Quelle: Januar 1890 - August 1895


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       [Grußadresse an die französischen Arbeiter
       zum 21. Jahrestag der Pariser Kommune [244]]
       
       ["Le Socialiste" Nr. 79 vom 26. März 1892]
       London, den 17. März [1892]
       Bürgerinnen und Bürger,
       Heute sind  es 21  Jahre, daß  das Volk  von Paris die rote Fahne
       aufpflanzte, eine Kampfansage zugleich an die französische Triko-
       lore, die  in Versailles  wehte, und  an die dreifarbige deutsche
       Fahne auf den von den Preußen besetzten Forts.
       Die rote  Fahne -  damit erhob  sich das  Pariser Proletariat auf
       eine Höhe,  von der aus gesehen Sieger wie Besiegte gleichermaßen
       verschwanden.
       Was die  historische Größe  der Kommune ausmacht, ist ihr eminent
       internationaler Charakter, ist ihre kühne Kampfansage an jede Re-
       gung von  bürgerlichem Chauvinismus. Das Proletariat aller Länder
       hat sich  darüber nicht  getäuscht. Mögen die Bourgeois ihren 14.
       Juli oder ihren 22. September [245] feiern. Der Feiertag des Pro-
       letariats wird überall und immer der 18. März sein.
       Daher die  schmutzigen Verleumdungen,  die die  schmutzige  Bour-
       geoisie auf das Grab der Kommune gehäuft hat. Daher aber auch die
       Tatsache, daß  die Internationale Arbeiterassoziation als einzige
       sich vom ersten Tag an mit den Pariser Aufständischen und bis zum
       letzten Tag  und darüber hinaus mit den besiegten Proletariern zu
       identifizieren wagte.  Freilich, als  die  Kommune  erlegen  war,
       konnte die  Internationale nicht  mehr weiterleben;  mit dem  Ruf
       "Jagt die Kommunarden!" wurde sie in ganz Europa zerschlagen.
       Nun, einundzwanzig  Jahre sind seit der Rückeroberung der Kanonen
       auf der  Montmartrehöhe verflossen 1*). Die 1871 geborenen Kinder
       sind heute
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       1*) Siehe vorl. Band, S. 192
       
       #285# Grußadresse zum 21. Jahrestag der Pariser Kommune
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       volljährig, und dank dem Stumpfsinn der herrschenden Klassen sind
       sie   S o l d a t e n,  lernen sie die Handhabung der Waffen, die
       Kunst, sich  zu organisieren  und sich mit dem Gewehr in der Hand
       zu verteidigen. Die Kommune, die man für tot erklärte, die Inter-
       nationale, die  man für immer vernichtet glaubte, sie sind mitten
       unter uns,  lebendig und  zwanzigmal mächtiger als 1871. Aus Hun-
       derten sind  Tausende geworden,  aus Tausenden Millionen, die auf
       unseren Ruf antworten. Der Bund des Weltproletariats, den die Er-
       ste Internationale  voraussehen und vorbereiten konnte, ist heute
       eine Realität. Und mehr noch, die Söhne der preußischen Soldaten,
       die 1871  die Forts  um das  Paris der  Kommune besetzt  hielten,
       kämpfen heute zu Millionen in vorderster Reihe Seite an Seite mit
       den Söhnen der Pariser Kommunarden für die völlige und endgültige
       Befreiung der Arbeiterklasse.
       Es lebe die Kommune!
       Es lebe die internationale soziale Revolution!
       Fréd. Engels
       
       Aus dem Französischen.

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