Quelle: März 1872 - Mai 1875
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KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS
März 1872 - Mai 1875
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KARL MARX
FRIEDRICH ENGELS
Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
Vertrauliches Zirkular des Generalrats der
Internationalen Arbeiterassoziation [1]
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Geschrieben Mitte Januar bis Anfang März 1872.
Nach der Broschüre "Les préten dues scissions dans l'Internatio-
nale",
Genf 1872.
Aus dem Französischen.
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Titelblatt der französischen Erstausgabe der Schrift
"Die angeblichen Spaltungen in der Internationale"
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Bis heute hat sich der Generalrat absolute Zurückhaltung gegen-
über den inneren Kämpfen der Internationale auferlegt und niemals
öffentlich auf die öffentlichen Angriffe geantwortet, die seit
mehr als zwei Jahren Mitglieder der Assoziation gegen ihn gerich-
tet haben.
Aber wenn die Beharrlichkeit einiger Intriganten, mit Vorbedacht
Verwirrung zu stiften zwischen der Internationale und einer Ge-
sellschaft [2], die seit ihrer Entstehung der Internationale
feindlich gegenübersteht, noch erlauben könnte, weiterhin Still-
schweigen zu wahren, so ist jedoch der Generalrat verpflichtet,
offen die historische Wahrheit aller dieser Intrigen darzulegen
angesichts der Unterstützung, die die europäische Reaktion durch
die Skandale erfährt, die diese Gesellschaft in einem Augenblick
provoziert, wo die Internationale die schwerste Krise seit ihrer
Gründung durchmacht.
I
Nach dem Fall der Pariser Kommune war die erste Tat des General-
rats, sein Manifest über den "Bürgerkrieg in Frankreich" 1*) zu
veröffentlichen, in welchem er sich mit allen Handlungen der Kom-
mune solidarisch erklärte, die gerade in diesem Augenblick der
Bourgeoisie, der Presse und den Regierungen Europas dazu dienten,
die Besiegten von Paris mit niederträchtigsten Verleumdungen zu
überschütten. Selbst ein Teil der Arbeiterklasse hatte noch nicht
verstanden, daß es ihr Banner war, das soeben unterlag. Der Gene-
ralrat erhielt dafür unter anderem eine Bestätigung durch den
Rücktritt zweier seiner Mitglieder, der Bürger Odger und Lucraft,
die jede Solidarität mit diesem Manifest ablehnten. Man kann sa-
gen, daß von seiner
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1*) Siehe Band 17 unserer Ausgabe, S. 313-365
#8# Karl Marx/Friedrich Engels
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Veröffentlichung in allen zivilisierten Ländern die einheitliche
Auffassung der Arbeiterklasse über die Pariser Ereignisse her-
rührt.
Andererseits fand die Internationale eins der mächtigsten
Propagandamittel in der bürgerlichen Presse und besonders in der
großen englischen Presse; das Manifest zwang sie, sich in eine
Polemik einzulassen, die durch die Erwiderungen des Generalrats
in Gang gehalten wurde. [3]
Die Ankunft zahlreicher Flüchtlinge der Kommune in London ver-
pflichtete den Generalrat, sich als Hilfskomitee zu konstituieren
und mehr als 8 Monate hindurch diese völlig außerhalb seiner re-
gulären Befugnisse liegende Funktion auszuüben. [4] Man braucht
nicht zu sagen, daß die Besiegten und Verbannten der Kommune
nichts von der Bourgeoisie zu erhoffen hatten. Was die Arbeiter-
klasse anbelangt, so kamen die Bitten um Hilfe in einem schwieri-
gen Augenblick. Die Schweiz und Belgien hatten schon ihr Kontin-
gent an Flüchtlingen erhalten, die sie zu unterstützen oder denen
sie die Überfahrt nach London zu ermöglichen hatten. Die in
Deutschland, Österreich und Spanien gesammelten Summen wurden in
die Schweiz geschickt. In England hatte der große Kampf für den
Neunstundentag, dessen entscheidende Schlacht in Newcastle [5]
geliefert wurde, sowohl die persönlichen Beiträge der Arbeiter
als auch die von den Trade-Unions organisierten Fonds verschlun-
gen, Fonds, die übrigens nach den Statuten selbst nur für gewerk-
schaftliche Kämpfe verwandt werden dürfen. Indessen konnte der
Generalrat durch unablässige Bemühungen und Korrespondenzen das
Geld, das er jede Woche verteilte, in kleinen Beträgen zusammen-
bringen. Die amerikanischen Arbeiter haben auf seinen Appell
großzügiger geantwortet. Wenn doch der Generalrat nur über die
Millionen hätte verfügen können, die die erschreckte Einbildungs-
kraft der Bourgeoisie so großmütig im Geldschrank der Internatio-
nale deponiert!
Nach dem Mai 1871 wurde eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen der
Kommune in den Generalrat berufen, um das französische Element zu
ersetzen, das infolge des Krieges nicht mehr in ihm vertreten
war. Unter den so kooptierten Mitgliedern gab es alte Mitglieder
der Internationale und eine Minderheit von Männern, die für ihre
revolutionäre Energie bekannt waren und deren Wahl eine Huldigung
der Pariser Kommune darstellte.
Mitten in diesen Sorgen mußte der Generalrat die Vorbereitungen
für die Delegiertenkonferenz treffen, die er gerade einberufen
hatte. [6]
Die Gewaltmaßnahmen, die die bonapartistische Regierung gegen die
Internationale ergriffen hatte, hatten die Durchführung des Kon-
gresses in Paris, wie es vom Baseler Kongreß vorgesehen war, ver-
hindert. Der
#9# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Generalrat machte von dem in Artikel 4 der Statuten verliehenen
Recht Gebrauch und berief in seinem Zirkular vom 12. Juli 1870
den Kongreß nach Mainz ein. [7] In den gleichzeitig an die ver-
schiedenen Föderationen gerichteten Briefen schlug er ihnen vor,
den Sitz des Generalrats von England in ein anderes Land zu ver-
legen, und forderte sie auf, die Delegierten mit imperativen Man-
daten zu dieser Frage zu versehen. Die Föderationen sprachen sich
einmütig für die Beibehaltung des Sitzes in London aus. [8] Der
wenige Tage darauf ausbrechende Deutsch-Französische Krieg machte
jeden Kongreß unmöglich. Erst dann gaben uns die Föderationen,
die wir befragt hatten, die Vollmacht, den Termin des nächsten
Kongresses den Ereignissen entsprechend festzulegen.
Sobald es die politische Situation zu erlauben schien, berief der
Generalrat eine interne Konferenz ein, wobei er sich auf die Prä-
zedenzfälle der Konferenz von 1865 [9] und der internen admini-
strativen Sitzungen jedes Kongresses stützte. Ein öffentlicher
Kongreß war unmöglich und hätte die Delegierten des Kontinents
nur der Denunziation ausgesetzt in einem Augenblick, da die euro-
päische Reaktion ihre Orgien feierte, da Jules Favre von allen
Regierungen, selbst von der Regierung Englands, die Auslieferung
der Flüchtlinge als gemeine Verbrecher forderte; da Dufaure der
Krautjunker-Versammlung ein Gesetz unterbreitete, das die Inter-
nationale außerhalb des Gesetzes stellte [10] und von dem später
Malou den Belgiern eine scheinheilige Nachahmung lieferte; da in
der Schweiz in Erwartung des Entscheids der Bundesregierung über
die Auslieferungsforderung ein Flüchtling der Kommune bereits
vorbeugend verhaftet wurde; da die Jagd auf die Mitglieder der
Internationale die offensichtliche Grundlage eines Bündnisses
zwischen Beust und Bismarck war, dessen gegen die Internationale
gerichtete Klausel Viktor Emanuel eifrigst übernommen hat; da die
spanische Regierung, die sich ganz den Versailler Henkern zur
Verfügung stellte, den Madrider Föderalrat zwang, in Portugal Zu-
flucht zu suchen [11]; in dem Augenblick schließlich, da es die
erste Pflicht der Internationale war, sich straffer zu organisie-
ren und den von den Regierungen hingeworfenen Fehdehandschuh auf-
zunehmen.
Alle mit dem Generalrat in regelmäßiger Verbindung stehenden Sek-
tionen wurden in angemessener Zeit zur Konferenz eingeladen, die,
obwohl sie kein öffentlicher Kongreß war, auf ernste Schwierig-
keiten stieß. Selbstverständlich konnte Frankreich in dem Zu-
stand, in dem es sich befand, keine Delegierten wählen. In Ita-
lien war die einzige damals organisierte Sektion die von Neapel -
im Augenblick der Ernennung eines Delegierten wurde sie durch die
bewaffnete Macht aufgelöst. In Österreich und
#10# Karl Marx/Friedrich Engels
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Ungarn waren die aktivsten Mitglieder eingekerkert. In Deutsch-
land wurden einige der bekanntesten Mitglieder wegen Hochverrats
verfolgt, andere saßen im Gefängnis, und die finanziellen Mittel
der Partei waren für die Hilfe, die ihren Familien gewährt werden
mußte, aufgebraucht. [12] Die Amerikaner richteten an die Konfe-
renz ein detailliertes Memorandum über die Situation der Interna-
tionale in ihrem Lande und verwandten die Delegationskosten zur
Unterstützung der Flüchtlinge. [13] Übrigens erkannten alle Föde-
rationen die Notwendigkeit an, eine interne Konferenz statt eines
öffentlichen Kongresses abzuhalten.
Nachdem die Konferenz vom 17. bis 23. September 1871 in London
getagt hatte, war es die Sorge des Generalrats, ihre Resolutionen
zu veröffentlichen, die Verwaltungsverordnungen zusammenzufassen
und sie mit den revidierten und korrigierten Allgemeinen Statuten
in drei Sprachen zu veröffentlichen; den Beschluß über die Ein-
führung von Beitragsmarken an Stelle von Mitgliedskarten durch-
zuführen; die Internationale in England zu reorganisieren [14]
und schließlich die für diese verschiedenen Arbeiten erheischten
Ausgaben zu bestreiten.
Gleich nach der Veröffentlichung der Materialien der Konferenz
verkündete die reaktionäre Presse von Paris bis Moskau, von Lon-
don bis New York, daß die Resolution über die Politik der Arbei-
terklasse [15] so gefährliche Absichten in sich schließe - die
"Times" [16] beschuldigte sie "einer kaltblütig berechnenden Ver-
wegenheit" -, daß es dringend notwendig wäre, die Internationale
außerhalb des Gesetzes zu stellen. Andererseits diente die Reso-
lution, die mit den eingeschmuggelten sektiererischen Sektionen
abrechnete [17], als Vorwand für die auf der Lauer liegende
internationale Polizei, sich lautstark für die autonome Freiheit
der Arbeiter, ihrer Schützlinge, gegen den entwürdigenden Despo-
tismus des Generalrats und der Konferenz einzusetzen. Die Arbei-
terklasse fühlte sich so "schwer unterdrückt", daß der Generalrat
aus Europa, Amerika, Australien und selbst aus Ostindien Bei-
trittserklärungen und Mitteilungen über die Bildung neuer Sektio-
nen erhielt.
II
Die Verunglimpfungen durch die bürgerliche Presse wie die Klage-
lieder der internationalen Polizei fanden selbst in unserer Asso-
ziation ein offenes Ohr. Intrigen, die dem Anschein nach gegen
den Generalrat, in Wirklichkeit aber gegen die Assoziation ge-
richtet waren, wurden in ihrem Schöße gesponnen. Hinter diesen
Intrigen steht die unvermeidliche Internationale
#11# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Allianz der sozialistischen Demokratie, die von dem Russen Mi-
chail Bakunin gezeugt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Sibirien
predigte er in Herzens "Kolokol" als Ergebnis seiner langen Er-
fahrung den Panslawismus und den Rassenkrieg [18]. Später, wäh-
rend seines Aufenthalts in der Schweiz, wurde er in das leitende
Komitee der Friedens- und Freiheitsliga [19] berufen, die in Op-
position zur Internationale gegründet worden war. Da die Sachen
dieser bürgerlichen Gesellschaft schlecht standen und immer
schlechter wurden, schlug ihr Präsident Herr G. Vogt auf Anraten
Bakunins dem in Brüssel im September 1868 tagenden Kongreß der
Internationale ein Bündnis vor. Der Kongreß erklärte einstimmig,
daß nur eines von zwei Dingen möglich wäre: entweder verfolge die
Liga dasselbe Ziel wie die Internationale, und in diesem Falle
gäbe es für sie keinerlei Existenzberechtigung, oder ihr Ziel sei
ein anderes, und dann wäre ein Bündnis unmöglich. Auf dem einige
Tage später in Bern abgehaltenen Kongreß der Liga führte Bakunin
seine Kehrtwendung durch. Er schlug dort ein Gelegenheitsprogramm
vor, dessen wissenschaftlicher Wert nach dieser einzigen Wendung
beurteilt werden kann: ökonomische und soziale Gleichmachung der
Klassen. [20] Von einer winzigen Minderheit unterstützt brach er
mit der Liga, um in die Internationale einzutreten, entschlossen,
sein von der Liga abgelehntes Gelegenheitsprogramm an die Stelle
der Allgemeinen Statuten der Internationale und seine persönliche
Diktatur an die Stelle des Generalrats zu setzen. Zu diesem Zweck
schuf er sich ein spezielles Instrument, die Internationale Alli-
anz der sozialistischen Demokratie, die dazu bestimmt war, eine
Internationale in der Internationale zu werden.
Die notwendigen Elemente zur Bildung dieser Gesellschaft fand
Bakunin durch die Beziehungen, die er während seines Aufenthalts
in Italien geknüpft hatte, und in einem Kreis russischer Verbann-
ter, die ihm als Emissäre und Werber unter den Mitgliedern der
Internationale in der Schweiz, in Frankreich und in Spanien dien-
ten. Aber erst nach den wiederholten Weigerungen des Belgischen
und des Pariser Föderalrats, die "Allianz" anzuerkennen, ent-
schloß er sich, dem Generalrat die Statuten seiner neuen Gesell-
schaft Zur Billigung vorzulegen, die nur die getreue Wiedergabe
des "unverstandenen" Berner Programms waren. Der Generalrat
antwortete mit folgendem Zirkular vom 22. Dezember 1868. [21]
#12# Karl Marx/Friedrich Engels
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Der Generalrat an die Internationale Allianz
der sozialistischen Demokratie
Vor ungefähr einem Monat haben sich in Genf einige Bürger als
Zentrales Initiativkomitee einer neuen internationalen Gesell-
schaft konstituiert, genannt die Internationale Allianz der so-
zialistischen Demokratie, die sich als "spezielle Mission das
Studium politischer und philosophischer Fragen auf der Grundlage
dieses großen Prinzips der Gleichheit etc." gestellt hat.
Das von diesem Initiativkomitee gedruckte Programm und Reglement
ist dem Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation erst
am 15. Dezember 1868 mitgeteilt worden. Nach diesen Dokumenten
ist die genannte Allianz "völlig in der Internationale aufgegan-
gen" und zugleich völlig außerhalb dieser Assoziation gegründet.
Neben dem von den aufeinanderfolgenden Kongressen zu Genf,
Lausanne und Brüssel gewählten Generalrat der Internationale soll
nach dem Reglement des Initiativkomitees ein weiterer, ein
selbsternannter Generalrat in Genf bestehen. Neben den lokalen
Gruppen der Internationale sollen die lokalen Gruppen der Allianz
bestehen, die durch ihre nationalen Büros, welche außerhalb der
nationalen Büros der Internationale tätig sind, "beim Zentralbüro
der Allianz ihre Aufnahme in die Internationale beantragen wer-
den"; das Zentralkomitee der Allianz maßt sich somit das Recht
der Aufnahme in die Internationale an. Schließlich soll auch der
allgemeine Kongreß der Internationalen Arbeiterassoziation noch
sein Doppelstück im allgemeinen Kongreß der Allianz finden, denn
das Reglement des Initiativkomitees besagt, daß beim alljähr-
lichen Arbeiterkongreß die Delegation der Internationalen Allianz
der sozialistischen Demokratie als Zweig der Internationalen Ar-
beiterassoziation "ihre öffentlichen Sitzungen an einem getrenn-
ten Ort abhalten wird".
In Erwägung,
daß das Vorhandensein einer zweiten internationalen Organisation,
die innerhalb und außerhalb der Internationalen Arbeiterassozia-
tion tätig ist, das unfehlbarste Mittel wäre, diese zu desorgani-
sieren;
daß jede andere Gruppe von Personen an beliebigem Ort das Recht
hätte, die Initiativgruppe von Genf nachzuahmen und unter mehr
oder weniger plausiblen Vorwänden der Internationalen Arbeiteras-
soziation andere internationale Assoziationen mit anderen spe-
ziellen Missionen aufzupfropfen;
daß die Internationale Arbeiterassoziation auf diese Weise bald
zum Spielball der Intriganten aller Nationalitäten und Parteien
würde;
#13# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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daß zudem die Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation in
ihrem Rahmen nur lokale und nationale Zweiggesellschaften zulas-
sen (siehe Art. I und VI der Statuten);
daß es den Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation ver-
boten ist, sich Statuten und Verwaltungs-Verordnungen zu geben,
die den Allgemeinen Statuten und Verwaltungsverordnungen der In-
ternationalen Arbeiterassoziation zuwiderlaufen (siehe Art. XII
der Verwaltungsverordnungen);
daß die Statuten und Verwaltungsverordnungen der Internationalen
Arbeiterassoziation nur von einem allgemeinen Kongreß revidiert
werden können, auf dem zwei Drittel der anwesenden Delegierten
für eine solche Revision stimmen (siehe Art. XIII der Verwal-
tungsverordnungen);
daß die Frage durch die auf dem allgemeinen Kongreß zu Brüssel
einstimmig angenommenen Resolutionen gegen die Friedensliga prä-
judiziert ist;
daß der Kongreß in diesen Resolutionen erklärt, die Friedensliga
habe keinerlei Existenzberechtigung, da nach ihren jüngsten Er-
klärungen ihr Ziel und ihre Prinzipien mit denen der Internatio-
nalen Arbeiterassoziation identisch seien;
daß mehrere Mitglieder der Initiativgruppe der Allianz in ihrer
Eigenschaft als Delegierte des Brüsseler Kongresses für diese Re-
solutionen gestimmt haben;
hat der Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation in
seiner Sitzung vom 22. Dezember 1868 einstimmig beschlossen:
1. Alle Artikel des Reglements der Internationalen Allianz der
sozialistischen Demokratie, die ihre Beziehungen zur Internatio-
nalen Arbeiterassoziation bestimmen, sind für null und nichtig
erklärt;
2. die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie wird
nicht als Zweig der Internationalen Arbeiterassoziation zugelas-
sen.
Odger, Vorsitzender der Sitzung
R. Shaw, Generalsekretär
London, den 22. Dezember 1868
Einige Monate später wandte sich die Allianz von neuem an den
Generalrat und fragte ihn, ob er ihre Prinzipien billige, ja oder
nein? Im Falle einer Zustimmung erklärte sich die Allianz bereit,
sich in den Sektionen der Internationale aufzulösen. Sie erhielt
als Antwort das folgende Zirkular vom 9. März 1869. [22]
#14# Karl Marx/Friedrich Engels
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Der Generalrat an das Zentralkomitee der
Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie
Nach Artikel 1 unserer Statuten läßt die Assoziation alle Arbei-
tergesellschaften zu, die dasselbe Ziel verfolgen, nämlich: den
gegenseitigen Beistand, den Fortschritt und die vollständige
Emanzipation der Arbeiterklasse.
Da die Entwicklungsbedingungen für die Sektionen der Arbeiter-
klasse in den verschiedenen Ländern verschieden sind, so folgt
daraus notwendigerweise, daß ihre theoretischen Ansichten, die
die reelle Bewegung widerspiegeln, ebenso verschieden sind.
Die Gemeinsamkeit der Aktion, welche durch die Internationale Ar-
beiterassoziation hergestellt wird, der Ideenaustausch, der er-
leichtert wird durch die Veröffentlichungen der Organe der ver-
schiedenen nationalen Sektionen, und schließlich die unmittelbare
Debatte auf den allgemeinen Kongressen werden indes nicht verfeh-
len, nach und nach ein gemeinsames theoretisches Programm zu
schaffen.
Es gehört daher nicht zu den Funktionen des Generalrats, das Pro-
gramm der Allianz kritisch zu prüfen. Wir haben nicht zu untersu-
chen, ob es ein adäquater Ausdruck der proletarischen Bewegung
ist oder nicht. Für uns ist nur wichtig, zu wissen, ob es nichts
enthält, was der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation, das
heißt, der vollständigen Emanzipation der Arbeiterklasse, zuwi-
derläuft. Es gibt eine Phrase in eurem Programm, die dieser For-
derung nicht genügt. In Artikel 2 liest man:
"Sie" (die Allianz) "will vor allem die politische, ökonomische
und soziale Gleichmachung der Klassen."
Die Gleichmachung der Klassen, wörtlich genommen, läuft auf die
Harmonie von Kapital und Arbeit hinaus, die die Bourgeoissoziali-
sten so aufdringlich predigen. Nicht die Gleichmachung der Klas-
sen - ein logischer Widersinn, unmöglich zu realisieren -, son-
dern vielmehr die Abschaffung der Klassen, dieses wahre Geheimnis
der proletarischen Bewegung, bildet das große Ziel der Interna-
tionalen Arbeiterassoziation. Betrachtet man jedoch den Zusammen-
hang, worin sich diese Phrase - Gleichmachung der Klassen - fin-
det, so erscheint sie wie ein einfacher Schreibfehler, der sich
dort eingeschlichen hat. Der Generalrat zweifelt nicht daran, daß
ihr gern eine Phrase, die zu so bedauerlichen Mißverständnissen
führen kann, aus eurem Programm entfernen werdet. Mit Ausnahme
der Fälle, in denen der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation
widersprochen würde, entspricht
#15# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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es ihren Prinzipien, jeder Sektion zu überlassen, ihr theoreti-
sches Programm frei zu formulieren.
Es steht also nichts der Verwandlung der Sektionen der Allianz in
Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation entgegen.
Wenn die Auflösung der Allianz und der Eintritt der Sektionen in
die Internationale endgültig beschlossen sein sollte, so würde es
nach unseren Verwaltungsverordnungen notwendig werden, den Gene-
ralrat von dem Ort und der zahlenmäßigen Stärke jeder neuen Sek-
tion zu unterrichten.
Sitzung des Generalrats vom 9. März 1869
Nachdem die Allianz diese Bedingungen akzeptiert hatte, wurde sie
vom Generalrat in die Internationale aufgenommen. Durch einige
Unterschriften unter dem Programm Bakunins irregeführt, nahm er
an, daß die Allianz vom Romanischen Föderalkomitee in Genf aner-
kannt sei, das sie im Gegenteil nach wie vor von sich fernhielt.
Nunmehr hatte die Allianz ihr unmittelbares Ziel erreicht: beim
Baseler Kongreß vertreten zu sein. Trotz der unloyalen Mittel,
deren sich ihre Parteigänger bedienten, Mittel, die nur bei die-
ser Gelegenheit und sonst nie auf einem Kongreß der Inter-
nationale angewandt worden sind, wurde Bakunin in seiner Erwar-
tung enttäuscht, daß der Kongreß den Sitz des Generalrats nach
Genf verlegen und öffentlich die alte Saint-Simonsche Schrulle,
nämlich die sofortige Abschaffung des Erbrechts, sanktionieren
würde, die Bakunin zum praktischen Ausgangspunkt des Sozialismus
gemacht hatte. Das war das Signal zum offenen und unaufhörlichen
Kriege, den die Allianz nicht nur gegen den Generalrat, sondern
auch gegen alle Sektionen der Internationale führte, die sich
weigerten, das Programm dieser sektiererischen Koterie und beson-
ders die Doktrin von der absoluten Abstention auf politischem Ge-
biete zu übernehmen.
Bereits vor dem Baseler Kongreß, als Netschajew in Genf angekom-
men war, trat Bakunin in Beziehungen zu ihm und gründete in Ruß-
land eine Geheimgesellschaft unter den Studenten. Während er
seine eigene Person stets hinter dem Namen verschiedener
"revolutionärer Komitees" verbarg, nahm er für sich autokratische
Befugnisse in Anspruch, geimpft mit all den Schwindeleien und My-
stifikationen der Cagliostro-Zeit. Das große Propagandamittel
dieser Gesellschaft bestand darin, unschuldige Personen der rus-
sischen Polizei gegenüber zu kompromittieren, indem man ihnen von
Genf aus Mitteilungen in gelben Briefumschlägen schickte, die auf
der Außenseite in russischer Sprache den Stempel des "geheimen
revolutionären
#16# Karl Marx/Friedrich Engels
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nären Komitees" trugen. Die offiziellen Berichte des Netschajew-
Prozesses beweisen, daß ein schändlicher Mißbrauch mit dem Namen
der Internationale getrieben worden ist. *)
Die Allianz begann in dieser Zeit eine öffentliche Polemik gegen
den Generalrat, zunächst im "Progrès" [24] von Locle, dann in der
Genfer "Égalité" [25] der offiziellen Zeitung der Romanischen Fö-
deration, wo sich im Gefolge Bakunins einige Mitglieder der Alli-
anz eingeschlichen hatten. Der Generalrat, der die Angriffe des
"Progrès", des persönlichen Organs von Bakunin, nicht beachtet
hatte, konnte die der "Égalité" nicht ignorieren, weil er anneh-
men mußte, daß sie durch das Romanische Föderalkomitee gebilligt
waren. Er veröffentlichte daher das Zirkular vom 1. Januar 1870
[26], worin gesagt wird:
"Wir lesen in der 'Égalité' vom 11. Dezember 1869:
'Es ist s i c h e r, daß der Generalrat äußerst wichtige Dinge
vernachlässigt. Wir erinnern ihn an seine Pflichten durch den Ar-
tikel 1 des Reglements: Der Generalrat ist v e r p f l i c h-
t e t, die Kongreßbeschlüsse auszuführen, etc.. Wir hätten genug
Fragen an den Generalrat, so daß seine Antworten ein ziemlich
langes Dokument ergäben. Sie werden später kommen... In der
Erwartung etc...'
Der Generalrat kennt weder in den Statuten noch in dem Reglement
einen Artikel, der ihn verpflichtete, sich in eine Korrespondenz
oder eine Polemik mit der 'Égalité' einzulassen oder 'Fragen' ir-
gendeiner Zeitung zu 'beantworten'. Allein das Föderalkomitee von
Genf vertritt die Zweiggesellschaften der romanischen Schweiz vor
dem Generalrat. Wenn das Romanische Föderalkomitee Anfragen oder
Vorwürfe auf dem einzig legitimen Wege, das heißt durch seinen
Sekretär, an uns richtet, wird der Generalrat immer bereit sein,
darauf zu antworten. Aber das Romanische Föderalkomitee hat weder
das Recht, seine Funktionen an die Redakteure der 'Égalité' und
des 'Progrès' abzutreten, noch seine Funktionen von diesen Zei-
tungen usurpieren zu lassen. Allgemein gesprochen: die admini-
strative Korrespondenz des Generalrats mit den nationalen und
lokalen Komitees könnte nicht veröffentlicht werden, ohne den
allgemeinen Interessen der Assoziation großen Schaden zuzufügen.
Wenn also die anderen Organe der Internationale dem 'Progrès' und
der 'Égalité' nachahmen würden, sähe sich der Generalrat vor die
Alternative gestellt, sich entweder
---
*) Ein Auszug aus dem Netschajew-Prozeß[asl wird demnächst veröf-
fentlicht. Der Leser wird darin eine Probe der dummen und gleich-
zeitig niederträchtigen Maximen finden, wofür Bakunins Freunde
die Verantwortung auf die Internationale abgewälzt haben.
#17# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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durch sein Schweigen vor der Öffentlichkeit zu diskreditieren
oder seine Pflichten durch eine öffentliche Antwort zu verletzen.
Die 'Égalité' hat sich dem 'Progrès' beigesellt, um den 'Travail'
[27] (Pariser Zeitung) a u f z u f o r d e r n, seinerseits
den Generalrat anzugreifen. Das ist beinahe eine Liga für das öf-
fentliche Wohl [28]!"
Indessen hatte das Romanische Föderalkomitee, noch ehe es von
diesem Zirkular Kenntnis erhielt, die Parteigänger der Allianz
aus der Redaktion der "Égalité" entfernt.
Das Zirkular vom 1. Januar 1870 sowie das vom 22. Dezember 1868
und das vom 9. März 1869 wurden von allen Sektionen der Interna-
tionale gebilligt.
Selbstverständlich ist keine der von der Allianz angenommenen
Bedingungen jemals erfüllt worden. Ihre angeblichen Sektionen
blieben für den Generalrat ein Mysterium. Bakunin versuchte ei-
nige in Spanien und Italien zerstreute Gruppen und die Sektion
von Neapel, die er von der Internationale losgerissen hatte, un-
ter seiner persönlichen Leitung zu behalten. In den anderen ita-
lienischen Städten korrespondierte er mit kleinen Gruppen, die
sich nicht aus Arbeitern zusammensetzten, sondern aus Advokaten,
Journalisten und anderen doktrinären Bourgeois. In Barcelona
hielten einige Freunde seinen Einfluß aufrecht. In einigen Städ-
ten Südfrankreichs bemühte sich die Allianz, separatistische Sek-
tionen unter der Leitung von Albert Richard und Gaspard Blanc aus
Lyon zu gründen, auf die wir noch zurückkommen müssen. Mit einem
Wort, die internationale Gesellschaft in der Internationale fuhr
fort, sich geschäftig zu regen.
Der große Schlag der Allianz, der Versuch, sich der Leitung der
romanischen Schweiz zu bemächtigen, sollte auf dem am 4. April
1870 eröffneten Kongreß in La Chaux-de-Fonds erfolgen.
Der Kampf entbrannte über das Recht der Delegierten der Allianz
auf Zulassung, ein Recht, das von den Delegierten der Genfer Fö-
deration und der Sektionen von La Chaux-de-Fonds bestritten
wurde.
Obwohl die Parteigänger der Allianz nach ihrer eigenen Zählung
nur ein Fünftel der Mitglieder der Föderation vertraten, gelang
es ihnen dank der Wiederholung der Manöver von Basel, sich eine
fiktive Mehrheit von ein oder zwei Stimmen zu verschaffen, eine
Mehrheit, die, um ihr eigenes Organ zu zitieren (siehe die
"Solidarité" [29] vom 7. Mai 1870), nur fünfzehn Sektionen reprä-
sentierte, während allein Genf derer dreißig hatte! Über diese
Abstimmung teilte sich der romanische Kongreß in zwei Teile, die
ihre Sitzungen getrennt fortsetzten. Die Parteigänger der Alli-
anz, die sich als die legalen Vertreter der ganzen Föderation be-
trachteten, verlegten den Sitz des Romanischen Föderalkomitees
nach La Chaux-de-Fonds und
#18# Karl Marx/Friedrich Engels
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gründeten in Neuchâtel ihr offizielles Organ, die von dem Bürger
Guillaume redigierte "Solidarité". Dieser junge Schriftsteller
hatte die spezielle Mission, "die Arbeiter der Fabrik [30]" von
Genf, diese scheußlichen "Bourgeois", zu verschreien; die
"Égalité", das Blatt der Romanischen Föderation, zu bekämpfen und
absolute Abstention auf politischem Gebiete zu predigen. Die be-
zeichnendsten Artikel über diesen letzten Gegenstand hatten in
Marseille Bastelica und in Lyon die beiden Hauptsäulen der Alli-
anz, Albert Richard und Gaspard Blanc, zu Verfassern.
Nach ihrer Rückkehr riefen die Genfer Delegierten ihre Sektionen
zu einer Generalversammlung zusammen, die ihre Handlungen auf dem
Kongreß von La Chaux-de-Fonds billigte, trotz der Opposition von
Bakunin und seinen Freunden. Einige Zeit danach wurden Bakunin
und seine aktivsten Helfershelfer aus der alten Romanischen Föde-
ration ausgeschlossen.
Kaum war der romanische Kongreß geschlossen, als das neue Komitee
zu La Chaux-de-Fonds in einem Brief um die Intervention des Gene-
ralrats ersuchte. Der Brief war unterzeichnet von F. Robert, Se-
kretär, und Henri Chevalley, Präsident, der zwei Monate später
durch das Organ des Komitees, die "Solidarité" vom 9. Juli, als
Dieb angeprangert wurde. Nachdem der Generalrat die Beweisstücke
der beiden Parteien geprüft hatte, beschloß er am 28. Juni 1870,
das Genfer Föderalkomitee in seinen bisherigen Funktionen zu be-
lassen und das neue Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds aufzu-
fordern, einen lokalen Namen anzunehmen. [31] Angesichts dieser
Entscheidung, die seine Wünsche enttäuschte, bezichtigte das Ko-
mitee von La Chaux-de-Fonds den Generalrat des Autoritarismus,
wobei es vergaß, daß es zuerst selbst seine Intervention verlangt
hatte. Die Verwirrung, die in der Schweizer Föderation durch
seine hartnäckige Usurpation des Namens Romanisches Föderalkomi-
tee hervorgerufen wurde, nötigte den Generalrat, alle offiziellen
Beziehungen zu diesem Komitee abzubrechen.
Louis Bonaparte hatte soeben seine Armee in Sedan übergeben. Von
allen Seiten erhoben sich die Proteste der Internationalen gegen
die Fortsetzung des Krieges. Der Generalrat wies in seinem Mani-
fest vom 9. September, in dem er die Eroberungspläne Preußens
entlarvte, auf die Gefahr des preußischen Sieges für die Sache
des Proletariats hin und sagte den deutschen Arbeitern voraus,
daß sie dessen erste Opfer sein würden. [32] Er veranlaßte in
England Meetings, die den preußischen Tendenzen des Hofes ent-
gegenwirkten. In Deutschland veranstalteten die der Interna-
tionale angehörenden Arbeiter Demonstrationen, auf denen sie die
Anerkennung der Republik und "einen ehrenvollen Frieden für
Frankreich..." forderten.
Die kriegerische Natur des hitzigen Guillaume (von Neuchâtel)
flößte
#19# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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ihm indes die glänzende Idee eines anonymen Manifests ein, das
als Beilage und unter dem Deckmantel der offiziellen Zeitung
"Solidarité" veröffentlicht wurde und die Formierung schweizeri-
scher Freikorps forderte, um gegen die Preußen zu kämpfen, woran
er selber zweifellos immer durch seine abstentionistischen An-
sichten gehindert wurde. [33]
Der Lyoner Aufstand war ausgebrochen. [34] Bakunin eilte herbei
und richtete sich, unterstützt von Albert Richard, Gaspard Blanc
und Bastelica, am 28. September im Rathaus ein, dessen Zugänge zu
schützen er s i c h als eines politischen Akts e n t-
h i e l t. Er wurde daraus durch einige Nationalgarden in dem
Augenblick jämmerlich vertrieben, als sein Dekret über die A b-
s c h a f f u n g d e s S t a a t e s nach einer mühseligen
Geburt endlich das Licht der Welt erblickt hatte.
Im Oktober 1870 kooptierte der Generalrat in Abwesenheit seiner
französischen Mitglieder den Bürger Paul Robin, einen Flüchtling
aus Brest. Er war einer der bekanntesten Parteigänger der Allianz
und überdies der Verfasser der in die "Égalité" lancierten An-
griffe gegen den Generalrat, in dem er von diesem Augenblicke an
ununterbrochen als offiziöser Korrespondent des Komitees von La
Chaux-de-Fonds fungierte. Am 14. März 1871 schlug er die Einberu-
fung einer internen Konferenz der Internationale zur Erledigung
des Schweizer Streites vor. Der Generalrat lehnte kurzweg ab, da
er voraussah, daß sich große Ereignisse in Paris vorbereiteten.
Robin kam auf die Sache wiederholt zurück und machte sogar den
Vorschlag, der Generalrat solle eine endgültige Entscheidung über
den Streitfall treffen. Am 25. Juli entschied der Generalrat, daß
diese Angelegenheit eine der Fragen sei, die der für September
1871 einzuberufenden Konferenz unterbreitet werden sollten.
Die Allianz war nicht sehr begierig darauf, ihre Umtriebe von ei-
ner Konferenz untersucht zu sehen, und erklärte am 10. August,
daß sie seit dem 6. desselben Monats aufgelöst sei. [35] Aber am
15. September erscheint sie wieder und fordert vom Generalrat
ihre Zulassung unter dem Namen "Sektion der sozialistischen
Atheisten". Nach dem Verwaltungsbeschluß Nr. V des Baseler Kon-
gresses [36] hätte sie der Rat nicht zulassen können, ohne das
Genfer Föderalkomitee, das des zweijährigen Kampfes mit den sek-
tiererischen Sektionen müde geworden war, vorher befragt zu ha-
ben. Im übrigen hatte der Generalrat schon den englischen christ-
lichen Arbeitergesellschaften (Young men's Christian Association
1*)) erklärt, daß die Internationale theologische Sektionen nicht
anerkenne.
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1*) Christlicher Verein Junger Männer
#20# Karl Marx/Friedrich Engels
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Am 6. August, dem Datum der Auflösung der Allianz, erneuert das
Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds seinen Antrag um Aufnahme
offizieller Beziehungen zum Generalrat und erklärt ihm, daß es
den Beschluß vom 28. Juni auch weiterhin ignorieren und gegenüber
Genf als Romanisches Föderalkomitee auftreten werde, und "daß es
dem allgemeinen Kongreß zukomme, diese Angelegenheit zu entschei-
den". Am 4. September schickte dasselbe Komitee einen Protest ge-
gen die Zuständigkeit der Konferenz, deren Einberufung es indes-
sen als erster gefordert hatte. Die Konferenz hätte ihrerseits
fragen können, welcher Art denn die Kompetenz des Pariser Fö-
deralrats sei, den dieses Komitee vor der Belagerung 1*) ersucht
hatte, über den Schweizer Streitfall zu entscheiden? [37] Sie be-
gnügte sich, die Entscheidung des Generalrats vom 28.Juni 1870 zu
bestätigen. (Siehe die Beweggründe in der Genfer "Égalité" vom
21. Oktober 1871 [38].)
III
Die Anwesenheit einiger verbannter Franzosen in der Schweiz, die
dort Asyl gefunden hatten, gab der Allianz wieder einen Schimmer
von Leben.
Die Internationalen von Genf taten für die Verbannten alles, was
in ihrer Macht stand. Sie sicherten ihnen vom ersten Augenblicke
an Hilfe und hinderten die Schweizer Behörden durch eine mächtige
Agitation daran, der von der Versailler Regierung geforderten
Auslieferung der Flüchtlinge stattzugeben. Mehrere setzten sich
ernsten Gefahren aus, indem sie nach Frankreich gingen, um den
Flüchtlingen zu helfen, die Grenze zu erreichen. Wie groß war da-
her das Erstaunen der Genfer Arbeiter, als sie sahen, daß einige
Anführer, wie B. Malon *), sich alsbald mit den Männern
---
*) Wissen die Freunde B. Malons, die ihn in einer stereotypen Re-
klame seit drei Monaten den Gründer der Internationale nennen,
die sein Buch [39] als die einzige unabhängige Arbeit über die
Kommune ankündigen, welche Haltung der Amtsgehilfe des Bürgermei-
sters von Batignolles 2*) am Vorabend der Februarwahlen eingenom-
men hat? In dieser Zeit griff B. Malon, der die Kommune noch
nicht voraussah und nur den Erfolg seiner Wahl zur Nationalver-
sammlung vor Augen hatte, zu Intrigen, um als Mitglied der Inter-
nationale auf die Liste der vier Komitees gesetzt zu werden. Zu
diesem Zweck leugnete er frech die Existenz des Pariser Föderal-
rats und unterbreitete den Komitees die Liste einer von ihm in
Batignolles gegründeten Sektion, als rühre sie ganz
-----
1*) von Paris - 2*) Stadtteil von Paris
#21# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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der Allianz in Verbindung setzten und mit Hilfe von N. Shukowski,
dem Exsekretär der Allianz, versuchten, in Genf außerhalb der Ro-
manischen Föderation die neue Sektion der revolutionären soziali-
stischen Propaganda und Aktion [40] zu gründen! Im ersten Artikel
ihrer Statuten "erklärt" sie, daß sie
"den Allgemeinen Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation
beipflichte, wobei sie sich alle Freiheit der Aktion und der In-
itiative vorbehalte, die ihr als logische Konsequenz des Prinzips
der Autonomie und der Föderation zustünde, eines Prinzips, das
durch die Statuten und die Kongresse der Assoziation anerkannt
sei".
Mit anderen Worten behielt sie sich jede Freiheit vor, das Werk
der Allianz fortzusetzen.
In einem Briefe Malons vom 20. Oktober 1871 richtete diese neue
Sektion zum dritten Male an den Generalrat die Bitte um Zulassung
zur Internationale. Gemäß der Resolution V des Baseler Kongresses
befragte der Generalrat das Genfer Föderalkomitee, das heftig ge-
gen die Anerkennung dieses neuen "Herdes von Intrigen und Zwi-
stigkeiten" durch den Generalrat protestierte. Der Generalrat war
in der Tat "autoritär" genug, um nicht einer ganzen Föderation
den Willen B. Malons und N. Shukowskis, des Exsekretärs der Alli-
anz, aufzuzwingen.
Nachdem die "Solidarité" aufgehört hatte zu existieren, gründeten
die neuen Anhänger der Allianz die "Révolution Sociale" [41] un-
ter der obersten Leitung von Madame André Léo, die dem Friedens-
kongreß in Lausanne soeben erklärt hatte, daß
"Raoul Rigault und Ferré die beiden unheilvollen Gestalten der
Kommune wären, die bis dahin" (bis zur Hinrichtung der Geiseln)
"nie aufgehört hatten, immer vergeblich, blutige Maßnahmen zu
fordern" [42].
Von ihrer ersten Nummer an beeilte sich diese Zeitung, sich auf
das Niveau des "Figaro", des "Gaulois", des "Paris-Journal" [43]
und anderer Schmutzblätter zu stellen, deren dreckige Ausfälle
gegen den Generalrat sie neu auflegte. Der Augenblick schien ihr
günstig, innerhalb der Internationale selbst die Flamme des Na-
tionalhasses zu entzünden. Ihr zufolge
---
und gar von der Assoziation her. - Später, am 19. März, be-
schimpfte er in einem öffentlichen Dokument die Führer der am
Vorabend vollbrachten großen Revolution. - Heute druckt dieser
mit allen Wassern gewaschene Anarchist, oder er läßt drucken, was
er schon vor einem Jahre den vier Komitees gesagt hat: Die Inter-
nationale bin ich! B. Malon hat das Mittel gefunden, zugleich
Ludwig XIV. und den Schokoladenfabrikanten Perron zu parodieren.
Sagte dieser nicht, daß seine Schokolade die einzige... eßbare
sei!
#22# Karl Marx/Friedrich Engels
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war der Generalrat ein deutsches Komitee, geleitet von einem bis-
marckschen Gehirn. *)
Nachdem die "Révolution Sociale" sehr wohl festgestellt hatte,
daß gewisse Mitglieder des Generalrats nicht damit groß tun konn-
ten, "Gallier über alles" zu sein, wußte sie nichts Besseres, als
die zweite Parole, die die europäische Polizei in Umlauf brachte,
aufzugreifen und den Rat des "Autoritarismus" zu verdächtigen.
Was waren es nun für Tatsachen, auf die sich dieses kindische Ge-
schrei stützte? Der Generalrat hatte die Allianz eines natürli-
chen Todes sterben lassen und in Übereinstimmung mit dem Genfer
Föderalkomitee ihre Auferstehung verhindert. Außerdem hatte er
das Komitee von La Chaux-de-Fonds aufgefordert, einen Namen anzu-
nehmen, der ihm erlauben würde, mit der großen Mehrheit der roma-
nischen Internationalen in Frieden zu leben.
Welchen Gebrauch hatte nun der Generalrat, von diesen
"autoritären" Handlungen abgesehen, seit Oktober 1869 bis Oktober
1871 von den ziemlich weitreichenden Vollmachten gemacht, die ihm
der Baseler Kongreß übertragen hatte?
1. Am 8. Februar 1870 bat die Gesellschaft der positivistischen
Proletarier in Paris den Generalrat um ihre Zulassung. Der Rat
antwortete, daß die in den besonderen Statuten der Gesellschaft
dargelegten positivistischen Prinzipien in bezug auf das Kapital
in flagrantem Widerspruch zu den Erwägungen der Allgemeinen Sta-
tuten stünden; daß man diese Prinzipien daher streichen und in
die Internationale nicht als "Positivist", sondern als "Prole-
tarier" eintreten müsse, wobei es ihnen freistünde, ihre theore-
tischen Ansichten mit den allgemeinen Prinzipien der Assoziation
in Einklang zu bringen. Die Sektion erkannte die Richtigkeit
dieser Entscheidung an und trat in die Internationale ein.
2. In Lyon hatte es einen Zwiespalt zwischen der Sektion von 1865
und einer jüngst gebildeten Sektion gegeben, in der inmitten ehr-
licher Arbeiter die Allianz durch Albert Richard und Gaspard
Blanc vertreten war. Das Urteil eines in der Schweiz gebildeten
Schiedsgerichts, wie es in solchen Fällen üblich ist, wurde nicht
anerkannt. Am 15. Februar 1870 verlangte die jüngst gebildete
Sektion vom Generalrat nicht nur, über diesen Streitfall kraft
der Resolution VII des Baseler Kongresses zu entscheiden, sondern
sie schickte ihm ein bereits fertiges Urteil, das die Mitglieder
der
---
*) Hier ist die Zusammensetzung dieses Rats nach Nationalitäten:
20 Engländer, 15 Franzosen, 7 Deutsche (von denen fünf Gründer
der Internationale sind), zwei Schweizer, zwei Ungarn, ein Pole,
ein Belgier, ein Ire, ein Däne und ein Italiener.
#23# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Sektion von 1865 ausschloß und der Niederträchtigkeit bezich-
tigte, ein Urteil, das er unterzeichnen und postwendend zurück-
schicken sollte. Der Generalrat verurteilte dieses unerhörte Vor-
gehen und forderte die Beweisstücke an. Auf die gleiche Forderung
antwortete die Sektion von 1865, daß die Belastungsstücke gegen
Albert Richard dem Schiedsgericht unterbreitet worden wären, daß
sich Bakunin ihrer bemächtigt hätte, der sich weigere, sie her-
auszugeben, und daß die Sektion infolgedessen den Wünschen des
Generalrats nicht voll und ganz entsprechen könne. Die Entschei-
dung des Generalrats vom 8. März in dieser Sache rief keine Ein-
wände hervor, weder von der einen noch von der anderen Seite.
3. Die französische Sektion in London hatte Elemente von mehr als
zweifelhaftem Charakter zugelassen und sich nach und nach in eine
Kommanditgesellschaft des Herrn Félix Pyat verwandelt. Sie diente
ihm dazu, kompromittierende Demonstrationen für die Ermordung L.
Bonapartes etc. zu organisieren und in Frankreich unter dem Deck-
mantel der Internationale seine lächerlichen Manifeste zu propa-
gieren. Der Generalrat beschränkte sich darauf, in den Organen
der Assoziation zu erklären, daß Herr Pyat nicht Mitglied der In-
ternationale sei und daß sie daher für sein Tun und Treiben keine
Verantwortung tragen könne. [44] Die französische Sektion er-
klärte daraufhin, daß sie weder den Generalrat noch die Kongresse
anerkenne; sie ließ an den Mauern von London Plakate anbringen,
daß die Internationale, die Sektion ausgenommen, eine antirevolu-
tionäre Gesellschaft sei. Die Verhaftung der französischen Inter-
nationalen am Vorabend des Plebiszits unter dem Vorwand einer
Verschwörung, die in Wirklichkeit von der Polizei angezettelt
worden war und der die Manifeste der Pyatisten einen Schimmer der
Wahrscheinlichkeit gaben, zwang den Generalrat, in der
"Marseillaise" und im "Réveil" seine Resolution vom 10. Mai 1870
zu veröffentlichen, worin erklärt wird, daß die sogenannte fran-
zösische Sektion seit mehr als zwei Jahren nicht mehr der Inter-
nationale angehöre und daß ihre Aktionen das Werk von Polizei-
agenten seien [45]. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme ist durch
die Erklärung des Pariser Föderalkomitees in denselben Zeitungen
und durch die Erklärung der Pariser Internationalen während ihres
Prozesses bewiesen worden, wobei beide Erklärungen sich auf die
Resolution des Generalrats stützten. Die französische Sektion
verschwand bei Anfang des Krieges, aber sie sollte, wie die Alli-
anz in der Schweiz, mit neuen Verbündeten und unter anderen Namen
in London wieder auftauchen.
In den letzten Tagen der Konferenz bildete sich in London unter
den Verbannten der Kommune eine Section française de 1871, die
etwa 35 Mitglieder
#24# Karl Marx/Friedrich Engels
-----
zählte. Der erste "autoritäre" Akt des Generalrats war, den Se-
kretär dieser Sektion, Gustave Durand, öffentlich als Spitzel der
französischen Polizei zu entlarven. [46] Die Dokumente, die wir
besitzen, beweisen die Absicht der Polizei, Durand zunächst an
der Konferenz teilnehmen zu lassen und ihn später in den General-
rat selbst hineinzubringen. Da die Statuten der neuen Sektion ih-
ren Mitgliedern ausdrücklich befahlen, "keine andere Delegierung
in den Generalrat anzunehmen, als die ihrer Sektion", zogen sich
die Bürger Theisz und Bastelica vom Generalrat zurück.
Am 17. Oktober delegierte die Sektion zwei ihrer Mitglieder, die
mit imperativen Mandaten versehen waren, zum Generalrat, von
denen der eine kein anderer war als Herr Chautard, Exmitglied des
Artilleriekomitees. Der Generalrat lehnte es ab, ihn zuzulassen,
ehe er nicht die Statuten der Section de 1871 geprüft hatte. *)
Es wird genügen, hier an die Hauptpunkte der Debatte zu erinnern,
zu der diese Statuten Anlaß gegeben haben. Artikel 2 der Statuten
lautet:
"Um Mitglied der Sektion zu werden, muß man den Nachweis über
seine Existenzmittel führen, Garantien der Moralität vorlegen
etc."
In seiner Resolution vom 17. Oktober 1871 [47] schlug der Gene-
ralrat vor, die Worte "den Nachweis über seine Existenzmittel
führen" zu streichen. "In Zweifelsfällen", sagte der Generalrat,
"kann eine Sektion wohl Informationen einholen über die Existenz-
mittel als Garantie der Moralität, während in anderen Fällen, wie
zum Beispiel bei Flüchtlingen, bei streikenden Arbeitern etc.,
der Mangel an Existenzmitteln gerade eine Garantie der Moralität
sein kann. Es wäre jedoch eine bürgerliche Neuerung, die dem
Buchstaben und dem Geist der Allgemeinen Statuten widerspräche,
von den Kandidaten einen Nachweis über ihre Existenzmittel als
allgemeine Bedingung für die Aufnahme in die Internationale zu
verlangen." Die Sektion antwortete,
"daß die Allgemeinen Statuten die Sektionen für die Moral ihrer
Mitglieder verantwortlich machen und ihnen demzufolge das Recht
gewähren, ihre Bürgschaften zu verlangen, wie sie es für nötig
halten".
Darauf erwiderte der Generalrat am 7. November [48]: "Wollte man
die Dinge so sehen, dann könnte eine von den teetotalers (einem
Mäßigkeitsverein) gegründete internationale Sektion in ihre be-
sonderen Statuten
---
*) Wenige Zeit später wurde dieser Chautard, den man dem General-
rat hatte aufdrängen wollen, von seiner Sektion als Polizeiagent
Thiers' ausgestoßen. Er wurde von denselben Leuten angeklagt, die
ihn von allen für den würdigsten gehalten hatten, um sie im Gene-
ralrat zu vertreten.
#25# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
-----
folgenden Punkt einfügen:, Um als Mitglied in die Sektion aufge-
nommen zu werden, muß man schwören, sich jedes alkoholischen Ge-
tränkes zu enthalten.' Mit einem Wort, durch die besonderen Sta-
tuten der Sektionen könnten die absurdesten und unzusammenhän-
gendsten Aufnahmebedingungen in die Internationale gestellt wer-
den, immer unter dem Vorwand, daß sie es für nötig halten, auf
diese Weise sich der Moral ihrer Mitglieder zu vergewissern...
'Die Existenzmittel der Streikenden', fügt die Section française
de 1871 hinzu, 'sind die Streikkassen'. Man kann auf diese Phrase
vorerst erwidern, daß diese Kasse oft fiktiv ist... Übrigens ha-
ben die offiziellen englischen Untersuchungen erwiesen, daß die
Mehrheit der englischen Arbeiter... gezwungen ist - sei es durch
Streiks oder Arbeitslosigkeit, sei es durch ungenügende Löhne
oder infolge von Zahlungsterminen oder aus anderen Ursachen -,
unaufhörlich zur Pfandleihe und zu Schulden Zuflucht zu nehmen,
Existenzmittel, deren Nachweis man nicht fordern könnte, ohne
sich in unzulässiger Weise in das Privatleben der Bürger ein-
zumischen. Also eins von beiden: Entweder sucht die Sektion in
den Existenzmitteln bloß Garantien der Moralität, und dann er-
füllt der... Vorschlag des Generalrats diesen Zweck... oder die
Sektion hat in Artikel 2 ihrer Statuten absichtlich außer den Ga-
rantien der Moralität... von dem Nachweis der Existenzmittel als
Aufnahmebedingung gesprochen; und in diesem Fall bekräftigt der
Generalrat, daß dies eine bürgerliche Neuerung ist, die dem Buch-
staben und dem Geist der Allgemeinen Statuten widerspricht."
In Artikel 11 ihrer Statuten heißt es:
"Ein Delegierter oder mehrere Delegierte werden in den Generalrat
entsandt."
Der Generalrat verlangte, daß dieser Artikel gestrichen werde,
"weil die Allgemeinen Statuten der Internationale den Sektionen
keinerlei Recht zugestehen, Delegierte in den Generalrat zu ent-
senden". "Die Allgemeinen Statuten", fügte er hinzu, "erkennen
nur zwei Arten der Wahl für die Mitglieder des Generalrats an:
entweder ihre Wahl durch den Kongreß oder ihre Beifügung durch
den Generalrat... Es stimmt, daß die verschiedenen in London exi-
stierenden Sektionen aufgefordert worden waren, Delegierte in den
Generalrat zu entsenden, der, um die Allgemeinen Statuten nicht
zu verletzen, stets auf folgende Weise vorgegangen ist: Er hat
zunächst die Zahl der von jeder Sektion zu entsendenden Delegier-
ten festgelegt und sich dabei das Recht vorbehalten, sie zu ak-
zeptieren oder abzulehnen, je nachdem, ob er sie für die allge-
meinen Funktionen, die sie ausüben müssen, für geeignet hielt.
Diese Delegierten wurden Mitglieder des Generalrats
#26# Karl Marx/Friedrich Engels
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nicht kraft der Delegierung durch ihre Sektionen, sondern durch
das Recht, das die Allgemeinen Statuten dem Generalrat geben,
sich neue Mitglieder beizufügen. Da der Londoner Rat bis zu der
von der letzten Konferenz getroffenen Entscheidung sowohl als Ge-
neralrat der Internationalen Assoziation als auch als Zentralrat
für England funktioniert hatte, hielt er es für angebracht, außer
den Mitgliedern, die er sich direkt beigefügt hatte, Mitglieder
zuzulassen, die in erster Linie von ihren respektiven Sektionen
delegiert worden waren. Man würde sich gewaltig irren, wenn man
den Wahlmodus des Generalrats dem des Pariser Föderalrats anglei-
chen wollte, der nicht einmal ein von einem nationalen Kongreß
ernannter nationaler Rat war, wie zum Beispiel der Föderalrat von
Brüssel oder der von Madrid. Der Pariser Föderalrat war nur eine
Delegation der Pariser Sektionen... Der Wahlmodus des Generalrats
wird von den Allgemeinen Statuten bestimmt, und seine Mitglieder
könnten kein anderes imperatives Mandat annehmen als das der All-
gemeinen Statuten und Verwaltungsverordnungen ... Wenn man den
Paragraphen betrachtet, der ihm vorangeht, so hat Artikel 11 kei-
nen anderen Sinn als den, die Zusammensetzung des Generalrats
völlig zu verändern und ihn entgegen Artikel 3 der Allgemeinen
Statuten [49] zu einer Delegation der Londoner Sektionen zu ma-
chen, worin der Einfluß der lokalen Gruppen den Einfluß der gan-
zen Internationalen Arbeiterassoziation verdrängen würde."
Schließlich sagt der Generalrat, dessen erste Pflicht in der Aus-
führung der Kongreßbeschlüsse besteht (siehe Artikel 1 der Ver-
waltungsverordnungen des Genfer Kongresses), daß "nach seiner An-
sicht die von der Section française de 1871 geäußerten Ideen über
eine radikale Veränderung, die in den Artikeln der Allgemeinen
Statuten bezüglich seiner Zusammensetzung vorzunehmen wäre, über-
haupt nichts mit der Frage zu tun haben..."
Im übrigen erklärte der Generalrat, daß er zwei Delegierte der
Sektion unter den gleichen Bedingungen zulassen würde, wie sie
für die anderen Londoner Sektionen gelten.
Die Section de 1871, weit davon entfernt, durch diese Antwort zu-
friedengestellt zu sein, veröffentlichte am 14. Dezember eine
"Deklaration" [50], die von allen ihren Mitgliedern unterzeichnet
wurde, deren neuer Sekretär kurz danach als unwürdig aus der Ge-
sellschaft der Flüchtlinge ausgestoßen wurde. Laut dieser Erklä-
rung machte sich der Generalrat, weil er es ablehnte, sich legis-
lative Befugnisse anzumaßen, "einer ganz naturalistischen Abkehr
von der sozialen Idee" schuldig.
Hier nun einige Proben der Gewissenhaftigkeit, die bei der
Ausarbeitung dieses Dokuments geherrscht hat.
#27# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Die Londoner Konferenz hatte das Verhalten der deutschen Arbeiter
während des Krieges gebilligt. [51] Es war offensichtlich, daß
diese von einem Schweizer Delegierten 1*) vorgeschlagene, von ei-
nem belgischen Delegierten unterstützte und einstimmig angenom-
mene Resolution nur die deutschen Internationalen betraf, die
ihre antichauvinistische Haltung während des Krieges im Gefängnis
gebüßt haben und noch büßen. Überdies hatte der Sekretär des Ge-
neralrats für Frankreich 2*), um jeder böswilligen Auslegung vor-
zubeugen, in einem durch den "Qui Vive!", die "Constitution", den
"Radical", die "Emancipacion", die "Europe" etc. veröffentlichten
Brief [52] den wahren Sinn der Resolution gerade zuvor erklärt.
Nichtsdestoweniger brachten acht Tage später, am 20. November
1871, fünfzehn Mitglieder der Section française de 1871 in "Qui
Vive!" eine "Protesterklärung", die voller Beleidigungen gegen
die deutschen Arbeiter war, und bezeichneten die Resolution der
Konferenz als den unwiderlegbaren Beweis der "pangermanischen
Idee", die den Generalrat beherrsche. Die ganze feudale, liberale
und Polizeipresse Deutschlands bemächtigte sich ihrerseits gierig
dieses Vorfalls, um den deutschen Arbeitern die Nichtigkeit ihrer
internationalen Träume klarzumachen. Nach alledem wurde die Pro-
testerklärung vom 20. November durch die ganze Section de 1871 in
ihrer Deklaration vom 14. Dezember gebilligt.
Um "die schiefe Ebene des Autoritarismus, auf die der Generalrat
abgleitet", zu beweisen, zitiert sie "eine durch diesen selben
Generalrat veröffentlichte offizielle Ausgabe der von ihm selbst
revidierten Allgemeinen Statuten". Man braucht nur einen Blick
auf die neue Ausgabe der Statuten zu werfen, um festzustellen,
daß sich im Anhang zu jedem Absatz der Nachweis seiner authenti-
schen Quellen findet! [53] Was die Worte "offizielle Ausgabe" an-
langt, so hatte der erste Kongreß der Internationale beschlossen,
daß "der offizielle und verbindliche Text der Allgemeinen Statu-
ten und Satzungen vom Generalrat veröffentlicht würde" (siehe
"Congrès ouvrier de l'Association Internationale des Travail-
leurs, tenu à Genève du 3 au 8 septembre 1866", S. 27, Anmer-
kung).
Selbstverständlich stand die Section de 1871 in fortgesetzten
Beziehungen zu den Abtrünnigen von Genf und Neuchâtel. Eines ih-
rer Mitglieder, das mehr Energie zum Angriff auf den Generalrat
entfaltet hatte als jemals zur Verteidigung der Kommune, Chalain,
sah sich plötzlich von B. Malon rehabilitiert, der noch unlängst
gegen ihn in einem Brief an ein Mitglied des Rats sehr schwerwie-
gende Anklagen vorgebracht hatte. Übrigens hatte die
-----
1*) Nikolai Utin - 2*) Auguste Serraillier
#28# Karl Marx/Friedrich Engels
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Section française de 1871 ihre Deklaration kaum vom Stapel gelas-
sen, als der Bürgerkrieg in ihren Reihen ausbrach. Zunächst zogen
sich Theisz, Avrial und Camélinat zurück. Seitdem zerfiel sie in
mehrere kleine Gruppen, von denen eine von Herrn Pierre Vésinier
geleitet wird, der wegen seiner Verleumdungen gegen Varlin und
andere aus dem Generalrat ausgeschlossen und dann von der belgi-
schen Kommission, die der Brüsseler Kongreß 1868 ernannt hatte,
aus der Internationale gejagt wurde. Eine andere dieser Gruppen
ist durch B. Landeck gegründet, den die unvorhergesehene Flucht
des Polizeipräfekten Piétri am 4. September von seiner "peinlich
eingehaltenen" Verpflichtung befreit hat,
"sich weder mit politischen Dingen noch mit Dingen der Interna-
tionale in Frankreich zu befassen!" (Siehe "Troisième procès de
l'Association Internationale des Travailleurs à Paris", 1870, S.
4.)
Andererseits hat die Masse der französischen Flüchtlinge in Lon-
don eine Sektion gebildet, die in völliger Harmonie mit dem Gene-
ralrat lebt.
IV
Die Männer der Allianz, die sich hinter dem Föderalkomitee von
Neuchâtel verbargen und einen neuen Versuch auf einem größeren
Feld machen wollten, um die Internationale zu desorganisieren,
beriefen für den 12. November 1871 einen Kongreß ihrer Sektionen
nach Sonvillier ein. Schon im Juli drohte Meister Guillaume in
zwei Briefen an seinen Freund Robin dem Generalrat mit einer sol-
chen Kampagne, falls er nicht einwilligen werde, ihnen "gegen die
Räuber von Genf" recht zu geben.
Der Kongreß von Sonvillier setzte sich aus sechzehn Delegierten
zusammen, die im ganzen neun Sektionen zu vertreten vorgaben,
darunter die neue Sektion der revolutionären sozialistischen Pro-
paganda und Aktion in Genf.
Die Sechzehn begannen ihren ersten Auftritt mit dem anarchisti-
schen Dekret, in dem die Romanische Föderation für aufgelöst er-
klärt wurde, die sich ihrerseits beeilte, den Angehörigen der Al-
lianz ihre "Autonomie" zurückzugeben, indem sie sie aus allen
Sektionen hinausjagte. Übrigens muß der Generalrat anerkennen,
daß ein Blitz gesunden Menschenverstandes sie den Namen Jurassi-
sche Föderation annehmen ließ, den ihnen die Londoner Konferenz
gegeben hatte. [54]
Alsdann schritt der Kongreß der Sechzehn zur "Reorganisation der
Internationale", indem er gegen die Konferenz und den Generalrat
ein
#29# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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"Zirkular an alle Föderationen der Internationalen Arbeiterasso-
ziation" vom Stapel ließ. [55]
Die Verfasser des Zirkulars beschuldigen den Generalrat zunächst,
daß er 1871 eine Konferenz einberufen habe statt eines Kongres-
ses. Aus den vorher gegebenen Erläuterungen ergibt sich, daß
diese Angriffe direkt gegen die ganze Internationale gerichtet
sind, die in ihrer Gesamtheit die Einberufung einer Konferenz ak-
zeptiert hatte, bei der übrigens die Allianz durch die Bürger Ro-
bin und Bastelica angemessen vertreten war.
Bei jedem Kongreß hat der Generalrat seine Delegierten gehabt;
beim Baseler Kongreß zum Beispiel waren ihrer sechs. Die Sechzehn
behaupten, daß
"die Mehrheit der Konferenz von vornherein durch die Zulassung
von sechs Delegierten des Generalrats mit beschließender Stimme
gefälscht worden sei".
In Wirklichkeit waren unter den Delegierten des Generalrats auf
der Konferenz die französischen Verbannten keine anderen als die
Vertreter der Pariser Kommune, während seine englischen und
Schweizer Mitglieder nur ausnahmsweise an den Sitzungen teilneh-
men konnten, wie es die Protokolle beweisen, die dem nächsten
Kongreß vorgelegt werden. Ein Delegierter des Rats hatte ein Man-
dat von einer nationalen Föderation. Laut eines an die Konferenz
gerichteten Briefes wurde das Mandat eines anderen zurückbehal-
ten, weil die Zeitungen seinen Tod angezeigt hatten 1*). Bleibt
ein Delegierter übrig, so daß im Verhältnis zum Rat die Belgier
allein wie 6:1 vertreten waren.
Die internationale Polizei, die in der Person Gustave Durands
ferngehalten wurde, hatte sich bitter über die Verletzung der
Allgemeinen Statuten durch die Einberufung einer "geheimen" Kon-
ferenz beklagt. Sie war über unsere Verwaltungsverordnungen noch
nicht genügend auf dem laufenden, um zu wissen, daß die admini-
strativen Sitzungen der Kongresse obligatorisch intern sind.
Nichtsdestoweniger fanden ihre Klagen ein mitfühlendes Echo bei
den Sechzehn von Sonvillier, die sofort schrien:
"Und um das Ganze zu krönen, besagt eine Entscheidung dieser Kon-
ferenz, daß der Generalrat selber den Termin und den Ort des
nächsten Kongresses oder der Konferenz, die ihn ersetzen wird,
bestimmen wird; auf diese Weise sind wir von der Unterdrückung
der allgemeinen Kongresse bedroht, dieser großen öffentlichen Zu-
sammenkünfte der Internationale."
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1*) Gemeint ist Karl Marx
#30# Karl Marx/Friedrich Engels
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Die Sechzehn wollten nicht sehen, daß diese Entscheidung nichts
weiter besagt, als daß die Internationale gegenüber den Regierun-
gen ihre unerschütterliche Entschlossenheit bekräftigt, allen Re-
pressalien zum Trotz ihre allgemeinen Versammlungen auf die eine
oder andere Weise abzuhalten.
In der Generalversammlung der Genfer Sektionen vom 2. Dezember
1871, die den Bürgern Malon und Lefrançais einen schlechten Emp-
fang bereitete, brachten letztere einen Vorschlag ein, der darauf
abzielte, die von den Sechzehn von Sonvillier erlassenen Dekrete
zu bestätigen, dem Generalrat eine Rüge zu erteilen und die Kon-
ferenz nicht anzuerkennen. [56] Die Konferenz hatte beschlossen,
daß "die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Beschlüsse der
Konferenz... den Föderalräten der verschiedenen Länder durch die
korrespondierenden Sekretäre des Generalrats mitgeteilt werden".
1*) Dieser den Allgemeinen Statuten und den Verwaltungsverord-
nungen völlig entsprechende Beschluß wurde durch B. Malon und
seine Freunde auf folgende Weise verfälscht:
"Ein Teil der Beschlüsse der Konferenz wird nur den Föderalräten
und den korrespondierenden Sekretären mitgeteilt werden."
Sie beschuldigen außerdem den Generalrat, daß er "es an dem Prin-
zip der Aufrichtigkeit habe fehlen lassen", indem er sich wei-
gerte, der Polizei durch "die Öffentlichkeit" Beschlüsse auszu-
liefern, die als ausschließlichen Zweck die Reorganisation der
Internationale in den Ländern haben, wo sie verfolgt wird.
Die Bürger Malon und Lefrançais beklagen sich ferner, daß
"die Konferenz sich an der Freiheit des Gedankens und seiner Äu-
ßerung vergriffen habe..., da sie dem Generalrat das Recht gab,
jedes öffentliche Organ der Sektionen und Föderationen anzuklagen
und zu verleugnen, das entweder die Prinzipien, auf denen die As-
soziation beruht, oder die jeweiligen Interessen der Sektionen
und Föderationen, oder schließlich die allgemeinen Interessen der
gesamten Assoziation erörtert (siehe die Égalité' vom 21. Ok-
tober)".
Und was steht in der "Égalité" vom 21. Oktober? Ein Beschluß der
Konferenz, worin sie ankündigt, "daß von nun an der Generalrat
gehalten sein wird, öffentlich anzuklagen und zu verleugnen alle
angeblichen Organe der Internationalen, welche, nach dem Vorgang
des "Progrès" und der "Solidarité", in ihren Spalten vor dem
Bourgeoispublikum Fragen besprechen sollten, die nur zur Debatte
in den lokalen und föderalen Komitees, im Generalrat oder in den
geschlossenen Verwaltungssitzungen der föderalen oder allgemeinen
Kongresse geeignet sind". 2*)
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1*) Siehe Band 17 unserer Ausgabe, S. 426 - 2*) ebenda, S. 425
#31# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Um das sauersüße Wehklagen B. Malons richtig einzuschätzen, muß
man in Betracht ziehen, daß dieser Beschluß ein für allemal den
Versuchen einiger Journalisten ein Ende macht, die sich an die
Stelle der verantwortlichen Komitees der Internationale zu setzen
und in ihrer Mitte dieselbe Rolle zu spielen trachten wie die
Journalisten-Boheme in der bürgerlichen Welt. Als Folge eines
solchen Versuchs hatte das Genfer Föderalkomitee erlebt, daß Mit-
glieder der Allianz das offizielle Organ der Romanischen Födera-
tion, die "Égalité", in einem ihr gegenüber völlig feindlichen
Sinne redigierten.
Übrigens bedurfte der Generalrat nicht der Londoner Konferenz, um
den Mißbrauch des Journalismus "öffentlich anzuklagen und zu
verleugnen", denn der Baseler Kongreß hat (Beschluß II) entschie-
den, daß "alle Zeitungen, die Angriffe gegen die Assoziation ent-
halten, dem Generalrat sofort durch die Sektion zugeschickt wer-
den müssen" [361.
"Es ist offensichtlich", sagt das Romanische Föderalkomitee in
seiner Erklärung vom 20.Dezember 1871 ("Égalité" vom 24. Dezem-
ber), "daß dieser Artikel nicht in der Absicht angenommen worden
ist, damit der Generalrat in seinen Archiven die Zeitungen, die
die Assoziation angreifen, aufbewahrt, sondern um zu antworten
und nötigenfalls die verderbliche Wirkung von Verleumdungen und
böswilligen Anschwärzungen zu beseitigen. Es ist auch offensicht-
lich, daß sich dieser Artikel im allgemeinen auf alle Zeitungen
bezieht, und wenn wir nicht ohne weiteres die Angriffe der
bürgerlichen Zeitungen dulden wollen, so müssen wir mit um so
größerem Recht durch unsere zentrale Vertretung, durch den Gene-
ralrat, jene Zeitungen desavouieren, deren Angriffe gegen uns mit
dem Namen unserer Assoziation gedeckt werden."
Nebenbei sei bemerkt, daß die "Times", dieser Leviathan der kapi-
talistischen Presse, der "Progrès" (von Lyon), die Zeitung der
liberalen Bourgeoisie, und das "Journal de Genève" [57], eine
ultrareaktionäre Zeitung, die Konferenz mit denselben Vorwürfen
überhäuften und sich fast derselben Ausdrücke bedienten wie die
Bürger Malon und Lefrançais.
Nachdem das Zirkular der Sechzehn gegen die Einberufung der Kon-
ferenz, dann gegen ihre Zusammensetzung und ihren sogenannten
geheimen Charakter Stellung genommen hatte, greift es die Be-
schlüsse selbst an.
Indem es zunächst feststellt, daß der Baseler Kongreß auf seine
Befugnisse verzichtet hätte,
"da er dem Generalrat das Recht gibt, Sektionen der Internatio-
nale abzulehnen, zuzulassen oder zu suspendieren",
legt es weiter der Konferenz folgende Sünde zur Last:
"Diese Konferenz hat... Beschlüsse gefaßt..., die danach streben,
aus der Internationalen, der freien Föderation autonomer Sektio-
nen, eine hierarchische und
#32# Karl Marx/Friedrich Engels
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autoritäre Organisation disziplinierter Sektionen zu machen,
vollständig in der Hand des Generalrats, der ganz nach Belieben
ihre Zulassung verweigern oder ihre Tätigkeit suspendieren
könne!!"
Später kommt das Zirkular auf den Baseler Kongreß zurück, der
"die Befugnisse des Generalrats entstellt" hätte.
Alle diese Widersprüche des Zirkulars der Sechzehn laufen auf
folgendes hinaus: Die Konferenz von 1871 ist für die Beschlüsse
des Baseler Kongresses von 1869 verantwortlich, und der General-
rat ist schuldig, die Statuten eingehalten zu haben, die ihm die
Durchführung der Kongreßbeschlüsse auferlegen.
In Wirklichkeit ist der wahre Beweggrund aller dieser Angriffe
gegen die Konferenz intimerer Natur. Mit ihren Resolutionen hatte
sie zunächst die praktischen Intrigen der Allianzleute in der
Schweiz durchkreuzt. Überdies hatten die Anführer der Allianz in
Italien, in Spanien, in einem Teil der Schweiz und Belgiens mit
einer bewundernswerten Hartnäckigkeit eine vorsätzliche Verwir-
rung zwischen dem Gelegenheitsprogramm Bakunins und dem Programm
der Internationalen Arbeiterassoziation geschaffen und auf-
rechterhalten.
Die Konferenz hat mit ihren beiden Resolutionen über die proleta-
rische Politik und über die sektiererischen Sektionen dieses vor-
sätzliche Mißverständnis klar umrissen. Die erste Resolution, die
mit der in Bakunins Programm gepredigten politischen Abstention
abrechnet, ist durch ihre auf die Allgemeinen Statuten, auf den
Beschluß des Lausanner Kongresses und andere Präzedenzfälle ge-
stützten Erwägungen vollauf gerechtfertigt. *) Gehen wir jetzt zu
den sektiererischen Sektionen über: Die erste Phase in dem Kampfe
des Proletariats gegen die Bourgeoisie ist durch die Sektenbewe-
gung bezeichnet. Diese ist berechtigt zu einer Zeit,
---
*) Hier folgt die Resolution der Konferenz über die "Politische
Wirksamkeit der Arbeiterklasse" [15] "In Erwägung,
daß es im Eingang der Statuten heißt : 'Die ökonomische Emanzipa-
tion der Arbeiterklasse ist der große Endzweck, dem jede politi-
sche Bewegung unterzuordnen ist als Mittel';
daß die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassoziation
(1864) besagt: 'Die Herren des Grund und Bodens und die Herren
des Kapitals werden ihre politischen Vorrechte stets ausbeuten
zur Verteidigung und Verewigung ihrer ökonomischen Monopole. So
weit davon entfernt, die politische Emanzipation der Arbeiter zu
fördern, werden sie fortfahren, ihr jedes mögliche Hindernis in
den Weg zu legen... Die Eroberung der politischen Macht ist daher
zur großen Pflicht der Arbeiterklasse geworden';
#33# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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in der das Proletariat sich noch nicht hinreichend entwickelt
hat, um als Klasse zu handeln. Vereinzelte Denker unterwerfen die
sozialen Gegensätze einer Kritik und geben zugleich eine phanta-
stische Lösung derselben, welche die Masse der Arbeiter nur anzu-
nehmen, zu verbreiten und praktisch ins Werk zu setzen braucht.
Es liegt schon in der Natur dieser durch die Initiative einzelner
gebildeten Sekten, daß sie sich jeder wirklichen Tätigkeit, der
Politik, den Streiks, Gewerksgenossenschaften, mit einem Worte
jeder Gesamtbewegung gegenüber fremd und abgeschlossen verhalten.
Die Masse des Proletariats bleibt stets ihrer Propaganda gegen-
über gleichgültig, ja selbst feindlich. Die Arbeiter von Paris
und Lyon wollten ebensowenig von den Saint-Simonisten, Fourie-
risten, Ikariern wissen, wie die englischen Chartisten und Trade-
Unionisten von den Owenisten. Die Sekten, im Anfange
---
daß der Kongreß von Lausanne (1867) erklärt hat: 'Die soziale
Emanzipation der Arbeiter ist untrennbar von ihrer politischen
Emanzipation';
daß die Erklärung des Generalrats über das angebliche Komplott
der französischen Internationalen am Vorabend des Plebiszits
(1870) folgende Stelle enthält: 'Nach dem Wortlaut unsrer Statu-
ten haben alle unsre Zweige in England, auf dem Kontinent und in
Amerika unzweifelhaft die ausdrückliche Aufgabe, nicht nur Mit-
telpunkte für die streitbare Organisation der Arbeiterklasse zu
bilden, sondern in ihren bezüglichen Ländern ebenfalls jede poli-
tische Bewegung zu unterstützen, die zur Erreichung unsers End-
ziels dient, - der ökonomischen Emanzipation der Arbeiterklasse';
daß falsche Übersetzungen der Originalstatuten Mißdeutungen ver-
anlaßt haben, die der Entwicklung und der Wirksamkeit der Inter-
nationalen Arbeiterassoziation schädlich waren;
in Anbetracht ferner,
daß die Internationale einer zügellosen Reaktion gegenübersteht,
welche jedes Emanzipationsstreben der Arbeiter schamlos nieder-
drückt und durch rohe Gewalt den Klassenunterschied und die dar-
auf gegründete politische Herrschaft der besitzenden Klassen zu
verewigen sucht;
daß die Arbeiterklasse gegen diese Gesamtgewalt der besitzenden
Klassen nur als Klasse handeln kann, indem sie sich selbst als
besondere politische Partei konstituiert, im Gegensatz zu allen
alten Parteibildungen der besitzenden Klassen;
daß diese Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei
unerläßlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres
Endziels - Abschaffung der Klassen;
daß die Vereinigung der Einzelkräfte, welche die Arbeiterklasse
bis zu einem gewissen Punkt bereits durch ihre ökonomischen
Kämpfe hergestellt hat, auch als Hebel für ihren Kampf gegen die
politische Gewalt ihrer Ausbeuter zu dienen hat, -
aus diesen Gründen erinnert die Konferenz alle Mitglieder der In-
ternationalen:
daß in dem streitenden Stand der Arbeiterklasse ihre ökonomische
Bewegung und ihre politische Betätigung untrennbar verbunden
sind."
#34# Karl Marx/Friedrich Engels
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Hebel der Bewegung, werden ein Hindernis, sowie diese sie über-
holt; sie werden dann reaktionär; Beweis dafür sind die Sekten in
Frankreich und England und letzthin die Lassalleaner in Deutsch-
land, welche, nachdem sie jahrelang die Organisation des Proleta-
riats gehemmt, schließlich einfache Polizeiwerkzeuge geworden
sind. Kurz, sie stellen die Kindheit der Proletarierbewegung dar,
wie die Astrologie und Alchimie die Kindheit der Wissenschaft.
Damit die Gründung der Internationalen zur Möglichkeit wurde,
mußte das Proletariat diese Entwicklungsstufe überschritten ha-
ben.
Gegenüber den phantastischen und antagonistischen Sektenorganisa-
tionen ist die Internationale die wirkliche und streitende Orga-
nisation der Proletarierklasse in allen Ländern, verbunden unter
sich in ihrem Kampfe gegen die Kapitalisten, die Grundeigentümer
und ihre im Staate organisierte Klassenmacht. Daher kennen die
Statuten der Internationale nur einfache "Arbeiter"-Gesell-
schaften, die sämtlich den gleichen Zweck verfolgen und dasselbe
Programm annehmen, das sich darauf beschränkt, nur die großen
Hauptzüge des Ganges der Arbeiterbewegung zu zeichnen, und ihre
theoretische Ausarbeitung dem durch die Bedürfnisse des
praktischen Kampfes gegebenen Anstoß und dem Gedankenaustausch
innerhalb der Sektionen überläßt, wie denn die Internationale
ohne Unterschied jede sozialistische Überzeugung in ihren Organen
und auf ihren Kongressen zuläßt.
Wie in jeder neuen historischen Phase die alten Irrtümer für
einen Augenblick von neuem auftauchen, um bald danach wieder zu
verschwinden, so hat auch die Internationale in ihrem Schöße sek-
tiererische Sektionen entstehen sehen, wenn auch in einer kaum
ausgeprägten Form.
Die Allianz, die die Auferstehung der Sekten durchweg als einen
ungeheuren Fortschritt ansieht, ist ein schlagender Beweis dafür,
daß deren Zeit vorüber ist. Denn, während sie in ihren Ursprüngen
Elemente des Fortschritts darstellten, stellt das Programm der am
Gängelband eines "Mohammeds ohne Koran" 1*) trippelnden Allianz
nur eine Anhäufung längst überwundener Ideen dar, die, in tönende
Phrasen verhüllt, nur bürgerliche Idioten erschrecken oder den
bonapartistischen oder anderen Staatsanwälten als Beweisstücke
gegen die Internationalen dienen können. *)
---
*) Die Arbeiten der Polizei, die in der letzten Zeit über die In-
ternationale veröffentlicht worden sind, das Rundschreiben von
Jules Favre an die auswärtigen Mächte und der Bericht des Kraut-
junkers Sacaze über das Projekt von Dufaure nicht ausgenommen,
-----
1*) Michail Bakunin
#35# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Die Konferenz, auf der Sozialisten aller Schattierungen vertreten
waren, begrüßte einstimmig den Beschluß gegen die sektiererischen
Sektionen in der Überzeugung, daß dieser Beschluß die Internatio-
nale auf den ihr gebührenden Platz zurückführt und eine neue
Phase auf ihrem Wege bedeuten wird. Die Parteigänger der Allianz,
die sich durch diese Resolution zu Tode getroffen fühlten, sahen
darin nur einen Sieg des Generalrats über die Internationale,
durch den, wie es ihr Zirkular sagt, das "spezielle Programm" ei-
niger seiner Mitglieder zur "Herrschaft" gebracht wurde, "ihre
persönliche Doktrin", "die orthodoxe Doktrin", "die offizielle
Theorie, die in der Assoziation allein Bürgerrecht hat". Übrigens
war das nicht Schuld dieser wenigen Mitglieder, sondern die not-
wendige Folge, "die verderbliche Wirkung" der Tatsache, daß sie
Teil des Generalrats waren, denn
"es ist absolut unmöglich, daß ein Mensch, der über seinesglei-
chen Macht(!) hat, ein moralischer Mensch bleibt. Der Generalrat
wird zu einem Herd von Intrigen."
Nach Meinung der Sechzehn konnte man den Allgemeinen Statuten
schon dafür einen ernsten Vorwurf machen, daß sie dem Generalrat
das Recht gegeben haben, sich durch neue Mitglieder zu ergänzen.
Mit dieser Macht versehen, sagen sie,
"könnte der Generalrat sich nachträglich durch einen ganzen Per-
sonenkreis ergänzen, der seine Majorität und seine Zielrichtung
vollständig verändert hätte".
Es scheint, daß für sie die bloße Tatsache der Zugehörigkeit ei-
nes Menschen zum Generalrat genügt, um nicht nur seine Moral zu
zersetzen, sondern auch seinen gesunden Menschenverstand zu zer-
stören. Wie sollte man sonst annehmen, daß sich eine Mehrheit von
selber durch freiwillige Kooptierungen in eine Minderheit verwan-
delt?
Übrigens scheinen die Sechzehn selbst nicht recht davon überzeugt
zu sein, denn etwas weiter beklagen sie sich, daß der Generalrat
"sich fünf Jahre hintereinander aus denselben, stets wiederge-
wählten Leuten zusammengesetzt"
habe, und unmittelbar darauf wiederholen sie:
"Die Mehrzahl unter ihnen sind nicht unsere ordentlichen Bevoll-
mächtigten, Ja sie nicht von einem Kongreß gewählt worden sind."
---
wimmeln von Zitaten, die den pompösen Manifesten der Allianz ent-
nommen sind. [58] Die Phraseologie dieser Sektierer, deren ganzer
Radikalismus in den Worten liegt, dient aufs beste den Wünschen
der Reaktion.
#36# Karl Marx/Friedrich Engels
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Tatsache ist, daß die Zusammensetzung des Generalrats ständig ge-
wechselt hat, obgleich einige seiner Gründer daringeblieben sind,
wie. in den Belgischen, Romanischen u.a. Föderalräten.
Der Generalrat ist bei der Ausübung seines Auftrags drei wesent-
lichen Bedingungen unterworfen. Erstens braucht er einen ziemlich
großen Personenkreis, um seine Arbeit in all ihrer Mannigfaltig-
keit durchführen zu können; dann muß er sich "aus Arbeitern der
verschiedenen, in der Internationalen Assoziation vertretenen
Länder" zusammensetzen, und schließlich muß das proletarische
Element überwiegen. Wie könnte denn der Generalrat, wo die für
den Proletarier existierenden Erfordernisse der Arbeit eine stän-
dige Ursache von Veränderungen in der personellen Zusammensetzung
des Generalrats sind, diese unentbehrlichen Bedingungen erfüllen,
ohne das Kooptionsrecht zu besitzen? Nichtsdestoweniger scheint
dem Generalrat eine genauere Definition dieses Rechts notwendig,
wie er ja auch den Wunsch danach auf der letzten Konferenz geäu-
ßert hat.
Die Wiederwahl des Generalrats in seiner bisherigen Zusammenset-
zung durch die aufeinanderfolgenden Kongresse, auf denen England
kaum vertreten war, dürfte beweisen, daß er seine Pflicht in den
Grenzen seiner Möglichkeiten getan hat. Die Sechzehn hingegen se-
hen darin nur den Beweis des "blinden Vertrauens der Kongresse",
eines Vertrauens, daß sich in Basel
"bis zu einer Art freiwilliger Abdankung zugunsten des General-
rats"
gesteigert hätte.
Nach ihnen soll "die normale Rolle" des Generalrats "die eines
einfachen Büros für Korrespondenz und Statistik" sein. Sie bele-
gen diese Definition mit mehreren aus einer falschen Übersetzung
der Statuten entnommenen Artikel.
Im Gegensatz zu den Statuten aller bürgerlichen Gesellschaften
berühren die Allgemeinen Statuten der Internationale kaum ihre
administrative Organisation. Deren Entwicklung überlassen sie der
Praxis und ihre Regelung den künftigen Kongressen. Nichtsdestowe-
niger befassen sich die Statuten mehr mit dem Generalrat als mit
anderen Teilen der Organisation, da nur die Einheit und die Ge-
meinsamkeit der Aktion den Sektionen in den verschiedenen Ländern
einen klaren Charakter der Internationalität verleihen können.
Der Artikel 5 der ursprünglichen Statuten [59] lautet:
"Der Generalrat wird als internationaler Vermittler zwischen den
verschiedenen nationalen und lokalen Gruppen fungieren"
#37# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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und gibt dann einige Beispiele, in welcher Weise er vorgehen
soll. Unter diesen Beispielen findet sich die Instruktion für den
Rat, derart vorzugehen, "daß alle Gruppen der Assoziation, falls
unmittelbares Handeln erforderlich wird, wie im Falle internatio-
naler Konflikte, gleichzeitig und einheitlich handeln können".
Der Artikel fährt fort:
"Je nachdem er es für angebracht hält, wird der Generalrat die
Initiative ergreifen und allen lokalen und nationalen Gesell-
schaften Vorschläge unterbreiten."
Außerdem bestimmen die Statuten die Rolle des Rats bei der Einbe-
rufung und Vorbereitung der Kongresse und beauftragen ihn mit ge-
wissen Arbeiten, die er diesen vorlegen muß. Die ursprünglichen
Statuten stellen die spontane Aktion der Gruppen so wenig der
Einheit der Aktion der Assoziation entgegen, daß Artikel 6 sagt:
"Da die Arbeiterbewegung in jedem Lande nur durch die Kraft gesi-
chert werden kann, die aus der Einigung und Verbindung erwächst;
da andrerseits die Tätigkeit des Generalrats wirksamer sein
wird..., müssen die Mitglieder der Internationale alles in ihren
Kräften stehende tun, um die in ihren jeweiligen Ländern noch
isolierten Arbeitergesellschaften in nationalen Assoziationen zu
vereinigen, die durch Zentralorgane vertreten werden."
Der erste Verwaltungsbeschluß des Genfer Kongresses (Art. 1 )1601
lautet:.
"Der Generalrat ist gehalten, die Kongreßbeschlüsse auszuführen."
Dieser Beschluß legalisierte die vom Generalrat von seinem Beste-
hen an eingenommene Position: die eines exekutiven Organs der As-
soziation. Es dürfte schwierig sein, Aufträge ohne moralische
"Autorität" auszuführen, wenn jede andere "freiwillig zuerkannte
Autorität" fehlt. Der Genfer Kongreß beauftragte den Generalrat
gleichzeitig, "den offiziellen und verbindlichen Text der Statu-
ten" zu veröffentlichen.
Derselbe Kongreß beschloß (Genfer Verwaltungsbeschluß, Art. 14):
"Jede Sektion hat das Recht, sich ihr Reglement und ihre besonde-
ren Statuten je nach den Lokalumständen und Landesgesetzen zu ge-
ben. Dieselben dürfen jedoch nichts den Allgemeinen Statuten und
dem Allgemeinen Reglement Widersprechendes enthalten."
Stellen wir zunächst fest, daß es hier weder die geringste An-
spielung auf besondere Prinzipiendeklarationen gibt noch auf spe-
zielle Missionen, die diese oder jene Sektion außerhalb des von
allen Gruppen der Internationale verfolgten gemeinsamen Ziels auf
sich nehmen könnte. Es handelt sich ganz
#38# Karl Marx/Friedrich Engels
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einfach um das Recht der Sektionen, die Allgemeinen Statuten und
das Allgemeine Reglement "den Lokalumständen und Landesgesetzen"
anzupassen.
Zweitens, durch wen müßte die Übereinstimmung der besonderen Sta-
tuten mit den Allgemeinen Statuten festgestellt werden? Offen-
sichtlich wäre der Beschluß, wenn es keine mit diesen Funktionen
beauftragte "Autorität" gäbe, null und nichtig. Nicht genug da-
mit, daß sich feindliche und Polizeisektionen bilden könnten,
könnte auch das Eindringen deklassierter Sektierer und bürgerli-
cher Philanthropen in die Assoziation deren Charakter entstellen,
auf den Kongressen durch ihre Anzahl die Arbeiter erdrücken.
Von Anfang an nahmen sich die nationalen und lokalen Föderationen
das Recht, in ihren jeweiligen Ländern neue Sektionen zuzulassen
oder abzulehnen, je nachdem, ob deren Statuten mit den Allgemei-
nen Statuten übereinstimmten oder nicht. Die Ausübung der glei-
chen Funktion durch den Generalrat ist durch Artikel 6 der Allge-
meinen Statuten vorgesehen, der den lokalen unabhängigen Gesell-
schaften, das heißt den Gesellschaften, die sich außerhalb der
föderalen Verbindungen ihrer Länder konstituieren, das Recht
läßt, sich mit ihm in direkte Verbindung zu setzen. Die Allianz
verschmähte es nicht, von diesem Recht Gebrauch zu machen, um
nach den bestehenden Bedingungen Vertreter zum Baseler Kongreß
entsenden zu können.
Artikel 6 der Statuten berücksichtigt auch die gesetzlichen Hin-
dernisse, die sich der Bildung nationaler Föderationen in gewis-
sen Ländern entgegenstellen, wo infolgedessen der Generalrat be-
rufen ist, als Föderalrat zu fungieren. (Siehe "Procès-verbaux du
Congrès, etc., de Lausanne, 1867", p. 13. [61])
Seit dem Fall der Kommune sind diese gesetzlichen Hindernisse in
verschiedenen Ländern nur noch gewachsen und machen die Tätigkeit
des Generalrats noch unerläßlicher, um verdächtige Elemente aus
der Assoziation herauszuhalten. So haben kürzlich Komitees in
Frankreich den Generalrat um sein Eingreifen gebeten, um sich der
Polizeispitzel zu entledigen, und in einem anderen großen Lande
1*) haben die Internationalen gefordert, keine Sektion anzuerken-
nen, die nicht von ihren direkten Bevollmächtigten oder von ihnen
selbst gegründet worden ist. Sie begründeten ihre Bitte mit der
Notwendigkeit, auf diese Weise Agents provocateurs zu entfernen,
deren glühender Eifer sich in der raschen Bildung von Sektionen
kundtat, deren Radikalismus ohnegleichen war. Andererseits zögern
sogenannte antiautoritäre Sektionen nicht, an den Generalrat zu
appellieren.
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1*) Österreich
#39# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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sobald ein Streitfall in ihren Reihen auftaucht, um von ihm sogar
noch zu fordern, daß er aus Leibeskräften auf ihre Gegner drein-
schlage, wie das bei dem Lyoner Streitfall geschah. Erst vor kur-
zem, nach der Konferenz, entschloß sich die Arbeiterföderation
von Turin, sich zur Sektion der Internationale zu erklären. In-
folge einer Spaltung gründete die Minderheit die Gesellschaft Be-
freiung des Proletariers. [62] Sie schloß sich der Internationale
an und begann mit einer Resolution zugunsten der Jurassier. Ihre
Zeitung "Il Proletario" [63] wimmelt von zornschnaubenden Phrasen
gegen jeden Autoritarismus. Bei der Übersendung der Beiträge der
Gesellschaft warnt ihr Sekretär 1*) den Generalrat, daß die alte
Föderation wahrscheinlich auch ihre Beiträge schicken werde. Und
er fährt dann fort:
"Wie Sie wahrscheinlich im 'Proletario' gelesen haben, hat die
Gesellschaft Befreiung des Proletariers... erklärt, ... jede So-
lidarität mit der Bourgeoisie abzulehnen, die unter der Maske von
Arbeitern die Arbeiterföderation bildet",
und sie bittet den Generalrat,
"diesen Beschluß allen Sektionen mitzuteilen und die 10-Centimes-
Beiträge zurückzuweisen, falls sie ihm geschickt würden". *)
Ebenso wie alle Gruppen der Internationale hat der Generalrat die
Pflicht, Propaganda zu treiben. Er hat sie durch seine Manifeste
und durch seine Bevollmächtigten erfüllt, die die ersten Bau-
steine der Internationale in Nordamerika, in Deutschland und in
vielen Städten Frankreichs gesetzt haben.
Eine andere Funktion des Generalrats besteht darin, die Streiks
zu unterstützen, indem er ihnen die Hilfe der ganzen Internatio-
nale sichert (siehe die Berichte des Generalrats an die verschie-
denen Kongresse). Unter anderem beweist die folgende Tatsache,
von welchem Gewicht sein Eingreifen in den Streiks gewesen ist.
Die Widerstandsgesellschaft der englischen Eisengießer ist an und
für sich eine internationale Trade-Union, die in
-----
*) Solcherart waren zu dieser Zeit die s c h e i n b a r e n
Meinungen der Gesellschaft Befreiung des Proletariers, die von
ihrem korrespondierenden Sekretär, einem Freund Bakunins, vertre-
ten wurde. In Wirklichkeit waren die Tendenzen dieser Sektion
ganz andere. Nachdem sie diesen zweifach ungetreuen Vertreter we-
gen Unterschlagung von Geldmitteln und wegen seiner freundschaft-
lichen Beziehungen zum Polizeichef von Turin ausgeschlossen
hatte, gab diese Gesellschaft Aufklärungen, die jedes Mißver-
ständnis zwischen ihr und dem Generalrat verschwinden ließen.
-----
1*) Carlo Terzaghi
#40# Karl Marx/Friedrich Engels
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anderen Ländern Zweigorganisationen besitzt, namentlich auch in
den Vereinigten Staaten. Nichtsdestoweniger hielten die amerika-
nischen Gießer bei einem Streik es für notwendig, die Fürsprache
des Generalrats anzurufen, um zu verhindern, daß englische Gießer
in ihr Land geholt wurden.
Die Entwicklung der Internationale hat dem Generalrat wie auch
den Föderalräten die Funktion eines Schiedsrichters auferlegt.
Der Brüsseler Kongreß beschloß:
"Die Föderalräte sind verpflichtet, dem Generalrat alle drei Mo-
nate einen Bericht über die Verwaltung und den finanziellen Stand
ihres Gebiets zu schicken" (Verwaltungsbeschluß Nr. 3 [64]).
Schließlich tat der Baseler Kongreß, der die gallige Wut der
Sechzehn erregt, nichts anderes, als die administrativen Verbin-
dungen, die sich aus der Entwicklung der Assoziation ergaben, in
Regeln zusammenzufassen. Wenn er die Grenzen der Befugnisse des
Generalrats übermäßig ausdehnte, wer hat daran schuld, wenn nicht
Bakunin, Schwitzguébel, F. Robert, Guillaume und andere Dele-
gierte der Allianz, die es mit großem Geschrei gefordert haben?
Sollten sie sich vielleicht wegen "blinden Vertrauens" in dem
Londoner Generalrat anklagen?
Hier sind zwei der Resolutionen des Baseler Kongresses:
"IV. Jede neue Sektion oder Gesellschaft, die sich bildet und der
Internationale beitreten will, muß sofort ihren Beitritt dem Ge-
neralrat anzeigen" und
"V. Der Generalrat hat das Recht, jede neue Gesellschaft oder
Gruppe aufzunehmen oder abzulehnen, vorbehaltlich der Berufung
beim nächsten Kongreß." [36]
Was unabhängige lokale Gesellschaften angeht, die sich außerhalb
der föderalen Verbindungen bilden, so bestätigen diese Artikel
nur die von Anfang an von der Internationale geübte Praxis, deren
Beibehaltung für die Assoziation eine Frage von Leben oder Tod
ist. Aber man ginge zu weit, wenn man die Praxis verallgemeinerte
und unterschiedslos auf jede in Bildung begriffene Sektion oder
Gesellschaft anwendete. Diese Artikel geben dem Generalrat
tatsächlich das Recht, sich in das innere Leben der Föderationen
einzumischen; aber in diesem Sinne sind sie vom Generalrat noch
niemals angewandt worden. Er fordert die Sechzehn heraus, ihm
einen einzigen Fall zu nennen, in dem er sich in die Angelegen-
heiten neuer Sektionen, die sich bestehenden Gruppen oder Födera-
tionen anschließen wollten, eingemischt hätte.
Die soeben von uns angeführten Resolutionen betreffen Sektionen,
die sich gerade bilden; die folgenden Resolutionen betreffen
schon anerkannte Sektionen:
#41# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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"VI. Der Generalrat hat ebenfalls das Recht, eine Sektion der In-
ternationale bis zum nächsten Kongreß zu suspendieren."
"VII. Wenn zwischen Gesellschaften oder Zweiggesellschaften einer
nationalen Gruppe oder zwischen Gruppen verschiedener Nationali-
täten Zwistigkeiten entstehen sollten, wird der Generalrat das
Recht haben, über den Streitfall zu entscheiden, vorbehaltlich
der Berufung beim nächsten Kongreß, der endgültig entscheidet."
Diese beiden Artikel sind für extreme Fälle notwendig, wenn auch
der Generalrat bisher niemals auf sie zurückgegriffen hat. Der
weiter oben angeführte geschichtliche Abriß beweist, daß der Ge-
neralrat keine Sektion suspendiert und in Streitfällen nur als
ein von beiden Parteien herbeigerufener Schiedsrichter fungiert
hat.
Wir kommen schließlich zu einer Funktion, die dem Generalrat die
Erfordernisse des Kampfes auferlegt haben. Wie schmerzlich es
auch für die Parteigänger der Allianz sein mag, so sieht sich der
Generalrat schon allein durch die Hartnäckigkeit der Angriffe,
denen er seitens aller Feinde der proletarischen Bewegung ausge-
setzt ist, an die Spitze der Verteidiger der Internationalen Ar-
beiterassoziation gestellt.
V
Nachdem sie über die Internationale, so wie sie ist, ein Strafge-
richt gehalten haben, sagen uns die Sechzehn jetzt, wie sie sein
müßte.
Zunächst müßte der Generalrat nominell ein einfaches Büro für
Korrespondenz und Statistik werden. Indem seine administrativen
Funktionen aufhören, würde sich seine Korrespondenz notwendiger-
weise auf die Wiedergabe der in den Zeitungen der Assoziation be-
reits veröffentlichten Informationen beschränken. Das Korrespon-
denzbüro wäre damit überflüssig. Was die Statistik angeht, so ist
das eine undurchführbare Arbeit, falls eine mächtige Organisation
und besonders, wie es die ursprünglichen Statuten ausdrücklich
sagen, eine gemeinsame Leitung fehlt. Oder, da dies alles stark
nach "Autoritarismus" riecht, es würde vielleicht ein Büro geben,
aber gewiß keine Statistik. Mit einem Wort, der Generalrat ver-
schwindet. Dieselbe Logik erschlägt die Föderalräte, die lokalen
Komitees und andere "autoritäre" Zentren. Bleiben allein die au-
tonomen Sektionen.
Welche Mission werden dann diese "autonomen Sektionen" haben,
frei föderiert und glücklicherweise von jeder höherstehenden
Macht befreit, "auch wenn diese höherstehende Macht von Arbeitern
gewählt und konstituiert worden ist"?
#42# Karl Marx/Friedrich Engels
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Hier wird es notwendig, das Zirkular durch den Bericht des Juras-
sischen Föderalkomitees zu ergänzen, der dem Kongreß der Sechzehn
vorgelegt worden ist.
"Um aus der Arbeiterklasse die wahre Vertreterin der neuen Inter-
essen der Menschheit zu machen ", muß ihre Organisation "von der
Idee geleitet werden, die triumphieren soll. Diese Idee aus den
Bedürfnissen unserer Epoche, den innersten Bestrebungen der
Menschheit durch ein fortgesetztes Studium der Erscheinungen des
sozialen Lebens herauslösen, diese Idee alsdann in das Innere un-
serer Arbeiterorganisationen eindringen lassen, das muß das Ziel
sein", etc. Endlich muß man "inmitten unserer Arbeiterbevölkerung
eine wahre sozialistische revolutionäre Schule gründen".
So verwandeln sich die autonomen Arbeitersektionen mit einem Male
in Schulen, deren Lehrer die Herren der Allianz sein werden. Sie
lösen die Idee heraus durch "fortgesetzte Studien", die nicht die
geringste Spur hinterlassen. Sie "lassen sie dann in das Innere
unserer Arbeiterorganisationen eindringen". Für sie ist die Ar-
beiterklasse eine rohe Materie, ein Chaos, das, um Gestalt anzu-
nehmen, die Eingebung ihres Heiligen Geistes nötig hat.
All das ist nur eine Umschreibung des alten Programms der Allianz
[65], das mit den Worten begann:
"Nachdem sich die sozialistische Minderheit der Friedens- und
Freiheitsliga von dieser Liga getrennt hat", beabsichtigt sie,
"eine neue Allianz der sozialistischen Demokratie..." zu gründen,
"die sich als spezielle Mission das Studium der politischen und
philosophischen Fragen... gestellt hat."
Da haben wir die Idee, die sich daraus "herauslöst"!
"Ein solches Unternehmen... wird den aufrichtigen sozialistischen
Demokraten Europas und Amerikas das Mittel geben, sich zu ver-
ständigen und ihre Ideen zu bekräftigen." *)
---
*) Die Männer der Allianz, die nicht davon ablassen, dem General-
rat die Einberufung einer internen Konferenz in einem Augenblick
vorzuwerfen, in dem die Veranstaltung eines öffentlichen Kongres-
ses der Gipfel des Verrats oder der Dummheit gewesen wäre; diese
bedingungslosen Parteigänger des Skandals und der Öffentlichkeit
um jeden Preis haben unter Mißachtung unserer Statuten im Schöße
der Internationale eine richtiggehende Geheimgesellschaft organi-
siert, die gegen die Internationale selbst gerichtet ist mit dem
Ziele, ihre Sektionen ohne deren Vorwissen unter die Hohe-
priesterschaft Bakunins zu stellen.
Der Generalrat beabsichtigt, vom nächsten Kongreß eine Untersu-
chung über diese Geheimorganisation und ihre Anstifter in gewis-
sen Ländern, zum Beispiel in Spanien, zu fordern.
#43# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Nach ihrem eigenen Eingeständnis hat sich also die Minderheit ei-
ner bürgerlichen Gesellschaft einige Zeit vor dem Baseler Kongreß
nur deshalb in die Internationale eingeschlichen, um sich ihrer
als Mittel zu bedienen, den Arbeitermassen gegenüber als Priester
einer Geheimwissenschaft, einer Vier-Phrasen-Wissenschaft, aufzu-
treten, deren Gipfelpunkt "die ökonomische und soziale Gleichheit
der Klassen" ist.
Außer dieser "theoretischen Mission" hat die neue der Internatio-
nale vorgeschlagene Organisation auch ihre praktische Seite.
"Die künftige Gesellschaft", sagt das Zirkular der Sechzehn,
"soll nichts anderes sein als die Verallgemeinerung der Organisa-
tion, die sich die Internationale wird geben sollen. Wir müssen
daher dafür Sorge tragen, diese Organisation soweit wie möglich
unserem Ideal anzunähern."
"Wie will man es erreichen, daß eine gleiche und freie Gesell-
schaft aus einer autoritären Organisation hervorgeht? Das ist un-
möglich. Die Internationale, Keim der künftigen menschlichen Ge-
sellschaft, muß von jetzt an das getreue Ebenbild unserer Prinzi-
pien von Freiheit und Föderation werden." [55]
Mit anderen Worten, wie die Klöster des Mittelalters das Ebenbild
des himmlischen Lebens repräsentierten, soll die Internationale
das Ebenbild des neuen Jerusalems werden, dessen "Keim" die Alli-
anz in ihrem Schöße trägt. Die Pariser Föderierten hätten keine
Niederlage erlitten, wenn sie begriffen hätten, daß die Kommune
"der Keim der künftigen menschlichen Gesellschaft" war, und sich
jeder Disziplin und aller Waffen entledigt hätten, Dinge, die
verschwinden müssen, sobald es keine Kriege mehr gibt.
Aber um es ganz klarzumachen, daß nicht die Sechzehn trotz ihrer
"fortgesetzten Studien" dieses hübsche Projekt der Desorganisa-
tion und Entwaffnung der Internationale in einem Augenblick aus-
geheckt haben, wo sie um ihre Existenz kämpft, hat Bakunin soeben
den Originaltext in seiner. Denkschrift über die Organisation der
Internationale veröffentlicht (siehe "Almanach du Peuple pour
1872", Genève) [66].
VI
Lesen Sie jetzt den vom Jurassischen Komitee dem Kongreß der
Sechzehn vorgelegten Bericht.
"Diese Lektüre", sagt ihre offizielle Zeitung, die "Revolution
Sociale" (16. November), "wird den genauen Maßstab dessen geben,
was man an Ergebenheit und praktischem Intellekt von den Anhän-
gern der Jurassischen Föderation erwarten kann."
#44# Karl Marx/Friedrich Engels
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Der Vortrag beginnt damit, daß er "diesen schrecklichen Ereignis-
sen" - dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Bürgerkrieg in
Frankreich - einen "teilweise demoralisierenden Einfluß... auf
die Lage der Sektionen der Internationale" zuschreibt.
Wenn der Deutsch-Französische Krieg tatsächlich zur Desorganisa-
tion der Sektionen führen mußte, da durch ihn eine große Anzahl
von Arbeitern in die beiden Armeen gepreßt wurde, so ist es nicht
weniger wahr, daß der Sturz des Kaiserreichs und die offene Ver-
kündung des Eroberungskrieges durch Bismarck einen leidenschaft-
lichen Kampf in Deutschland und England hervorriefen zwischen der
Bourgeoisie, die für die Preußen Partei ergriff, und dem Proleta-
riat, das mehr denn je seine internationalen Gefühle bekräftigte.
Schon allein dadurch mußte die Internationale in diesen beiden
Ländern an Boden gewinnen. In Amerika erzeugte dieselbe Tatsache
eine Spaltung in der ungeheuer großen deutschen proletarischen
Emigration, der internationalistische Teil trennte sich entschie-
den von dem chauvinistischen Teil.
Andererseits hat die Errichtung der Pariser Kommune der äußeren
Entwicklung der Internationale und der mutigen Verteidigung ihrer
Prinzipien durch die Sektionen aller Nationalitäten einen bisher
noch nie dagewesenen Aufschwung gegeben - ausgenommen indessen
die Jurassier, deren Bericht wie folgt fortfährt: seit "dem Be-
ginn des gigantischen Kampfes... drängt sich die Überlegung
auf... die einen machen sich davon, um ihre Schwäche zu verber-
gen... Für viele ist diese Situation" (in ihren Reihen) "ein Zei-
chen des Verfalls", aber "es ist im Gegenteil... eine Situation,
die geeignet ist, die Internationale vollständig umzuwandeln",
nach ihrem Ebenbild. Man wird nach einer gründlicheren Prüfung
einer so günstigen Situation diesen frommen Wunsch verstehen.
Wenn wir die aufgelöste und seitdem durch die Sektion Malon er-
setzte Allianz beiseite lassen, hatte das Komitee die Lage von
zwanzig Sektionen zu beurteilen. Sieben von ihnen haben ihr ganz
offen den Rücken zugewandt; hierüber sagt der Bericht folgendes:
"Die Sektion der Uhrgehäusemacher und diejenige der Graveure und
Guillocheure von Biel haben niemals auf irgendeine der Mitteilun-
gen, die wir an sie gerichtet hatten, geantwortet."
"Die Gewerksektionen von Neuchâtel, ob es sich um Tischler, Uhr-
gehäusemacher oder Graveure und Guillocheure handelt, haben auf
die Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."
"Wir konnten keine Nachricht von der Sektion von Val de Ruz er-
halten."
#45# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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"Die Sektion der Graveure und Guillocheure von Locle hat auf die
Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."
Das nennt sich freier Verkehr autonomer Sektionen mit ihrem Fö-
deralkomitee.
Eine andere Sektion, die
"der Graveure und Guillocheure des Distrikts von Courtelary ...
konstituiert sich ... nach drei Jahren beharrlicher Ausdauer ...
in diesem Augenblick ... als Widerstandsgesellschaft"
außerhalb der Internationale, was sie keineswegs daran hindert,
sich durch zwei Delegierte auf dem Kongreß der Sechzehn vertreten
zu lassen. Es kommen jetzt vier tote Sektionen:
"Die Zentalsektion von Biel ist augenblicklich zerfallen; eines
ihrer ergebenen Mitglieder schrieb uns indessen kürzlich, daß
nicht alle Hoffnung verloren wäre, die Internationale in Biel
wiederauferstehen zu sehen."
"Die Sektion von Saint-Blaise ist zerfallen."
"Die Sektion von Catébat mußte nach einer glänzenden Existenz den
Intrigen weichen, die von den Herren (!) dieser Ortschaft zwecks
Auflösung dieser tapferen (!) Sektion angezettelt wurden."
"Schließlich wurde auch die Sektion von Corgémont das Opfer herr-
schaftlicher Intrigen."
Es folgt dann die Zentralsektion des Distrikts Courtelary, die
"eine weise Maßnahme ergriff: sie suspendierte ihre Tätigkeit",
was sie nicht daran hinderte, zwei Delegierte zum Kongreß der
Sechzehn zu entsenden.
Jetzt folgen vier Sektionen von mehr als problematischer Exi-
stenz.
"Die Sektion von Grange ist auf einen kleinen Kern sozialisti-
scher Arbeiter reduziert... Ihre lokale Tätigkeit ist durch ihre
beschränkte Mitgliederzahl gelähmt."
"Die Zentralsektion von Neuchâtel hatte beträchtlich unter den
Ereignissen zu leiden, und wäre nicht die Ergebenheit und die Ak-
tivität einiger ihrer Mitglieder, so wäre ihr Zusammenbruch gewiß
gewesen."
"Die Zentralsektion von Locle, seit einigen Monaten zwischen Le-
ben und Tod schwebend, hat sich schließlich aufgelöst. Vor kurzem
hat sie sich neu konstituiert",
augenscheinlich zu dem einzigen Zweck, zwei Delegierte zu dem
Kongreß der Sechzehn zu entsenden.
#46# Karl Marx/Friedrich Engels
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"Die Sektion sozialistischer Propaganda von La Chaux-de-Fonds be-
findet sich in einer kritischen Situation ... Ihre Lage, weit da-
von entfernt, sich zu verbessern, neigt eher dazu, sich zu ver-
schlechtern."
Es folgen zwei Sektionen, die Studienzirkel von Saint-Imier und
von Sonvillier, die nur nebenbei erwähnt sind und über deren Zu-
stand kein einziges Wort gesagt wird.
Es bleibt die Mustersektion, die, ihrem Namen Zentralsektion nach
zu urteilen, selbst nur der Überrest anderer, verschwundener Sek-
tionen ist.
"Die Zentralsektion von Moutier ist sicherlich diejenige, die am
wenigsten gelitten hat... Ihr Komitee hat in dauernder Verbindung
mit dem Föderalkomitee gestanden... Sektionen sind noch nicht ge-
gründet worden..."
Das wird so erklärt:
"Die Tätigkeit der Sektion von Moutier ist ganz besonders begün-
stigt durch die ausgezeichnete Neigung der Arbeiterbevölkerung
... zu den Volkssitten; wir würden es gern sehen, wenn sich die
Arbeiterklasse dieser Gegend noch unabhängiger von politischen
Elementen machte."
Tatsächlich, man sieht, daß dieser Bericht
"den genauen Maßstab dessen gibt, was man an Ergebenheit und
praktischem Intellekt von den Anhängern der Jurassischen Födera-
tion erwarten kann".
Sie hätten der Vollständigkeit halber hinzufügen können, daß die
Arbeiter von La Chaux-de-Fonds, dem ursprünglichen Sitz ihres Ko-
mitees, stets jede Beziehung zu ihnen verschmäht haben. Erst
kürzlich, in der Generalversammlung vom 18. Januar 1872, haben
sie auf das Zirkular der Sechzehn durch einmütige Abstimmung
geantwortet, indem sie die Beschlüsse der Londoner Konferenz und
den Beschluß des romanischen Kongresses vom Mai 1871 bestätigten:
"die Bakunin, Guillaume und ihre Adepten für immer aus der Inter-
nationale auszuschließen".
Muß man auch nur ein einziges Wort über den Wert dieses angebli-
chen Kongresses von Sonvillier hinzufügen, der es nach seinen ei-
genen Worten "zum Ausbruch des Krieges, des offenen Krieges im
Schöße der Internationale" gebracht hat?
Gewiß haben diese Leute, die um so mehr Lärm machen, je nichtiger
sie sind, einen unbestreitbaren Erfolg gehabt. Die ganze liberale
und Polizeipresse hat offen ihre Partei ergriffen; sie sind in
ihren persönlichen Schmähungen gegen den Generalrat und in ihren
kraftlosen Angriffen gegen die Internationale von den angeblichen
Weltverbesserern aller Länder unterstützt worden - in England von
den Bourgeois-Republikanern, deren
#47# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Intrigen der Generalrat vereitelte, in Italien von den dogmati-
schen Freidenkern , die unter der Fahne Stefanonis soeben eine
Allgemeine Gesellschaft der Rationalisten mit ihrem obligatori-
schen Sitz in Rom gegründet haben, eine "autoritäre" und
"hierarchische" Organisation mit atheistischen Mönchs-und Nonnen-
klöstern, in deren Statuten jedem bürgerlichen Stifter von zehn-
tausend Franken eine im Kongreßsaal aufzustellende Marmorbüste
zugesichert wird [67]; endlich in Deutschland von den bismarck-
schen Sozialisten, welche außerhalb ihres Polizeiblatts, des
"Neuen Social-Demokraten" [68], die weißen Blusen [69] des preu-
ßisch-deutschen Kaiserreichs darstellen.
Das Konklave von Sonvillier fordert in einem pathetischen Appell
von allen Sektionen der Internationale, auf der Dringlichkeit ei-
nes sofortigen Kongresses zu bestehen, "um", wie die Bürger Malon
und Lefrançais sagen, "den fortgesetzten Amtsüberschreitungen des
Londoner Rats ein Ende zu bereiten " - in Wirklichkeit, um die
Allianz an die Stelle der Internationale zu setzen. Dieser Appell
hat ein so ermutigendes Echo gefunden, daß sie sofort daran gehen
mußten, eine Abstimmung des letzten belgischen Kongresses zu fäl-
schen. Sie sagen in ihrem offiziellen Organ ("Revolution Sociale"
vom 4.Januar 1872):
"Schließlich, was noch wichtiger ist, haben sich die belgischen
Sektionen auf dem Brüsseler Kongreß am 24. und 25. Dezember ver-
sammelt und einmütig einer Resolution zugestimmt, die mit jener
des Kongresses von Sonvillier identisch ist, nämlich der über die
Dringlichkeit der Einberufung eines allgemeinen Kongresses."
Es ist wichtig festzustellen, daß der belgische Kongreß genau für
das Gegenteil gestimmt hat. Er hat den nächsten belgischen Kon-
greß, der erst im Juni stattfinden wird, beauftragt, einen Ent-
wurf der neuen Allgemeinen Statuten auszuarbeiten, um ihn dem
nächsten Kongreß der Internationale vorzulegen. [70]
In Übereinstimmung mit der ungeheuren Mehrheit der Internationale
wird der Generalrat den Jahreskongreß erst für September 1872
einberufen.
VII
Einige Wochen nach der Konferenz kamen die Herren Albert Richard
und Gaspard Blanc, die einflußreichsten und glühendsten Mitglie-
der der Allianz nach London mit dem Auftrag, unter den französi-
schen Flüchtlingen Bundesgenossen zu werben, die bereit wären,
für die Restauration des Kaiserreichs zu wirken, dem nach ihrer
Ansicht einzigen Mittel, sich Thiers'
#48# Karl Marx/Friedrich Engels
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zu entledigen und nicht mit leerem Beutel dazustehen. Der Gene-
ralrat unterrichtete die daran Interessierten, darunter auch den
Brüsseler Föderalrat, von ihren bonapartistischen Umtrieben.
Im Januar 1872 warfen sie die Maske ab und veröffentlichten die
Broschüre: "L'Empire et la France nouvelle. Appel du peuple et de
la jeunesse à la conscience française" 1*), von Albert Richard
und Gaspard Blanc, Brüssel 1872.
Mit der gewöhnlichen Bescheidenheit der Scharlatane der Allianz
preisen sie sich folgendermaßen an:
"Wir, die wir die große Armee des französischen Proletariats ge-
bildet hatten, ... wir, die einflußreichsten Führer der Interna-
tionalen in Frankreich *,... wir sind glücklicherweise nicht er-
schossen worden, und wir sind da, um angesichts jener (der ehr-
geizigen Parlamentsredner, der vollwanstigen Republikaner, der
angeblichen Demokraten jeder Gattung) die Fahne aufzupflanzen, in
deren Schatten wir kämpfen, und um dem erstaunten Europa trotz
der Verleumdungen, trotz der Drohungen, trotz der Angriffe
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*) Unter der Überschrift "An den Pranger!" sagt die (Genfer)
"Égalité" vom 15. Februar 1872 folgendes:
"Der Tag ist noch nicht gekommen, um die Geschichte der Nieder-
lage der Kommune-Bewegung in Südfrankreich zu schreiben; aber
schon heute können wir, die wir größtenteils Zeugen der bedauer-
lichen Niederlage des Aufstands vom 30. April in Lyon waren, er-
klären, daß dieser Aufstand zu einem Teil infolge der Feigheit,
des Verrats und der Diebstähle von G. Blanc scheiterte, der sich
überall einschlich und die Befehle des sich im Schatten haltenden
A. Richards ausführte.
Durch ihre vorsätzlichen Manöver war es diesen Elenden gelungen,
mehrere Personen aus der Zahl jener zu kompromittieren, die an
den Vorbereitungsarbeiten des Aufstandskomitees teilgenommen hat-
ten.
Überdies war es den Verrätern geglückt, die Internationale in
Lyon in solchem Maße zu diskreditieren, daß im Augenblick der Pa-
riser Revolution die Internationale den Lyoner Arbeitern das
größte Mißtrauen einflößte. Daher jegliches Fehlen einer Organi-
sation; daher die Niederlage des Aufstands, eine Niederlage, die
notwendigerweise den Fall der Kommune, die in ihrer Isolierung
den eigenen Kräften überlassen blieb, nach sich ziehen mußte!
Erst nach dieser blutigen Lektion vermochte es unsere Propaganda,
die Arbeiter Lyons wieder um die Fahne der Internationale zu
scharen.
Albert Richard ist das Lieblingskind des Propheten Bakunin und
Konsorten gewesen."
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1*) "Das Kaiserreich und das neue Frankreich. Appell des Volkes
und der Jugend an das französische Gewissen"
#49# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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jeder Art, die uns erwarten, jenen Ruf entgegenzuschleudern, der
aus der Tiefe unseres Gewissens kommt und bald in den Herzen al-
ler Franzosen widerhallen wird:
'VIVE L'EMPEREUR!' 1*)
Napoleon III., verhöhnt und angespien, muß glänzend rehabilitiert
werden",
und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc, die aus den
Geheimfonds der III. Invasion bezahlt werden, sind besonders mit
dieser Rehabilitierung beauftragt.
Übrigens gestehen sie:
"Es ist die logische Weiterentwicklung unserer Ideen, die uns zu
Anhängern des Kaiserreichs gemacht hat."
Das ist ein Geständnis, das ihre Glaubensgenossen von der Allianz
angenehm berühren muß. Wie in den schönen Tagen der "Solidarité"
leiern A. Richard und G. Blanc ihre alten Phrasen von der
"politischen Abstention" her, die nach Angaben ihrer "logischen
Weiterentwicklung" nur unter dem absolutesten Despotismus Wirk-
lichkeit werden kann, wenn sich die Arbeiter ebenso jeder Einmi-
schung in die Politik enthalten, wie sich der Gefangene jedes
Spaziergangs bei Sonnenschein enthält.
"Die Zeit der Revolutionäre", sagen sie, "ist vorüber ... der
Kommunismus ist nach Deutschland und nach England, besonders aber
nach Deutschland, verbannt. Dort übrigens ist er schon seit lan-
gem ernsthaft ausgearbeitet worden, um sich dann in der ganzen
Internationale auszubreiten, und dieses beunruhigende Fortschrei-
ten des deutschen Einflusses in der Assoziation hat nicht wenig
dazu beigetragen, deren Entwicklung aufzuhalten, oder vielmehr,
ihr einen neuen Kurs in den Sektionen im Zentrum und Süden
Frankreichs zu geben, die niemals von irgendeinem Deutschen eine
Parole übernommen haben."
Glaubt man nicht, den obersten Hierophanten 2*) selbst zu hören,
der von der Gründung der Allianz an in seiner Eigenschaft als
Russe sich die spezielle Mission zuschrieb, die lateinischen Ras-
sen zu vertreten; oder gar "die wahren Missionare" der
"Révolution Sociale" (2. November 1871), die "den Rückwärtsgang"
anprangern, "den die deutschen und bismarckschen Gehirne der In-
ternationale aufzuzwingen sich bemühen"?
Aber glücklicherweise ist die wahre Tradition nicht verlorenge-
gangen und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc sind nicht
erschossen worden! Auch ihre "Arbeit" besteht nach ihnen darin,
daß sie der Internationale im Zentrum und Süden Frankreichs
"einen neuen Kurs geben", indem sie versuchen, bonapartistische
Sektionen zu gründen, die schon allein dadurch dem Wesen nach
"autonom" sind.
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1*) 'Es lebe der Kaiser!' - 2*) Michail Bakunin
#50# Karl Marx/Friedrich Engels
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Was die von der Londoner Konferenz empfohlene Konstituierung des
Proletariats als politische Partei anbelangt, "so werden wir" -
Richard und Blanc -
"nach der Restauration des Kaiserreichs damit rasch fertig, nicht
nur mit den sozialistischen Theorien, sondern auch mit dem Beginn
der Verwirklichung, die sie durch die revolutionäre Organisation
der Massen erfahren".
Mit einem Wort, unter Ausnutzung des großen "Prinzips der Autono-
mie der Sektionen", das "die wahre Macht der Internationale aus-
macht... besonders in den Ländern lateinischer Rasse"
("Revolution Sociale" vom 4. Januar), spekulieren diese Herren
auf die Anarchie in der Internationale.
Die Anarchie, das ist das große Paradepferd ihres Meisters Baku-
nin, der von allen sozialistischen Systemen nur die Aufschriften
genommen hat. Alle Sozialisten verstehen unter Anarchie dieses:
Ist einmal das Ziel der proletarischen Bewegung, die Abschaffung
der Klassen erreicht, so verschwindet die Gewalt des Staates,
welche dazu dient, die große produzierende Mehrheit unter dem Jo-
che einer wenig zahlreichen ausbeutenden Minderheit zu halten,
und die Regierungsfunktionen verwandeln sich in einfache Verwal-
tungsfunktionen. Die Allianz greift die Sache am umgekehrten Ende
an. Sie proklamiert die Anarchie in den Reihen der Proletarier
als das unfehlbarste Mittel, die gewaltigen, in den Händen der
Ausbeuter konzentrierten gesellschaftlichen und politischen
Machtmittel zu brechen. Unter diesem Vorwande verlangt sie von
der Internationalen in demselben Augenblick, wo die alte Welt sie
zu vernichten sucht, daß sie ihre Organisation durch die Anarchie
ersetze. Die internationale Polizei verlangt auch nichts weiter,
um die Republik Thiers' zu verewigen, indem sie sie mit dem
Kaisermantel bedeckt. *)
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*) In dem Bericht über das Gesetz von Dufaure rückt der Krautjun-
ker Sacaze vor allem der "Organisation" der Internationale zu
Leibe. Diese Organisation ist für ihn das rote Tuch. Nachdem er
"die aufsteigende Bewegung dieser furchtbaren Organisation" fest-
gestellt hat, fährt er fort: "Diese Assoziation weist ... die
dunklen Praktiken der Sekten, die ihr vorangegangen sind, zurück.
Ihre Organisation entstand und veränderte sich am lichten Tage.
Dank der Kraft dieser Organisation ... hat sie allmählich ihre
Aktions- und Einflußsphäre ausgedehnt. Sie erschließt sich alle
Territorien." Dann beschreibt er "die Organisation insgesamt" und
schließt: "Derart ist, in ihrer weisen Einheitlichkeit ... der
Plan dieser umfassenden Organisation. Ihre Kraft liegt in dieser
Konzeption selbst. Sie beruht auch auf der Masse ihrer Anhänger,
die an eine gleichzeitige Aktion gebunden sind und schließlich in
dem unbesiegbaren Trieb, der sie in Bewegung setzen kann." [71]
#51# Die angeblichen Spaltungen in der Internationale
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Der Generalrat:
R. Applegarth, Antoine Arnaud, M.J. Boon, F. Bradnick, G.H. But-
tery, F. Cournet, Delahaye, Eugène Dupont, W. Hales, Hurliman,
Jules Johannard, Harriet Law, F. Leßner, Lochner, Marguerite,
Constant Martin, Z. Maurice, Henry Mayo, George Milner, Charles
Murray, Pfänder, Vitale Regis, J. Rozwadowski, John Roach, Rühl,
G. Ranvier, Sadler, Cowell Stepney, Alf. Taylor, W. Townshend,
Ed. Vaillant, John Weston, F.J. Yarrow
Korrespondierende Sekretäre:
Karl Marx, Deutschland und Rußland; Leo Frankel, Österreich und
Ungarn; A. Herman, Belgien; Th. Mottershead, Dänemark; J.G. Ecca-
rius, Vereinigte Staaten; Le Moussu, französische Sektionen der
Vereinigten Staaten; Aug. Serraillier, Frankreich; Charles Ro-
chat, Holland; J.P. Mac Donnel, Irland; Fried. Engels, Italien
und Spanien; Walery Wróblewski, Polen; H. Jung, Schweiz
Charles Longuet, Präsident der Sitzung
Hermann Jung, Schatzmeister
John Hales, Generalsekretär
33, Rathbone Place, W.
London, den 5. März 1872
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