Quelle: MEW 23 Das Kapital - Erster Band
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SECHSTES KAPITEL
Konstantes Kapital und variables Kapital
Die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied-
nen Anteil an der Bildung des Produkten-Werts.
Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuenwert zu durch Zu-
satz eines bestimmten Quantums von Arbeit, abgesehn vom bestimm-
ten Inhalt, Zweck und technischen Charakter seiner Arbeit.
Andrerseits finden wir die Werte der verzehrten Produktionsmittel
wieder als Bestandteile des Produkten-Werts, z.B. die Werte von
Baumwolle und Spindel im Garnwert. Der Wert der Produktionsmittel
wird also erhalten durch seine Übertragung auf das Produkt. Dies
Übertragen geschieht während der Verwandlung der Produktionsmit-
tel in Produkt, im Arbeitsprozeß. Es ist vermittelt durch die Ar-
beit. Aber wie?
Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein-
mal, um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Wert zuzusetzen,
und das andremal, um ihren alten Wert zu erhalten, oder, was das-
selbe, um den Wert der Baumwolle, die er verarbeitet, und der
Spindel, womit er arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu über-
tragen. Sondern durch bloßes Zusetzen von neuem Wert erhält er
den alten Wert. Da aber der Zusatz von neuem Wert zum Arbeitsge-
genstand und die Erhaltung der alten Werte im Produkt zwei ganz
verschiedne Resultate sind, die der Arbeiter in derselben Zeit
hervor bringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet,
kann diese Doppelseitigkeit des Resultats offenbar nur aus der
Doppelseitigkeit seiner Arbeit selbst erklärt werden. In demsel-
ben Zeitpunkt muß sie in einer Eigenschaft Wert schaffen und in
einer axidren Eigenschaft Wert erhalten oder übertragen.
Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Wert zu? Immer nur
in der Form seiner eigentümlich produktiven Arbeitsweise. Der
Spinner setzt nur Arbeitszeit zu, indem er spinnt, der Weber, in-
dem er webt, der Schmied, indem er schmiedet. Durch die zweckbe-
stimmte Form aber,
#215# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
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worin sie Arbeit überhaupt zusetzen und daher Neuwert, durch das
Spinnen, Weben, Schmieden werden die Produktionsmittel, Baumwolle
und Spindel, Garn und Webstuhl, Eisen und Amboß, zu Bildungsele-
menten eines Produkts, eines neuen Gebrauchswerts. 20) Die alte
Form ihres Gebrauchswerts vergeht, aber nur um in einer neuen
Form von Gebrauchswert aufzugehn. Bei Betrachtung des Wertbil-
dungspirozesses ergab sich aber, daß, soweit ein Gebrauchswert
zweckgemäß vernutzt wird zur Produktion eines neuen Gebrauchs-
werts, die zur Herstellung des vernutzten Gebrauchswerts notwen-
dige Arbeitszeit einen Teil der zur Herstellung des neuen Ge-
brauchswerts notwendigen Arbeitszeit bildet, also Arbeitszeit
ist, die vom vernutzten Produktionsmittel auf das neue Produkt
übertragen wird. Der Arbeiter erhält also die Werte der vernutz-
ten Produktionsmittel oder überträgt sie als Wertbestandtelle auf
dar, Produkt, nicht durch sein Zusetzen von Arbeit überhaupt,
sondern durch den besondren nützlichen Charakter, durch die spe-
zifisch produktive Form dieser zusätzlichen Arbeit. Als solche
zweckgemäße produktive Tätigkeit, Spinnen, Weben, Schmieden, er-
weckt die Arbeit durch ihren bloßen Kontakt die Produktionsmittel
von den Toten, begeistet sie zu Faktoren des Arbeitsprozesses und
verbindet sich mit ihnen zu Produkten.
Wäre die spezifische produktive Arbeit des Arbeiters nicht Spin-
nen, so würde er die Baumwolle nicht in Garn verwandeln, also
auch die Werte von Baumwolle und Spindel nicht auf das Garn über-
tragen. Wechselt dagegen derselbe Arbeiter das Metier und wird
Tischler, so wird er nach wie vor durch einen Arbeitstag seinem
Material Wert zusetzen. Er setzt ihn also zu durch seine Arbeit,
nicht soweit sie Spinnarbeit oder Tischlerarbeit, sondern soweit
sie abstrakte, gesellschaftliche Arbeit überhaupt, und er setzt
eine bestimmte Wertgröße zu, nicht weil seine Arbeit einen beson-
dren nützlichen Inhalt hat, sondern weil sie eine bestimmte Zeit
dauert. In ihrer abstrakten, allgemeixien Eigenschaft also, als
Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, setzt die Arbeit des
Spinners den Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu, und in
ihrer konkreten, besondren, nützlichen Eigenschaft als Spinnpro-
zeß, überträgt sie den Wert dieser Produktionsmittel auf das Pro-
dukt und erhält so ihren Wert im Produkt. Daher die Doppelseitig-
keit ihres Resultats in demselben Zeitpunkt.
Durch das bloß quantitative Zusetzen von Arbeit wird neuer Wert
zugesetzt, durch die Qualität der zugesetzten Arbeit werden die
alten Werte
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20) "Arbeit ergibt eine neue Schöpfung an Stelle einer vernichte-
ten." ("An Essay on the Polit. Econ. Of Nations", London 1821, p.
13.)
#216# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
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der Produktionsmittel im Produkt erhalten. Diese doppelseitige
Wirkung derselben Arbeit infolge ihres doppelseitigen Charakters
zeigt sich handgreiflich an verschiednen Erscheinungen.
Nimm an, irgendeine Erfindung befähige den Spinner, in 6 Stunden
so viel Baumwolle zu verspannen wie früher in 36 Stunden. Als
zweckmäßig nützliche, produktive Tätigkeit hat seine Arbeit ihre
Kraft versechsfacht. Ihr Produkt ist ein sechsfaches, 36 statt 6
Pfund Garn. Aber die 36 Pfund Baumwolle saugen jetzt nur so viel
Arbeitszeit ein als früher 6 Pfund. Sechsmal weniger neue Arbeit
wird ihnen zugesetzt als mit der alten Methode, daher nur noch
ein Sechstel des früheren Werts. Andrerseits existiert jetzt der
sechsfache Wert von Baumwolle im Produkt, den 36 Pfund Garn. In
den 6 Spinnstunden wird ein sechsmal größerer Wert von Rohmate-
rial erhalten und auf das Produkt übertragen, obgleich demselben
Rohmaterial ein sechsmal kleinerer Neuwert zugesetzt wird. Dies
zeigt, wie die Eigenschaft, worin die Arbeit während desselben
unteilbaren Prozesses Werte erhält, wesentlich unterschieden ist
von der Eigenschaft, worin sie Wert schafft. je mehr notwendige
Arbeitszeit während der Spinnoperation auf dasselbe Quantum Baum-
wolle geht, desto größer der Neuwert, der der Baumwolle zugesetzt
wird, aber je mehr Pfunde Baumwolle in derselben Arbeitszeit ver-
sponnen werden, desto größer der alte Wert, der im Produkt erhal-
ten wird.
Nimm umgekehrt an, die Produktivität der Spinnarbeit bleibe un-
verändert der Spinner brauche also nach wie vor gleich viel Zeit,
um ein Pfund Baumwolle in Garn zu verwandeln. Aber der Tauschwert
der Baumwolle selbst wechsle, ein Pfund Baumwolle steige oder
falle um das Sechsfache seines Preises. In beiden Fällen fährt
der Spinner fort, demselben Quantum Baumwolle dieselbe Arbeits-
zeit zuzusetzen, also denselben Wert, und in beiden Fällen produ-
ziert er in gleicher Zeit gleich viel Garn. Dennoch ist der Wert,
den er von der Baumwolle auf das Garn, das Produkt, überträgt,
das eine Mal sechsmal kleiner, das andre Mal sechsmal größer als
zuvor. Ebenso wenn die Arbeitsmittel sich verteuern oder verwohl-
feilern, aber stets denselben Dienst im Arbeitsprozeß leisten.
Bleiben die technischen Bedingungen des Spinnprozesses unverän-
dert und geht gleichfalls kein Wertwechsel mit seinen Produkti-
onsmitteln vor, so verbraucht der Spinner nach wie vor in glei-
chen Arbeitszeiten gleiche Quanta Rohmaterial und Maschinerie von
gleichbleibenden Werten. Der Wert, den er im Produkt erhält,
steht dann in direktem Verhältnis zu dem Neuwert, den er zusetzt.
In zwei Wochen setzt er zweimal mehr Arbeit zu als in einer Wo-
che, also zweimal mehr Wert, und zugleich vernutzt er
#217# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
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zweimal mehr Material von zweimal mehr Wert, und verschleißt
zweimal mehr Maschinerie von zweimal mehr Wert, erhält also im
Produkt von zwei Wochen zweimal mehr Wert als im Produkt einer
Woche. Unter gegebnen gleichbleibenden Produktionsbedingungen er-
hält der Arbeiter um so mehr Wert, je mehr Wert er zusetzt, aber
er erhält nicht mehr Wert, weil er mehr Wert zusetzt, sondern
weil er ihn unter gleichbleibenden und von seiner eignen Arbeit
unabhängigen Bedingungen zusetzt.
Allerdings kann in einem relativen Sinn gesagt werden, daß der
Arbeiter stets in derselben Proportion alte Werte erhält, worin
er Neuwert zusetzt. Ob die Baumwolle von 1 sh. auf 2 sh. steige
oder auf 6 d. falle, er erhält in dem Produkt einer Stunde stets
nur halb soviel Baumwollwert, wie der auch wechsle, als in dem
Produkt von zwei Stunden. Wechselt ferner die Produktivität sei-
ner eignen Arbeit, sie steige oder falle, so wird er z.B. in ei-
ner Arbeitsstunde mehr oder weniger Baumwolle verspannen als frü-
her, und dementsprechend mehr oder weniger Baumwollwert im Pro-
dukt einer Arbeitsstunde erhalten. Mit alledem wird er in zwei
Arbeitsstunden zwei, mal mehr Wert erhalten als in einer Arbeits-
stunde.
Wert, von seiner nur symbolischen Darstellung im Wertzeichen ab-
gesehn, existiert nur in einem Gebrauchswert, einem Ding. (Der
Mensch selbst, als bloßes Dasein von Arbeitskraft betrachtet, ist
ein Naturgegenstand, ein Ding, wenn auch lebendiges, selbstbewuß-
tes Ding, und die Arbeit selbst ist dinglicheäußerung jener
Kraft.) Geht daher der Gebrauchswert verloren, so geht auch der
Wert verloren. Die Produktionsmittel verlieren mit ihrem Ge-
brauchswert nicht zugleich ihren Wert, weil sie durch den Ar-
beitsprozeß die ursprüngliche Gestalt ihres Gebrauchswerts in der
Tat nur verlieren, um im Produkt die Gestalt eines andren Ge-
brauchswerts zu gewinnen. So wichtig es aber für den Wert ist, in
irgendeinem Gebrauchswert zu existieren, so gleichgültig ist es,
in welchem er existiert, wie die Metamorphose der Waren zeigt. Es
folgt hieraus, daß im Arbeitsprozeß Wert vom Produktionsmittel
auf das Produkt nur übergeht, soweit das Produktionsrnittel mit
seinem selbständigen Gebrauchswert auch seinen Tauschwert ver-
liert. Es gibt nur den Wert an das Produkt ab, den es als Produk-
tionsmittel verliert. Die gegenständlichen Faktoren des Arbeits-
prozesses verhalten sich aber in dieser Hinsicht verschieden.
Die Kohle, womit die Maschine geheizt wird, verschwindet spurlos,
ebenso das Öl, womit man die Achse des Rades schmiert usw. Farbe
und andre Hilfsstoffe verschwinden, zeigen sich aber in den Ei-
genschaften des Produkts. Das Rohmaterial bildet die Substanz des
Produkts, hat aber seine Form verändert. Rohmaterial und Hilfs-
stoffe verlieren also die selbständige
#218# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
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Gestalt, womit sie in den Arbeitsprozeß als Gebrauchswerte
eintraten. Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein In-
strument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefäß usw. dienen
im Arbeitsprozeß nur, solange sie ihre ursprüngliche Gestalt be-
wahren und morgen wieder in ebenderselben Form in den Arbeitspro-
zeß eingehn wie gestern. Wie sie während ihres Lebens, des Air-
beitsprozesses, ihre selbständige Gestalt dem Produkt gegenüber
bewahren, so auch nach ihrem Tode. Die Leichen von Maschinen,
Werkzeugen, Arbeitsgebäuden usw. existieren immer noch getrennt
von den Produkten, die sie bilden halfen. Betrachten wir nun die
ganze Periode, während deren ein solches Arbeitsmittel dient, von
dem Tag seines Eintritts in die Werkstätte bis zum Tage seiner
Verbannung in die Rumpelkammer, so ist während dieser Periode
sein Gebrauchswert von der Arbeit vollständig verzehrt worden und
sein Tauschwert daher vollständig auf das Produkt übergegangen.
Hat eine Spinnmaschine z.B. in 10 Jahren ausgelebt, so ist wäh-
rend des zehnjährigen Arbeitsprozesses ihr Gesamtwert auf das
zehnjährige Produkt übergegangen. Die Lebensperiode eines Ar-
beitsmittels umfängt also eine größere oder kleinere Anzahl stets
von neuem mit ihm wiederholter Arbeitsprozesse. Und es geht dem
Arbeitsmittel wie dem Menschen. Jeder Mensch stirbt täglich um 24
Stunden ab. Man sieht aber keinem Menschen genau an, wieviel Tage
er bereits verstorben ist. Dies verhindert Lebensversicherungsge-
sellschaften jedoch nicht, aus dem Durchschnittsleben der Men-
schen sehr sichre, und was noch viel mehr ist, sehr profitliche
Schlüsse zu ziehn. So mit dem Arbeitsmittel. Man weiß aus der Er-
fahrung, wie lang ein Arbeitsmittel, z.B. eine Maschine von ge-
wisser Art, durchschnittlich vorhält. Gesetzt, sein Gebrauchswert
im Arbeitsprozeß daure nur 6 Tage. So verliert es im Durchschnitt
jeden Arbeitstag 1/6 seines Gebrauchswerts und gibt daher 1/6
seines Werts an das tägliche Produkt ab. In dieser Art wird der
Verschleiß aller Arbeitsmittel berechnet, also z.B. ihr täglicher
Verlust an Gebrauchswert und ihre entsprechende tägliche Wertab-
gabe an das Produkt.
Es zeigt sich so schlagend, daß ein Produktionsmittel nie mehr
Wert an das Produkt awbt, als es im Arbeitsprozeß durch Vernich-
tung seines eignen Gebrauchswerts verliert. Hätte es keinen Wert
zu verlieren, d.h. wäre es nicht selbst Produkt menschlicher Ar-
beit, so würde es keinen Wert an das Produkt abgeben. Es diente
als Bildner von Gebrauchswert, ohne als Bildner von Tauschwert zu
dienen. Dies ist daher der Fall mit allen Produktionsmitteln, die
von Natur, ohne menschliches Zutun, vorhanden sind, mit Erde,
Wind, Wasser, dem Eisen in der Erzader, dem Holze des
Urwaldes usw.
#219# 6. Kapitel - Konstantes KaPital und variables Kapital
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Ein andres interessantes Phänomen tritt uns hier entgegen. Eine
Maschine sei z. B. 1000 Pfd. St. wert und schleiße sich in 1000
Tagen ab. In diesem Fall geht täglch 1/1000 des Werts der Ma-
schine von ihr selbst auf ihr tägliches Produkt über. Zugleich,
wenn auch mit abnehmender Lebenskraft, wirkt stets die Gesamtma-
schine im Arbeitsprozeß. Es zeigt sich also, daß ein Faktor des
Arbeitsprozesses, ein Produktionsmittel, ganz in den Arbeitspro-
zeß, aber nur zum Teil in den Verwertungsprozeß eingeht. Der Un-
terschied von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß reflektiert
sich hier an ihren gegenständlichen Faktoren, indem dasselbe Pro-
duktionsmittel als Element des Arbeitsprozesses ganz und als Ele-
ment der Wertbild nur stückweis in demselben Produktionsprozeß
zählt. 21)
Andrerseits kann umgekehrt ein Produktionsmittel ganz in den Ver-
wertungsprozeß eingehn, obgleich nur stückweis in den Arbeitspro-
zeß. Nimm an, beim Verspinnen der Baumwolle fielen täglich auf
115 Pfund 15 Pfund ab, die kein Garn, sondern nur devil's dust
2*) bilden. Dennoch,
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21) Es handelt sich hier nicht um Reparaturen der Arbeitsmittel,
Maschinen, Baulichkeiten usw. Eine Maschine, die repariert wird,
funktioniert nicht als Arbeitsmittel, sondern als Arbeitsmate-
rial. Es wird nicht mit ihr gearbeitet, sondern sie selbst wird
bearbeitet, um ihren Gebrauchswert zu flicken. Solche Reparatur-
arbeiten kann man für unsren Zweck immer eingeschlossen denken in
die zur Produktion des Arbeitsmittels erheischte Arbeit. Im Text
handelt es sich um den Verschleiß, den kein Doktor kurieren kann
und der allmählich den Tod herbeiführt, um "jene Art der Abnut-
zung, die nicht von Zeit zu Zeit ersetzt werden kann und die bei-
spielsweise ein Messer schließlich in einen solchen Zustand ver-
setzt, daß der Messerschmied sagt, es sei keine neue Klinge mehr
wert". Man hat im Text gesehn, daß eine Maschine z.B. ganz in je-
den einzelnen Arbeitsprozeß, aber nur stückweis in den gleichzei-
tigen Verwertungsprozeß eingeht. Danach zu beurteilen die fol-
gende Begriffsverwechslung: "Ricardo spricht von der beim Bau ei-
ner Strumpfwirkmaschine verausgabten Arbeitsmenge eines Maschi-
nenbauers", als z.B. enthalten in dem Wert von ein paar Strümp-
fen. "Jedoch die ganze Arbeit, die jedes einzelne Paar Strümpfe
hergestellt hat... schließt die ganze Arbeit des Maschinenbauers
ein und nicht nur einen Teil; denn eine Ma- schine macht zwar
viele Paare, aber keines dieser Paare hätte unter Verzicht auf
irgendeinen Teil der Maschine angefertigt werden können."
("Observations on certain verbal disputes in Pol. Econ., particu-
larly relating to Value, and to Demand and Supply", London 1821,
p. 54.) Der Verfasser, ein ungemein selbstgefälliger "wiseacre"
1*), hat mit seiner Konfusion und daher mit seiner Polemik nur so
weit recht, als weder Ricardo noch irgendein andrer Ökonom, vor
oder nach ihm, die beiden Seiten der Arbeit genau geschieden, da-
her noch weniger ihre verschiedne Rolle in der Wertbildung analy-
siert hat.
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1*) "Neunmalkluger" - 2*) Baumwollstaub
#220# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
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wenn dieser Abfall von 15 Pfund normal, von der Durchschnittsver-
arbeitung der Baumwolle unzertrennlich ist, geht der Wert der 15
Pfund Baumwolle, die kein Element des Garns, ganz ebensosehr in
den Garnwert ein, wie der Wert der 100 Pfund, die seine Substanz
bilden. Der Gebrauchswert von 15 Pfund Baumwolle muß verstauben,
um 100 Pfund Garn zu machen. Der Untergang dieser Baumwolle ist
also eine Produktionsbedingung des Garns. Ebendeswegen gibt sie
ihren Wert an das Garn ab. Dies gilt von allen Exkrementen des
Arbeitsprozesses, in dem Grad wenigstens, worin diese Exkremente
nicht wieder neue Produktionsmittel und daher neue selbständige
Gebrauchswerte bilden. So sieht man in den großen Maschinenfabri-
ken zu Manchester Berge von Eisenabfällen, durch zyklopische Ma-
schinen gleich Hobelspänen abgeschält, am Abend auf großen Wagen
aus der Fabrik in die Eisengießerei wandern, um den andren Tag
wieder als massives Eisen aus der Eisengießerei in die Fabrik zu-
rückzuwandern.
Nur soweit Produktionsmittel während des Arbeitsprozesses Wert in
der Gestalt ihrer alten Gebrauchswerte verlieren, übertragen sie
Wert auf die neue Gestalt des Produkts. Das Maximum des Wertver-
lustes, den sie im Arbeitsprozeß erleiden können, ist offenbar
beschränkt durch die ursprüngliche Wertgröße, womit sie in den
Arbeitsprozeß eintreten, oder durch die zu ihrer eignen Produk-
tion erheischte Arbeitszeit. Produktionsmittel können dem Produkt
daher nie mehr Wert zusetzen, als sie unabhängig vom Arbeitspro-
zeß, dem sie dienen, besitzen. Wie nützlich auch ein Arbeitsmate-
rial, eine Maschine, ein Produktionsmittel: wenn es 150 Pfd. St.,
sage 500 Arbeitstage, kostet, setzt es dem Gesamtprodukt, zu des-
sen Bildung es dient, nie mehr als 150 Pfd.St. zu. Sein Wert ist
bestimmt nicht durch den Arbeitsprozeß, worin es als Produktions-
mittel eingeht, sondern durch den Arbeitsprozeß, woraus es als
Produkt herauskommt. In dem Arbeitsprozeß dient es nur als Ge-
brauchswert, als Ding mit nützlichen Eigenschaften, und gäbe da-
her keinen Wert an das Produkt ab, hätte es nicht Wert besessen
vor seinem Eintritt in den Prozeß. 22)
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22) "Man begreift daher die Abgeschmacktheit des faden J.B. Say,
der den Mehrwert (Zins, Profit, Rente) aus den "services produc-
tifs" 1*) ableiten will, welche die Produktionsmittel, Erde, In-
strumente, Leder usw., durch ihre Gebrauchswerte im Arbeitspro-
zesse leisten. Herr Wilhelm Roscher, der es nicht leicht läßt,
artige apologetische Einfälle schwarz auf weiß zu registrieren,
ruft aus: Sehr richtig bemerkt J.B. Say, 'Traité', t.I,ch. 4: der
durch eine Ölmühle nach Abzug aller Kosten hervorgebrachte Wert
sei doch etwas Neues, von der Arbeit, wodurch die Ölmühle selbst
geschaffen
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1*) "produktiven Diensten"
#221# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
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Indem die produktive Arbeit Produktonsmittel in Bildungselemente
eines neuen Produkts verwandelt, geht mit deren Wert eine Seelen-
wandrung vor. Er geht aus dem verzehrten Leib in den neu gestal-
teten Leib über. Aber diese Seelenwandrung ereignet sich gleich-
sam hinter dem Rücken der wirklichen Arbeit. Der Arbeiter kann
neue Arbeit nicht zusetzen, also nicht neuen Wert schaffen, ohne
alte Werte zu erhalten, denn er muß die Arbeit immer in bestimm-
ter nützlicher Form zusetzen, und er kann sie nicht in nützlicher
Form zusetzen, ohne Produkte zu Produktionsmitteln eines neuen
Produkts zu machen und dadurch ihren Wert auf das neue Produkt zu
übertragen. Es ist also eine Naturgabe der sich betätigenden Ar-
beitskraft, der lebendigen Arbeit, Wert zu erhalten, indem sie
Wert zusetzt, eine Naturgabe, die dem Arbeiter nichts kostet,
aber dem Kapitalisten viel einbringt, die Erhaltung des vorhand-
nen Kapitalwerts. 22a) Solange das Geschäft flott geht, ist der
Kapitalist zu sehr in die Plusmacherei vertieft, um diese Gratis-
gabe der Arbeit zu sehn. Gewaltsame Unterbrechungen des Arbeits-
prozesses, Krisen, machen sie ihm empfindlich bemerksam. 23)
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worden, wesentlich Verschiednes." (l.c.p.82, Note.) Sehr richtig!
Das von der Ölmühle hervorgebrachte "Öl" ist etwas sehr Ver-
schiednes von der Arbeit, welche der Bau der Mühle kostet. Und
unter "Wert" versteht Herr Roscher solches Zeug wie "Öl", da
"Öl"' Wert hat, "in der Natur" aber sich Steinöl vorfindet, wenn
auch relativ nicht "sehr viel", worauf wohl seine andre Bemerkung
abzielt: "Tauschwerte bringt sie" (die (Natur!) "fast gar nicht
hervor." [l.c.p. 79.] Es geht der Roscherschen Natur mit dem
Tauschwert wie der törichten Jungfrau mit dem Kind, das nur "ganz
klein war". Derselbe "Gelehrte" ("savant sérieux") bemerkt noch
bei oben erwähnter Gelegenheit: "Die Schule Ricardos pflegt auch
das Kapital unter den Begriff Arbeit zu subsumieren als
'aufgesparte Arbeit'. Dies ist ungeschickt (!), weil (!) ja (!)
der Kapitalbesitzer (!) doch (!) mehr (!) getan hat als die bloße
(?!) Hervorbringung (?) und (??) Erhaltung desselben
(wesselbigen?): eben (?!?) die Enthaltung vom eignen Genusse, wo-
für er z.B. (!!!) Zinsen verlangt." (l.c.[p. 82.]) Wie
"geschickt"! diese anatomisch-physiologische Methode" der politi-
schen Ökonomie, die aus bloßem "Verlangen" ja doch eben "Wert"
entwickelt.
22a) "Von allen Hlfsmitteln in der Landwirtschaft ist die Arbeit
des Menschen... dasjenige, auf das der Farmer am meisten zum Er-
satz seines Kapitals angewiesen ist. Die beiden anderen - der Be-
stand an Arbeitsvieb und die... Karren, Pflüge, Spaten usw. -
sind gar nichts ohne eine gewisse Menge des ersten." (Edmund
Burke, Thoughts and Details on Scarcity, originally presented to
the Rt. Hon. W. Pitt in the Month of November 1795", edit. London
1800, p. 10.)
23) In der "Times" vom 26. Nov. 1862 jammert ein Fabrikant, des-
sen Spinnerei 800 Arbeiter beschäftigt und wöchentlich im Durch-
schnitt 150 Ballen ostindischer oder ungefähr 130 Ballen amerika-
nischer Baumwolle verzehrt, dem Publikum die
#222# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
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Was überhaupt an den Produktionsrnitteln verzehrt wird, ist ihr
Gebrauchswert, durch dessen Konsumtion die Arbeit Produkte bil-
det. Ihr Wert wird in der Tat nicht konsumiert 24), kann also
auch nicht reproduziert werden. Er wird erhalten, aber nicht weil
eine Operation mit ihm selbst im Arbeitsprozeß vorgeht, sondern
weil der Gebrauchswert, worin er ursprünglich existiert, zwar
verschwindet, aber nur in einem andren Gebrauchswert verschwin-
det. Der Wert der Produktionsmittel erscheint daher wieder im
Wert des Produkts, aber er wird, genau gesprochen, nicht reprodu-
ziert. Was produziert wird, ist der neue Gebrauchswert, worin der
alte Tauschwert wieder erscheint. 25)
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jährlichen Stillstandskosten seiner Fabrik vor. Er schlag sie auf
6000 Pfd. St. an. Unter diesen Unkosten befinden sich viele Po-
sten, die uns hier nichts angehn, wie Grundrente, Steuern, Ver-
sichrungsprämien, Salaire für jährlich engagierte Arbeiter, Mana-
ger, Buchhalter, Ingenieur usw. Dann aber berechnet er für 150
Pfd. St. Kohlen, um die Fabrik von Zeit zu Zeit zu wärmen und die
Dampfmaschine gelegentlich in Gang zu setzen, außerdem Löhne für
Arbeiter, die durch gelegentliche Arbeit die Maschinerie
"flüssig" erhalten. Endlich 1200 Pfd.St. für Verschlechterung der
Maschinerie, da das Wetter und die natürlichen Ursachen des Ver-
falls ihr Wirken nicht deshalb einstellen, weil die Dampfmaschine
aufhört, sich zu drehen". Er bemerkt ausdrücklich, diese Summe
von 1200 Pfd.St. sei so gering angeschlagen, weil sich die Ma-
schinerie bereits in sehr abgenutztem Zustande befinde.
24) "Produktive Konsumtion: wo die Konsumtion einer Ware Teil des
Produktionsprozesses ist... In diesen Fällen findet keine Konsum-
tion von Wert statt." (S.P. Newman, l.c.p. 296.)
25) In einem nordamerikanischen Kompendium, das vielleicht 20
Auflagen erlebt hat, liest man: "Es ist nicht von Bedeutung, in
welcher Form das Kapital wieder erscheint." Nach einer redseligen
Auung aller möglichen Produktionsingredienzien, deren Wert im
Produkt wiedererscheint, heißt's schließlich: Die verschiedenen
Arten von Nahrung, Kleidung und Obdach, die für die Existenz und
die Bequemlichkeit des Menschen erforderlich sind, werden eben-
falls verändert. Sie werden von Zeit zu Zeit aufgebraucht, und
ihr Wert erscheint wieder in der neuen Kraft, die sie seinem Kör-
per und Geist verleihen, und bildet so neues Kapital, das wieder
im Produktionsprozeß angewandt wird." (F. Wayland, l.c.p. 31,
32.) Von allen andren Wunderlichkeiten abgesehn, ist es z.B.
nicht der Preis des Brotes, der in der erneuten Kraft wiederer-
scheint, sondern seine blutbildenden Substanzen. Was dagegen als
Wert der Kraft wiedererscheint, sind nicht die Lebensmittel, son-
dern ihr Wert. Dieselben Lebensmittel, wenn sie nur die Hälfte
kosten, produzieren ganz ebensoviel Muskel, Knochen usw., kurz
dieselbe Kraft, aber nicht Kraft vom selben Wert. Dies Umsetzen
von Wert in Kraft und die ganze pharisäische Unbestimmtheit ver-
stecken den allerdings vergeblichen Versuch, aus bloßem Wiederer-
scheinen vorgeschoßner Werte einen Mehrwert herauszudrechseln.
#223# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
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Anders mit dem subjektiven Faktor des Arbeitsprozesses, der sich
betätigenden Arbeitskraft. Während die Arbeit durch ihre zweckmä-
ßige Form den Wert der Produktionsmittel auf das Produkt über-
trägt und erhält, bildet jedes Moment ihrer Bewegung zusätzlichen
Wert, Neuwert. Gesetzt, der Produktionsprozeß breche ab beim
Punkt, wo der Arbeiter ein Äquivalent für den Wert seiner eignen
Arbeitskraft produziert, durch sechsstündige Arbeit z.B. einen
Wert von 3 sh. zugesetzt hat. Dieser Wert bildet den Überschuß
des Produktenweirts über seine dem Wert der Produktionsmittel ge-
schuldeten Bestandteile. Er ist der einzige Originalwert, der in-
nerhalb dieses Prozesses entstand, der einzige Wertteil des Pro-
dukts, der durch den Prozeß selbst produziert ist. Allerdings er-
setzt er nur das vom Kapitalisten beim Kauf der Arbeitskraft vor-
geschoßne, vom Arbeiter selbst in Lebensmitteln verausgabte Geld.
Mit Bezug auf die verausgabten 3 sh. erscheint der Neuwert von 3
sh. nur als Reproduktion. Aber er ist wirklich reproduziert,
nicht nur scheinbar, wie der Wert der Produktionsmittel. Der Er-
satz eines Werts durch den andren ist hier vermittelt durch neue
Wertschöpfung.
Wir wissen jedoch bereits, daß der Arbeitsprozeß über den Punkt
hinaus fortdauert, wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Ar-
beitskraft reproduziert und dem Arbeitsgegenstand zugesetzt wäre.
Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen, währt der Prozeß z.B. 12
Stunden. Durch die Betätigung der Arbeitskraft wird also nicht
nur ihr eigner Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert
produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuß des Produkten-
werts über den Wert der verzehrten Produktbildner, d.h. der Pro-
duktionsmittel und der Arbeitskraft.
Indem wir die verschiednen Rollen dargestellt, welche die ver-
schiednen Faktoren des Arbeitsprozesses in der Bildung des Pro-
duktenwerts Spielen, haben wir in der Tat die Funktionen der ver-
schiednen Bestandteile des Kapitals in seinem eignen Verwertungs-
prozeß charakterisiert. Der Überschuß des Gesamtwerts des Pro-
dukts über die Wertsumme seiner Bildungselemente ist der Über-
schuß des verwerteten Kapitals über den ursprünglich vorgeschoß-
nen Kapitalwert. Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeits-
kraft auf der andren sind nur die verschiednen Existenzformen,
die der ursprüngliche Kapitalwert annahm bei Abstreifung seiner
Geldform und seiner Verwandlung in die Faktoren des Arbeitspro-
zesses.
Der Teil des Kapitals also, der sich in Produktionsmittel, d.h.
in Rohmaterial, Hilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt, verändert
seine Wertgröße nicht im Produktionsprozeß. Ich nenne ihn daher
konstanten Kapitalteil, oder kürzer: konstantes Kapital.
#224# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
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Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dage-
gen seinen Wert im Produktionsprozeß. Er reproduziert sein eignes
Äquivalent und einen Überschuß darüber, Mehrwert, der selbst
wechseln, größer oder kleiner sein kann. Aus einer konstanten
Größe verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in
eine variable. Ich nenne ihn daher variablen Kapitalteil, oder
kürzer: variables Kapital. Dieselben Kapitalbestandteile, die
sich vom Standpunkt des Arbeitsprozesses als objektive und sub-
jektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbeitskraft unter-
scheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwertungspro-
zesses als konstantes Kapital und variables Kapital.
Der Begriff des konstanten Kapitals schließt eine Wertrevolution
seiner Bestandteile in keiner Weise aus. Nimm an, das Pfund Baum-
wolle koste heute 6 d. und steige morgen, infolge eines Ausfalls
der Baumwollernte, auf 1 sh. Die alte Baumwolle, die fortfährt,
verarbeitet zu werden, ist zum Wert von 6 d. gekauft, fügt aber
jetzt dem Produkt einen Wertteil von 1 sh. zu. Und die bereits
versponnene, vielleicht schon als Garn auf dem Markt zirkulie-
rende Baumwolle fügt dem Produkt ebenfalls das Doppelte ihres ur-
sprünglichen Werts zu. Man sieht jedoch, daß diese Wertwechsel
unabhängig sind von der Verwertung der Baumwolle im Spinnprozeß
selbst. Wäre die alte Baumwolle noch gar nicht in den Arbeitspro-
zeß eingegangen, so könnte sie jetzt zu 1 sh. statt zu 6 d. wie-
der verkauft werden. Umgekehrt: je weniger Arbeitsprozesse sie
noch durchlaufen hat, desto sichrer ist dies Resultat. Es ist da-
her Gesetz der Spekulation, bei solchen Wertrevolutionen auf das
Rohmaterial in seiner mindest verarbeiteten Form zu spekulieren,
also eher auf Garn als auf Gewebe und eher auf die Baumwolle
selbst als auf das Garn. Die Wertänderung entspringt hier in dem
Prozeß, der Baumwolle produziert, nicht in dem Prozeß, worin sie
als Produktionsttel und daher als konstantes Kapital funktio-
niert. Der Wert einer Ware ist zwar bestimmt durch das Quantum
der in ihr enthaltnen Arbeit, aber dies Quantum selbst ist ge-
sellschaftlich bestimmt. Hat sich die gesellschaftlich zu ihrer
Produktion erheischte Arbeitszeit verändert - und dasselbe Quan-
tum Baumwolle z.B. stellt in ungünstigen Ernten größeres Quantum
Arbeit dar, als in günstigen -, so findet eine Rückwirkung auf
die alte Ware statt, die immer nur als einzelnes Exemplar ihrer
Gattung gilt 26), deren Wert stets durch gesellschaftlich notwen-
dige, also auch stets unter gegenwärtigen
---
26) "Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine
Masse, deren Preis allgemein und ohne Rücksicht auf die besonde-
ren Umstände bestimmt wird." (Le Trosne, l.c.p. 893.)
#225# 6. Kapitel - Konst-tes KaPital und variables Kapital
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gesellschaftlichen Bedingungen notwendige Arbeit gemessen wird.
Wie der Wert des Rohmaterials, mag der Wert bereits im Produkti-
onsprozeß dienender Arbeitsmittel, der Maschinerie usw., wech-
seln, also auch der Wertteil, den sie dem Produkt abgeben. Wird
z.B. infolge einer neuen Erfindung Maschinerie derselben Art mit
verminderter Ausgabe von Arbeit reproduziert, so entwertet die
alte Maschinerie mehr oder minder und überträgt daher auch ver-
hältnismäßig weniger Wert auf das Produkt. Aber auch hier ent-
springt der Wertwechsel außerhalb des Produktionsprozesses, worin
die Maschine als Produktionsmittel funktioniert. In diesem Prozeß
gibt sie nie mehr Wert ab, als sie unabhängig von diesem Prozeß
besitzt. Wie ein Wechsel im Wert der Produktionsmittel, ob auch
rückwirkend nach ihrem bereits erfolgten Eintritt in den Prozeß,
ihren Charakter als konstantes Kapital nicht verändert, ebensowe-
nig berührt ein Wechsel in der Proportion zwischen konstantem und
variablem Kapital ihren funktionellen Unterschied. Die techni-
schen Bedingungen des Arbeitsprozesses mögen z.B. so umgestaltet
werden, daß, wo früher 10 Arbeiter mit 10 Werkzeugen von geringem
Wert eine verhältnismäßig kleine Masse von Rohmaterial verarbei-
teten, jetzt 1 Arbeiter mit einer teuren Maschine das hundertfa-
che Rohmaterial verarbeitet. In diesem Fall wäre das konstante
Kapital, d.h. die Wertmasse der angewandten Produktionsmittel,
sehr gewachsen und der variable Teil des Kapitals, der in Ar-
beitskraft vorgeschoßne, sehr gefallen. Dieser Wechsel ändert je-
doch nur das Größenverhältnis zwischen konstantem und variablem
Kapital oder die Proportion, worin das Gesamtkapital in konstante
und variable Bestandteile zerfällt, berührt dagegen nicht den Un-
terschied von konstant und variabel.
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