Quelle: MEW 23 Das Kapital - Erster Band


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       #181# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital
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       3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft
       
       Die Wertveränderung  ds Geldes,  das sich  in Kapital  verwandeln
       soll, kann nicht an diesem Geld selbst vorgehn, denn als Kaufmit-
       tel und  als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der Ware,
       die es  kauft oder  zahlt, während es, in seiner eignen Form ver-
       harrend, zum  Petrefakt von  gleichbleibender Wertgröße erstarrt.
       38) Ebensowenig  kann die  Veränderung aus dem zweiten Zirkulati-
       onsakt, dem  Wiederverkauf der Ware, entspringen, denn dieser Akt
       verwandelt die  Ware bloß aus der Naturalform zurück in die Geld-
       form. Die Veränderung muß sich also zutragen mit der Ware, die im
       ersten Akt  G-W gekauft  wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es
       werden Äquivalente ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem Werte be-
       zahlt. Die  Veränderung kann  also nur  entspringen aus ihrem Ge-
       brauchswert als  solchem, d.h.  aus ihrem  Verbrauch. Um  aus dem
       Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer
       so glücklich  sein, innerhalb  der  Zirkulationssphäre,  auf  dem
       Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die ei-
       gentürnliche Beschaffenheit  besäße, Quelle von Wert zu sein, de-
       ren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Ar-
       beit wäre,  daher Wertschöpfung.  Und der Geldbesitzer findet auf
       dem Markt  eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen
       oder die Arbeitskraft.
       Unter Arbeitskraft  oder Arbeitsvermögen  verstehen wir den Inbe-
       griff der  physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leib-
       lichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren
       und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner
       Art produziert.
       Damit jedoch  der Geldbesitzer  die Arbeitskraft als Ware auf dem
       Markt vorfinde,  müssen verschiedne Bedingungen erfüllt sein. Der
       Warenaustausch schließt  an und  für sich  keine andren Abhängig-
       keitsverhältnisse
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       Instanz durch  den Wert  der Ware? Ich sage "in letzter Instanz",
       weil die Durchschnittspreise nicht direkt mit den Waßen der Waren
       zusammenfallen, wie A. Smith, Ricardo usw. glauben.
       38) "In  der Form von Geld... erzeugt das Kapital keinen Profit."
       (Ricardo, "Princ. of Pol. Econ.", p. 267.)
       
       #182# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital
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       ein als  die aus seiner eignen Natur entspringenden. Unter dieser
       Voraussetzung kann  die Arbeitskraft  als Ware  nur auf dem Markt
       erscheinen, sofern  und weil  sie von  ihrem eignen Besitzer, der
       Person, deren  Arbeitskraft sie  ist, als  Ware feilgeboten  oder
       verkauft wird.  Damit ihr  Besitzer sie als Ware verkaufe, muß er
       über sie  verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeits-
       vermögens, seiner Person sein. 39) Er und der Geldbesitzer begeg-
       nen sich  auf dem  Markt und  treten in Verhältnis zueinander als
       ebenbürtige Warenbesitzer,  nur dadurch  unterschieden,  daß  der
       eine Käufer,  der andre  Verkäufer, beide also juristisch gleiche
       Personen sind. Die Fortdauer dieses Verhältnis erheischt, daß der
       Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit ver-
       kaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal,
       so verkauft  er sich  selbst, verwandelt sich aus einem Freien in
       einen Sklaven,  aus einem Warenbesitzer in eine Ware. Er als Per-
       son muß sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum
       und daher  seiner eignen Ware verhalten, und das kann er nur, so-
       weit er  sie dem  Käufer stets  nur vorübergehend,  für einen be-
       stimmten Zeittermin,  zur Verfügung  stellt, zum  Verbrauch über-
       läßt, also  durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr
       verzichtet. 40)
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       39) In  Realenzyklopädien des klassischen Altrns kann man den Un-
       sinn lesen, daß in der antiken Welt das Kapital völlig entwickelt
       war, "außer  daß der freie Arbeiter und das Kreditwesen fehlten".
       Auch Herr  Mommsen in  seiner "Römischen  Geschichte" begeht  ein
       Quidproquo über das andre.
       40) Verschiedne  Gesetzgebungen setzen  daher ein Maximum für den
       Arbeitskontrakt fest. Alle Gesetzbücher bei Völkern freier Arbeit
       regeln Kündigungsbedingungen  des Kontrakts. In verschiednen Län-
       dern, namentlich  in Mexiko  (vor dem  Amerikanischen Bürgerkrieg
       auch in  den von  Mexiko losgerissenen Territorien, und der Sache
       nach bis  zu Kusas Umwälzung [55] in den Donauprovinzen), ist die
       Sklaverei unter der Form von Peonage versteckt. Durch Vorschüsse,
       die in  Arbeit abzutragen  und sich  von Generation zu Generation
       fortwälzen, wird  nicht nur  der einzelne Arbeiter, sondern seine
       Familie tatsächlich  das Eigentum andrer Personen und ihrer Fami-
       lien.
       Juárez hatte die Peonage abgeschafft. Der sogenannte Kaiser Maxi-
       milian führte  sie wieder  ein durch ein Dekret, das im Repräsen-
       tantenhaus zu Washington treffend als Dekret zur Wiedereinführung
       der Sklaverei  in Mexiko  denunziert ward.  "Von meinen besondren
       körperlichen und  geistigen Geschicklichkeiten  und Möglichkeiten
       der Tätigkeit kann ich... einen in der Zeit beschränkten Gebrauch
       an einen  andren veräußern, weil sie nach dieser Beschränkung ein
       äußerliches Verhältnis  zu meiner Totalität und Allgemeinheit er-
       halten. Durch die Veräußerung meiner ganzen durch die Arbeit kon-
       kreten Zeit  und der  Totalität meiner  Produktion würde  ich das
       Substantielle derselben, meine allgemeine Tätigkeit und Wirklich-
       keit, meine  Persönlichkeit zum  Eigentum eines  andren  machen."
       (Hegel, "Philosophie  des Rechts",  Berlin 1840,  p. 104, Paragr.
       67.)
       
       #183# 4. Kapitel. Verwandlung von Geld in Kapital
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       Die zweite  wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Ar-
       beitskraft auf  dem Markt als Ware vorfinde, ist die, daß ihr Be-
       sitzer, statt  Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit
       vergegenständlicht hat,  vielmehr seine  Arbeitskraft selbst, die
       nur in  seiner lebendigen  Leiblichkeit existiert, als Ware feil-
       bieten muß.
       Damit jemand  von seiner  Arbeitskraft unterschiedne  Waren  ver-
       kaufe, muß  er natürlich  Produktionsmittel besitzen,  z.B.  Roh-
       stoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne
       Leder: Er  bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand, selbst kein Zu-
       kunftsmusikant, kann  von Produkten der Zukunft zehren, also auch
       nicht von  Gebrauchswerten, deren  Produktion noch  unfertig, und
       wie am  ersten Tage  seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muß der
       Mensch noch  jeden Tag  konsumieren, bevor  und während er produ-
       ziert. Werden  die Produkte  als Waren  produziert, so müssen sie
       verkauft werden,  nachdem sie produziert sind, und können die Be-
       dürfnisse des  Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur
       Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu.
       Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den
       freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppel-
       sinn, daß  er als  freie Person über seine Arbeitskraft als seine
       Ware verfügt,  daß er  andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen
       hat, los  und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner
       Arbeitskraft nötigen Sachen.
       Die Frage,  warum dieser  freie Arbeiter ihm in der Zirkulations-
       sphäre gegenübertritt,  interessiert den  Geldbesitzer nicht, der
       den Arbeitsmarkt als eine besondre Abteilung des Warenmarkts vor-
       findet. Und  einstweilen interessiert  sie uns  ebensowenig.  Wir
       halten theoretisch  an der  Tatsache fest,  wie der  Geldbesitzer
       praktisch. Eins  jedoch ist  klar. Die Natur produziert nicht auf
       der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der andren bloße
       Besitzer der  eignen Arbeitskräfte.  Dies Verhältnis ist kein na-
       turgeschichtliches und  ebensowenig ein  gesellschaftliches,  das
       allen Geschichtsperioden  gemein wäre. Es ist offenbar selbst das
       Resultat einer  vorhergegangenen  historischen  Entwicklung,  das
       Produkt vieler  ökonomischen Umwälzungen,  des  Untergangs  einer
       ganzen Reihe  älterer Formationen  der gesellschaftlichen Produk-
       tion.
       Auch die ökonomischen Kategorien, die wir früher betrachtet, tra-
       gen ihre  geschichtliche Spur.  Im Dasein  des Produkts  als Ware
       sind bestimmte  historische Bedingungen  eingehüllt. Um  Ware  zu
       werden, darf das Produkt nicht als unmittelbares Subsistenzmittel
       für den  Produzenten selbst  produziert werden. Hätten wir weiter
       geforscht: Unter  welchen Umständen  nehmen alle  oder nimmt auch
       nur die Mehrzahl der Produkte die Form der
       
       #184# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital
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       Ware an, so hätte sich gefunden, daß dies nur auf Grundlage einer
       ganz spezifischen,  der  kapitalistischen  Produktionsweise,  ge-
       schieht. Eine solche Untersuchung lag jedoch der Analyse der Ware
       fern. Warenproduktion  und Warenzirkulation  können  stattfinden,
       obgleich die  weit überwiegende  Produktenmasse, unmittelbar  auf
       den Selbstbedarf  gerichtet, sich  nicht in  Ware verwandelt, der
       gesellschaftliche Produktionsprozeß also noch lange nicht in sei-
       ner ganzen  Breite und  Tiefe vom  Tauschwert beherrscht ist. Die
       Darstellung des  Produkts als  Ware bedingt  eine so weit entwic-
       kelte Teilung  der Arbeit  innerhalb der  Gesellschaft,  daß  die
       Scheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert, die im unmittel-
       baren Tauschhandel erst beginnt, bereits vollzogen ist. Eine sol-
       che Entwicklungsstufe  ist aber den geschichtlich verschiedensten
       ökonomischen Gesellschaftsformationen gemein. Oder betrachten wir
       das Geld, so setzt es eine gewisse Höhe des Warenaustausches vor-
       aus. Die besondren Geldformen, bloßes Warenäquivalent oder Zirku-
       lationsmittel oder  Zahlungsmittel, Schatz  und Weltgeld, deuten,
       je nach dem verschiednen Umfang und dem relativen Vorwiegen einer
       oder der andren Funktion, auf sehr verschiedne Stufen des gesell-
       schaftlichen Produktionsprozesses. Dennoch genügt erfahrungsmäßig
       eine relativ schwach entwickelte Warenzirkulation zur Bildung al-
       ler dieser  Formen. Anders  mit dem  Kapital. Seine  historischen
       Existenzbedingungen sind  durchaus nicht  da mit  der Waren-  und
       Geldzirkulation. Es  entsteht nur,  wo der Besitzer von Produkti-
       ons- und  Lebensmitteln den  freien Arbeiter als Verkäufer seiner
       Arbeitskraft auf  dem Markt vorfindet, und diese eine historische
       Bedingung umschließt eine Weltgeschichte. Das Kapital kündigt da-
       her von  vornherein eine  Epoche des gesellschaftlichen Produkti-
       onsprozesses an. 41)
       Diese eigentümliche  Ware, die Arbeitskraft, ist nun näher zu be-
       trachten.
       Gleich allen andren Waren besitzt sie einen Wert. 42) Wie wird er
       bestimmt?
       Der Wert  der Arbeitskraft, gleich dem jeder andren Ware, ist be-
       stimmt durch  die zur  Produktion, also auch Reproduktion, dieses
       spezifischen Artikels  notwendige Arbeitszeit.  Soweit sie  Wert,
       repräsentiert die Arbeitskraft
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       41) Was also die kapitalistische Epoche charakterisiert, ist, daß
       die Arbeitskraft für den Arbeiter selbst die Form einer ihm gehö-
       rigen Ware,  seine Arbeit  daher die  Form der Lohnarbeit erhält.
       Andrerseits verallgemeinert  sich erst  von diesem Augenblick die
       Warenform der Arbeitsprodukte.
       42) "Der Wert eines Mannes ist wie der aller anderen Dinge gleich
       seinem Preis:  das will  besagen, so  viel, wie  für den Gebrauch
       seiner Kraft gezahlt wird." (Th. Hobbes, "Leviathan", in "Works",
       edit. Molesworth, London 1839-1844, v. III, p. 76.)
       
       #185# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital
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       selbst nur ein bestimmtes Quantum in ihr vergegenständlichter ge-
       sellschaftlicher Durchschnittsarbeit.  Die Arbeitskraft existiert
       nur als  Anlage des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt
       also seine Existenz voraus. Die Existenz des Individuums gegeben,
       besteht die  Produktion der  Arbeitskraft in seiner eignen Repro-
       duktion oder  Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige
       Individuum einer  gewissen Summe  von Lebensmitteln. Die zur Pro-
       duktion der  Arbeitskraft notwendige  Arbeitszeit löst  sich also
       auf in  die zur  Produktion dieser  Lebensmittel  notwendige  Ar-
       beitszeit, oder  der Wert  der Arbeitskraft  ist der Wert der zur
       Erhaltung ihres  Besitzers notwendigen Lebensmittel. Die Arbeits-
       kraft verwirklicht  sich jedoch nur durch ihre Äußerung, betätigt
       sich nur  in der  Arbeit. Durch ihre Betätigung, die Arbeit, wird
       aber ein  bestimmtes Quantum  von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn
       usw. verausgabt,  das wieder  ersetzt werden muß. Diese vermehrte
       Ausgabe bedingt  eine vermehrte Einnahme. 43) Wenn der Eigentümer
       der Arbeitskraft  heute gearbeitet  hat, muß  er denselben Prozeß
       morgen unter  denselben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wie-
       derholen können.  Die Summe der Lebensmittel muß also hinreichen,
       das arbeitende  Individuum als  arbeitendes Individuum  in seinem
       normalen Lebenszustand  zu erhalten.  Die natürlichen Bedürfnisse
       selbst, wie  Nahrung, Kleidung,  Heizung, Wohnung usw., sind ver-
       schieden je  nach den  klimatischen und andren natürlichen Eigen-
       tümlichkeiten eines  Landes. Andrerseits ist der Umfang sog. not-
       wendiger Bedürfnisse,  wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein
       historisches Produkt  und hängt daher großenteils von der Kultur-
       stufe eines  Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter
       welchen Bedingungen,  und daher  mit welchen Gewohnheiten und Le-
       bensansprüchen die  Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat.
       44) Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestim-
       mung der  Arbeitskraft ein  historisches und moralisches Element.
       Für ein  bestimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist
       der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben.
       Der Eigentümer  der Arbeitskraft  ist sterblich.  Soll also seine
       Erscheinung auf dem Markt eine kontinuierliche sein, wie die kon-
       tinuierliche Verwandlung  von Geld in Kapital voraussetzt, so muß
       der Verkäufer  der Arbeitskraft  sich verewigen, wie jedes leben-
       dige Individuum sich verewigt,
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       43) Der  altrömische villicus, als Wirtschafter an der Spitze der
       Ackerbausklaven, empfing  daher, weil er leichtere Arbeit hat als
       die Knechte,  knapperes Maß  als diese",  (Th. Mommsen, "Röm. Ge-
       schichte", 1856, p.810.)
       44) Vgl.  "Over-Population and  its Remedy",  London 1846, von W.
       Th. Thornton.
       
       #186# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital
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       durch Fortpflanzung"  45). Die  durch Abnutzung und Tod dem Markt
       entzogenen Arbeitskräfte  müssen zum  allermindesten  durch  eine
       gleiche Zahl  neuer Arbeitskräfte  beständig ersetzt  werden. Die
       Summe der  zur Produktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensmit-
       tel schließt  also die  Lebens, mittel der Ersatzmänner ein, d.h.
       der Kinder  der Arbeiter,  so daß  sich diese Race eigentümlicher
       Warenbesitzer auf  dem Warenmarkte verewigt. 46) Um die allgemein
       menschliche Natur  so zu  modifizieren, daß sie Geschick und Fer-
       tigkeit in einem bestimmten Arbeitszweig erlangt, entwickelte und
       spezifische Arbeitskraft wird, bedarf es einer bestimmten Bildung
       oder Erziehung,  welche ihrerseits  eine größere  oder  geringere
       Summe von  Warenäquivalenten kostet. Je nach dem mehr oder minder
       vermittelten Charakter  der Arbeitskraft sind ihre Bildungskosten
       verschieden.
       Diese Erlernungskosten,  verschwindend klein  für die gewöhnliche
       Arbeitskraft, gehn  also ein  in den Umkreis der zu ihrer Produk-
       tion verausgabten Werte.
       Der Wert  der Arbeitskraft  löst sich  auf in  den Wert einer be-
       stimmten Summe  von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem
       Wert dieser Lebensrruttel, d.h. der Größe der zu ihrer Produktion
       erheischten Arbeitszeit.
       Ein Teil  der Lebensmittel,  z.B. Nahrungsmittel,  Heizungsmittel
       usw., werden  täglich neu verzehrt und müssen täglich neu ersetzt
       werden. Andre  Lebensmittel, wie Kleider, Möbel usw., verbrauchen
       sich in  längeren Zeiträumen  und  sind  daher  nur  in  längeren
       Zeiträumen zu ersetzen. Waren einer Art müssen täglich, andre wö-
       chentlich, vierteljährlich  usf. gekauft oder gezahlt werden. Wie
       sich die  Summe dieser  Ausgaben aber  immer während eines Jahres
       z.B. verteilen möge, sie muß gedeckt sein durch die Durchschnitt-
       seinnahme tagein,  tagaus. Wäre die Masse der täglich zur Produk-
       tion der  Arbeitskraft erheischten Waren = A, die der wöchentlich
       erheischten = B, die der vierteljährlich erheischten = C usw., so
       wäre der tägliche Durchschnitt dieser Waren  365 A + 52 B + 4 C +
       usw. / 365. Gesetzt, in dieser für den Durchschnitten nötigen Wa-
       renmasse steckten  6 Stunden gesellschaftlicher Arbeit, so verge-
       genständlicht sich in der Arbeitskraft
       ---
       45) Petty.
       46) "Ihr"  (der Arbeit)  "natürlicher Preis...  besteht in  einer
       solchen Menge  von Subsistenzmitteln  und Dingen  der Bequemlich-
       keit, wie  sie entsprechend  dem Klima und den Gewohnheiten eines
       Landes notwendig  sind, um den Arbeiter zu erhalten und es ihm zu
       ermöglichen, eine  Familie aufzuziehen, die auf dem Markt ein un-
       vermindertes Angebot  von Arbeit  zu sichern  vermag." - (R. Tor-
       rens, "An  Essay on the external Corn Trade", London 1815, p.62.)
       Das Wort Arbeit steht hier fälschlich für Arbeitskraft.
       
       #187# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital
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       täglich ein  halber Tag  gesellschaftlicher  Durchschnittsarbeit,
       oder ein  halber Arbeitstag  ist zur täglichen Produktion der Ar-
       beitskraft  erheischt.   Dies  zu   ihrer  täglichen   Produktion
       erheischte Arbeitsquantum  bildet den  Tageswert der Arbeitskraft
       oder den  Wert der täglich reproduzierten Arbeitskraft. Wenn sich
       ein halber  Tag gesellschaftlicher  Durchschnittsarbeit ebenfalls
       in einer  Goldmasse von  3 sh. oder einem Taler darstellt, so ist
       ein Taler der dem Tageswert der Arbeitskraft entsprechende Preis.
       Bietet der  Besitzer der  Arbeitskraft sie  feil für  einen Taler
       täglich, so ist ihr Verkaufspreis gleich ihrem Wert und, nach un-
       srer Voraussetzung, zahlt der auf Verwandlung seiner Taler in Ka-
       pital erpichte Geldbesitzer diesen Wert.
       Die letzte  Grenze oder  Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft
       wird gebildet  durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägli-
       che Zufuhr  der Träger  der Arbeitskraft,  der Mensch, seinen Le-
       bensprozeß nicht  erneuern kann, also durch den Wert der physisch
       unentbehrlichen Lebensmittel.  Sinkt der  Preis der  Arbeitskraft
       auf dieses  Minimum, so  sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann
       sich so  nur in  verkümmerter Form  erhalten und  entwickeln. Der
       Wert jeder  Ware ist  aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfor-
       dert, um sie in normaler Güte zu liefern.
       Es ist  eine außerordentlich wohlfeile Sentimentalität, diese aus
       der Natur  der Sache  fließende Wertbestimmung  der  Arbeitskraft
       grob zu finden und etwa mit Rossi zu jammern:
       
       "Das Arbeitsvermögen (puissance de travail) begrifen, während man
       von den  Subsistenzmitteln der Arbeit während des Produktionspro-
       zesses abstrahiert,  heißt ein  Hirngespinst (être de raison) be-
       greifen. Wer Arbeit sagt, wer Arbeitsvermögen sagt, sagt zugleich
       Arbeiter und Subsistenzmittel, Arbeiter und Arbeitslohn." 47)
       
       Wer Arbeitsvermögen  sagt, sagt  nicht Arbeit,  so wenig  als wer
       Verdauungsvermögen sagt,  Verdauen sagt.  Zum letztren Prozeß ist
       bekanntlich mehr als ein guter Magen erfordert. Wer Arbeitsvermö-
       gen sagt,  abstrahiert nicht von den zu seiner Subsistenz notwen-
       digen Lebensmitteln.  Ihr Wert ist vielmehr ausgedrückt in seinem
       Wert. Wird es nicht verkauft, so nützt es dem Arbeiter nichts, so
       empfindet er  es vielmehr  als eine  grausame Naturnotwendigkeit,
       daß sein  Arbeitsvermögen ein bestimmtes Quantum Subsistenzmittel
       zu seiner  Produktion erheischt hat und stets wieder von neuem zu
       seiner Reproduktion  erheischt. Er  entdeckt dann  mit  Sismondi:
       "Das Arbeitsvermögen...  ist nichts, wenn es nicht verkauft wird"
       48).
       ---
       47) Rossi, "Cours d'Écon. Polit.", Bruxelles 1843, p. 370, 371.
       48) Sismondi, "Nouv. Princ. etc.", t.I,p. 113.
       
       #188# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital
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       Die eigentümliche  Natur dieser  spezifischen Ware,  der Arbeits-
       kraft, bringt es mit sich, daß mit der Abschließung des Kontrakts
       zwischen Käufer  und Verkäufer ihr Gebrauchswert noch nicht wirk-
       lich in  die Hand  des Käufers übergegangen ist. Ihr Wert, gleich
       dem jeder andren Ware, war bestimmt, bevor sie in die Zirkulation
       trat, denn  ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeit ward
       zur Produktion  der Arbeitskraft  verausgabt, aber ihr Gebrauchs-
       wert besteht erst in der nachträglichen Kraftäußerung. Die Veräu-
       ßerung der Kraft und ihre wirkliche Äußerung, d.h. ihr Dasein als
       Gebrauchswert, fallen  daher der  Zeit nach auseinander. Bei sol-
       chen Waren  aber 49),  wo die formelle Veräußerung des Gebrauchs-
       werts durch  den Verkauf  und seine  wirkliche Überlassung an den
       Käufer der Zeit nach auseinanderfallen, funktioniert das Geld des
       Käufers meist  als Zahlungsmittel.  In allen Ländern kapitalisti-
       scher Produktionsweise  wird die Arbeitskraft erst gezahlt, nach-
       dem sie bereits während des im Kaufkontrakt festgesetzten Termins
       funktioniert hat, z.B. am Ende jeder Woche. Überall schießt daher
       der Arbeiter  dem Kapitalisten den Gebrauchswert der Arbeitskraft
       vor; er läßt sie vom Käufer konsumieren, bevor er ihren Preis be-
       zahlt erhält, überall kreditiert daher der Arbeiter dem Kapitali-
       sten. Daß  dies Kreditieren kein leerer Wahn ist, zeigt nicht nur
       der gelegentliche  Verlust des  kreditierten Lohns  beim Bankrott
       des Kapitalisten  50), sondern  auch eine Reihe mehr nachhaltiger
       Wirkungen. 51)  Indes ändert es an der Natur des Warenaustausches
       selbst nichts, ob das Geld als Kaufmittel oder als Zahlungsmittel
       funktioniert. Der Preis der Arbeitskraft ist kontraktlich festge-
       setzt, obgleich  er erst hinterher realisiert wird, wie der Miet-
       preis eines  Hauses. Die  Arbeitskraft ist verkauft, obgleich sie
       erst hinterher  bezahlt wird.  Für die  reine Auffassung des Ver-
       hältnisses ist  es jedoch  nützlich, einstweilen  vorauszusetzen,
       daß der Besitzer der Arbeitskraft mit ihrem Verkauf jedesmal auch
       sogleich den kontraktlich stipulierten Preis erhält.
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       49) "Alle Arbeit wird bezahlt, nachdem sie beendet ist." ("An In-
       quiry into  those Principles,  respecting the  Nature  of  Demand
       etc.", p.104.)  "Der kaufmännische Kredit mußte in dem Moment an-
       fangen, in  dem der  Arbeiter, der erste Schöpfer der Produktion,
       auf Grund seiner Ersparnisse in der Lage war, auf den Lohn seiner
       Arbeit bis  zum Ende von ein bis zwei Wochen, eines Monats, eines
       Vierteljahres usw. zu warten." (Ch. Ganilh, "Des Systèmes d'Écon.
       Polit.", 2ème édit., Paris 1821, t.II,p. 150.)
       50) "Der  Arbeiter leiht seinen Fleiß", aber, setzt Storch schlau
       hinzu: "er  riskiert nichts",  außer "seinen Lohn zu verlieren...
       der  Arbeiter   überträgt  nichts  Materielles".  (Storch,  Cours
       d'Écon. Polit.", Pétersbourg 1815, t.II,p. 36, 37.)
       51) Ein  Beispiel. In  ndon existieren  zweierlei Sorten von Bäc-
       kern, die "full priced", die das Brot zu seinem vollen Werte ver-
       kaufen, und die "undersellers", die es
       
       #189# 4. Kapitel - Verwandlung von Geld in Kapital
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       Wir kennen  nun die  Art und Weise der Bestimmung des Werts, wel-
       cher dem  Besitzer dieser  eigentümlichen Ware, der Arbeitskraft,
       vom Geldbesitzer  gezahlt wird.  Der Gebrauchswert,  den letztrer
       seinerseits im  Austausch erhält,  zeigt sich  erst im wirklichen
       Verbrauch, im  Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft. Alle zu diesem
       Prozeß nötigen  Dinge, wie Rohmaterial usw., kauft der Geldbesit-
       zer auf  dem Warenmarkt  und zahlt sie zum vollen Preis. Der Kon-
       sumtionsprozeß der  Arbeitskraft ist zugleich der Produktionspro-
       zeß von  Ware und  von Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft,
       gleich der Konsumtion jeder andren Ware, vollzieht sich außerhalb
       des Markts  oder der Zirkulationssphäre. Diese geräuschvolle, auf
       der Oberfläche  hausende und  aller Augen zugängliche Sphäre ver-
       lassen wir  daher, zusammen  mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbe-
       sitzer, um  beiden nachzufolgen  in die verborgne Stätte der Pro-
       duktion, an  deren Schwelle  zu lesen steht: No admittance except
       on business. 2*) Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das Kapital
       produziert, sondern  auch wie man es selbst produziert, das Kapi-
       tal. Das Geheimnis der Plusmacherei muß sich endlich enthüllen.
       Die Sphäre  der Zirkulation  oder des Warenaustausches, innerhalb
       deren Schranken  Kauf und  Verkauf der  Arbeitskraft sich bewegt,
       war in der Tat ein wahres Eden der angebernen Menschenrechte. Was
       allein hier  herrscht, ist  Freiheit,  Gleichheit,  Eigentum  und
       Bentham. Freiheit! Denn Käufer
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       unter diesem Werte verkaufen. Letztere Klasse bildet über 3/4 der
       Gesamtzahl der  Bäcker (p.  XXXII im  "Report" des Regierungskom-
       missärs H.S.  Tremenheere über  die "Grievances  complained of by
       the journeymen  bakers etc.",  London 1862).  Diese  undersellers
       verkaufen, fast  ausnahmslos, Brot, das verfälscht ist durch Bei-
       mischung von  Alaun, Seife, Perlasche, Kalk, Derbyshire-Steinmehl
       und ähnlichen  angenehmen, nahrhaften und gesunden Ingredienzien.
       (Sieh das  oben zitierte Blaubuch, ebenso den Bericht des Commit-
       tee of  1855 on  the Adulteration  of Bread"  und  Dr.  Hassalls,
       "Adulterations Detected", 2nd. edit., London 1861.) Sir John Gor-
       don erklärte  vor dem  Komitee von 1855, daß "infolge dieser Fäl-
       schungen der  Arme, der  von zwei  Pfund Brot täglich lebt, jetzt
       nicht den vierten Teil des Nahrungsstoffes wirklich erhält, abge-
       sehn von  den schädlichen  Wirkungen auf  seine Gesundheit".  Als
       Grund, warum  "ein sehr großer Teil der Arbeiterklasse", obgleich
       wohl unterrichtet  über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl
       etc. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l.c.p. XLVIII) an,
       daß es  für sie  ein Ding der Notwendigkeit ist, von ihrem Bäcker
       oder dem chandler's shop" das Brot zu nehmen, wie man es ihnen zu
       geben beliebt". Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden,
       können sie  auch das  während der  Woche von  ihren Familien ver-
       zehrte Brot  erst Ende  der Woche  zahlen"; und, fügt Tremenheere
       mit
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       1*) Kramladen - 2*) Eintritt nur in Geschäftsangelegenheiten
       
       #190# II. Abschnitt - Die Verwandlung von Geld in Kapital
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       und Verkäufer  einer Ware,  z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch
       ihren freien  Willen bestimmt. Sie kontrahieren als freie, recht-
       lich ebenbürtige  Personen. Der  Kontrakt  ist  das  Endresultat,
       worin sich  ihre Willen  einen gemeinsamen  Rechtsausdruck geben.
       Gleichheit! Denn  sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufein-
       ander und tauschen Äquivalent für Äquivalent.
       Eigentum! Denn  jeder verfügt  nur über  das Seine. Bentham! Denn
       jedem von  den beiden  ist es  nur um  sich zu  tun. Die  einzige
       Macht, die  sie zusammen  und in  ein Verhältnis  bringt, ist die
       ihres Eigennutzes,  ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen.
       Und eben  weil so  jeder nur  für sich und keiner für den anderen
       kehrt, vollbringen  alle, infolge  einer prästabilierten Harmonie
       der Dinge  oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung,
       nur das  Werk ihres  wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzens,
       des Gesamtinteresses.
       Beim Scheiden  von dieser  Sphäre der  einfachen Zirkulation oder
       des Warenaustausches,  woraus der Freihändler vulgaris Anschauun-
       gen, Begriffe
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       Anführung der  Zeugenaussagen hinzu:  Es ist  notorisch, daß  mit
       solchen Mixturen  bereitetes Brot  expreß für  diese  Art  Kunden
       gmacht wird." ("It is notorious that bread composed of those mix-
       tures, is  made expressly  for sale  in this manner.") "In vielen
       chen Agrikulturdistrikten" (aber noch mehr in schottischen) "wird
       der Arbeitslohn  vierzehntägig und  selbst monatlich gezahlt. Mit
       diesen langen  Zahlungsfristen muß  der Agrikulturarbeiter  seine
       Waren auf Kredit kaufen... Er hat höhere Preise zu zahlen und ist
       tatsächlich an  die Boutique  gebunden, die  ihm pumpt. So kostet
       ihm z.B.  zu Horningsham in Wilts, wo die Löhnung monatlich, das-
       selbe Mehl  2 sh.  4 d. per stone, das er sonstwo mit 1 sh. 10 d.
       zahlt." ("Sixth  Report" on "Public Health" by "The Medical Offi-
       cer of  the Privy  Council etc.", 1864, p.264.) "Die Kattun-Hand-
       drucker von  Paisley und  Klimarnock" (Westschottland)  erzwangen
       1853 durch  einen strike 1*) die Herabsetzung des Zahlungstermins
       von einem  Monat auf 14 Tage." (Reports of the Inspectors of Fac-
       tories for  1st Oct.  1853", p.34.)  Als eine weitere artige Ent-
       wicklung des  Kredits, den  der Arbeiter  dem Kapitalisten  gibt,
       kann man  die Methode  vieler englischer  Kohlenbergwerksbesitzer
       betrachten, wonach der Arbeiter erst Ende des Monats bezahlt wird
       und in  der Zwischenzeit  Vorschüsse vom Kapitalisten erhält, oft
       in Waren,  die er über ihren Marktpreis zahlen muß (Trucksystem).
       "Es ist  eine übliche  Praxis der  Kohlenherren, einmal  im Monat
       auszuzahlen und ihren Arbeitern am Ende jeder dazwischenliegenden
       Woche Vorschuß  zu geben.  Dieser Vorschuß wird im Laden gegeben"
       (nämlich dem tommy-shop oder dem Meister selbst gehörigen Kramla-
       den). "Die  Männer nehmen  ihn auf  der einen Seite des Ladens in
       Empfang und  geben ihn  auf der anderen wieder aus." ("Children's
       Employment Commission, III. Report", Lond. 1864, p. 38, n. 192.)
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       1*) Streik
       
       #191# 4. Kapitel - Verwandlung von Celd in Kapital
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       und Maßstab  für sein  Urteil über  die Gesellschaft des Kapitals
       und der  Lohnarbeit entlehnt,  verwandelt sich,  so  scheint  es,
       schon in  etwas die  Physiognomie unsrer  dramatis personae.  Der
       ehemalige Geldbesitzer  schreitet voran  als Kapitalist,  der Ar-
       beitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine be-
       deutungsvoll schmunzelnd  und geschäftseifrig,  der andre  scheu,
       widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen
       und nun nichts andres zu erwarten hat als die - Gerberei.

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