Quelle: MEW 23 Das Kapital - Erster Band


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       Sechster Abschnitt
       Der Arbeitslohn
       
       SIEBZEHNTES KAPITEL
       Verwandlung von Wert resp. Preis der Arbeitskraft in Arbeitslohn
       
       Auf der  Oberfläche der  bürgerlichen Gesellschaft  erscheint der
       Lohn des  Arbeiters als  Preis der Arbeit, ein bestimmtes Quantum
       Geld, das  für ein  bestimmtes Quantum  Arbeit gezahlt  wird. Man
       spricht hier  vom Wert  der Arbeit  und nennt seinen Geldausdruck
       ihren notwendigen oder natürlichen Preis. Man spricht andrerseits
       von Marktpreisen der Arbeit, d.h. über oder unter ihrem notwendi-
       gen Preis oszillierenden Preisen.
       Aber was ist der Wert einer Ware? Gegenständliche Form der in ih-
       rer Produktion  verausgabten gesellschaftlichen  Arbeit. Und  wo-
       durch messen  wir die  Größe ihres  Werts? Durch die Größe der in
       ihr enthaltnen  Arbeit. Wodurch  wäre also  der Wert  z.B.  eines
       zwölfstündigen Arbeitstags  bestimmt? Durch die in einem Arbeits-
       tag von  12 Stunden  enthaltnen 12 Arbeitsstunden, was eine abge-
       schmackte Tautologie ist. 21)
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       21) "Ricardo, geistreich genug, vermeidet eine Schwierigkeit, die
       auf den ersten Blick seiner Theorie entgegenzustehen scheint, daß
       nämlich der  Wert von  der in  der Produktion verwandten Arbeits-
       menge abhängig  ist. Hält  man an  diesem Prinzip streng fest, so
       folgt daraus,  daß der  Wert der  Arbeit abhängt von der zu ihrer
       Produktion aufgewandten  Arbeitsmenge -  was offenbar Unsinn ist.
       Durch eine  geschickte Wendung macht deshalb Ricardo den Wert der
       Arbeit abhängig  von der Menge der Arbeit, die zur Produktion des
       Lohnes erforderlich  ist; oder,  um mit  seinen eigenen Worten zu
       sprechen, er behauptet, daß der Wert der Arbeit nach der Arbeits-
       menge zu  schätzen sei,  die zur  Produktion des  Lohnes benötigt
       wird; worunter  er die  Arbeitsmenge versteht, die zur Produktion
       des Geldes  oder der Ware notwendig ist, die dem Arbeiter gegeben
       werden. Gerade  so gut  könnte man  sagen, daß  der Wert von Tuch
       nicht nach  der zu  seiner Produktion verwandten Arbeitsmenge ge-
       schätzt werde,  sondern nach der Arbeitsmenge, die zur Produktion
       des Silbers  verwandt wurde,  gegen welches das Tuch eingetauscht
       wird." ([S.  Bailey,] "A Critical Dissertation on the Nature etc.
       of Value", p. 50, 51.)

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