten wählen. In Ita-
       lien war die einzige damals organisierte Sektion die von Neapel -
       im Augenblick der Ernennung eines Delegierten wurde sie durch die
       bewaffnete Macht aufgelöst. In Österreich und
       
       #10# Karl Marx/Friedrich Engels
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       Ungarn waren  die aktivsten  Mitglieder eingekerkert. In Deutsch-
       land wurden  einige der bekanntesten Mitglieder wegen Hochverrats
       verfolgt, andere  saßen im Gefängnis, und die finanziellen Mittel
       der Partei waren für die Hilfe, die ihren Familien gewährt werden
       mußte, aufgebraucht.  [12] Die Amerikaner richteten an die Konfe-
       renz ein detailliertes Memorandum über die Situation der Interna-
       tionale in  ihrem Lande  und verwandten die Delegationskosten zur
       Unterstützung der Flüchtlinge. [13] Übrigens erkannten alle Föde-
       rationen die Notwendigkeit an, eine interne Konferenz statt eines
       öffentlichen Kongresses abzuhalten.
       Nachdem die  Konferenz vom  17. bis  23. September 1871 in London
       getagt hatte, war es die Sorge des Generalrats, ihre Resolutionen
       zu veröffentlichen,  die Verwaltungsverordnungen zusammenzufassen
       und sie mit den revidierten und korrigierten Allgemeinen Statuten
       in drei  Sprachen zu  veröffentlichen; den Beschluß über die Ein-
       führung von  Beitragsmarken an  Stelle von Mitgliedskarten durch-
       zuführen; die  Internationale in  England zu  reorganisieren [14]
       und schließlich  die für diese verschiedenen Arbeiten erheischten
       Ausgaben zu bestreiten.
       Gleich nach  der Veröffentlichung  der Materialien  der Konferenz
       verkündete die  reaktionäre Presse von Paris bis Moskau, von Lon-
       don bis  New York, daß die Resolution über die Politik der Arbei-
       terklasse [15]  so gefährliche  Absichten in  sich schließe - die
       "Times" [16] beschuldigte sie "einer kaltblütig berechnenden Ver-
       wegenheit" -,  daß es dringend notwendig wäre, die Internationale
       außerhalb des  Gesetzes zu stellen. Andererseits diente die Reso-
       lution, die  mit den  eingeschmuggelten sektiererischen Sektionen
       abrechnete [17],  als Vorwand  für die  auf  der  Lauer  liegende
       internationale Polizei,  sich lautstark für die autonome Freiheit
       der Arbeiter,  ihrer Schützlinge, gegen den entwürdigenden Despo-
       tismus des  Generalrats und der Konferenz einzusetzen. Die Arbei-
       terklasse fühlte sich so "schwer unterdrückt", daß der Generalrat
       aus Europa,  Amerika, Australien  und selbst  aus Ostindien  Bei-
       trittserklärungen und Mitteilungen über die Bildung neuer Sektio-
       nen erhielt.
       
       II
       
       Die Verunglimpfungen  durch die bürgerliche Presse wie die Klage-
       lieder der internationalen Polizei fanden selbst in unserer Asso-
       ziation ein  offenes Ohr.  Intrigen, die  dem Anschein nach gegen
       den Generalrat,  in Wirklichkeit  aber gegen  die Assoziation ge-
       richtet waren,  wurden in  ihrem Schöße  gesponnen. Hinter diesen
       Intrigen steht die unvermeidliche Internationale
       
       #11# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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       Allianz der  sozialistischen Demokratie,  die von  dem Russen Mi-
       chail Bakunin  gezeugt wurde.  Nach seiner  Rückkehr aus Sibirien
       predigte er  in Herzens  "Kolokol" als Ergebnis seiner langen Er-
       fahrung den  Panslawismus und  den Rassenkrieg [18]. Später, wäh-
       rend seines  Aufenthalts in der Schweiz, wurde er in das leitende
       Komitee der  Friedens- und Freiheitsliga [19] berufen, die in Op-
       position zur  Internationale gegründet  worden war. Da die Sachen
       dieser  bürgerlichen  Gesellschaft  schlecht  standen  und  immer
       schlechter wurden,  schlug ihr Präsident Herr G. Vogt auf Anraten
       Bakunins dem  in Brüssel  im September  1868 tagenden Kongreß der
       Internationale ein  Bündnis vor. Der Kongreß erklärte einstimmig,
       daß nur eines von zwei Dingen möglich wäre: entweder verfolge die
       Liga dasselbe  Ziel wie  die Internationale,  und in diesem Falle
       gäbe es für sie keinerlei Existenzberechtigung, oder ihr Ziel sei
       ein anderes,  und dann wäre ein Bündnis unmöglich. Auf dem einige
       Tage später  in Bern abgehaltenen Kongreß der Liga führte Bakunin
       seine Kehrtwendung durch. Er schlug dort ein Gelegenheitsprogramm
       vor, dessen  wissenschaftlicher Wert nach dieser einzigen Wendung
       beurteilt werden  kann: ökonomische und soziale Gleichmachung der
       Klassen. [20]  Von einer winzigen Minderheit unterstützt brach er
       mit der Liga, um in die Internationale einzutreten, entschlossen,
       sein von  der Liga abgelehntes Gelegenheitsprogramm an die Stelle
       der Allgemeinen Statuten der Internationale und seine persönliche
       Diktatur an die Stelle des Generalrats zu setzen. Zu diesem Zweck
       schuf er sich ein spezielles Instrument, die Internationale Alli-
       anz der  sozialistischen Demokratie,  die dazu bestimmt war, eine
       Internationale in der Internationale zu werden.
       Die notwendigen  Elemente zur  Bildung dieser  Gesellschaft  fand
       Bakunin durch  die Beziehungen, die er während seines Aufenthalts
       in Italien geknüpft hatte, und in einem Kreis russischer Verbann-
       ter, die  ihm als  Emissäre und  Werber unter den Mitgliedern der
       Internationale in der Schweiz, in Frankreich und in Spanien dien-
       ten. Aber  erst nach  den wiederholten Weigerungen des Belgischen
       und des  Pariser Föderalrats,  die "Allianz"  anzuerkennen,  ent-
       schloß er  sich, dem Generalrat die Statuten seiner neuen Gesell-
       schaft Zur  Billigung vorzulegen,  die nur die getreue Wiedergabe
       des  "unverstandenen"  Berner  Programms  waren.  Der  Generalrat
       antwortete mit folgendem Zirkular vom 22. Dezember 1868. [21]
       
       #12# Karl Marx/Friedrich Engels
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       Der Generalrat an die Internationale Allianz
       der sozialistischen Demokratie
       
       Vor ungefähr  einem Monat  haben sich  in Genf  einige Bürger als
       Zentrales Initiativkomitee  einer neuen  internationalen  Gesell-
       schaft konstituiert,  genannt die  Internationale Allianz der so-
       zialistischen Demokratie,  die sich  als "spezielle  Mission  das
       Studium politischer  und philosophischer Fragen auf der Grundlage
       dieses großen Prinzips der Gleichheit etc." gestellt hat.
       Das von  diesem Initiativkomitee gedruckte Programm und Reglement
       ist dem  Generalrat der  Internationalen Arbeiterassoziation erst
       am 15.  Dezember 1868  mitgeteilt worden.  Nach diesen Dokumenten
       ist die  genannte Allianz "völlig in der Internationale aufgegan-
       gen" und  zugleich völlig außerhalb dieser Assoziation gegründet.
       Neben  dem  von  den  aufeinanderfolgenden  Kongressen  zu  Genf,
       Lausanne und Brüssel gewählten Generalrat der Internationale soll
       nach  dem  Reglement  des  Initiativkomitees  ein  weiterer,  ein
       selbsternannter Generalrat  in Genf  bestehen. Neben  den lokalen
       Gruppen der Internationale sollen die lokalen Gruppen der Allianz
       bestehen, die  durch ihre  nationalen Büros, welche außerhalb der
       nationalen Büros der Internationale tätig sind, "beim Zentralbüro
       der Allianz  ihre Aufnahme  in die Internationale beantragen wer-
       den"; das  Zentralkomitee der  Allianz maßt  sich somit das Recht
       der Aufnahme  in die Internationale an. Schließlich soll auch der
       allgemeine Kongreß  der Internationalen  Arbeiterassoziation noch
       sein Doppelstück  im allgemeinen Kongreß der Allianz finden, denn
       das Reglement  des Initiativkomitees  besagt, daß  beim  alljähr-
       lichen Arbeiterkongreß die Delegation der Internationalen Allianz
       der sozialistischen  Demokratie als Zweig der Internationalen Ar-
       beiterassoziation "ihre  öffentlichen Sitzungen an einem getrenn-
       ten Ort abhalten wird".
       In Erwägung,
       daß das Vorhandensein einer zweiten internationalen Organisation,
       die innerhalb  und außerhalb der Internationalen Arbeiterassozia-
       tion tätig ist, das unfehlbarste Mittel wäre, diese zu desorgani-
       sieren;
       daß jede  andere Gruppe  von Personen an beliebigem Ort das Recht
       hätte, die  Initiativgruppe von  Genf nachzuahmen  und unter mehr
       oder weniger plausiblen Vorwänden der Internationalen Arbeiteras-
       soziation andere  internationale Assoziationen  mit anderen  spe-
       ziellen Missionen aufzupfropfen;
       daß die  Internationale Arbeiterassoziation  auf diese Weise bald
       zum Spielball  der Intriganten  aller Nationalitäten und Parteien
       würde;
       
       #13# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       daß zudem die Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation in
       ihrem Rahmen  nur lokale und nationale Zweiggesellschaften zulas-
       sen (siehe Art. I und VI der Statuten);
       daß es den Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation ver-
       boten ist,  sich Statuten  und Verwaltungs-Verordnungen zu geben,
       die den  Allgemeinen Statuten und Verwaltungsverordnungen der In-
       ternationalen Arbeiterassoziation  zuwiderlaufen (siehe  Art. XII
       der Verwaltungsverordnungen);
       daß die  Statuten und Verwaltungsverordnungen der Internationalen
       Arbeiterassoziation nur  von einem  allgemeinen Kongreß revidiert
       werden können,  auf dem  zwei Drittel  der anwesenden Delegierten
       für eine  solche Revision  stimmen (siehe  Art. XIII  der Verwal-
       tungsverordnungen);
       daß die  Frage durch  die auf  dem allgemeinen Kongreß zu Brüssel
       einstimmig angenommenen  Resolutionen gegen die Friedensliga prä-
       judiziert ist;
       daß der  Kongreß in diesen Resolutionen erklärt, die Friedensliga
       habe keinerlei  Existenzberechtigung, da  nach ihren jüngsten Er-
       klärungen ihr  Ziel und ihre Prinzipien mit denen der Internatio-
       nalen Arbeiterassoziation identisch seien;
       daß mehrere  Mitglieder der  Initiativgruppe der Allianz in ihrer
       Eigenschaft als Delegierte des Brüsseler Kongresses für diese Re-
       solutionen gestimmt haben;
       hat der  Generalrat der  Internationalen  Arbeiterassoziation  in
       seiner Sitzung vom 22. Dezember 1868 einstimmig beschlossen:
       1. Alle Artikel  des Reglements  der Internationalen  Allianz der
       sozialistischen Demokratie,  die ihre Beziehungen zur Internatio-
       nalen Arbeiterassoziation  bestimmen, sind  für null  und nichtig
       erklärt;
       2. die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie wird
       nicht als  Zweig der Internationalen Arbeiterassoziation zugelas-
       sen.
       Odger, Vorsitzender der Sitzung
       R. Shaw, Generalsekretär
       London, den 22. Dezember 1868
       
       Einige Monate  später wandte  sich die  Allianz von  neuem an den
       Generalrat und fragte ihn, ob er ihre Prinzipien billige, ja oder
       nein? Im Falle einer Zustimmung erklärte sich die Allianz bereit,
       sich in  den Sektionen der Internationale aufzulösen. Sie erhielt
       als Antwort das folgende Zirkular vom 9. März 1869. [22]
       
       
       #14# Karl Marx/Friedrich Engels
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       Der Generalrat an das Zentralkomitee der
       Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie
       
       Nach Artikel  1 unserer Statuten läßt die Assoziation alle Arbei-
       tergesellschaften zu,  die dasselbe  Ziel verfolgen, nämlich: den
       gegenseitigen Beistand,  den  Fortschritt  und  die  vollständige
       Emanzipation der Arbeiterklasse.
       Da die  Entwicklungsbedingungen für  die Sektionen  der Arbeiter-
       klasse in  den verschiedenen  Ländern verschieden  sind, so folgt
       daraus notwendigerweise,  daß ihre  theoretischen Ansichten,  die
       die reelle Bewegung widerspiegeln, ebenso verschieden sind.
       Die Gemeinsamkeit der Aktion, welche durch die Internationale Ar-
       beiterassoziation hergestellt  wird, der  Ideenaustausch, der er-
       leichtert wird  durch die  Veröffentlichungen der Organe der ver-
       schiedenen nationalen Sektionen, und schließlich die unmittelbare
       Debatte auf den allgemeinen Kongressen werden indes nicht verfeh-
       len, nach  und nach  ein gemeinsames  theoretisches  Programm  zu
       schaffen.
       Es gehört daher nicht zu den Funktionen des Generalrats, das Pro-
       gramm der Allianz kritisch zu prüfen. Wir haben nicht zu untersu-
       chen, ob  es ein  adäquater Ausdruck  der proletarischen Bewegung
       ist oder  nicht. Für uns ist nur wichtig, zu wissen, ob es nichts
       enthält, was  der allgemeinen  Tendenz unserer  Assoziation,  das
       heißt, der  vollständigen Emanzipation  der Arbeiterklasse, zuwi-
       derläuft. Es  gibt eine Phrase in eurem Programm, die dieser For-
       derung nicht genügt. In Artikel 2 liest man:
       
       "Sie" (die  Allianz) "will  vor allem die politische, ökonomische
       und soziale Gleichmachung der Klassen."
       
       Die Gleichmachung  der Klassen,  wörtlich genommen, läuft auf die
       Harmonie von Kapital und Arbeit hinaus, die die Bourgeoissoziali-
       sten so  aufdringlich predigen. Nicht die Gleichmachung der Klas-
       sen -  ein logischer  Widersinn, unmöglich zu realisieren -, son-
       dern vielmehr die Abschaffung der Klassen, dieses wahre Geheimnis
       der proletarischen  Bewegung, bildet  das große Ziel der Interna-
       tionalen Arbeiterassoziation. Betrachtet man jedoch den Zusammen-
       hang, worin  sich diese Phrase - Gleichmachung der Klassen - fin-
       det, so  erscheint sie  wie ein einfacher Schreibfehler, der sich
       dort eingeschlichen hat. Der Generalrat zweifelt nicht daran, daß
       ihr gern  eine Phrase,  die zu so bedauerlichen Mißverständnissen
       führen kann,  aus eurem  Programm entfernen  werdet. Mit Ausnahme
       der Fälle,  in denen  der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation
       widersprochen würde, entspricht
       
       #15# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       es ihren  Prinzipien, jeder  Sektion zu überlassen, ihr theoreti-
       sches Programm frei zu formulieren.
       Es steht also nichts der Verwandlung der Sektionen der Allianz in
       Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation entgegen.
       Wenn die  Auflösung der Allianz und der Eintritt der Sektionen in
       die Internationale endgültig beschlossen sein sollte, so würde es
       nach unseren  Verwaltungsverordnungen notwendig werden, den Gene-
       ralrat von  dem Ort und der zahlenmäßigen Stärke jeder neuen Sek-
       tion zu unterrichten.
       Sitzung des Generalrats vom 9. März 1869
       
       Nachdem die Allianz diese Bedingungen akzeptiert hatte, wurde sie
       vom Generalrat  in die  Internationale aufgenommen.  Durch einige
       Unterschriften unter  dem Programm  Bakunins irregeführt, nahm er
       an, daß  die Allianz vom Romanischen Föderalkomitee in Genf aner-
       kannt sei,  das sie im Gegenteil nach wie vor von sich fernhielt.
       Nunmehr hatte  die Allianz  ihr unmittelbares Ziel erreicht: beim
       Baseler Kongreß  vertreten zu  sein. Trotz  der unloyalen Mittel,
       deren sich  ihre Parteigänger bedienten, Mittel, die nur bei die-
       ser Gelegenheit  und sonst  nie  auf  einem  Kongreß  der  Inter-
       nationale angewandt  worden sind,  wurde Bakunin in seiner Erwar-
       tung enttäuscht,  daß der  Kongreß den  Sitz des Generalrats nach
       Genf verlegen  und öffentlich  die alte Saint-Simonsche Schrulle,
       nämlich die  sofortige Abschaffung  des Erbrechts,  sanktionieren
       würde, die  Bakunin zum praktischen Ausgangspunkt des Sozialismus
       gemacht hatte.  Das war das Signal zum offenen und unaufhörlichen
       Kriege, den  die Allianz  nicht nur gegen den Generalrat, sondern
       auch gegen  alle Sektionen  der Internationale  führte, die  sich
       weigerten, das Programm dieser sektiererischen Koterie und beson-
       ders die Doktrin von der absoluten Abstention auf politischem Ge-
       biete zu übernehmen.
       Bereits vor  dem Baseler Kongreß, als Netschajew in Genf angekom-
       men war,  trat Bakunin in Beziehungen zu ihm und gründete in Ruß-
       land eine  Geheimgesellschaft unter  den  Studenten.  Während  er
       seine  eigene   Person  stets   hinter  dem  Namen  verschiedener
       "revolutionärer Komitees" verbarg, nahm er für sich autokratische
       Befugnisse in Anspruch, geimpft mit all den Schwindeleien und My-
       stifikationen der  Cagliostro-Zeit.  Das  große  Propagandamittel
       dieser Gesellschaft  bestand darin, unschuldige Personen der rus-
       sischen Polizei gegenüber zu kompromittieren, indem man ihnen von
       Genf aus Mitteilungen in gelben Briefumschlägen schickte, die auf
       der Außenseite  in russischer  Sprache den  Stempel des "geheimen
       revolutionären
       
       #16# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       nären Komitees"  trugen. Die offiziellen Berichte des Netschajew-
       Prozesses beweisen,  daß ein schändlicher Mißbrauch mit dem Namen
       der Internationale getrieben worden ist. *)
       Die Allianz  begann in dieser Zeit eine öffentliche Polemik gegen
       den Generalrat, zunächst im "Progrès" [24] von Locle, dann in der
       Genfer "Égalité" [25] der offiziellen Zeitung der Romanischen Fö-
       deration, wo sich im Gefolge Bakunins einige Mitglieder der Alli-
       anz eingeschlichen  hatten. Der  Generalrat, der die Angriffe des
       "Progrès", des  persönlichen Organs  von Bakunin,  nicht beachtet
       hatte, konnte  die der "Égalité" nicht ignorieren, weil er anneh-
       men mußte,  daß sie durch das Romanische Föderalkomitee gebilligt
       waren. Er  veröffentlichte daher  das Zirkular vom 1. Januar 1870
       [26], worin gesagt wird:
       "Wir lesen in der 'Égalité' vom 11. Dezember 1869:
       
       'Es ist   s i c h e r,  daß der Generalrat äußerst wichtige Dinge
       vernachlässigt. Wir erinnern ihn an seine Pflichten durch den Ar-
       tikel 1  des Reglements:  Der Generalrat  ist  v e r p f l i c h-
       t e t,  die Kongreßbeschlüsse auszuführen, etc.. Wir hätten genug
       Fragen an  den Generalrat,  so daß  seine Antworten  ein ziemlich
       langes Dokument  ergäben. Sie  werden  später  kommen...  In  der
       Erwartung etc...'
       
       Der Generalrat  kennt weder in den Statuten noch in dem Reglement
       einen Artikel,  der ihn verpflichtete, sich in eine Korrespondenz
       oder eine Polemik mit der 'Égalité' einzulassen oder 'Fragen' ir-
       gendeiner Zeitung zu 'beantworten'. Allein das Föderalkomitee von
       Genf vertritt die Zweiggesellschaften der romanischen Schweiz vor
       dem Generalrat.  Wenn das Romanische Föderalkomitee Anfragen oder
       Vorwürfe auf  dem einzig  legitimen Wege,  das heißt durch seinen
       Sekretär, an  uns richtet, wird der Generalrat immer bereit sein,
       darauf zu antworten. Aber das Romanische Föderalkomitee hat weder
       das Recht,  seine Funktionen  an die Redakteure der 'Égalité' und
       des 'Progrès'  abzutreten, noch  seine Funktionen von diesen Zei-
       tungen usurpieren  zu lassen.  Allgemein gesprochen:  die admini-
       strative Korrespondenz  des Generalrats  mit den  nationalen  und
       lokalen Komitees  könnte nicht  veröffentlicht werden,  ohne  den
       allgemeinen Interessen  der Assoziation großen Schaden zuzufügen.
       Wenn also die anderen Organe der Internationale dem 'Progrès' und
       der 'Égalité'  nachahmen würden, sähe sich der Generalrat vor die
       Alternative gestellt, sich entweder
       ---
       *) Ein Auszug aus dem Netschajew-Prozeß[asl wird demnächst veröf-
       fentlicht. Der Leser wird darin eine Probe der dummen und gleich-
       zeitig niederträchtigen  Maximen finden,  wofür Bakunins  Freunde
       die Verantwortung auf die Internationale abgewälzt haben.
       
       #17# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       durch sein  Schweigen vor  der Öffentlichkeit  zu  diskreditieren
       oder seine Pflichten durch eine öffentliche Antwort zu verletzen.
       Die 'Égalité' hat sich dem 'Progrès' beigesellt, um den 'Travail'
       [27] (Pariser  Zeitung)   a u f  z u f o r d e r n,   seinerseits
       den Generalrat anzugreifen. Das ist beinahe eine Liga für das öf-
       fentliche Wohl [28]!"
       Indessen hatte  das Romanische  Föderalkomitee, noch  ehe es  von
       diesem Zirkular  Kenntnis erhielt,  die Parteigänger  der Allianz
       aus der Redaktion der "Égalité" entfernt.
       Das Zirkular  vom 1.  Januar 1870 sowie das vom 22. Dezember 1868
       und das  vom 9. März 1869 wurden von allen Sektionen der Interna-
       tionale gebilligt.
       Selbstverständlich ist  keine der  von der  Allianz  angenommenen
       Bedingungen jemals  erfüllt worden.  Ihre  angeblichen  Sektionen
       blieben für  den Generalrat  ein Mysterium. Bakunin versuchte ei-
       nige in  Spanien und  Italien zerstreute  Gruppen und die Sektion
       von Neapel,  die er von der Internationale losgerissen hatte, un-
       ter seiner  persönlichen Leitung zu behalten. In den anderen ita-
       lienischen Städten  korrespondierte er  mit kleinen  Gruppen, die
       sich nicht  aus Arbeitern zusammensetzten, sondern aus Advokaten,
       Journalisten und  anderen  doktrinären  Bourgeois.  In  Barcelona
       hielten einige  Freunde seinen Einfluß aufrecht. In einigen Städ-
       ten Südfrankreichs bemühte sich die Allianz, separatistische Sek-
       tionen unter der Leitung von Albert Richard und Gaspard Blanc aus
       Lyon zu  gründen, auf die wir noch zurückkommen müssen. Mit einem
       Wort, die  internationale Gesellschaft in der Internationale fuhr
       fort, sich geschäftig zu regen.
       Der große  Schlag der  Allianz, der Versuch, sich der Leitung der
       romanischen Schweiz  zu bemächtigen,  sollte auf  dem am 4. April
       1870 eröffneten Kongreß in La Chaux-de-Fonds erfolgen.
       Der Kampf  entbrannte über  das Recht der Delegierten der Allianz
       auf Zulassung,  ein Recht, das von den Delegierten der Genfer Fö-
       deration und  der  Sektionen  von  La  Chaux-de-Fonds  bestritten
       wurde.
       Obwohl die  Parteigänger der  Allianz nach  ihrer eigenen Zählung
       nur ein  Fünftel der  Mitglieder der Föderation vertraten, gelang
       es ihnen  dank der  Wiederholung der Manöver von Basel, sich eine
       fiktive Mehrheit  von ein  oder zwei Stimmen zu verschaffen, eine
       Mehrheit, die,  um ihr  eigenes  Organ  zu  zitieren  (siehe  die
       "Solidarité" [29] vom 7. Mai 1870), nur fünfzehn Sektionen reprä-
       sentierte, während  allein Genf  derer dreißig  hatte! Über diese
       Abstimmung teilte  sich der romanische Kongreß in zwei Teile, die
       ihre Sitzungen  getrennt fortsetzten.  Die Parteigänger der Alli-
       anz, die sich als die legalen Vertreter der ganzen Föderation be-
       trachteten, verlegten  den Sitz  des Romanischen  Föderalkomitees
       nach La Chaux-de-Fonds und
       
       #18# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       gründeten in  Neuchâtel ihr offizielles Organ, die von dem Bürger
       Guillaume redigierte  "Solidarité". Dieser  junge  Schriftsteller
       hatte die  spezielle Mission,  "die Arbeiter der Fabrik [30]" von
       Genf,  diese   scheußlichen  "Bourgeois",   zu  verschreien;  die
       "Égalité", das Blatt der Romanischen Föderation, zu bekämpfen und
       absolute Abstention  auf politischem Gebiete zu predigen. Die be-
       zeichnendsten Artikel  über diesen  letzten Gegenstand  hatten in
       Marseille Bastelica  und in Lyon die beiden Hauptsäulen der Alli-
       anz, Albert Richard und Gaspard Blanc, zu Verfassern.
       Nach ihrer  Rückkehr riefen die Genfer Delegierten ihre Sektionen
       zu einer Generalversammlung zusammen, die ihre Handlungen auf dem
       Kongreß von  La Chaux-de-Fonds billigte, trotz der Opposition von
       Bakunin und  seinen Freunden.  Einige Zeit  danach wurden Bakunin
       und seine aktivsten Helfershelfer aus der alten Romanischen Föde-
       ration ausgeschlossen.
       Kaum war der romanische Kongreß geschlossen, als das neue Komitee
       zu La Chaux-de-Fonds in einem Brief um die Intervention des Gene-
       ralrats ersuchte.  Der Brief war unterzeichnet von F. Robert, Se-
       kretär, und  Henri Chevalley,  Präsident, der  zwei Monate später
       durch das  Organ des  Komitees, die "Solidarité" vom 9. Juli, als
       Dieb angeprangert  wurde. Nachdem der Generalrat die Beweisstücke
       der beiden  Parteien geprüft hatte, beschloß er am 28. Juni 1870,
       das Genfer  Föderalkomitee in seinen bisherigen Funktionen zu be-
       lassen und  das neue  Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds aufzu-
       fordern, einen  lokalen Namen  anzunehmen. [31] Angesichts dieser
       Entscheidung, die  seine Wünsche enttäuschte, bezichtigte das Ko-
       mitee von  La Chaux-de-Fonds  den Generalrat  des Autoritarismus,
       wobei es vergaß, daß es zuerst selbst seine Intervention verlangt
       hatte. Die  Verwirrung, die  in der  Schweizer  Föderation  durch
       seine hartnäckige  Usurpation des Namens Romanisches Föderalkomi-
       tee hervorgerufen wurde, nötigte den Generalrat, alle offiziellen
       Beziehungen zu diesem Komitee abzubrechen.
       Louis Bonaparte  hatte soeben seine Armee in Sedan übergeben. Von
       allen Seiten  erhoben sich die Proteste der Internationalen gegen
       die Fortsetzung  des Krieges. Der Generalrat wies in seinem Mani-
       fest vom  9. September,  in dem  er die  Eroberungspläne Preußens
       entlarvte, auf  die Gefahr  des preußischen  Sieges für die Sache
       des Proletariats  hin und  sagte den  deutschen Arbeitern voraus,
       daß sie  dessen erste  Opfer sein  würden. [32]  Er veranlaßte in
       England Meetings,  die den  preußischen Tendenzen  des Hofes ent-
       gegenwirkten. In  Deutschland  veranstalteten  die  der  Interna-
       tionale angehörenden  Arbeiter Demonstrationen, auf denen sie die
       Anerkennung der  Republik  und  "einen  ehrenvollen  Frieden  für
       Frankreich..." forderten.
       Die kriegerische  Natur des  hitzigen Guillaume  (von  Neuchâtel)
       flößte
       
       #19# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       ihm indes  die glänzende  Idee eines  anonymen Manifests ein, das
       als Beilage  und unter  dem Deckmantel  der  offiziellen  Zeitung
       "Solidarité" veröffentlicht  wurde und die Formierung schweizeri-
       scher Freikorps  forderte, um gegen die Preußen zu kämpfen, woran
       er selber  zweifellos immer  durch seine  abstentionistischen An-
       sichten gehindert wurde. [33]
       Der Lyoner  Aufstand war  ausgebrochen. [34] Bakunin eilte herbei
       und richtete  sich, unterstützt von Albert Richard, Gaspard Blanc
       und Bastelica, am 28. September im Rathaus ein, dessen Zugänge zu
       schützen er    s i c h    als  eines  politischen  Akts    e n t-
       h i e l t.   Er wurde  daraus durch  einige Nationalgarden in dem
       Augenblick jämmerlich  vertrieben, als sein Dekret über die  A b-
       s c h a f f u n g   d e s   S t a a t e s   nach einer mühseligen
       Geburt endlich das Licht der Welt erblickt hatte.
       Im Oktober  1870 kooptierte  der Generalrat in Abwesenheit seiner
       französischen Mitglieder  den Bürger Paul Robin, einen Flüchtling
       aus Brest. Er war einer der bekanntesten Parteigänger der Allianz
       und überdies  der Verfasser  der in  die "Égalité" lancierten An-
       griffe gegen  den Generalrat, in dem er von diesem Augenblicke an
       ununterbrochen als  offiziöser Korrespondent  des Komitees von La
       Chaux-de-Fonds fungierte. Am 14. März 1871 schlug er die Einberu-
       fung einer  internen Konferenz  der Internationale zur Erledigung
       des Schweizer  Streites vor. Der Generalrat lehnte kurzweg ab, da
       er voraussah,  daß sich  große Ereignisse in Paris vorbereiteten.
       Robin kam  auf die  Sache wiederholt  zurück und machte sogar den
       Vorschlag, der Generalrat solle eine endgültige Entscheidung über
       den Streitfall treffen. Am 25. Juli entschied der Generalrat, daß
       diese Angelegenheit  eine der  Fragen sei,  die der für September
       1871 einzuberufenden Konferenz unterbreitet werden sollten.
       Die Allianz war nicht sehr begierig darauf, ihre Umtriebe von ei-
       ner Konferenz  untersucht zu  sehen, und  erklärte am 10. August,
       daß sie  seit dem 6. desselben Monats aufgelöst sei. [35] Aber am
       15. September  erscheint sie  wieder und  fordert vom  Generalrat
       ihre Zulassung  unter  dem  Namen  "Sektion  der  sozialistischen
       Atheisten". Nach  dem Verwaltungsbeschluß  Nr. V des Baseler Kon-
       gresses [36]  hätte sie  der Rat  nicht zulassen können, ohne das
       Genfer Föderalkomitee,  das des zweijährigen Kampfes mit den sek-
       tiererischen Sektionen  müde geworden  war, vorher befragt zu ha-
       ben. Im übrigen hatte der Generalrat schon den englischen christ-
       lichen Arbeitergesellschaften  (Young men's Christian Association
       1*)) erklärt, daß die Internationale theologische Sektionen nicht
       anerkenne.
       -----
       1*) Christlicher Verein Junger Männer
       
       #20# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Am 6.  August, dem  Datum der Auflösung der Allianz, erneuert das
       Föderalkomitee von  La Chaux-de-Fonds  seinen Antrag  um Aufnahme
       offizieller Beziehungen  zum Generalrat  und erklärt  ihm, daß es
       den Beschluß vom 28. Juni auch weiterhin ignorieren und gegenüber
       Genf als  Romanisches Föderalkomitee auftreten werde, und "daß es
       dem allgemeinen Kongreß zukomme, diese Angelegenheit zu entschei-
       den". Am 4. September schickte dasselbe Komitee einen Protest ge-
       gen die  Zuständigkeit der Konferenz, deren Einberufung es indes-
       sen als  erster gefordert  hatte. Die  Konferenz hätte ihrerseits
       fragen können,  welcher Art  denn die  Kompetenz des  Pariser Fö-
       deralrats sei,  den dieses Komitee vor der Belagerung 1*) ersucht
       hatte, über den Schweizer Streitfall zu entscheiden? [37] Sie be-
       gnügte sich, die Entscheidung des Generalrats vom 28.Juni 1870 zu
       bestätigen. (Siehe  die Beweggründe  in der  Genfer "Égalité" vom
       21. Oktober 1871 [38].)
       
       III
       
       Die Anwesenheit  einiger verbannter Franzosen in der Schweiz, die
       dort Asyl  gefunden hatten, gab der Allianz wieder einen Schimmer
       von Leben.
       Die Internationalen  von Genf taten für die Verbannten alles, was
       in ihrer  Macht stand. Sie sicherten ihnen vom ersten Augenblicke
       an Hilfe und hinderten die Schweizer Behörden durch eine mächtige
       Agitation daran,  der von  der Versailler  Regierung  geforderten
       Auslieferung der  Flüchtlinge stattzugeben.  Mehrere setzten sich
       ernsten Gefahren  aus, indem  sie nach  Frankreich gingen, um den
       Flüchtlingen zu helfen, die Grenze zu erreichen. Wie groß war da-
       her das  Erstaunen der Genfer Arbeiter, als sie sahen, daß einige
       Anführer, wie B. Malon *), sich alsbald mit den Männern
       ---
       *) Wissen die Freunde B. Malons, die ihn in einer stereotypen Re-
       klame seit  drei Monaten  den Gründer  der Internationale nennen,
       die sein  Buch [39]  als die  einzige unabhängige Arbeit über die
       Kommune ankündigen, welche Haltung der Amtsgehilfe des Bürgermei-
       sters von Batignolles 2*) am Vorabend der Februarwahlen eingenom-
       men hat?  In dieser  Zeit griff  B. Malon,  der die  Kommune noch
       nicht voraussah  und nur  den Erfolg seiner Wahl zur Nationalver-
       sammlung vor Augen hatte, zu Intrigen, um als Mitglied der Inter-
       nationale auf  die Liste  der vier Komitees gesetzt zu werden. Zu
       diesem Zweck  leugnete er frech die Existenz des Pariser Föderal-
       rats und  unterbreitete den  Komitees die  Liste einer von ihm in
       Batignolles gegründeten Sektion, als rühre sie ganz
       -----
       1*) von Paris - 2*) Stadtteil von Paris
       
       #21# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       der Allianz in Verbindung setzten und mit Hilfe von N. Shukowski,
       dem Exsekretär der Allianz, versuchten, in Genf außerhalb der Ro-
       manischen Föderation die neue Sektion der revolutionären soziali-
       stischen Propaganda und Aktion [40] zu gründen! Im ersten Artikel
       ihrer Statuten "erklärt" sie, daß sie
       
       "den Allgemeinen Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation
       beipflichte, wobei  sie sich alle Freiheit der Aktion und der In-
       itiative vorbehalte, die ihr als logische Konsequenz des Prinzips
       der Autonomie  und der  Föderation zustünde,  eines Prinzips, das
       durch die  Statuten und  die Kongresse  der Assoziation anerkannt
       sei".
       
       Mit anderen  Worten behielt  sie sich jede Freiheit vor, das Werk
       der Allianz fortzusetzen.
       In einem  Briefe Malons  vom 20. Oktober 1871 richtete diese neue
       Sektion zum dritten Male an den Generalrat die Bitte um Zulassung
       zur Internationale. Gemäß der Resolution V des Baseler Kongresses
       befragte der Generalrat das Genfer Föderalkomitee, das heftig ge-
       gen die  Anerkennung dieses  neuen "Herdes  von Intrigen und Zwi-
       stigkeiten" durch den Generalrat protestierte. Der Generalrat war
       in der  Tat "autoritär"  genug, um  nicht einer ganzen Föderation
       den Willen B. Malons und N. Shukowskis, des Exsekretärs der Alli-
       anz, aufzuzwingen.
       Nachdem die "Solidarité" aufgehört hatte zu existieren, gründeten
       die neuen  Anhänger der Allianz die "Révolution Sociale" [41] un-
       ter der  obersten Leitung von Madame André Léo, die dem Friedens-
       kongreß in Lausanne soeben erklärt hatte, daß
       
       "Raoul Rigault  und Ferré  die beiden  unheilvollen Gestalten der
       Kommune wären,  die bis  dahin" (bis zur Hinrichtung der Geiseln)
       "nie aufgehört  hatten, immer  vergeblich, blutige  Maßnahmen  zu
       fordern" [42].
       Von ihrer  ersten Nummer  an beeilte sich diese Zeitung, sich auf
       das Niveau  des "Figaro", des "Gaulois", des "Paris-Journal" [43]
       und anderer  Schmutzblätter zu  stellen, deren  dreckige Ausfälle
       gegen den  Generalrat sie neu auflegte. Der Augenblick schien ihr
       günstig, innerhalb  der Internationale  selbst die Flamme des Na-
       tionalhasses zu entzünden. Ihr zufolge
       ---
       und gar  von der  Assoziation her.  - Später,  am 19.  März,  be-
       schimpfte er  in einem  öffentlichen Dokument  die Führer  der am
       Vorabend vollbrachten  großen Revolution.  - Heute  druckt dieser
       mit allen Wassern gewaschene Anarchist, oder er läßt drucken, was
       er schon vor einem Jahre den vier Komitees gesagt hat: Die Inter-
       nationale bin  ich! B.  Malon hat  das Mittel  gefunden, zugleich
       Ludwig XIV.  und den Schokoladenfabrikanten Perron zu parodieren.
       Sagte dieser  nicht, daß  seine Schokolade  die einzige... eßbare
       sei!
       
       #22# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       war der Generalrat ein deutsches Komitee, geleitet von einem bis-
       marckschen Gehirn. *)
       Nachdem die  "Révolution Sociale"  sehr wohl  festgestellt hatte,
       daß gewisse Mitglieder des Generalrats nicht damit groß tun konn-
       ten, "Gallier über alles" zu sein, wußte sie nichts Besseres, als
       die zweite Parole, die die europäische Polizei in Umlauf brachte,
       aufzugreifen und den Rat des "Autoritarismus" zu verdächtigen.
       Was waren es nun für Tatsachen, auf die sich dieses kindische Ge-
       schrei stützte?  Der Generalrat  hatte die Allianz eines natürli-
       chen Todes  sterben lassen  und in Übereinstimmung mit dem Genfer
       Föderalkomitee ihre  Auferstehung verhindert.  Außerdem hatte  er
       das Komitee von La Chaux-de-Fonds aufgefordert, einen Namen anzu-
       nehmen, der ihm erlauben würde, mit der großen Mehrheit der roma-
       nischen Internationalen in Frieden zu leben.
       Welchen  Gebrauch   hatte  nun   der   Generalrat,   von   diesen
       "autoritären" Handlungen abgesehen, seit Oktober 1869 bis Oktober
       1871 von den ziemlich weitreichenden Vollmachten gemacht, die ihm
       der Baseler Kongreß übertragen hatte?
       1. Am 8.  Februar 1870  bat die Gesellschaft der positivistischen
       Proletarier in  Paris den  Generalrat um  ihre Zulassung. Der Rat
       antwortete, daß  die in  den besonderen Statuten der Gesellschaft
       dargelegten positivistischen  Prinzipien in bezug auf das Kapital
       in flagrantem  Widerspruch zu den Erwägungen der Allgemeinen Sta-
       tuten stünden;  daß man  diese Prinzipien  daher streichen und in
       die Internationale  nicht als  "Positivist", sondern  als "Prole-
       tarier" eintreten  müsse, wobei es ihnen freistünde, ihre theore-
       tischen Ansichten  mit den allgemeinen Prinzipien der Assoziation
       in Einklang  zu bringen.  Die Sektion  erkannte  die  Richtigkeit
       dieser Entscheidung an und trat in die Internationale ein.
       2. In Lyon hatte es einen Zwiespalt zwischen der Sektion von 1865
       und einer jüngst gebildeten Sektion gegeben, in der inmitten ehr-
       licher Arbeiter  die Allianz  durch Albert  Richard  und  Gaspard
       Blanc vertreten  war. Das  Urteil eines in der Schweiz gebildeten
       Schiedsgerichts, wie es in solchen Fällen üblich ist, wurde nicht
       anerkannt. Am  15. Februar  1870 verlangte  die jüngst  gebildete
       Sektion vom  Generalrat nicht  nur, über  diesen Streitfall kraft
       der Resolution VII des Baseler Kongresses zu entscheiden, sondern
       sie schickte  ihm ein bereits fertiges Urteil, das die Mitglieder
       der
       ---
       *) Hier ist  die Zusammensetzung dieses Rats nach Nationalitäten:
       20 Engländer,  15 Franzosen,  7 Deutsche  (von denen fünf Gründer
       der Internationale  sind), zwei Schweizer, zwei Ungarn, ein Pole,
       ein Belgier, ein Ire, ein Däne und ein Italiener.
       
       #23# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Sektion von  1865 ausschloß  und der  Niederträchtigkeit  bezich-
       tigte, ein  Urteil, das  er unterzeichnen und postwendend zurück-
       schicken sollte. Der Generalrat verurteilte dieses unerhörte Vor-
       gehen und forderte die Beweisstücke an. Auf die gleiche Forderung
       antwortete die  Sektion von  1865, daß die Belastungsstücke gegen
       Albert Richard  dem Schiedsgericht unterbreitet worden wären, daß
       sich Bakunin  ihrer bemächtigt  hätte, der sich weigere, sie her-
       auszugeben, und  daß die  Sektion infolgedessen  den Wünschen des
       Generalrats nicht  voll und ganz entsprechen könne. Die Entschei-
       dung des  Generalrats vom 8. März in dieser Sache rief keine Ein-
       wände hervor, weder von der einen noch von der anderen Seite.
       3. Die französische Sektion in London hatte Elemente von mehr als
       zweifelhaftem Charakter zugelassen und sich nach und nach in eine
       Kommanditgesellschaft des Herrn Félix Pyat verwandelt. Sie diente
       ihm dazu,  kompromittierende Demonstrationen für die Ermordung L.
       Bonapartes etc. zu organisieren und in Frankreich unter dem Deck-
       mantel der  Internationale seine lächerlichen Manifeste zu propa-
       gieren. Der  Generalrat beschränkte  sich darauf,  in den Organen
       der Assoziation zu erklären, daß Herr Pyat nicht Mitglied der In-
       ternationale sei und daß sie daher für sein Tun und Treiben keine
       Verantwortung tragen  könne. [44]  Die französische  Sektion  er-
       klärte daraufhin, daß sie weder den Generalrat noch die Kongresse
       anerkenne; sie  ließ an  den Mauern von London Plakate anbringen,
       daß die Internationale, die Sektion ausgenommen, eine antirevolu-
       tionäre Gesellschaft sei. Die Verhaftung der französischen Inter-
       nationalen am  Vorabend des  Plebiszits unter  dem Vorwand  einer
       Verschwörung, die  in Wirklichkeit  von der  Polizei  angezettelt
       worden war und der die Manifeste der Pyatisten einen Schimmer der
       Wahrscheinlichkeit  gaben,   zwang   den   Generalrat,   in   der
       "Marseillaise" und  im "Réveil" seine Resolution vom 10. Mai 1870
       zu veröffentlichen,  worin erklärt wird, daß die sogenannte fran-
       zösische Sektion  seit mehr als zwei Jahren nicht mehr der Inter-
       nationale angehöre  und daß  ihre Aktionen  das Werk von Polizei-
       agenten seien  [45]. Die  Notwendigkeit dieser Maßnahme ist durch
       die Erklärung  des Pariser Föderalkomitees in denselben Zeitungen
       und durch die Erklärung der Pariser Internationalen während ihres
       Prozesses bewiesen  worden, wobei  beide Erklärungen sich auf die
       Resolution des  Generalrats stützten.  Die  französische  Sektion
       verschwand bei Anfang des Krieges, aber sie sollte, wie die Alli-
       anz in der Schweiz, mit neuen Verbündeten und unter anderen Namen
       in London wieder auftauchen.
       In den  letzten Tagen  der Konferenz bildete sich in London unter
       den Verbannten  der Kommune  eine Section  française de 1871, die
       etwa 35 Mitglieder
       
       #24# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       zählte. Der  erste "autoritäre"  Akt des Generalrats war, den Se-
       kretär dieser Sektion, Gustave Durand, öffentlich als Spitzel der
       französischen Polizei  zu entlarven.  [46] Die Dokumente, die wir
       besitzen, beweisen  die Absicht  der Polizei,  Durand zunächst an
       der Konferenz teilnehmen zu lassen und ihn später in den General-
       rat selbst hineinzubringen. Da die Statuten der neuen Sektion ih-
       ren Mitgliedern  ausdrücklich befahlen, "keine andere Delegierung
       in den  Generalrat anzunehmen, als die ihrer Sektion", zogen sich
       die Bürger Theisz und Bastelica vom Generalrat zurück.
       Am 17.  Oktober delegierte die Sektion zwei ihrer Mitglieder, die
       mit imperativen  Mandaten versehen  waren,  zum  Generalrat,  von
       denen der eine kein anderer war als Herr Chautard, Exmitglied des
       Artilleriekomitees. Der  Generalrat lehnte es ab, ihn zuzulassen,
       ehe er  nicht die  Statuten der Section de 1871 geprüft hatte. *)
       Es wird genügen, hier an die Hauptpunkte der Debatte zu erinnern,
       zu der diese Statuten Anlaß gegeben haben. Artikel 2 der Statuten
       lautet:
       
       "Um Mitglied  der Sektion  zu werden,  muß man  den Nachweis über
       seine Existenzmittel  führen, Garantien  der  Moralität  vorlegen
       etc."
       
       In seiner  Resolution vom  17. Oktober 1871 [47] schlug der Gene-
       ralrat vor,  die Worte  "den Nachweis  über seine  Existenzmittel
       führen" zu  streichen. "In Zweifelsfällen", sagte der Generalrat,
       "kann eine Sektion wohl Informationen einholen über die Existenz-
       mittel als Garantie der Moralität, während in anderen Fällen, wie
       zum Beispiel  bei Flüchtlingen,  bei streikenden  Arbeitern etc.,
       der Mangel  an Existenzmitteln gerade eine Garantie der Moralität
       sein kann.  Es wäre  jedoch eine  bürgerliche Neuerung,  die  dem
       Buchstaben und  dem Geist  der Allgemeinen Statuten widerspräche,
       von den  Kandidaten einen  Nachweis über  ihre Existenzmittel als
       allgemeine Bedingung  für die  Aufnahme in  die Internationale zu
       verlangen." Die Sektion antwortete,
       
       "daß die  Allgemeinen Statuten  die Sektionen für die Moral ihrer
       Mitglieder verantwortlich  machen und  ihnen demzufolge das Recht
       gewähren, ihre  Bürgschaften zu  verlangen, wie  sie es für nötig
       halten".
       
       Darauf erwiderte  der Generalrat am 7. November [48]: "Wollte man
       die Dinge  so sehen,  dann könnte eine von den teetotalers (einem
       Mäßigkeitsverein) gegründete  internationale Sektion  in ihre be-
       sonderen Statuten
       ---
       *) Wenige Zeit später wurde dieser Chautard, den man dem General-
       rat hatte  aufdrängen wollen, von seiner Sektion als Polizeiagent
       Thiers' ausgestoßen. Er wurde von denselben Leuten angeklagt, die
       ihn von allen für den würdigsten gehalten hatten, um sie im Gene-
       ralrat zu vertreten.
       
       #25# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       folgenden Punkt  einfügen:, Um als Mitglied in die Sektion aufge-
       nommen zu  werden, muß man schwören, sich jedes alkoholischen Ge-
       tränkes zu  enthalten.' Mit einem Wort, durch die besonderen Sta-
       tuten der  Sektionen könnten  die absurdesten  und unzusammenhän-
       gendsten Aufnahmebedingungen  in die Internationale gestellt wer-
       den, immer  unter dem  Vorwand, daß  sie es für nötig halten, auf
       diese Weise  sich der  Moral ihrer  Mitglieder zu vergewissern...
       'Die Existenzmittel  der Streikenden', fügt die Section française
       de 1871 hinzu, 'sind die Streikkassen'. Man kann auf diese Phrase
       vorerst erwidern,  daß diese Kasse oft fiktiv ist... Übrigens ha-
       ben die  offiziellen englischen  Untersuchungen erwiesen, daß die
       Mehrheit der  englischen Arbeiter... gezwungen ist - sei es durch
       Streiks oder  Arbeitslosigkeit, sei  es durch  ungenügende  Löhne
       oder infolge  von Zahlungsterminen  oder aus  anderen Ursachen -,
       unaufhörlich zur  Pfandleihe und  zu Schulden Zuflucht zu nehmen,
       Existenzmittel, deren  Nachweis man  nicht fordern  könnte,  ohne
       sich in  unzulässiger Weise  in das  Privatleben der  Bürger ein-
       zumischen. Also  eins von  beiden: Entweder  sucht die Sektion in
       den Existenzmitteln  bloß Garantien  der Moralität,  und dann er-
       füllt der...  Vorschlag des  Generalrats diesen Zweck... oder die
       Sektion hat in Artikel 2 ihrer Statuten absichtlich außer den Ga-
       rantien der  Moralität... von dem Nachweis der Existenzmittel als
       Aufnahmebedingung gesprochen;  und in  diesem Fall bekräftigt der
       Generalrat, daß dies eine bürgerliche Neuerung ist, die dem Buch-
       staben und dem Geist der Allgemeinen Statuten widerspricht."
       In Artikel 11 ihrer Statuten heißt es:
       
       "Ein Delegierter oder mehrere Delegierte werden in den Generalrat
       entsandt."
       
       Der Generalrat  verlangte, daß  dieser Artikel  gestrichen werde,
       "weil die  Allgemeinen Statuten  der Internationale den Sektionen
       keinerlei Recht  zugestehen, Delegierte in den Generalrat zu ent-
       senden". "Die  Allgemeinen Statuten",  fügte er  hinzu, "erkennen
       nur zwei  Arten der  Wahl für  die Mitglieder des Generalrats an:
       entweder ihre  Wahl durch  den Kongreß  oder ihre Beifügung durch
       den Generalrat... Es stimmt, daß die verschiedenen in London exi-
       stierenden Sektionen aufgefordert worden waren, Delegierte in den
       Generalrat zu  entsenden, der,  um die Allgemeinen Statuten nicht
       zu verletzen,  stets auf  folgende Weise  vorgegangen ist: Er hat
       zunächst die Zahl der von jeder Sektion zu entsendenden Delegier-
       ten festgelegt  und sich  dabei das Recht vorbehalten, sie zu ak-
       zeptieren oder  abzulehnen, je  nachdem, ob er sie für die allge-
       meinen Funktionen,  die sie  ausüben müssen,  für geeignet hielt.
       Diese Delegierten wurden Mitglieder des Generalrats
       
       #26# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       nicht kraft  der Delegierung  durch ihre Sektionen, sondern durch
       das Recht,  das die  Allgemeinen Statuten  dem Generalrat  geben,
       sich neue  Mitglieder beizufügen.  Da der Londoner Rat bis zu der
       von der letzten Konferenz getroffenen Entscheidung sowohl als Ge-
       neralrat der  Internationalen Assoziation als auch als Zentralrat
       für England funktioniert hatte, hielt er es für angebracht, außer
       den Mitgliedern,  die er  sich direkt beigefügt hatte, Mitglieder
       zuzulassen, die  in erster  Linie von ihren respektiven Sektionen
       delegiert worden  waren. Man  würde sich gewaltig irren, wenn man
       den Wahlmodus des Generalrats dem des Pariser Föderalrats anglei-
       chen wollte,  der nicht  einmal ein  von einem nationalen Kongreß
       ernannter nationaler Rat war, wie zum Beispiel der Föderalrat von
       Brüssel oder  der von Madrid. Der Pariser Föderalrat war nur eine
       Delegation der Pariser Sektionen... Der Wahlmodus des Generalrats
       wird von  den Allgemeinen Statuten bestimmt, und seine Mitglieder
       könnten kein anderes imperatives Mandat annehmen als das der All-
       gemeinen Statuten  und Verwaltungsverordnungen  ... Wenn  man den
       Paragraphen betrachtet, der ihm vorangeht, so hat Artikel 11 kei-
       nen anderen  Sinn als  den, die  Zusammensetzung des  Generalrats
       völlig zu  verändern und  ihn entgegen  Artikel 3 der Allgemeinen
       Statuten [49]  zu einer  Delegation der Londoner Sektionen zu ma-
       chen, worin  der Einfluß der lokalen Gruppen den Einfluß der gan-
       zen  Internationalen   Arbeiterassoziation   verdrängen   würde."
       Schließlich sagt der Generalrat, dessen erste Pflicht in der Aus-
       führung der  Kongreßbeschlüsse besteht  (siehe Artikel 1 der Ver-
       waltungsverordnungen des Genfer Kongresses), daß "nach seiner An-
       sicht die von der Section française de 1871 geäußerten Ideen über
       eine radikale  Veränderung, die  in den  Artikeln der Allgemeinen
       Statuten bezüglich seiner Zusammensetzung vorzunehmen wäre, über-
       haupt nichts mit der Frage zu tun haben..."
       Im übrigen  erklärte der  Generalrat, daß  er zwei Delegierte der
       Sektion unter  den gleichen  Bedingungen zulassen  würde, wie sie
       für die anderen Londoner Sektionen gelten.
       Die Section de 1871, weit davon entfernt, durch diese Antwort zu-
       friedengestellt zu  sein, veröffentlichte  am 14.  Dezember  eine
       "Deklaration" [50], die von allen ihren Mitgliedern unterzeichnet
       wurde, deren  neuer Sekretär kurz danach als unwürdig aus der Ge-
       sellschaft der  Flüchtlinge ausgestoßen wurde. Laut dieser Erklä-
       rung machte sich der Generalrat, weil er es ablehnte, sich legis-
       lative Befugnisse  anzumaßen, "einer ganz naturalistischen Abkehr
       von der sozialen Idee" schuldig.
       Hier nun  einige  Proben  der  Gewissenhaftigkeit,  die  bei  der
       Ausarbeitung dieses Dokuments geherrscht hat.
       
       #27# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Die Londoner Konferenz hatte das Verhalten der deutschen Arbeiter
       während des  Krieges gebilligt.  [51] Es  war offensichtlich, daß
       diese von einem Schweizer Delegierten 1*) vorgeschlagene, von ei-
       nem belgischen  Delegierten unterstützte  und einstimmig angenom-
       mene Resolution  nur die  deutschen Internationalen  betraf,  die
       ihre antichauvinistische Haltung während des Krieges im Gefängnis
       gebüßt haben  und noch büßen. Überdies hatte der Sekretär des Ge-
       neralrats für Frankreich 2*), um jeder böswilligen Auslegung vor-
       zubeugen, in einem durch den "Qui Vive!", die "Constitution", den
       "Radical", die "Emancipacion", die "Europe" etc. veröffentlichten
       Brief [52]  den wahren  Sinn der Resolution gerade zuvor erklärt.
       Nichtsdestoweniger brachten  acht Tage  später, am  20.  November
       1871, fünfzehn  Mitglieder der  Section française de 1871 in "Qui
       Vive!" eine  "Protesterklärung", die  voller Beleidigungen  gegen
       die deutschen  Arbeiter war,  und bezeichneten die Resolution der
       Konferenz als  den unwiderlegbaren  Beweis  der  "pangermanischen
       Idee", die den Generalrat beherrsche. Die ganze feudale, liberale
       und Polizeipresse Deutschlands bemächtigte sich ihrerseits gierig
       dieses Vorfalls, um den deutschen Arbeitern die Nichtigkeit ihrer
       internationalen Träume  klarzumachen. Nach alledem wurde die Pro-
       testerklärung vom 20. November durch die ganze Section de 1871 in
       ihrer Deklaration vom 14. Dezember gebilligt.
       Um "die  schiefe Ebene des Autoritarismus, auf die der Generalrat
       abgleitet", zu  beweisen, zitiert  sie "eine  durch diesen selben
       Generalrat veröffentlichte  offizielle Ausgabe der von ihm selbst
       revidierten Allgemeinen  Statuten". Man  braucht nur  einen Blick
       auf die  neue Ausgabe  der Statuten  zu werfen, um festzustellen,
       daß sich  im Anhang zu jedem Absatz der Nachweis seiner authenti-
       schen Quellen findet! [53] Was die Worte "offizielle Ausgabe" an-
       langt, so hatte der erste Kongreß der Internationale beschlossen,
       daß "der  offizielle und verbindliche Text der Allgemeinen Statu-
       ten und  Satzungen vom  Generalrat veröffentlicht  würde"  (siehe
       "Congrès ouvrier  de l'Association  Internationale  des  Travail-
       leurs, tenu  à Genève  du 3  au 8  septembre 1866", S. 27, Anmer-
       kung).
       Selbstverständlich stand  die Section  de 1871  in  fortgesetzten
       Beziehungen zu  den Abtrünnigen von Genf und Neuchâtel. Eines ih-
       rer Mitglieder,  das mehr  Energie zum Angriff auf den Generalrat
       entfaltet hatte als jemals zur Verteidigung der Kommune, Chalain,
       sah sich  plötzlich von B. Malon rehabilitiert, der noch unlängst
       gegen ihn in einem Brief an ein Mitglied des Rats sehr schwerwie-
       gende Anklagen vorgebracht hatte. Übrigens hatte die
       -----
       1*) Nikolai Utin - 2*) Auguste Serraillier
       
       #28# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Section française de 1871 ihre Deklaration kaum vom Stapel gelas-
       sen, als der Bürgerkrieg in ihren Reihen ausbrach. Zunächst zogen
       sich Theisz,  Avrial und Camélinat zurück. Seitdem zerfiel sie in
       mehrere kleine  Gruppen, von denen eine von Herrn Pierre Vésinier
       geleitet wird,  der wegen  seiner Verleumdungen  gegen Varlin und
       andere aus  dem Generalrat ausgeschlossen und dann von der belgi-
       schen Kommission,  die der  Brüsseler Kongreß 1868 ernannt hatte,
       aus der  Internationale gejagt  wurde. Eine andere dieser Gruppen
       ist durch  B. Landeck  gegründet, den die unvorhergesehene Flucht
       des Polizeipräfekten  Piétri am 4. September von seiner "peinlich
       eingehaltenen" Verpflichtung befreit hat,
       
       "sich weder  mit politischen  Dingen noch mit Dingen der Interna-
       tionale in  Frankreich zu  befassen!" (Siehe "Troisième procès de
       l'Association Internationale  des Travailleurs à Paris", 1870, S.
       4.)
       
       Andererseits hat  die Masse der französischen Flüchtlinge in Lon-
       don eine Sektion gebildet, die in völliger Harmonie mit dem Gene-
       ralrat lebt.
       
       IV
       
       Die Männer  der Allianz,  die sich  hinter dem Föderalkomitee von
       Neuchâtel verbargen  und einen  neuen Versuch  auf einem größeren
       Feld machen  wollten, um  die Internationale  zu desorganisieren,
       beriefen für  den 12. November 1871 einen Kongreß ihrer Sektionen
       nach Sonvillier  ein. Schon  im Juli  drohte Meister Guillaume in
       zwei Briefen an seinen Freund Robin dem Generalrat mit einer sol-
       chen Kampagne, falls er nicht einwilligen werde, ihnen "gegen die
       Räuber von Genf" recht zu geben.
       Der Kongreß  von Sonvillier  setzte sich aus sechzehn Delegierten
       zusammen, die  im ganzen  neun Sektionen  zu vertreten  vorgaben,
       darunter die neue Sektion der revolutionären sozialistischen Pro-
       paganda und Aktion in Genf.
       Die Sechzehn  begannen ihren  ersten Auftritt mit dem anarchisti-
       schen Dekret,  in dem die Romanische Föderation für aufgelöst er-
       klärt wurde, die sich ihrerseits beeilte, den Angehörigen der Al-
       lianz ihre  "Autonomie" zurückzugeben,  indem sie  sie aus  allen
       Sektionen hinausjagte.  Übrigens muß  der Generalrat  anerkennen,
       daß ein  Blitz gesunden Menschenverstandes sie den Namen Jurassi-
       sche Föderation  annehmen ließ,  den ihnen die Londoner Konferenz
       gegeben hatte. [54]
       Alsdann schritt  der Kongreß der Sechzehn zur "Reorganisation der
       Internationale", indem  er gegen die Konferenz und den Generalrat
       ein
       
       #29# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       "Zirkular an  alle Föderationen der Internationalen Arbeiterasso-
       ziation" vom Stapel ließ. [55]
       Die Verfasser des Zirkulars beschuldigen den Generalrat zunächst,
       daß er  1871 eine  Konferenz einberufen habe statt eines Kongres-
       ses. Aus  den vorher  gegebenen Erläuterungen  ergibt  sich,  daß
       diese Angriffe  direkt gegen  die ganze  Internationale gerichtet
       sind, die in ihrer Gesamtheit die Einberufung einer Konferenz ak-
       zeptiert hatte, bei der übrigens die Allianz durch die Bürger Ro-
       bin und Bastelica angemessen vertreten war.
       Bei jedem  Kongreß hat  der Generalrat  seine Delegierten gehabt;
       beim Baseler Kongreß zum Beispiel waren ihrer sechs. Die Sechzehn
       behaupten, daß
       
       "die Mehrheit  der Konferenz  von vornherein  durch die Zulassung
       von sechs  Delegierten des  Generalrats mit beschließender Stimme
       gefälscht worden sei".
       
       In Wirklichkeit  waren unter  den Delegierten des Generalrats auf
       der Konferenz  die französischen Verbannten keine anderen als die
       Vertreter der  Pariser  Kommune,  während  seine  englischen  und
       Schweizer Mitglieder  nur ausnahmsweise an den Sitzungen teilneh-
       men konnten,  wie es  die Protokolle  beweisen, die  dem nächsten
       Kongreß vorgelegt werden. Ein Delegierter des Rats hatte ein Man-
       dat von  einer nationalen Föderation. Laut eines an die Konferenz
       gerichteten Briefes  wurde das  Mandat eines anderen zurückbehal-
       ten, weil  die Zeitungen  seinen Tod angezeigt hatten 1*). Bleibt
       ein Delegierter  übrig, so  daß im Verhältnis zum Rat die Belgier
       allein wie 6:1 vertreten waren.
       Die internationale  Polizei, die  in der  Person Gustave  Durands
       ferngehalten wurde,  hatte sich  bitter über  die Verletzung  der
       Allgemeinen Statuten  durch die Einberufung einer "geheimen" Kon-
       ferenz beklagt.  Sie war über unsere Verwaltungsverordnungen noch
       nicht genügend  auf dem  laufenden, um zu wissen, daß die admini-
       strativen Sitzungen der Kongresse obligatorisch intern sind.
       Nichtsdestoweniger fanden  ihre Klagen  ein mitfühlendes Echo bei
       den Sechzehn von Sonvillier, die sofort schrien:
       
       "Und um das Ganze zu krönen, besagt eine Entscheidung dieser Kon-
       ferenz, daß  der Generalrat  selber den  Termin und  den Ort  des
       nächsten Kongresses  oder der  Konferenz, die  ihn ersetzen wird,
       bestimmen wird;  auf diese  Weise sind  wir von der Unterdrückung
       der allgemeinen Kongresse bedroht, dieser großen öffentlichen Zu-
       sammenkünfte der Internationale."
       -----
       1*) Gemeint ist Karl Marx
       
       #30# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Die Sechzehn  wollten nicht  sehen, daß diese Entscheidung nichts
       weiter besagt, als daß die Internationale gegenüber den Regierun-
       gen ihre unerschütterliche Entschlossenheit bekräftigt, allen Re-
       pressalien zum  Trotz ihre allgemeinen Versammlungen auf die eine
       oder andere Weise abzuhalten.
       In der  Generalversammlung der  Genfer Sektionen  vom 2. Dezember
       1871, die  den Bürgern Malon und Lefrançais einen schlechten Emp-
       fang bereitete, brachten letztere einen Vorschlag ein, der darauf
       abzielte, die  von den Sechzehn von Sonvillier erlassenen Dekrete
       zu bestätigen,  dem Generalrat eine Rüge zu erteilen und die Kon-
       ferenz nicht  anzuerkennen. [56] Die Konferenz hatte beschlossen,
       daß "die  nicht für  die Öffentlichkeit bestimmten Beschlüsse der
       Konferenz... den  Föderalräten der verschiedenen Länder durch die
       korrespondierenden Sekretäre  des Generalrats mitgeteilt werden".
       1*) Dieser  den Allgemeinen  Statuten und  den Verwaltungsverord-
       nungen völlig  entsprechende Beschluß  wurde durch  B. Malon  und
       seine Freunde auf folgende Weise verfälscht:
       
       "Ein Teil  der Beschlüsse der Konferenz wird nur den Föderalräten
       und den korrespondierenden Sekretären mitgeteilt werden."
       
       Sie beschuldigen außerdem den Generalrat, daß er "es an dem Prin-
       zip der  Aufrichtigkeit habe  fehlen lassen",  indem er sich wei-
       gerte, der  Polizei durch  "die Öffentlichkeit" Beschlüsse auszu-
       liefern, die  als ausschließlichen  Zweck die  Reorganisation der
       Internationale in den Ländern haben, wo sie verfolgt wird.
       Die Bürger Malon und Lefrançais beklagen sich ferner, daß
       
       "die Konferenz  sich an der Freiheit des Gedankens und seiner Äu-
       ßerung vergriffen  habe..., da  sie dem Generalrat das Recht gab,
       jedes öffentliche Organ der Sektionen und Föderationen anzuklagen
       und zu verleugnen, das entweder die Prinzipien, auf denen die As-
       soziation beruht,  oder die  jeweiligen Interessen  der Sektionen
       und Föderationen, oder schließlich die allgemeinen Interessen der
       gesamten Assoziation  erörtert (siehe  die Égalité'  vom 21.  Ok-
       tober)".
       
       Und was  steht in der "Égalité" vom 21. Oktober? Ein Beschluß der
       Konferenz, worin  sie ankündigt,  "daß von  nun an der Generalrat
       gehalten sein  wird, öffentlich anzuklagen und zu verleugnen alle
       angeblichen Organe  der Internationalen, welche, nach dem Vorgang
       des "Progrès"  und der  "Solidarité", in  ihren Spalten  vor  dem
       Bourgeoispublikum Fragen  besprechen sollten, die nur zur Debatte
       in den  lokalen und föderalen Komitees, im Generalrat oder in den
       geschlossenen Verwaltungssitzungen der föderalen oder allgemeinen
       Kongresse geeignet sind". 2*)
       -----
       1*) Siehe Band 17 unserer Ausgabe, S. 426 - 2*) ebenda, S. 425
       
       #31# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Um das  sauersüße Wehklagen  B. Malons richtig einzuschätzen, muß
       man in  Betracht ziehen,  daß dieser Beschluß ein für allemal den
       Versuchen einiger  Journalisten ein  Ende macht,  die sich an die
       Stelle der verantwortlichen Komitees der Internationale zu setzen
       und in  ihrer Mitte  dieselbe Rolle  zu spielen  trachten wie die
       Journalisten-Boheme in  der bürgerlichen  Welt. Als  Folge  eines
       solchen Versuchs hatte das Genfer Föderalkomitee erlebt, daß Mit-
       glieder der  Allianz das offizielle Organ der Romanischen Födera-
       tion, die  "Égalité", in  einem ihr  gegenüber völlig feindlichen
       Sinne redigierten.
       Übrigens bedurfte der Generalrat nicht der Londoner Konferenz, um
       den Mißbrauch  des Journalismus  "öffentlich  anzuklagen  und  zu
       verleugnen", denn der Baseler Kongreß hat (Beschluß II) entschie-
       den, daß "alle Zeitungen, die Angriffe gegen die Assoziation ent-
       halten, dem  Generalrat sofort durch die Sektion zugeschickt wer-
       den müssen" [361.
       
       "Es ist  offensichtlich", sagt  das Romanische  Föderalkomitee in
       seiner Erklärung  vom 20.Dezember  1871 ("Égalité" vom 24. Dezem-
       ber), "daß  dieser Artikel nicht in der Absicht angenommen worden
       ist, damit  der Generalrat  in seinen Archiven die Zeitungen, die
       die Assoziation  angreifen, aufbewahrt,  sondern um  zu antworten
       und nötigenfalls  die verderbliche  Wirkung von Verleumdungen und
       böswilligen Anschwärzungen zu beseitigen. Es ist auch offensicht-
       lich, daß  sich dieser  Artikel im allgemeinen auf alle Zeitungen
       bezieht, und  wenn wir  nicht  ohne  weiteres  die  Angriffe  der
       bürgerlichen Zeitungen  dulden wollen,  so müssen  wir mit  um so
       größerem Recht  durch unsere zentrale Vertretung, durch den Gene-
       ralrat, jene Zeitungen desavouieren, deren Angriffe gegen uns mit
       dem Namen unserer Assoziation gedeckt werden."
       
       Nebenbei sei bemerkt, daß die "Times", dieser Leviathan der kapi-
       talistischen Presse,  der "Progrès"  (von Lyon),  die Zeitung der
       liberalen Bourgeoisie,  und das  "Journal de  Genève" [57],  eine
       ultrareaktionäre Zeitung,  die Konferenz  mit denselben Vorwürfen
       überhäuften und  sich fast  derselben Ausdrücke bedienten wie die
       Bürger Malon und Lefrançais.
       Nachdem das  Zirkular der Sechzehn gegen die Einberufung der Kon-
       ferenz, dann  gegen ihre  Zusammensetzung und  ihren  sogenannten
       geheimen Charakter  Stellung genommen  hatte, greift  es die  Be-
       schlüsse selbst an.
       Indem es  zunächst feststellt,  daß der Baseler Kongreß auf seine
       Befugnisse verzichtet hätte,
       
       "da er  dem Generalrat  das Recht gibt, Sektionen der Internatio-
       nale abzulehnen, zuzulassen oder zu suspendieren",
       
       legt es weiter der Konferenz folgende Sünde zur Last:
       
       "Diese Konferenz hat... Beschlüsse gefaßt..., die danach streben,
       aus der  Internationalen, der freien Föderation autonomer Sektio-
       nen, eine hierarchische und
       
       #32# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       autoritäre  Organisation  disziplinierter  Sektionen  zu  machen,
       vollständig in  der Hand  des Generalrats, der ganz nach Belieben
       ihre  Zulassung   verweigern  oder  ihre  Tätigkeit  suspendieren
       könne!!"
       
       Später kommt  das Zirkular  auf den  Baseler Kongreß  zurück, der
       "die Befugnisse des Generalrats entstellt" hätte.
       Alle diese  Widersprüche des  Zirkulars der  Sechzehn laufen  auf
       folgendes hinaus:  Die Konferenz  von 1871 ist für die Beschlüsse
       des Baseler  Kongresses von 1869 verantwortlich, und der General-
       rat ist  schuldig, die Statuten eingehalten zu haben, die ihm die
       Durchführung der Kongreßbeschlüsse auferlegen.
       In Wirklichkeit  ist der  wahre Beweggrund  aller dieser Angriffe
       gegen die Konferenz intimerer Natur. Mit ihren Resolutionen hatte
       sie zunächst  die praktischen  Intrigen der  Allianzleute in  der
       Schweiz durchkreuzt.  Überdies hatten die Anführer der Allianz in
       Italien, in  Spanien, in  einem Teil der Schweiz und Belgiens mit
       einer bewundernswerten  Hartnäckigkeit eine  vorsätzliche Verwir-
       rung zwischen  dem Gelegenheitsprogramm Bakunins und dem Programm
       der  Internationalen   Arbeiterassoziation  geschaffen  und  auf-
       rechterhalten.
       Die Konferenz hat mit ihren beiden Resolutionen über die proleta-
       rische Politik und über die sektiererischen Sektionen dieses vor-
       sätzliche Mißverständnis klar umrissen. Die erste Resolution, die
       mit der  in Bakunins  Programm gepredigten politischen Abstention
       abrechnet, ist  durch ihre  auf die Allgemeinen Statuten, auf den
       Beschluß des  Lausanner Kongresses  und andere Präzedenzfälle ge-
       stützten Erwägungen vollauf gerechtfertigt. *) Gehen wir jetzt zu
       den sektiererischen Sektionen über: Die erste Phase in dem Kampfe
       des Proletariats  gegen die Bourgeoisie ist durch die Sektenbewe-
       gung bezeichnet. Diese ist berechtigt zu einer Zeit,
       ---
       *) Hier folgt  die Resolution  der Konferenz über die "Politische
       Wirksamkeit der Arbeiterklasse" [15] "In Erwägung,
       daß es im Eingang der Statuten heißt : 'Die ökonomische Emanzipa-
       tion der  Arbeiterklasse ist der große Endzweck, dem jede politi-
       sche Bewegung unterzuordnen ist als Mittel';
       daß die  Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassoziation
       (1864) besagt:  'Die Herren  des Grund  und Bodens und die Herren
       des Kapitals  werden ihre  politischen Vorrechte  stets ausbeuten
       zur Verteidigung  und Verewigung  ihrer ökonomischen Monopole. So
       weit davon  entfernt, die politische Emanzipation der Arbeiter zu
       fördern, werden  sie fortfahren,  ihr jedes mögliche Hindernis in
       den Weg zu legen... Die Eroberung der politischen Macht ist daher
       zur großen Pflicht der Arbeiterklasse geworden';
       
       #33# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       in der  das Proletariat  sich noch  nicht hinreichend  entwickelt
       hat, um als Klasse zu handeln. Vereinzelte Denker unterwerfen die
       sozialen Gegensätze  einer Kritik und geben zugleich eine phanta-
       stische Lösung derselben, welche die Masse der Arbeiter nur anzu-
       nehmen, zu  verbreiten und  praktisch ins Werk zu setzen braucht.
       Es liegt schon in der Natur dieser durch die Initiative einzelner
       gebildeten Sekten,  daß sie  sich jeder wirklichen Tätigkeit, der
       Politik, den  Streiks, Gewerksgenossenschaften,  mit einem  Worte
       jeder Gesamtbewegung gegenüber fremd und abgeschlossen verhalten.
       Die Masse  des Proletariats  bleibt stets ihrer Propaganda gegen-
       über gleichgültig,  ja selbst  feindlich. Die  Arbeiter von Paris
       und Lyon  wollten ebensowenig  von den  Saint-Simonisten, Fourie-
       risten, Ikariern wissen, wie die englischen Chartisten und Trade-
       Unionisten von den Owenisten. Die Sekten, im Anfange
       ---
       daß der  Kongreß von  Lausanne (1867)  erklärt hat:  'Die soziale
       Emanzipation der  Arbeiter ist  untrennbar von  ihrer politischen
       Emanzipation';
       daß die  Erklärung des  Generalrats über  das angebliche Komplott
       der französischen  Internationalen  am  Vorabend  des  Plebiszits
       (1870) folgende  Stelle enthält: 'Nach dem Wortlaut unsrer Statu-
       ten haben  alle unsre Zweige in England, auf dem Kontinent und in
       Amerika unzweifelhaft  die ausdrückliche  Aufgabe, nicht nur Mit-
       telpunkte für  die streitbare  Organisation der Arbeiterklasse zu
       bilden, sondern in ihren bezüglichen Ländern ebenfalls jede poli-
       tische Bewegung  zu unterstützen,  die zur Erreichung unsers End-
       ziels dient, - der ökonomischen Emanzipation der Arbeiterklasse';
       daß falsche  Übersetzungen der Originalstatuten Mißdeutungen ver-
       anlaßt haben,  die der Entwicklung und der Wirksamkeit der Inter-
       nationalen Arbeiterassoziation schädlich waren;
       in Anbetracht ferner,
       daß die  Internationale einer zügellosen Reaktion gegenübersteht,
       welche jedes  Emanzipationsstreben der  Arbeiter schamlos nieder-
       drückt und  durch rohe Gewalt den Klassenunterschied und die dar-
       auf gegründete  politische Herrschaft  der besitzenden Klassen zu
       verewigen sucht;
       daß die  Arbeiterklasse gegen  diese Gesamtgewalt der besitzenden
       Klassen nur  als Klasse  handeln kann,  indem sie sich selbst als
       besondere politische  Partei konstituiert,  im Gegensatz zu allen
       alten Parteibildungen der besitzenden Klassen;
       daß diese Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei
       unerläßlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres
       Endziels - Abschaffung der Klassen;
       daß die  Vereinigung der  Einzelkräfte, welche die Arbeiterklasse
       bis zu  einem gewissen  Punkt  bereits  durch  ihre  ökonomischen
       Kämpfe hergestellt  hat, auch als Hebel für ihren Kampf gegen die
       politische Gewalt ihrer Ausbeuter zu dienen hat, -
       aus diesen Gründen erinnert die Konferenz alle Mitglieder der In-
       ternationalen:
       daß in  dem streitenden Stand der Arbeiterklasse ihre ökonomische
       Bewegung und  ihre  politische  Betätigung  untrennbar  verbunden
       sind."
       
       #34# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Hebel der  Bewegung, werden  ein Hindernis, sowie diese sie über-
       holt; sie werden dann reaktionär; Beweis dafür sind die Sekten in
       Frankreich und  England und letzthin die Lassalleaner in Deutsch-
       land, welche, nachdem sie jahrelang die Organisation des Proleta-
       riats gehemmt,  schließlich  einfache  Polizeiwerkzeuge  geworden
       sind. Kurz, sie stellen die Kindheit der Proletarierbewegung dar,
       wie die  Astrologie und  Alchimie die  Kindheit der Wissenschaft.
       Damit die  Gründung der  Internationalen zur  Möglichkeit  wurde,
       mußte das  Proletariat diese  Entwicklungsstufe überschritten ha-
       ben.
       Gegenüber den phantastischen und antagonistischen Sektenorganisa-
       tionen ist  die Internationale die wirkliche und streitende Orga-
       nisation der  Proletarierklasse in allen Ländern, verbunden unter
       sich in  ihrem Kampfe gegen die Kapitalisten, die Grundeigentümer
       und ihre  im Staate  organisierte Klassenmacht.  Daher kennen die
       Statuten  der   Internationale  nur  einfache  "Arbeiter"-Gesell-
       schaften, die  sämtlich den gleichen Zweck verfolgen und dasselbe
       Programm annehmen,  das sich  darauf beschränkt,  nur die  großen
       Hauptzüge des  Ganges der  Arbeiterbewegung zu zeichnen, und ihre
       theoretische  Ausarbeitung   dem  durch   die   Bedürfnisse   des
       praktischen Kampfes  gegebenen Anstoß  und dem  Gedankenaustausch
       innerhalb der  Sektionen überläßt,  wie denn  die  Internationale
       ohne Unterschied jede sozialistische Überzeugung in ihren Organen
       und auf ihren Kongressen zuläßt.
       Wie in  jeder neuen  historischen Phase  die alten  Irrtümer  für
       einen Augenblick  von neuem  auftauchen, um bald danach wieder zu
       verschwinden, so hat auch die Internationale in ihrem Schöße sek-
       tiererische Sektionen  entstehen sehen,  wenn auch  in einer kaum
       ausgeprägten Form.
       Die Allianz,  die die  Auferstehung der Sekten durchweg als einen
       ungeheuren Fortschritt ansieht, ist ein schlagender Beweis dafür,
       daß deren Zeit vorüber ist. Denn, während sie in ihren Ursprüngen
       Elemente des Fortschritts darstellten, stellt das Programm der am
       Gängelband eines  "Mohammeds ohne  Koran" 1*) trippelnden Allianz
       nur eine Anhäufung längst überwundener Ideen dar, die, in tönende
       Phrasen verhüllt,  nur bürgerliche  Idioten erschrecken  oder den
       bonapartistischen oder  anderen Staatsanwälten  als  Beweisstücke
       gegen die Internationalen dienen können. *)
       ---
       *) Die Arbeiten der Polizei, die in der letzten Zeit über die In-
       ternationale veröffentlicht  worden sind,  das Rundschreiben  von
       Jules Favre  an die auswärtigen Mächte und der Bericht des Kraut-
       junkers Sacaze über das Projekt von Dufaure nicht ausgenommen,
       -----
       1*) Michail Bakunin
       
       #35# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Die Konferenz, auf der Sozialisten aller Schattierungen vertreten
       waren, begrüßte einstimmig den Beschluß gegen die sektiererischen
       Sektionen in der Überzeugung, daß dieser Beschluß die Internatio-
       nale auf  den ihr  gebührenden Platz  zurückführt und  eine  neue
       Phase auf ihrem Wege bedeuten wird. Die Parteigänger der Allianz,
       die sich  durch diese Resolution zu Tode getroffen fühlten, sahen
       darin nur  einen Sieg  des Generalrats  über die  Internationale,
       durch den, wie es ihr Zirkular sagt, das "spezielle Programm" ei-
       niger seiner  Mitglieder zur  "Herrschaft" gebracht  wurde, "ihre
       persönliche Doktrin",  "die orthodoxe  Doktrin", "die  offizielle
       Theorie, die in der Assoziation allein Bürgerrecht hat". Übrigens
       war das  nicht Schuld dieser wenigen Mitglieder, sondern die not-
       wendige Folge,  "die verderbliche  Wirkung" der Tatsache, daß sie
       Teil des Generalrats waren, denn
       
       "es ist  absolut unmöglich,  daß ein Mensch, der über seinesglei-
       chen Macht(!)  hat, ein moralischer Mensch bleibt. Der Generalrat
       wird zu einem Herd von Intrigen."
       
       Nach Meinung  der Sechzehn  konnte man  den Allgemeinen  Statuten
       schon dafür  einen ernsten Vorwurf machen, daß sie dem Generalrat
       das Recht  gegeben haben, sich durch neue Mitglieder zu ergänzen.
       Mit dieser Macht versehen, sagen sie,
       
       "könnte der  Generalrat sich nachträglich durch einen ganzen Per-
       sonenkreis ergänzen,  der seine  Majorität und seine Zielrichtung
       vollständig verändert hätte".
       
       Es scheint,  daß für sie die bloße Tatsache der Zugehörigkeit ei-
       nes Menschen  zum Generalrat  genügt, um nicht nur seine Moral zu
       zersetzen, sondern  auch seinen gesunden Menschenverstand zu zer-
       stören. Wie sollte man sonst annehmen, daß sich eine Mehrheit von
       selber durch freiwillige Kooptierungen in eine Minderheit verwan-
       delt?
       Übrigens scheinen die Sechzehn selbst nicht recht davon überzeugt
       zu sein, denn etwas weiter beklagen sie sich, daß der Generalrat
       
       "sich fünf  Jahre hintereinander  aus denselben,  stets wiederge-
       wählten Leuten zusammengesetzt"
       
       habe, und unmittelbar darauf wiederholen sie:
       
       "Die Mehrzahl  unter ihnen sind nicht unsere ordentlichen Bevoll-
       mächtigten, Ja sie nicht von einem Kongreß gewählt worden sind."
       ---
       wimmeln von Zitaten, die den pompösen Manifesten der Allianz ent-
       nommen sind. [58] Die Phraseologie dieser Sektierer, deren ganzer
       Radikalismus in  den Worten  liegt, dient aufs beste den Wünschen
       der Reaktion.
       
       #36# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Tatsache ist, daß die Zusammensetzung des Generalrats ständig ge-
       wechselt hat, obgleich einige seiner Gründer daringeblieben sind,
       wie. in den Belgischen, Romanischen u.a. Föderalräten.
       Der Generalrat  ist bei der Ausübung seines Auftrags drei wesent-
       lichen Bedingungen unterworfen. Erstens braucht er einen ziemlich
       großen Personenkreis,  um seine Arbeit in all ihrer Mannigfaltig-
       keit durchführen  zu können;  dann muß er sich "aus Arbeitern der
       verschiedenen, in  der  Internationalen  Assoziation  vertretenen
       Länder" zusammensetzen,  und schließlich  muß  das  proletarische
       Element überwiegen.  Wie könnte  denn der  Generalrat, wo die für
       den Proletarier existierenden Erfordernisse der Arbeit eine stän-
       dige Ursache von Veränderungen in der personellen Zusammensetzung
       des Generalrats sind, diese unentbehrlichen Bedingungen erfüllen,
       ohne das  Kooptionsrecht zu  besitzen? Nichtsdestoweniger scheint
       dem Generalrat  eine genauere Definition dieses Rechts notwendig,
       wie er  ja auch den Wunsch danach auf der letzten Konferenz geäu-
       ßert hat.
       Die Wiederwahl  des Generalrats in seiner bisherigen Zusammenset-
       zung durch  die aufeinanderfolgenden Kongresse, auf denen England
       kaum vertreten  war, dürfte beweisen, daß er seine Pflicht in den
       Grenzen seiner Möglichkeiten getan hat. Die Sechzehn hingegen se-
       hen darin  nur den Beweis des "blinden Vertrauens der Kongresse",
       eines Vertrauens, daß sich in Basel
       
       "bis zu  einer Art  freiwilliger Abdankung zugunsten des General-
       rats"
       
       gesteigert hätte.
       Nach ihnen  soll "die  normale Rolle"  des Generalrats "die eines
       einfachen Büros  für Korrespondenz und Statistik" sein. Sie bele-
       gen diese  Definition mit mehreren aus einer falschen Übersetzung
       der Statuten entnommenen Artikel.
       Im Gegensatz  zu den  Statuten aller  bürgerlichen Gesellschaften
       berühren die  Allgemeinen Statuten  der Internationale  kaum ihre
       administrative Organisation. Deren Entwicklung überlassen sie der
       Praxis und ihre Regelung den künftigen Kongressen. Nichtsdestowe-
       niger befassen  sich die Statuten mehr mit dem Generalrat als mit
       anderen Teilen  der Organisation,  da nur die Einheit und die Ge-
       meinsamkeit der Aktion den Sektionen in den verschiedenen Ländern
       einen klaren Charakter der Internationalität verleihen können.
       Der Artikel 5 der ursprünglichen Statuten [59] lautet:
       
       "Der Generalrat  wird als internationaler Vermittler zwischen den
       verschiedenen nationalen und lokalen Gruppen fungieren"
       
       #37# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       und gibt  dann einige  Beispiele, in  welcher Weise  er  vorgehen
       soll. Unter diesen Beispielen findet sich die Instruktion für den
       Rat, derart  vorzugehen, "daß alle Gruppen der Assoziation, falls
       unmittelbares Handeln erforderlich wird, wie im Falle internatio-
       naler Konflikte,  gleichzeitig und  einheitlich handeln  können".
       Der Artikel fährt fort:
       "Je nachdem  er es  für angebracht  hält, wird der Generalrat die
       Initiative ergreifen  und allen  lokalen und  nationalen  Gesell-
       schaften Vorschläge unterbreiten."
       Außerdem bestimmen die Statuten die Rolle des Rats bei der Einbe-
       rufung und Vorbereitung der Kongresse und beauftragen ihn mit ge-
       wissen Arbeiten,  die er  diesen vorlegen muß. Die ursprünglichen
       Statuten stellen  die spontane  Aktion der  Gruppen so  wenig der
       Einheit der  Aktion der Assoziation entgegen, daß Artikel 6 sagt:
       "Da die Arbeiterbewegung in jedem Lande nur durch die Kraft gesi-
       chert werden  kann, die aus der Einigung und Verbindung erwächst;
       da andrerseits  die  Tätigkeit  des  Generalrats  wirksamer  sein
       wird..., müssen  die Mitglieder der Internationale alles in ihren
       Kräften stehende  tun, um  die in  ihren jeweiligen  Ländern noch
       isolierten Arbeitergesellschaften  in nationalen Assoziationen zu
       vereinigen, die durch Zentralorgane vertreten werden."
       Der erste Verwaltungsbeschluß des Genfer Kongresses (Art. 1 )1601
       lautet:.
       
       "Der Generalrat ist gehalten, die Kongreßbeschlüsse auszuführen."
       
       Dieser Beschluß legalisierte die vom Generalrat von seinem Beste-
       hen an eingenommene Position: die eines exekutiven Organs der As-
       soziation. Es  dürfte schwierig  sein, Aufträge  ohne  moralische
       "Autorität" auszuführen,  wenn jede andere "freiwillig zuerkannte
       Autorität" fehlt.  Der Genfer  Kongreß beauftragte den Generalrat
       gleichzeitig, "den  offiziellen und verbindlichen Text der Statu-
       ten" zu veröffentlichen.
       Derselbe Kongreß beschloß (Genfer Verwaltungsbeschluß, Art. 14):
       
       "Jede Sektion hat das Recht, sich ihr Reglement und ihre besonde-
       ren Statuten je nach den Lokalumständen und Landesgesetzen zu ge-
       ben. Dieselben  dürfen jedoch nichts den Allgemeinen Statuten und
       dem Allgemeinen Reglement Widersprechendes enthalten."
       
       Stellen wir  zunächst fest,  daß es  hier weder die geringste An-
       spielung auf besondere Prinzipiendeklarationen gibt noch auf spe-
       zielle Missionen,  die diese  oder jene Sektion außerhalb des von
       allen Gruppen der Internationale verfolgten gemeinsamen Ziels auf
       sich nehmen könnte. Es handelt sich ganz
       
       #38# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       einfach um  das Recht der Sektionen, die Allgemeinen Statuten und
       das Allgemeine  Reglement "den Lokalumständen und Landesgesetzen"
       anzupassen.
       Zweitens, durch wen müßte die Übereinstimmung der besonderen Sta-
       tuten mit  den Allgemeinen  Statuten festgestellt  werden? Offen-
       sichtlich wäre  der Beschluß, wenn es keine mit diesen Funktionen
       beauftragte "Autorität"  gäbe, null  und nichtig. Nicht genug da-
       mit, daß  sich feindliche  und Polizeisektionen  bilden  könnten,
       könnte auch  das Eindringen deklassierter Sektierer und bürgerli-
       cher Philanthropen in die Assoziation deren Charakter entstellen,
       auf den Kongressen durch ihre Anzahl die Arbeiter erdrücken.
       Von Anfang an nahmen sich die nationalen und lokalen Föderationen
       das Recht,  in ihren jeweiligen Ländern neue Sektionen zuzulassen
       oder abzulehnen,  je nachdem, ob deren Statuten mit den Allgemei-
       nen Statuten  übereinstimmten oder  nicht. Die Ausübung der glei-
       chen Funktion durch den Generalrat ist durch Artikel 6 der Allge-
       meinen Statuten  vorgesehen, der den lokalen unabhängigen Gesell-
       schaften, das  heißt den  Gesellschaften, die  sich außerhalb der
       föderalen Verbindungen  ihrer  Länder  konstituieren,  das  Recht
       läßt, sich  mit ihm  in direkte Verbindung zu setzen. Die Allianz
       verschmähte es  nicht, von  diesem Recht  Gebrauch zu  machen, um
       nach den  bestehenden Bedingungen  Vertreter zum  Baseler Kongreß
       entsenden zu können.
       Artikel 6  der Statuten berücksichtigt auch die gesetzlichen Hin-
       dernisse, die  sich der Bildung nationaler Föderationen in gewis-
       sen Ländern  entgegenstellen, wo infolgedessen der Generalrat be-
       rufen ist, als Föderalrat zu fungieren. (Siehe "Procès-verbaux du
       Congrès, etc., de Lausanne, 1867", p. 13. [61])
       Seit dem  Fall der Kommune sind diese gesetzlichen Hindernisse in
       verschiedenen Ländern nur noch gewachsen und machen die Tätigkeit
       des Generalrats  noch unerläßlicher,  um verdächtige Elemente aus
       der Assoziation  herauszuhalten. So  haben kürzlich  Komitees  in
       Frankreich den Generalrat um sein Eingreifen gebeten, um sich der
       Polizeispitzel zu  entledigen, und  in einem anderen großen Lande
       1*) haben die Internationalen gefordert, keine Sektion anzuerken-
       nen, die nicht von ihren direkten Bevollmächtigten oder von ihnen
       selbst gegründet  worden ist.  Sie begründeten ihre Bitte mit der
       Notwendigkeit, auf  diese Weise Agents provocateurs zu entfernen,
       deren glühender  Eifer sich  in der raschen Bildung von Sektionen
       kundtat, deren Radikalismus ohnegleichen war. Andererseits zögern
       sogenannte antiautoritäre  Sektionen nicht,  an den Generalrat zu
       appellieren.
       -----
       1*) Österreich
       
       #39# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       sobald ein Streitfall in ihren Reihen auftaucht, um von ihm sogar
       noch zu  fordern, daß er aus Leibeskräften auf ihre Gegner drein-
       schlage, wie das bei dem Lyoner Streitfall geschah. Erst vor kur-
       zem, nach  der Konferenz,  entschloß sich  die Arbeiterföderation
       von Turin,  sich zur  Sektion der Internationale zu erklären. In-
       folge einer Spaltung gründete die Minderheit die Gesellschaft Be-
       freiung des Proletariers. [62] Sie schloß sich der Internationale
       an und  begann mit einer Resolution zugunsten der Jurassier. Ihre
       Zeitung "Il Proletario" [63] wimmelt von zornschnaubenden Phrasen
       gegen jeden  Autoritarismus. Bei der Übersendung der Beiträge der
       Gesellschaft warnt  ihr Sekretär 1*) den Generalrat, daß die alte
       Föderation wahrscheinlich  auch ihre Beiträge schicken werde. Und
       er fährt dann fort:
       
       "Wie Sie  wahrscheinlich im  'Proletario' gelesen  haben, hat die
       Gesellschaft Befreiung  des Proletariers... erklärt, ... jede So-
       lidarität mit der Bourgeoisie abzulehnen, die unter der Maske von
       Arbeitern die Arbeiterföderation bildet",
       
       und sie bittet den Generalrat,
       
       "diesen Beschluß allen Sektionen mitzuteilen und die 10-Centimes-
       Beiträge zurückzuweisen, falls sie ihm geschickt würden". *)
       
       Ebenso wie alle Gruppen der Internationale hat der Generalrat die
       Pflicht, Propaganda  zu treiben. Er hat sie durch seine Manifeste
       und durch  seine Bevollmächtigten  erfüllt, die  die ersten  Bau-
       steine der  Internationale in  Nordamerika, in Deutschland und in
       vielen Städten Frankreichs gesetzt haben.
       Eine andere  Funktion des  Generalrats besteht darin, die Streiks
       zu unterstützen,  indem er ihnen die Hilfe der ganzen Internatio-
       nale sichert (siehe die Berichte des Generalrats an die verschie-
       denen Kongresse).  Unter anderem  beweist die  folgende Tatsache,
       von welchem  Gewicht sein  Eingreifen in den Streiks gewesen ist.
       Die Widerstandsgesellschaft der englischen Eisengießer ist an und
       für sich eine internationale Trade-Union, die in
       -----
       *) Solcherart waren  zu dieser  Zeit die    s c h e i n b a r e n
       Meinungen der  Gesellschaft Befreiung  des Proletariers,  die von
       ihrem korrespondierenden Sekretär, einem Freund Bakunins, vertre-
       ten wurde.  In Wirklichkeit  waren die  Tendenzen dieser  Sektion
       ganz andere. Nachdem sie diesen zweifach ungetreuen Vertreter we-
       gen Unterschlagung von Geldmitteln und wegen seiner freundschaft-
       lichen  Beziehungen  zum  Polizeichef  von  Turin  ausgeschlossen
       hatte, gab  diese Gesellschaft  Aufklärungen, die  jedes  Mißver-
       ständnis zwischen ihr und dem Generalrat verschwinden ließen.
       -----
       1*) Carlo Terzaghi
       
       #40# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       anderen Ländern  Zweigorganisationen besitzt,  namentlich auch in
       den Vereinigten  Staaten. Nichtsdestoweniger hielten die amerika-
       nischen Gießer  bei einem Streik es für notwendig, die Fürsprache
       des Generalrats anzurufen, um zu verhindern, daß englische Gießer
       in ihr Land geholt wurden.
       Die Entwicklung  der Internationale  hat dem  Generalrat wie auch
       den Föderalräten die Funktion eines Schiedsrichters auferlegt.
       Der Brüsseler Kongreß beschloß:
       
       "Die Föderalräte  sind verpflichtet, dem Generalrat alle drei Mo-
       nate einen Bericht über die Verwaltung und den finanziellen Stand
       ihres Gebiets zu schicken" (Verwaltungsbeschluß Nr. 3 [64]).
       
       Schließlich tat  der Baseler  Kongreß, der  die gallige  Wut  der
       Sechzehn erregt,  nichts anderes, als die administrativen Verbin-
       dungen, die  sich aus der Entwicklung der Assoziation ergaben, in
       Regeln zusammenzufassen.  Wenn er  die Grenzen der Befugnisse des
       Generalrats übermäßig ausdehnte, wer hat daran schuld, wenn nicht
       Bakunin, Schwitzguébel,  F. Robert,  Guillaume und  andere  Dele-
       gierte der  Allianz, die  es mit großem Geschrei gefordert haben?
       Sollten sie  sich vielleicht  wegen "blinden  Vertrauens" in  dem
       Londoner Generalrat anklagen?
       Hier sind zwei der Resolutionen des Baseler Kongresses:
       
       "IV. Jede neue Sektion oder Gesellschaft, die sich bildet und der
       Internationale beitreten  will, muß sofort ihren Beitritt dem Ge-
       neralrat anzeigen" und
       "V. Der  Generalrat hat  das Recht,  jede neue  Gesellschaft oder
       Gruppe aufzunehmen  oder abzulehnen,  vorbehaltlich der  Berufung
       beim nächsten Kongreß." [36]
       
       Was unabhängige  lokale Gesellschaften angeht, die sich außerhalb
       der föderalen  Verbindungen bilden,  so bestätigen  diese Artikel
       nur die von Anfang an von der Internationale geübte Praxis, deren
       Beibehaltung für  die Assoziation  eine Frage  von Leben oder Tod
       ist. Aber man ginge zu weit, wenn man die Praxis verallgemeinerte
       und unterschiedslos  auf jede  in Bildung begriffene Sektion oder
       Gesellschaft  anwendete.   Diese  Artikel  geben  dem  Generalrat
       tatsächlich das  Recht, sich in das innere Leben der Föderationen
       einzumischen; aber  in diesem  Sinne sind sie vom Generalrat noch
       niemals angewandt  worden. Er  fordert die  Sechzehn heraus,  ihm
       einen einzigen  Fall zu  nennen, in dem er sich in die Angelegen-
       heiten neuer Sektionen, die sich bestehenden Gruppen oder Födera-
       tionen anschließen wollten, eingemischt hätte.
       Die soeben  von uns angeführten Resolutionen betreffen Sektionen,
       die sich  gerade bilden;  die  folgenden  Resolutionen  betreffen
       schon anerkannte Sektionen:
       
       #41# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       "VI. Der Generalrat hat ebenfalls das Recht, eine Sektion der In-
       ternationale bis zum nächsten Kongreß zu suspendieren."
       "VII. Wenn zwischen Gesellschaften oder Zweiggesellschaften einer
       nationalen Gruppe  oder zwischen Gruppen verschiedener Nationali-
       täten Zwistigkeiten  entstehen sollten,  wird der  Generalrat das
       Recht haben,  über den  Streitfall zu  entscheiden, vorbehaltlich
       der Berufung beim nächsten Kongreß, der endgültig entscheidet."
       Diese beiden  Artikel sind für extreme Fälle notwendig, wenn auch
       der Generalrat  bisher niemals  auf sie  zurückgegriffen hat. Der
       weiter oben  angeführte geschichtliche Abriß beweist, daß der Ge-
       neralrat keine  Sektion suspendiert  und in  Streitfällen nur als
       ein von  beiden Parteien  herbeigerufener Schiedsrichter fungiert
       hat.
       Wir kommen  schließlich zu einer Funktion, die dem Generalrat die
       Erfordernisse des  Kampfes auferlegt  haben. Wie  schmerzlich  es
       auch für die Parteigänger der Allianz sein mag, so sieht sich der
       Generalrat schon  allein durch  die Hartnäckigkeit  der Angriffe,
       denen er  seitens aller Feinde der proletarischen Bewegung ausge-
       setzt ist,  an die Spitze der Verteidiger der Internationalen Ar-
       beiterassoziation gestellt.
       
       V
       
       Nachdem sie über die Internationale, so wie sie ist, ein Strafge-
       richt gehalten  haben, sagen uns die Sechzehn jetzt, wie sie sein
       müßte.
       Zunächst müßte  der Generalrat  nominell ein  einfaches Büro  für
       Korrespondenz und  Statistik werden.  Indem seine administrativen
       Funktionen aufhören,  würde sich seine Korrespondenz notwendiger-
       weise auf die Wiedergabe der in den Zeitungen der Assoziation be-
       reits veröffentlichten  Informationen beschränken. Das Korrespon-
       denzbüro wäre damit überflüssig. Was die Statistik angeht, so ist
       das eine undurchführbare Arbeit, falls eine mächtige Organisation
       und besonders,  wie es  die ursprünglichen  Statuten ausdrücklich
       sagen, eine  gemeinsame Leitung  fehlt. Oder, da dies alles stark
       nach "Autoritarismus" riecht, es würde vielleicht ein Büro geben,
       aber gewiß  keine Statistik.  Mit einem Wort, der Generalrat ver-
       schwindet. Dieselbe  Logik erschlägt die Föderalräte, die lokalen
       Komitees und  andere "autoritäre" Zentren. Bleiben allein die au-
       tonomen Sektionen.
       Welche Mission  werden dann  diese "autonomen  Sektionen"  haben,
       frei föderiert  und  glücklicherweise  von  jeder  höherstehenden
       Macht befreit, "auch wenn diese höherstehende Macht von Arbeitern
       gewählt und konstituiert worden ist"?
       
       #42# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Hier wird es notwendig, das Zirkular durch den Bericht des Juras-
       sischen Föderalkomitees zu ergänzen, der dem Kongreß der Sechzehn
       vorgelegt worden ist.
       
       "Um aus der Arbeiterklasse die wahre Vertreterin der neuen Inter-
       essen der  Menschheit zu machen ", muß ihre Organisation "von der
       Idee geleitet  werden, die  triumphieren soll. Diese Idee aus den
       Bedürfnissen  unserer  Epoche,  den  innersten  Bestrebungen  der
       Menschheit durch  ein fortgesetztes Studium der Erscheinungen des
       sozialen Lebens herauslösen, diese Idee alsdann in das Innere un-
       serer Arbeiterorganisationen  eindringen lassen, das muß das Ziel
       sein", etc. Endlich muß man "inmitten unserer Arbeiterbevölkerung
       eine wahre sozialistische revolutionäre Schule gründen".
       
       So verwandeln sich die autonomen Arbeitersektionen mit einem Male
       in Schulen,  deren Lehrer die Herren der Allianz sein werden. Sie
       lösen die Idee heraus durch "fortgesetzte Studien", die nicht die
       geringste Spur  hinterlassen. Sie  "lassen sie dann in das Innere
       unserer Arbeiterorganisationen  eindringen". Für  sie ist die Ar-
       beiterklasse eine  rohe Materie, ein Chaos, das, um Gestalt anzu-
       nehmen, die Eingebung ihres Heiligen Geistes nötig hat.
       All das ist nur eine Umschreibung des alten Programms der Allianz
       [65], das mit den Worten begann:
       
       "Nachdem sich  die sozialistische  Minderheit der  Friedens-  und
       Freiheitsliga von  dieser Liga  getrennt hat",  beabsichtigt sie,
       "eine neue Allianz der sozialistischen Demokratie..." zu gründen,
       "die sich  als spezielle  Mission das Studium der politischen und
       philosophischen Fragen... gestellt hat."
       
       Da haben wir die Idee, die sich daraus "herauslöst"!
       
       "Ein solches Unternehmen... wird den aufrichtigen sozialistischen
       Demokraten Europas  und Amerikas  das Mittel  geben, sich zu ver-
       ständigen und ihre Ideen zu bekräftigen." *)
       ---
       *) Die Männer der Allianz, die nicht davon ablassen, dem General-
       rat die  Einberufung einer internen Konferenz in einem Augenblick
       vorzuwerfen, in dem die Veranstaltung eines öffentlichen Kongres-
       ses der  Gipfel des Verrats oder der Dummheit gewesen wäre; diese
       bedingungslosen Parteigänger  des Skandals und der Öffentlichkeit
       um jeden  Preis haben unter Mißachtung unserer Statuten im Schöße
       der Internationale eine richtiggehende Geheimgesellschaft organi-
       siert, die  gegen die Internationale selbst gerichtet ist mit dem
       Ziele, ihre  Sektionen  ohne  deren  Vorwissen  unter  die  Hohe-
       priesterschaft Bakunins zu stellen.
       Der Generalrat  beabsichtigt, vom  nächsten Kongreß eine Untersu-
       chung über  diese Geheimorganisation und ihre Anstifter in gewis-
       sen Ländern, zum Beispiel in Spanien, zu fordern.
       
       #43# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Nach ihrem eigenen Eingeständnis hat sich also die Minderheit ei-
       ner bürgerlichen Gesellschaft einige Zeit vor dem Baseler Kongreß
       nur deshalb  in die  Internationale eingeschlichen, um sich ihrer
       als Mittel zu bedienen, den Arbeitermassen gegenüber als Priester
       einer Geheimwissenschaft, einer Vier-Phrasen-Wissenschaft, aufzu-
       treten, deren Gipfelpunkt "die ökonomische und soziale Gleichheit
       der Klassen" ist.
       Außer dieser "theoretischen Mission" hat die neue der Internatio-
       nale vorgeschlagene Organisation auch ihre praktische Seite.
       
       "Die künftige  Gesellschaft", sagt  das  Zirkular  der  Sechzehn,
       "soll nichts anderes sein als die Verallgemeinerung der Organisa-
       tion, die  sich die  Internationale wird geben sollen. Wir müssen
       daher dafür  Sorge tragen,  diese Organisation soweit wie möglich
       unserem Ideal anzunähern."
       "Wie will  man es  erreichen, daß  eine gleiche und freie Gesell-
       schaft aus einer autoritären Organisation hervorgeht? Das ist un-
       möglich. Die  Internationale, Keim der künftigen menschlichen Ge-
       sellschaft, muß von jetzt an das getreue Ebenbild unserer Prinzi-
       pien von Freiheit und Föderation werden." [55]
       
       Mit anderen Worten, wie die Klöster des Mittelalters das Ebenbild
       des himmlischen  Lebens repräsentierten,  soll die Internationale
       das Ebenbild des neuen Jerusalems werden, dessen "Keim" die Alli-
       anz in  ihrem Schöße  trägt. Die Pariser Föderierten hätten keine
       Niederlage erlitten,  wenn sie  begriffen hätten, daß die Kommune
       "der Keim  der künftigen menschlichen Gesellschaft" war, und sich
       jeder Disziplin  und aller  Waffen entledigt  hätten, Dinge,  die
       verschwinden müssen, sobald es keine Kriege mehr gibt.
       Aber um  es ganz klarzumachen, daß nicht die Sechzehn trotz ihrer
       "fortgesetzten Studien"  dieses hübsche  Projekt der Desorganisa-
       tion und  Entwaffnung der Internationale in einem Augenblick aus-
       geheckt haben, wo sie um ihre Existenz kämpft, hat Bakunin soeben
       den Originaltext in seiner. Denkschrift über die Organisation der
       Internationale veröffentlicht  (siehe "Almanach  du  Peuple  pour
       1872", Genève) [66].
       
       VI
       
       Lesen Sie  jetzt den  vom Jurassischen  Komitee dem  Kongreß  der
       Sechzehn vorgelegten Bericht.
       
       "Diese Lektüre",  sagt ihre  offizielle Zeitung,  die "Revolution
       Sociale" (16.  November), "wird den genauen Maßstab dessen geben,
       was man  an Ergebenheit  und praktischem Intellekt von den Anhän-
       gern der Jurassischen Föderation erwarten kann."
       
       #44# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Der Vortrag beginnt damit, daß er "diesen schrecklichen Ereignis-
       sen" -  dem Deutsch-Französischen  Krieg und  dem Bürgerkrieg  in
       Frankreich -  einen "teilweise  demoralisierenden Einfluß...  auf
       die Lage der Sektionen der Internationale" zuschreibt.
       Wenn der  Deutsch-Französische Krieg tatsächlich zur Desorganisa-
       tion der  Sektionen führen  mußte, da durch ihn eine große Anzahl
       von Arbeitern in die beiden Armeen gepreßt wurde, so ist es nicht
       weniger wahr,  daß der Sturz des Kaiserreichs und die offene Ver-
       kündung des  Eroberungskrieges durch Bismarck einen leidenschaft-
       lichen Kampf in Deutschland und England hervorriefen zwischen der
       Bourgeoisie, die für die Preußen Partei ergriff, und dem Proleta-
       riat, das mehr denn je seine internationalen Gefühle bekräftigte.
       Schon allein  dadurch mußte  die Internationale  in diesen beiden
       Ländern an  Boden gewinnen. In Amerika erzeugte dieselbe Tatsache
       eine Spaltung  in der  ungeheuer großen  deutschen proletarischen
       Emigration, der internationalistische Teil trennte sich entschie-
       den von dem chauvinistischen Teil.
       Andererseits hat  die Errichtung  der Pariser Kommune der äußeren
       Entwicklung der Internationale und der mutigen Verteidigung ihrer
       Prinzipien durch  die Sektionen aller Nationalitäten einen bisher
       noch nie  dagewesenen Aufschwung  gegeben -  ausgenommen indessen
       die Jurassier,  deren Bericht  wie folgt fortfährt: seit "dem Be-
       ginn des  gigantischen  Kampfes...  drängt  sich  die  Überlegung
       auf... die  einen machen  sich davon, um ihre Schwäche zu verber-
       gen... Für viele ist diese Situation" (in ihren Reihen) "ein Zei-
       chen des  Verfalls", aber "es ist im Gegenteil... eine Situation,
       die geeignet  ist, die  Internationale vollständig  umzuwandeln",
       nach ihrem  Ebenbild. Man  wird nach  einer gründlicheren Prüfung
       einer so günstigen Situation diesen frommen Wunsch verstehen.
       Wenn wir  die aufgelöste  und seitdem durch die Sektion Malon er-
       setzte Allianz  beiseite lassen,  hatte das  Komitee die Lage von
       zwanzig Sektionen  zu beurteilen. Sieben von ihnen haben ihr ganz
       offen den Rücken zugewandt; hierüber sagt der Bericht folgendes:
       
       "Die Sektion  der Uhrgehäusemacher und diejenige der Graveure und
       Guillocheure von Biel haben niemals auf irgendeine der Mitteilun-
       gen, die wir an sie gerichtet hatten, geantwortet."
       
       "Die Gewerksektionen  von Neuchâtel, ob es sich um Tischler, Uhr-
       gehäusemacher oder  Graveure und  Guillocheure handelt, haben auf
       die Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."
       
       "Wir konnten  keine Nachricht  von der Sektion von Val de Ruz er-
       halten."
       
       #45# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       "Die Sektion  der Graveure und Guillocheure von Locle hat auf die
       Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."
       
       Das nennt  sich freier  Verkehr autonomer Sektionen mit ihrem Fö-
       deralkomitee.
       Eine andere Sektion, die
       
       "der Graveure  und Guillocheure  des Distrikts von Courtelary ...
       konstituiert sich  ... nach drei Jahren beharrlicher Ausdauer ...
       in diesem Augenblick ... als Widerstandsgesellschaft"
       
       außerhalb der  Internationale, was  sie keineswegs daran hindert,
       sich durch zwei Delegierte auf dem Kongreß der Sechzehn vertreten
       zu lassen. Es kommen jetzt vier tote Sektionen:
       
       "Die Zentalsektion  von Biel  ist augenblicklich zerfallen; eines
       ihrer ergebenen  Mitglieder schrieb  uns indessen  kürzlich,  daß
       nicht alle  Hoffnung verloren  wäre, die  Internationale in  Biel
       wiederauferstehen zu sehen."
       "Die Sektion von Saint-Blaise ist zerfallen."
       "Die Sektion von Catébat mußte nach einer glänzenden Existenz den
       Intrigen weichen,  die von den Herren (!) dieser Ortschaft zwecks
       Auflösung dieser tapferen (!) Sektion angezettelt wurden."
       "Schließlich wurde auch die Sektion von Corgémont das Opfer herr-
       schaftlicher Intrigen."
       
       Es folgt dann die Zentralsektion des Distrikts Courtelary, die
       
       "eine weise Maßnahme ergriff: sie suspendierte ihre Tätigkeit",
       
       was sie  nicht daran  hinderte, zwei  Delegierte zum  Kongreß der
       Sechzehn zu entsenden.
       Jetzt folgen  vier Sektionen  von mehr  als problematischer  Exi-
       stenz.
       
       "Die Sektion  von Grange  ist auf  einen kleinen Kern sozialisti-
       scher Arbeiter  reduziert... Ihre lokale Tätigkeit ist durch ihre
       beschränkte Mitgliederzahl gelähmt."
       
       "Die Zentralsektion  von Neuchâtel  hatte beträchtlich  unter den
       Ereignissen zu leiden, und wäre nicht die Ergebenheit und die Ak-
       tivität einiger ihrer Mitglieder, so wäre ihr Zusammenbruch gewiß
       gewesen."
       
       "Die Zentralsektion  von Locle, seit einigen Monaten zwischen Le-
       ben und Tod schwebend, hat sich schließlich aufgelöst. Vor kurzem
       hat sie sich neu konstituiert",
       
       augenscheinlich zu  dem einzigen  Zweck, zwei  Delegierte zu  dem
       Kongreß der Sechzehn zu entsenden.
       
       #46# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       "Die Sektion sozialistischer Propaganda von La Chaux-de-Fonds be-
       findet sich in einer kritischen Situation ... Ihre Lage, weit da-
       von entfernt,  sich zu  verbessern, neigt eher dazu, sich zu ver-
       schlechtern."
       
       Es folgen  zwei Sektionen,  die Studienzirkel von Saint-Imier und
       von Sonvillier,  die nur nebenbei erwähnt sind und über deren Zu-
       stand kein einziges Wort gesagt wird.
       Es bleibt die Mustersektion, die, ihrem Namen Zentralsektion nach
       zu urteilen, selbst nur der Überrest anderer, verschwundener Sek-
       tionen ist.
       
       "Die Zentralsektion  von Moutier ist sicherlich diejenige, die am
       wenigsten gelitten hat... Ihr Komitee hat in dauernder Verbindung
       mit dem Föderalkomitee gestanden... Sektionen sind noch nicht ge-
       gründet worden..."
       
       Das wird so erklärt:
       
       "Die Tätigkeit  der Sektion von Moutier ist ganz besonders begün-
       stigt durch  die ausgezeichnete  Neigung der  Arbeiterbevölkerung
       ... zu  den Volkssitten;  wir würden es gern sehen, wenn sich die
       Arbeiterklasse dieser  Gegend noch  unabhängiger von  politischen
       Elementen machte."
       
       Tatsächlich, man sieht, daß dieser Bericht
       
       "den genauen  Maßstab dessen  gibt, was  man an  Ergebenheit  und
       praktischem Intellekt  von den Anhängern der Jurassischen Födera-
       tion erwarten kann".
       
       Sie hätten  der Vollständigkeit halber hinzufügen können, daß die
       Arbeiter von La Chaux-de-Fonds, dem ursprünglichen Sitz ihres Ko-
       mitees, stets  jede Beziehung  zu ihnen  verschmäht  haben.  Erst
       kürzlich, in  der Generalversammlung  vom 18.  Januar 1872, haben
       sie auf  das Zirkular  der Sechzehn  durch  einmütige  Abstimmung
       geantwortet, indem  sie die Beschlüsse der Londoner Konferenz und
       den Beschluß des romanischen Kongresses vom Mai 1871 bestätigten:
       
       "die Bakunin, Guillaume und ihre Adepten für immer aus der Inter-
       nationale auszuschließen".
       
       Muß man  auch nur ein einziges Wort über den Wert dieses angebli-
       chen Kongresses von Sonvillier hinzufügen, der es nach seinen ei-
       genen Worten  "zum Ausbruch  des Krieges,  des offenen Krieges im
       Schöße der Internationale" gebracht hat?
       Gewiß haben diese Leute, die um so mehr Lärm machen, je nichtiger
       sie sind, einen unbestreitbaren Erfolg gehabt. Die ganze liberale
       und Polizeipresse  hat offen  ihre Partei  ergriffen; sie sind in
       ihren persönlichen  Schmähungen gegen den Generalrat und in ihren
       kraftlosen Angriffen gegen die Internationale von den angeblichen
       Weltverbesserern aller Länder unterstützt worden - in England von
       den Bourgeois-Republikanern, deren
       
       #47# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Intrigen der  Generalrat vereitelte,  in Italien von den dogmati-
       schen Freidenkern  , die  unter der  Fahne Stefanonis soeben eine
       Allgemeine Gesellschaft  der Rationalisten  mit ihrem obligatori-
       schen  Sitz   in  Rom  gegründet  haben,  eine  "autoritäre"  und
       "hierarchische" Organisation mit atheistischen Mönchs-und Nonnen-
       klöstern, in  deren Statuten jedem bürgerlichen Stifter von zehn-
       tausend Franken  eine im  Kongreßsaal aufzustellende  Marmorbüste
       zugesichert wird  [67]; endlich  in Deutschland von den bismarck-
       schen Sozialisten,  welche  außerhalb  ihres  Polizeiblatts,  des
       "Neuen Social-Demokraten"  [68], die weißen Blusen [69] des preu-
       ßisch-deutschen Kaiserreichs darstellen.
       Das Konklave  von Sonvillier fordert in einem pathetischen Appell
       von allen Sektionen der Internationale, auf der Dringlichkeit ei-
       nes sofortigen Kongresses zu bestehen, "um", wie die Bürger Malon
       und Lefrançais sagen, "den fortgesetzten Amtsüberschreitungen des
       Londoner Rats  ein Ende  zu bereiten  " - in Wirklichkeit, um die
       Allianz an die Stelle der Internationale zu setzen. Dieser Appell
       hat ein so ermutigendes Echo gefunden, daß sie sofort daran gehen
       mußten, eine Abstimmung des letzten belgischen Kongresses zu fäl-
       schen. Sie sagen in ihrem offiziellen Organ ("Revolution Sociale"
       vom 4.Januar 1872):
       
       "Schließlich, was  noch wichtiger  ist, haben sich die belgischen
       Sektionen auf  dem Brüsseler Kongreß am 24. und 25. Dezember ver-
       sammelt und  einmütig einer  Resolution zugestimmt, die mit jener
       des Kongresses von Sonvillier identisch ist, nämlich der über die
       Dringlichkeit der Einberufung eines allgemeinen Kongresses."
       
       Es ist wichtig festzustellen, daß der belgische Kongreß genau für
       das Gegenteil  gestimmt hat.  Er hat den nächsten belgischen Kon-
       greß, der  erst im  Juni stattfinden wird, beauftragt, einen Ent-
       wurf der  neuen Allgemeinen  Statuten auszuarbeiten,  um ihn  dem
       nächsten Kongreß der Internationale vorzulegen. [70]
       In Übereinstimmung mit der ungeheuren Mehrheit der Internationale
       wird der  Generalrat den  Jahreskongreß erst  für September  1872
       einberufen.
       
       VII
       
       Einige Wochen  nach der Konferenz kamen die Herren Albert Richard
       und Gaspard  Blanc, die einflußreichsten und glühendsten Mitglie-
       der der  Allianz nach London mit dem Auftrag, unter den französi-
       schen Flüchtlingen  Bundesgenossen zu  werben, die  bereit wären,
       für die  Restauration des  Kaiserreichs zu wirken, dem nach ihrer
       Ansicht einzigen Mittel, sich Thiers'
       
       #48# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       zu entledigen  und nicht  mit leerem Beutel dazustehen. Der Gene-
       ralrat unterrichtete  die daran Interessierten, darunter auch den
       Brüsseler Föderalrat, von ihren bonapartistischen Umtrieben.
       Im Januar  1872 warfen  sie die Maske ab und veröffentlichten die
       Broschüre: "L'Empire et la France nouvelle. Appel du peuple et de
       la jeunesse  à la  conscience française"  1*), von Albert Richard
       und Gaspard Blanc, Brüssel 1872.
       Mit der  gewöhnlichen Bescheidenheit  der Scharlatane der Allianz
       preisen sie sich folgendermaßen an:
       
       "Wir, die  wir die große Armee des französischen Proletariats ge-
       bildet hatten,  ... wir, die einflußreichsten Führer der Interna-
       tionalen in  Frankreich *,... wir sind glücklicherweise nicht er-
       schossen worden,  und wir  sind da, um angesichts jener (der ehr-
       geizigen Parlamentsredner,  der vollwanstigen  Republikaner,  der
       angeblichen Demokraten jeder Gattung) die Fahne aufzupflanzen, in
       deren Schatten  wir kämpfen,  und um  dem erstaunten Europa trotz
       der Verleumdungen, trotz der Drohungen, trotz der Angriffe
       ----
       *) Unter der  Überschrift "An  den Pranger!"  sagt  die  (Genfer)
       "Égalité" vom 15. Februar 1872 folgendes:
       "Der Tag  ist noch  nicht gekommen, um die Geschichte der Nieder-
       lage der  Kommune-Bewegung in  Südfrankreich zu  schreiben;  aber
       schon heute  können wir, die wir größtenteils Zeugen der bedauer-
       lichen Niederlage  des Aufstands vom 30. April in Lyon waren, er-
       klären, daß  dieser Aufstand  zu einem Teil infolge der Feigheit,
       des Verrats  und der Diebstähle von G. Blanc scheiterte, der sich
       überall einschlich und die Befehle des sich im Schatten haltenden
       A. Richards ausführte.
       Durch ihre  vorsätzlichen Manöver war es diesen Elenden gelungen,
       mehrere Personen  aus der  Zahl jener  zu kompromittieren, die an
       den Vorbereitungsarbeiten des Aufstandskomitees teilgenommen hat-
       ten.
       Überdies war  es den  Verrätern geglückt,  die Internationale  in
       Lyon in solchem Maße zu diskreditieren, daß im Augenblick der Pa-
       riser Revolution  die Internationale  den  Lyoner  Arbeitern  das
       größte Mißtrauen  einflößte. Daher jegliches Fehlen einer Organi-
       sation; daher  die Niederlage des Aufstands, eine Niederlage, die
       notwendigerweise den  Fall der  Kommune, die  in ihrer Isolierung
       den eigenen  Kräften überlassen  blieb, nach  sich ziehen  mußte!
       Erst nach dieser blutigen Lektion vermochte es unsere Propaganda,
       die Arbeiter  Lyons wieder  um die  Fahne der  Internationale  zu
       scharen.
       Albert Richard  ist das  Lieblingskind des  Propheten Bakunin und
       Konsorten gewesen."
       -----
       1*) "Das Kaiserreich  und das  neue Frankreich. Appell des Volkes
       und der Jugend an das französische Gewissen"
       
       #49# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       jeder Art,  die uns erwarten, jenen Ruf entgegenzuschleudern, der
       aus der  Tiefe unseres Gewissens kommt und bald in den Herzen al-
       ler Franzosen widerhallen wird:
       'VIVE L'EMPEREUR!' 1*)
       Napoleon III., verhöhnt und angespien, muß glänzend rehabilitiert
       werden",
       
       und die  Herren Albert  Richard und  Gaspard Blanc,  die aus  den
       Geheimfonds der  III. Invasion bezahlt werden, sind besonders mit
       dieser Rehabilitierung beauftragt.
       Übrigens gestehen sie:
       
       "Es ist  die logische Weiterentwicklung unserer Ideen, die uns zu
       Anhängern des Kaiserreichs gemacht hat."
       
       Das ist ein Geständnis, das ihre Glaubensgenossen von der Allianz
       angenehm berühren  muß. Wie in den schönen Tagen der "Solidarité"
       leiern A.  Richard und  G.  Blanc  ihre  alten  Phrasen  von  der
       "politischen Abstention"  her, die  nach Angaben ihrer "logischen
       Weiterentwicklung" nur  unter dem  absolutesten Despotismus Wirk-
       lichkeit werden  kann, wenn sich die Arbeiter ebenso jeder Einmi-
       schung in  die Politik  enthalten, wie  sich der  Gefangene jedes
       Spaziergangs bei Sonnenschein enthält.
       
       "Die Zeit  der Revolutionäre",  sagen sie,  "ist vorüber  ... der
       Kommunismus ist nach Deutschland und nach England, besonders aber
       nach Deutschland,  verbannt. Dort übrigens ist er schon seit lan-
       gem ernsthaft  ausgearbeitet worden,  um sich  dann in der ganzen
       Internationale auszubreiten, und dieses beunruhigende Fortschrei-
       ten des  deutschen Einflusses  in der Assoziation hat nicht wenig
       dazu beigetragen,  deren Entwicklung  aufzuhalten, oder vielmehr,
       ihr einen  neuen Kurs  in den  Sektionen  im  Zentrum  und  Süden
       Frankreichs zu  geben, die niemals von irgendeinem Deutschen eine
       Parole übernommen haben."
       
       Glaubt man  nicht, den obersten Hierophanten 2*) selbst zu hören,
       der von  der Gründung  der Allianz  an in  seiner Eigenschaft als
       Russe sich die spezielle Mission zuschrieb, die lateinischen Ras-
       sen  zu   vertreten;  oder   gar  "die   wahren  Missionare"  der
       "Révolution Sociale"  (2. November 1871), die "den Rückwärtsgang"
       anprangern, "den  die deutschen und bismarckschen Gehirne der In-
       ternationale aufzuzwingen sich bemühen"?
       Aber glücklicherweise  ist die  wahre Tradition nicht verlorenge-
       gangen und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc sind nicht
       erschossen worden!  Auch ihre  "Arbeit" besteht nach ihnen darin,
       daß sie  der Internationale  im  Zentrum  und  Süden  Frankreichs
       "einen neuen  Kurs geben",  indem sie versuchen, bonapartistische
       Sektionen zu  gründen, die  schon allein  dadurch dem  Wesen nach
       "autonom" sind.
       -----
       1*) 'Es lebe der Kaiser!' - 2*) Michail Bakunin
       
       #50# Karl Marx/Friedrich Engels
       -----
       Was die  von der Londoner Konferenz empfohlene Konstituierung des
       Proletariats als  politische Partei  anbelangt, "so werden wir" -
       Richard und Blanc -
       
       "nach der Restauration des Kaiserreichs damit rasch fertig, nicht
       nur mit den sozialistischen Theorien, sondern auch mit dem Beginn
       der Verwirklichung,  die sie durch die revolutionäre Organisation
       der Massen erfahren".
       
       Mit einem Wort, unter Ausnutzung des großen "Prinzips der Autono-
       mie der  Sektionen", das "die wahre Macht der Internationale aus-
       macht...   besonders   in   den   Ländern   lateinischer   Rasse"
       ("Revolution Sociale"  vom 4.  Januar), spekulieren  diese Herren
       auf die Anarchie in der Internationale.
       Die Anarchie,  das ist das große Paradepferd ihres Meisters Baku-
       nin, der  von allen sozialistischen Systemen nur die Aufschriften
       genommen hat.  Alle Sozialisten  verstehen unter Anarchie dieses:
       Ist einmal  das Ziel der proletarischen Bewegung, die Abschaffung
       der Klassen  erreicht, so  verschwindet die  Gewalt des  Staates,
       welche dazu dient, die große produzierende Mehrheit unter dem Jo-
       che einer  wenig zahlreichen  ausbeutenden Minderheit  zu halten,
       und die  Regierungsfunktionen verwandeln sich in einfache Verwal-
       tungsfunktionen. Die Allianz greift die Sache am umgekehrten Ende
       an. Sie  proklamiert die  Anarchie in  den Reihen der Proletarier
       als das  unfehlbarste Mittel,  die gewaltigen,  in den Händen der
       Ausbeuter  konzentrierten   gesellschaftlichen  und   politischen
       Machtmittel zu  brechen. Unter  diesem Vorwande  verlangt sie von
       der Internationalen in demselben Augenblick, wo die alte Welt sie
       zu vernichten sucht, daß sie ihre Organisation durch die Anarchie
       ersetze. Die  internationale Polizei verlangt auch nichts weiter,
       um die  Republik Thiers'  zu verewigen,  indem sie  sie  mit  dem
       Kaisermantel bedeckt. *)
       ---
       *) In dem Bericht über das Gesetz von Dufaure rückt der Krautjun-
       ker Sacaze  vor allem  der "Organisation"  der Internationale  zu
       Leibe. Diese  Organisation ist  für ihn das rote Tuch. Nachdem er
       "die aufsteigende Bewegung dieser furchtbaren Organisation" fest-
       gestellt hat,  fährt er  fort: "Diese  Assoziation weist  ... die
       dunklen Praktiken der Sekten, die ihr vorangegangen sind, zurück.
       Ihre Organisation  entstand und  veränderte sich am lichten Tage.
       Dank der  Kraft dieser  Organisation ...  hat sie allmählich ihre
       Aktions- und  Einflußsphäre ausgedehnt.  Sie erschließt sich alle
       Territorien." Dann beschreibt er "die Organisation insgesamt" und
       schließt: "Derart  ist, in  ihrer weisen  Einheitlichkeit ... der
       Plan dieser  umfassenden Organisation. Ihre Kraft liegt in dieser
       Konzeption selbst.  Sie beruht auch auf der Masse ihrer Anhänger,
       die an eine gleichzeitige Aktion gebunden sind und schließlich in
       dem unbesiegbaren Trieb, der sie in Bewegung setzen kann." [71]
       
       #51# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
       -----
       Der Generalrat:
       R. Applegarth,  Antoine Arnaud, M.J. Boon, F. Bradnick, G.H. But-
       tery, F.  Cournet, Delahaye,  Eugène Dupont,  W. Hales, Hurliman,
       Jules Johannard,  Harriet Law,  F. Leßner,  Lochner,  Marguerite,
       Constant Martin,  Z. Maurice,  Henry Mayo, George Milner, Charles
       Murray, Pfänder,  Vitale Regis, J. Rozwadowski, John Roach, Rühl,
       G. Ranvier,  Sadler, Cowell  Stepney, Alf.  Taylor, W. Townshend,
       Ed. Vaillant, John Weston, F.J. Yarrow
       Korrespondierende Sekretäre:
       Karl Marx,  Deutschland und  Rußland; Leo Frankel, Österreich und
       Ungarn; A. Herman, Belgien; Th. Mottershead, Dänemark; J.G. Ecca-
       rius, Vereinigte  Staaten; Le  Moussu, französische Sektionen der
       Vereinigten Staaten;  Aug. Serraillier,  Frankreich; Charles  Ro-
       chat, Holland;  J.P. Mac  Donnel, Irland;  Fried. Engels, Italien
       und Spanien; Walery Wróblewski, Polen; H. Jung, Schweiz
       Charles Longuet, Präsident der Sitzung
       Hermann Jung, Schatzmeister
       John Hales, Generalsekretär
       33, Rathbone Place, W.
       London, den 5. März 1872

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