Quelle: MEW 23 Das Kapital - Erster Band


       zurück

       #214#
       -----
       SECHSTES KAPITEL
       Konstantes Kapital und variables Kapital
       
       Die verschiednen  Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschied-
       nen Anteil an der Bildung des Produkten-Werts.
       Der Arbeiter  setzt dem  Arbeitsgegenstand neuenwert zu durch Zu-
       satz eines  bestimmten Quantums von Arbeit, abgesehn vom bestimm-
       ten  Inhalt,  Zweck  und  technischen  Charakter  seiner  Arbeit.
       Andrerseits finden wir die Werte der verzehrten Produktionsmittel
       wieder als  Bestandteile des  Produkten-Werts, z.B. die Werte von
       Baumwolle und Spindel im Garnwert. Der Wert der Produktionsmittel
       wird also  erhalten durch seine Übertragung auf das Produkt. Dies
       Übertragen geschieht  während der Verwandlung der Produktionsmit-
       tel in Produkt, im Arbeitsprozeß. Es ist vermittelt durch die Ar-
       beit. Aber wie?
       Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein-
       mal, um  der Baumwolle  durch seine Arbeit einen Wert zuzusetzen,
       und das andremal, um ihren alten Wert zu erhalten, oder, was das-
       selbe, um  den Wert  der Baumwolle,  die er  verarbeitet, und der
       Spindel, womit  er arbeitet,  auf das Produkt, das Garn, zu über-
       tragen. Sondern  durch bloßes  Zusetzen von  neuem Wert erhält er
       den alten  Wert. Da aber der Zusatz von neuem Wert zum Arbeitsge-
       genstand und  die Erhaltung  der alten Werte im Produkt zwei ganz
       verschiedne Resultate  sind, die  der Arbeiter  in derselben Zeit
       hervor bringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet,
       kann diese  Doppelseitigkeit des  Resultats offenbar  nur aus der
       Doppelseitigkeit seiner  Arbeit selbst erklärt werden. In demsel-
       ben Zeitpunkt  muß sie  in einer Eigenschaft Wert schaffen und in
       einer axidren Eigenschaft Wert erhalten oder übertragen.
       Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Wert zu? Immer nur
       in der  Form seiner  eigentümlich produktiven  Arbeitsweise.  Der
       Spinner setzt nur Arbeitszeit zu, indem er spinnt, der Weber, in-
       dem er  webt, der Schmied, indem er schmiedet. Durch die zweckbe-
       stimmte Form aber,
       
       #215# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
       -----
       worin sie  Arbeit überhaupt zusetzen und daher Neuwert, durch das
       Spinnen, Weben, Schmieden werden die Produktionsmittel, Baumwolle
       und Spindel,  Garn und Webstuhl, Eisen und Amboß, zu Bildungsele-
       menten eines  Produkts, eines  neuen Gebrauchswerts. 20) Die alte
       Form ihres  Gebrauchswerts vergeht,  aber nur  um in  einer neuen
       Form von  Gebrauchswert aufzugehn.  Bei Betrachtung  des Wertbil-
       dungspirozesses ergab  sich aber,  daß, soweit  ein Gebrauchswert
       zweckgemäß vernutzt  wird zur  Produktion eines  neuen Gebrauchs-
       werts, die  zur Herstellung des vernutzten Gebrauchswerts notwen-
       dige Arbeitszeit  einen Teil  der zur  Herstellung des  neuen Ge-
       brauchswerts notwendigen  Arbeitszeit  bildet,  also  Arbeitszeit
       ist, die  vom vernutzten  Produktionsmittel auf  das neue Produkt
       übertragen wird.  Der Arbeiter erhält also die Werte der vernutz-
       ten Produktionsmittel oder überträgt sie als Wertbestandtelle auf
       dar, Produkt,  nicht durch  sein Zusetzen  von Arbeit  überhaupt,
       sondern durch  den besondren nützlichen Charakter, durch die spe-
       zifisch produktive  Form dieser  zusätzlichen Arbeit.  Als solche
       zweckgemäße produktive  Tätigkeit, Spinnen, Weben, Schmieden, er-
       weckt die Arbeit durch ihren bloßen Kontakt die Produktionsmittel
       von den Toten, begeistet sie zu Faktoren des Arbeitsprozesses und
       verbindet sich mit ihnen zu Produkten.
       Wäre die  spezifische produktive Arbeit des Arbeiters nicht Spin-
       nen, so  würde er  die Baumwolle  nicht in  Garn verwandeln, also
       auch die Werte von Baumwolle und Spindel nicht auf das Garn über-
       tragen. Wechselt  dagegen derselbe  Arbeiter das  Metier und wird
       Tischler, so  wird er  nach wie vor durch einen Arbeitstag seinem
       Material Wert  zusetzen. Er setzt ihn also zu durch seine Arbeit,
       nicht soweit  sie Spinnarbeit oder Tischlerarbeit, sondern soweit
       sie abstrakte,  gesellschaftliche Arbeit  überhaupt, und er setzt
       eine bestimmte Wertgröße zu, nicht weil seine Arbeit einen beson-
       dren nützlichen  Inhalt hat, sondern weil sie eine bestimmte Zeit
       dauert. In  ihrer abstrakten,  allgemeixien Eigenschaft also, als
       Verausgabung menschlicher  Arbeitskraft,  setzt  die  Arbeit  des
       Spinners den  Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu, und in
       ihrer konkreten,  besondren, nützlichen Eigenschaft als Spinnpro-
       zeß, überträgt sie den Wert dieser Produktionsmittel auf das Pro-
       dukt und erhält so ihren Wert im Produkt. Daher die Doppelseitig-
       keit ihres Resultats in demselben Zeitpunkt.
       Durch das  bloß quantitative  Zusetzen von Arbeit wird neuer Wert
       zugesetzt, durch  die Qualität  der zugesetzten Arbeit werden die
       alten Werte
       ---
       20) "Arbeit ergibt eine neue Schöpfung an Stelle einer vernichte-
       ten." ("An Essay on the Polit. Econ. Of Nations", London 1821, p.
       13.)
       
       #216# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
       -----
       der Produktionsmittel  im Produkt  erhalten. Diese  doppelseitige
       Wirkung derselben  Arbeit infolge ihres doppelseitigen Charakters
       zeigt sich handgreiflich an verschiednen Erscheinungen.
       Nimm an,  irgendeine Erfindung befähige den Spinner, in 6 Stunden
       so viel  Baumwolle zu  verspannen wie  früher in  36 Stunden. Als
       zweckmäßig nützliche,  produktive Tätigkeit hat seine Arbeit ihre
       Kraft versechsfacht.  Ihr Produkt ist ein sechsfaches, 36 statt 6
       Pfund Garn.  Aber die 36 Pfund Baumwolle saugen jetzt nur so viel
       Arbeitszeit ein  als früher 6 Pfund. Sechsmal weniger neue Arbeit
       wird ihnen  zugesetzt als  mit der  alten Methode, daher nur noch
       ein Sechstel  des früheren Werts. Andrerseits existiert jetzt der
       sechsfache Wert  von Baumwolle  im Produkt, den 36 Pfund Garn. In
       den 6  Spinnstunden wird  ein sechsmal größerer Wert von Rohmate-
       rial erhalten  und auf das Produkt übertragen, obgleich demselben
       Rohmaterial ein  sechsmal kleinerer  Neuwert zugesetzt wird. Dies
       zeigt, wie  die Eigenschaft,  worin die  Arbeit während desselben
       unteilbaren Prozesses  Werte erhält, wesentlich unterschieden ist
       von der  Eigenschaft, worin  sie Wert schafft. je mehr notwendige
       Arbeitszeit während der Spinnoperation auf dasselbe Quantum Baum-
       wolle geht, desto größer der Neuwert, der der Baumwolle zugesetzt
       wird, aber je mehr Pfunde Baumwolle in derselben Arbeitszeit ver-
       sponnen werden, desto größer der alte Wert, der im Produkt erhal-
       ten wird.
       Nimm umgekehrt  an, die  Produktivität der Spinnarbeit bleibe un-
       verändert der Spinner brauche also nach wie vor gleich viel Zeit,
       um ein Pfund Baumwolle in Garn zu verwandeln. Aber der Tauschwert
       der Baumwolle  selbst wechsle,  ein Pfund  Baumwolle steige  oder
       falle um  das Sechsfache  seines Preises.  In beiden Fällen fährt
       der Spinner  fort, demselben  Quantum Baumwolle dieselbe Arbeits-
       zeit zuzusetzen, also denselben Wert, und in beiden Fällen produ-
       ziert er in gleicher Zeit gleich viel Garn. Dennoch ist der Wert,
       den er  von der  Baumwolle auf  das Garn, das Produkt, überträgt,
       das eine  Mal sechsmal kleiner, das andre Mal sechsmal größer als
       zuvor. Ebenso wenn die Arbeitsmittel sich verteuern oder verwohl-
       feilern, aber  stets denselben  Dienst im  Arbeitsprozeß leisten.
       Bleiben die  technischen Bedingungen  des Spinnprozesses unverän-
       dert und  geht gleichfalls  kein Wertwechsel mit seinen Produkti-
       onsmitteln vor,  so verbraucht  der Spinner nach wie vor in glei-
       chen Arbeitszeiten gleiche Quanta Rohmaterial und Maschinerie von
       gleichbleibenden Werten.  Der Wert,  den er  im  Produkt  erhält,
       steht dann in direktem Verhältnis zu dem Neuwert, den er zusetzt.
       In zwei  Wochen setzt  er zweimal mehr Arbeit zu als in einer Wo-
       che, also zweimal mehr Wert, und zugleich vernutzt er
       
       #217# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
       -----
       zweimal mehr  Material von  zweimal mehr  Wert,  und  verschleißt
       zweimal mehr  Maschinerie von  zweimal mehr  Wert, erhält also im
       Produkt von  zwei Wochen  zweimal mehr  Wert als im Produkt einer
       Woche. Unter gegebnen gleichbleibenden Produktionsbedingungen er-
       hält der  Arbeiter um so mehr Wert, je mehr Wert er zusetzt, aber
       er erhält  nicht mehr  Wert, weil  er mehr  Wert zusetzt, sondern
       weil er  ihn unter  gleichbleibenden und von seiner eignen Arbeit
       unabhängigen Bedingungen zusetzt.
       Allerdings kann  in einem  relativen Sinn  gesagt werden, daß der
       Arbeiter stets  in derselben  Proportion alte Werte erhält, worin
       er Neuwert  zusetzt. Ob  die Baumwolle von 1 sh. auf 2 sh. steige
       oder auf  6 d. falle, er erhält in dem Produkt einer Stunde stets
       nur halb  soviel Baumwollwert,  wie der  auch wechsle, als in dem
       Produkt von  zwei Stunden. Wechselt ferner die Produktivität sei-
       ner eignen  Arbeit, sie steige oder falle, so wird er z.B. in ei-
       ner Arbeitsstunde mehr oder weniger Baumwolle verspannen als frü-
       her, und  dementsprechend mehr  oder weniger Baumwollwert im Pro-
       dukt einer  Arbeitsstunde erhalten.  Mit alledem  wird er in zwei
       Arbeitsstunden zwei, mal mehr Wert erhalten als in einer Arbeits-
       stunde.
       Wert, von  seiner nur symbolischen Darstellung im Wertzeichen ab-
       gesehn, existiert  nur in  einem Gebrauchswert,  einem Ding. (Der
       Mensch selbst, als bloßes Dasein von Arbeitskraft betrachtet, ist
       ein Naturgegenstand, ein Ding, wenn auch lebendiges, selbstbewuß-
       tes Ding,  und die  Arbeit  selbst  ist  dinglicheäußerung  jener
       Kraft.) Geht  daher der  Gebrauchswert verloren, so geht auch der
       Wert verloren.  Die Produktionsmittel  verlieren  mit  ihrem  Ge-
       brauchswert nicht  zugleich ihren  Wert, weil  sie durch  den Ar-
       beitsprozeß die ursprüngliche Gestalt ihres Gebrauchswerts in der
       Tat nur  verlieren, um  im Produkt  die Gestalt  eines andren Ge-
       brauchswerts zu gewinnen. So wichtig es aber für den Wert ist, in
       irgendeinem Gebrauchswert  zu existieren, so gleichgültig ist es,
       in welchem er existiert, wie die Metamorphose der Waren zeigt. Es
       folgt hieraus,  daß im  Arbeitsprozeß Wert  vom Produktionsmittel
       auf das  Produkt nur  übergeht, soweit das Produktionsrnittel mit
       seinem selbständigen  Gebrauchswert auch  seinen Tauschwert  ver-
       liert. Es gibt nur den Wert an das Produkt ab, den es als Produk-
       tionsmittel verliert.  Die gegenständlichen Faktoren des Arbeits-
       prozesses verhalten sich aber in dieser Hinsicht verschieden.
       Die Kohle, womit die Maschine geheizt wird, verschwindet spurlos,
       ebenso das  Öl, womit man die Achse des Rades schmiert usw. Farbe
       und andre  Hilfsstoffe verschwinden,  zeigen sich aber in den Ei-
       genschaften des Produkts. Das Rohmaterial bildet die Substanz des
       Produkts, hat  aber seine  Form verändert. Rohmaterial und Hilfs-
       stoffe verlieren also die selbständige
       
       #218# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
       -----
       Gestalt,  womit  sie  in  den  Arbeitsprozeß  als  Gebrauchswerte
       eintraten. Anders  mit den  eigentlichen Arbeitsmitteln.  Ein In-
       strument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefäß usw. dienen
       im Arbeitsprozeß  nur, solange sie ihre ursprüngliche Gestalt be-
       wahren und morgen wieder in ebenderselben Form in den Arbeitspro-
       zeß eingehn  wie gestern.  Wie sie während ihres Lebens, des Air-
       beitsprozesses, ihre  selbständige Gestalt  dem Produkt gegenüber
       bewahren, so  auch nach  ihrem Tode.  Die Leichen  von Maschinen,
       Werkzeugen, Arbeitsgebäuden  usw. existieren  immer noch getrennt
       von den  Produkten, die sie bilden halfen. Betrachten wir nun die
       ganze Periode, während deren ein solches Arbeitsmittel dient, von
       dem Tag  seines Eintritts  in die  Werkstätte bis zum Tage seiner
       Verbannung in  die Rumpelkammer,  so ist  während dieser  Periode
       sein Gebrauchswert von der Arbeit vollständig verzehrt worden und
       sein Tauschwert  daher vollständig  auf das Produkt übergegangen.
       Hat eine  Spinnmaschine z.B.  in 10 Jahren ausgelebt, so ist wäh-
       rend des  zehnjährigen Arbeitsprozesses  ihr Gesamtwert  auf  das
       zehnjährige Produkt  übergegangen. Die  Lebensperiode  eines  Ar-
       beitsmittels umfängt also eine größere oder kleinere Anzahl stets
       von neuem  mit ihm  wiederholter Arbeitsprozesse. Und es geht dem
       Arbeitsmittel wie dem Menschen. Jeder Mensch stirbt täglich um 24
       Stunden ab. Man sieht aber keinem Menschen genau an, wieviel Tage
       er bereits verstorben ist. Dies verhindert Lebensversicherungsge-
       sellschaften jedoch  nicht, aus  dem Durchschnittsleben  der Men-
       schen sehr  sichre, und  was noch viel mehr ist, sehr profitliche
       Schlüsse zu ziehn. So mit dem Arbeitsmittel. Man weiß aus der Er-
       fahrung, wie  lang ein  Arbeitsmittel, z.B. eine Maschine von ge-
       wisser Art, durchschnittlich vorhält. Gesetzt, sein Gebrauchswert
       im Arbeitsprozeß daure nur 6 Tage. So verliert es im Durchschnitt
       jeden Arbeitstag  1/6 seines  Gebrauchswerts und  gibt daher  1/6
       seines Werts  an das  tägliche Produkt ab. In dieser Art wird der
       Verschleiß aller Arbeitsmittel berechnet, also z.B. ihr täglicher
       Verlust an  Gebrauchswert und ihre entsprechende tägliche Wertab-
       gabe an das Produkt.
       Es zeigt  sich so  schlagend, daß  ein Produktionsmittel nie mehr
       Wert an  das Produkt awbt, als es im Arbeitsprozeß durch Vernich-
       tung seines  eignen Gebrauchswerts verliert. Hätte es keinen Wert
       zu verlieren,  d.h. wäre es nicht selbst Produkt menschlicher Ar-
       beit, so  würde es  keinen Wert an das Produkt abgeben. Es diente
       als Bildner von Gebrauchswert, ohne als Bildner von Tauschwert zu
       dienen. Dies ist daher der Fall mit allen Produktionsmitteln, die
       von Natur,  ohne menschliches  Zutun, vorhanden  sind, mit  Erde,
       Wind, Wasser, dem Eisen in der Erzader, dem Holze des
       Urwaldes usw.
       
       #219# 6. Kapitel - Konstantes KaPital und variables Kapital
       -----
       Ein andres  interessantes Phänomen  tritt uns hier entgegen. Eine
       Maschine sei  z. B.  1000 Pfd. St. wert und schleiße sich in 1000
       Tagen ab.  In diesem  Fall geht  täglch 1/1000  des Werts der Ma-
       schine von  ihr selbst  auf ihr tägliches Produkt über. Zugleich,
       wenn auch  mit abnehmender Lebenskraft, wirkt stets die Gesamtma-
       schine im  Arbeitsprozeß. Es  zeigt sich also, daß ein Faktor des
       Arbeitsprozesses, ein  Produktionsmittel, ganz in den Arbeitspro-
       zeß, aber  nur zum Teil in den Verwertungsprozeß eingeht. Der Un-
       terschied von  Arbeitsprozeß  und  Verwertungsprozeß  reflektiert
       sich hier an ihren gegenständlichen Faktoren, indem dasselbe Pro-
       duktionsmittel als Element des Arbeitsprozesses ganz und als Ele-
       ment der  Wertbild nur  stückweis in  demselben Produktionsprozeß
       zählt. 21)
       Andrerseits kann umgekehrt ein Produktionsmittel ganz in den Ver-
       wertungsprozeß eingehn, obgleich nur stückweis in den Arbeitspro-
       zeß. Nimm  an, beim  Verspinnen der  Baumwolle fielen täglich auf
       115 Pfund  15 Pfund  ab, die  kein Garn, sondern nur devil's dust
       2*) bilden. Dennoch,
       ---
       21) Es  handelt sich hier nicht um Reparaturen der Arbeitsmittel,
       Maschinen, Baulichkeiten  usw. Eine Maschine, die repariert wird,
       funktioniert nicht  als Arbeitsmittel,  sondern als  Arbeitsmate-
       rial. Es  wird nicht  mit ihr gearbeitet, sondern sie selbst wird
       bearbeitet, um  ihren Gebrauchswert zu flicken. Solche Reparatur-
       arbeiten kann man für unsren Zweck immer eingeschlossen denken in
       die zur  Produktion des Arbeitsmittels erheischte Arbeit. Im Text
       handelt es  sich um den Verschleiß, den kein Doktor kurieren kann
       und der  allmählich den  Tod herbeiführt, um "jene Art der Abnut-
       zung, die nicht von Zeit zu Zeit ersetzt werden kann und die bei-
       spielsweise ein  Messer schließlich in einen solchen Zustand ver-
       setzt, daß  der Messerschmied sagt, es sei keine neue Klinge mehr
       wert". Man hat im Text gesehn, daß eine Maschine z.B. ganz in je-
       den einzelnen Arbeitsprozeß, aber nur stückweis in den gleichzei-
       tigen Verwertungsprozeß  eingeht. Danach  zu beurteilen  die fol-
       gende Begriffsverwechslung: "Ricardo spricht von der beim Bau ei-
       ner Strumpfwirkmaschine  verausgabten Arbeitsmenge  eines Maschi-
       nenbauers", als  z.B. enthalten  in dem Wert von ein paar Strümp-
       fen. "Jedoch  die ganze  Arbeit, die jedes einzelne Paar Strümpfe
       hergestellt hat...  schließt die ganze Arbeit des Maschinenbauers
       ein und  nicht nur  einen Teil;  denn eine  Ma- schine macht zwar
       viele Paare,  aber keines  dieser Paare  hätte unter Verzicht auf
       irgendeinen  Teil   der  Maschine   angefertigt  werden  können."
       ("Observations on certain verbal disputes in Pol. Econ., particu-
       larly relating  to Value, and to Demand and Supply", London 1821,
       p. 54.)  Der Verfasser,  ein ungemein selbstgefälliger "wiseacre"
       1*), hat mit seiner Konfusion und daher mit seiner Polemik nur so
       weit recht,  als weder  Ricardo noch irgendein andrer Ökonom, vor
       oder nach ihm, die beiden Seiten der Arbeit genau geschieden, da-
       her noch weniger ihre verschiedne Rolle in der Wertbildung analy-
       siert hat.
       -----
       1*) "Neunmalkluger" - 2*) Baumwollstaub
       
       #220# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
       -----
       wenn dieser Abfall von 15 Pfund normal, von der Durchschnittsver-
       arbeitung der  Baumwolle unzertrennlich ist, geht der Wert der 15
       Pfund Baumwolle,  die kein  Element des Garns, ganz ebensosehr in
       den Garnwert  ein, wie der Wert der 100 Pfund, die seine Substanz
       bilden. Der  Gebrauchswert von 15 Pfund Baumwolle muß verstauben,
       um 100  Pfund Garn  zu machen. Der Untergang dieser Baumwolle ist
       also eine  Produktionsbedingung des  Garns. Ebendeswegen gibt sie
       ihren Wert  an das  Garn ab.  Dies gilt von allen Exkrementen des
       Arbeitsprozesses, in  dem Grad wenigstens, worin diese Exkremente
       nicht wieder  neue Produktionsmittel  und daher neue selbständige
       Gebrauchswerte bilden. So sieht man in den großen Maschinenfabri-
       ken zu  Manchester Berge von Eisenabfällen, durch zyklopische Ma-
       schinen gleich  Hobelspänen abgeschält, am Abend auf großen Wagen
       aus der  Fabrik in  die Eisengießerei  wandern, um den andren Tag
       wieder als massives Eisen aus der Eisengießerei in die Fabrik zu-
       rückzuwandern.
       Nur soweit Produktionsmittel während des Arbeitsprozesses Wert in
       der Gestalt  ihrer alten Gebrauchswerte verlieren, übertragen sie
       Wert auf  die neue Gestalt des Produkts. Das Maximum des Wertver-
       lustes, den  sie im  Arbeitsprozeß erleiden  können, ist offenbar
       beschränkt durch  die ursprüngliche  Wertgröße, womit  sie in den
       Arbeitsprozeß eintreten,  oder durch  die zu ihrer eignen Produk-
       tion erheischte Arbeitszeit. Produktionsmittel können dem Produkt
       daher nie  mehr Wert zusetzen, als sie unabhängig vom Arbeitspro-
       zeß, dem sie dienen, besitzen. Wie nützlich auch ein Arbeitsmate-
       rial, eine Maschine, ein Produktionsmittel: wenn es 150 Pfd. St.,
       sage 500 Arbeitstage, kostet, setzt es dem Gesamtprodukt, zu des-
       sen Bildung  es dient, nie mehr als 150 Pfd.St. zu. Sein Wert ist
       bestimmt nicht durch den Arbeitsprozeß, worin es als Produktions-
       mittel eingeht,  sondern durch  den Arbeitsprozeß,  woraus es als
       Produkt herauskommt.  In dem  Arbeitsprozeß dient  es nur als Ge-
       brauchswert, als  Ding mit nützlichen Eigenschaften, und gäbe da-
       her keinen  Wert an  das Produkt ab, hätte es nicht Wert besessen
       vor seinem Eintritt in den Prozeß. 22)
       ---
       22) "Man  begreift daher die Abgeschmacktheit des faden J.B. Say,
       der den  Mehrwert (Zins, Profit, Rente) aus den "services produc-
       tifs" 1*)  ableiten will, welche die Produktionsmittel, Erde, In-
       strumente, Leder  usw., durch  ihre Gebrauchswerte im Arbeitspro-
       zesse leisten.  Herr Wilhelm  Roscher, der  es nicht leicht läßt,
       artige apologetische  Einfälle schwarz  auf weiß zu registrieren,
       ruft aus: Sehr richtig bemerkt J.B. Say, 'Traité', t.I,ch. 4: der
       durch eine  Ölmühle nach  Abzug aller Kosten hervorgebrachte Wert
       sei doch  etwas Neues, von der Arbeit, wodurch die Ölmühle selbst
       geschaffen
       -----
       1*) "produktiven Diensten"
       
       #221# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
       -----
       Indem die  produktive Arbeit Produktonsmittel in Bildungselemente
       eines neuen Produkts verwandelt, geht mit deren Wert eine Seelen-
       wandrung vor.  Er geht aus dem verzehrten Leib in den neu gestal-
       teten Leib  über. Aber diese Seelenwandrung ereignet sich gleich-
       sam hinter  dem Rücken  der wirklichen  Arbeit. Der Arbeiter kann
       neue Arbeit  nicht zusetzen, also nicht neuen Wert schaffen, ohne
       alte Werte  zu erhalten, denn er muß die Arbeit immer in bestimm-
       ter nützlicher Form zusetzen, und er kann sie nicht in nützlicher
       Form zusetzen,  ohne Produkte  zu Produktionsmitteln  eines neuen
       Produkts zu machen und dadurch ihren Wert auf das neue Produkt zu
       übertragen. Es  ist also eine Naturgabe der sich betätigenden Ar-
       beitskraft, der  lebendigen Arbeit,  Wert zu  erhalten, indem sie
       Wert zusetzt,  eine Naturgabe,  die dem  Arbeiter nichts  kostet,
       aber dem  Kapitalisten viel einbringt, die Erhaltung des vorhand-
       nen Kapitalwerts.  22a) Solange  das Geschäft flott geht, ist der
       Kapitalist zu sehr in die Plusmacherei vertieft, um diese Gratis-
       gabe der  Arbeit zu sehn. Gewaltsame Unterbrechungen des Arbeits-
       prozesses, Krisen, machen sie ihm empfindlich bemerksam. 23)
       ---
       worden, wesentlich Verschiednes." (l.c.p.82, Note.) Sehr richtig!
       Das von  der Ölmühle  hervorgebrachte "Öl"  ist etwas  sehr  Ver-
       schiednes von  der Arbeit,  welche der  Bau der Mühle kostet. Und
       unter "Wert"  versteht Herr  Roscher solches  Zeug wie  "Öl",  da
       "Öl"' Wert  hat, "in der Natur" aber sich Steinöl vorfindet, wenn
       auch relativ nicht "sehr viel", worauf wohl seine andre Bemerkung
       abzielt: "Tauschwerte  bringt sie"  (die (Natur!) "fast gar nicht
       hervor." [l.c.p.  79.] Es  geht der  Roscherschen Natur  mit  dem
       Tauschwert wie der törichten Jungfrau mit dem Kind, das nur "ganz
       klein war".  Derselbe "Gelehrte"  ("savant sérieux") bemerkt noch
       bei oben  erwähnter Gelegenheit: "Die Schule Ricardos pflegt auch
       das  Kapital   unter  den   Begriff  Arbeit  zu  subsumieren  als
       'aufgesparte Arbeit'.  Dies ist  ungeschickt (!), weil (!) ja (!)
       der Kapitalbesitzer (!) doch (!) mehr (!) getan hat als die bloße
       (?!)   Hervorbringung    (?)   und   (??)   Erhaltung   desselben
       (wesselbigen?): eben (?!?) die Enthaltung vom eignen Genusse, wo-
       für  er   z.B.  (!!!)   Zinsen  verlangt."   (l.c.[p.  82.])  Wie
       "geschickt"! diese anatomisch-physiologische Methode" der politi-
       schen Ökonomie,  die aus  bloßem "Verlangen"  ja doch eben "Wert"
       entwickelt.
       22a) "Von  allen Hlfsmitteln in der Landwirtschaft ist die Arbeit
       des Menschen...  dasjenige, auf das der Farmer am meisten zum Er-
       satz seines Kapitals angewiesen ist. Die beiden anderen - der Be-
       stand an  Arbeitsvieb und  die... Karren,  Pflüge, Spaten  usw. -
       sind gar  nichts ohne  eine gewisse  Menge des  ersten."  (Edmund
       Burke, Thoughts  and Details on Scarcity, originally presented to
       the Rt. Hon. W. Pitt in the Month of November 1795", edit. London
       1800, p. 10.)
       23) In  der "Times" vom 26. Nov. 1862 jammert ein Fabrikant, des-
       sen Spinnerei  800 Arbeiter beschäftigt und wöchentlich im Durch-
       schnitt 150 Ballen ostindischer oder ungefähr 130 Ballen amerika-
       nischer Baumwolle verzehrt, dem Publikum die
       
       #222# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
       -----
       Was überhaupt  an den  Produktionsrnitteln verzehrt wird, ist ihr
       Gebrauchswert, durch  dessen Konsumtion  die Arbeit Produkte bil-
       det. Ihr  Wert wird  in der  Tat nicht  konsumiert 24), kann also
       auch nicht reproduziert werden. Er wird erhalten, aber nicht weil
       eine Operation  mit ihm  selbst im Arbeitsprozeß vorgeht, sondern
       weil der  Gebrauchswert, worin  er ursprünglich  existiert,  zwar
       verschwindet, aber  nur in  einem andren Gebrauchswert verschwin-
       det. Der  Wert der  Produktionsmittel erscheint  daher wieder  im
       Wert des Produkts, aber er wird, genau gesprochen, nicht reprodu-
       ziert. Was produziert wird, ist der neue Gebrauchswert, worin der
       alte Tauschwert wieder erscheint. 25)
       ---
       jährlichen Stillstandskosten seiner Fabrik vor. Er schlag sie auf
       6000 Pfd.  St. an.  Unter diesen Unkosten befinden sich viele Po-
       sten, die  uns hier  nichts angehn, wie Grundrente, Steuern, Ver-
       sichrungsprämien, Salaire für jährlich engagierte Arbeiter, Mana-
       ger, Buchhalter,  Ingenieur usw.  Dann aber  berechnet er für 150
       Pfd. St. Kohlen, um die Fabrik von Zeit zu Zeit zu wärmen und die
       Dampfmaschine gelegentlich  in Gang zu setzen, außerdem Löhne für
       Arbeiter,  die   durch  gelegentliche   Arbeit  die   Maschinerie
       "flüssig" erhalten. Endlich 1200 Pfd.St. für Verschlechterung der
       Maschinerie, da  das Wetter und die natürlichen Ursachen des Ver-
       falls ihr Wirken nicht deshalb einstellen, weil die Dampfmaschine
       aufhört, sich  zu drehen".  Er bemerkt  ausdrücklich, diese Summe
       von 1200  Pfd.St. sei  so gering  angeschlagen, weil sich die Ma-
       schinerie bereits in sehr abgenutztem Zustande befinde.
       24) "Produktive Konsumtion: wo die Konsumtion einer Ware Teil des
       Produktionsprozesses ist... In diesen Fällen findet keine Konsum-
       tion von Wert statt." (S.P. Newman, l.c.p. 296.)
       25) In  einem nordamerikanischen  Kompendium, das  vielleicht  20
       Auflagen erlebt  hat, liest  man: "Es ist nicht von Bedeutung, in
       welcher Form das Kapital wieder erscheint." Nach einer redseligen
       Auung aller  möglichen Produktionsingredienzien,  deren  Wert  im
       Produkt wiedererscheint,  heißt's schließlich:  Die verschiedenen
       Arten von  Nahrung, Kleidung und Obdach, die für die Existenz und
       die Bequemlichkeit  des Menschen  erforderlich sind, werden eben-
       falls verändert.  Sie werden  von Zeit  zu Zeit aufgebraucht, und
       ihr Wert erscheint wieder in der neuen Kraft, die sie seinem Kör-
       per und  Geist verleihen, und bildet so neues Kapital, das wieder
       im Produktionsprozeß  angewandt wird."  (F. Wayland,  l.c.p.  31,
       32.) Von  allen andren  Wunderlichkeiten abgesehn,  ist  es  z.B.
       nicht der  Preis des  Brotes, der in der erneuten Kraft wiederer-
       scheint, sondern  seine blutbildenden Substanzen. Was dagegen als
       Wert der Kraft wiedererscheint, sind nicht die Lebensmittel, son-
       dern ihr  Wert. Dieselben  Lebensmittel, wenn  sie nur die Hälfte
       kosten, produzieren  ganz ebensoviel  Muskel, Knochen  usw., kurz
       dieselbe Kraft,  aber nicht  Kraft vom selben Wert. Dies Umsetzen
       von Wert  in Kraft und die ganze pharisäische Unbestimmtheit ver-
       stecken den allerdings vergeblichen Versuch, aus bloßem Wiederer-
       scheinen vorgeschoßner Werte einen Mehrwert herauszudrechseln.
       
       #223# 6. Kapitel - Konstantes Kapital und variables Kapital
       -----
       Anders mit  dem subjektiven Faktor des Arbeitsprozesses, der sich
       betätigenden Arbeitskraft. Während die Arbeit durch ihre zweckmä-
       ßige Form  den Wert  der Produktionsmittel  auf das Produkt über-
       trägt und erhält, bildet jedes Moment ihrer Bewegung zusätzlichen
       Wert, Neuwert.  Gesetzt, der  Produktionsprozeß  breche  ab  beim
       Punkt, wo  der Arbeiter ein Äquivalent für den Wert seiner eignen
       Arbeitskraft produziert,  durch sechsstündige  Arbeit z.B.  einen
       Wert von  3 sh.  zugesetzt hat.  Dieser Wert bildet den Überschuß
       des Produktenweirts über seine dem Wert der Produktionsmittel ge-
       schuldeten Bestandteile. Er ist der einzige Originalwert, der in-
       nerhalb dieses  Prozesses entstand, der einzige Wertteil des Pro-
       dukts, der durch den Prozeß selbst produziert ist. Allerdings er-
       setzt er nur das vom Kapitalisten beim Kauf der Arbeitskraft vor-
       geschoßne, vom Arbeiter selbst in Lebensmitteln verausgabte Geld.
       Mit Bezug  auf die verausgabten 3 sh. erscheint der Neuwert von 3
       sh. nur  als Reproduktion.  Aber er  ist  wirklich  reproduziert,
       nicht nur  scheinbar, wie der Wert der Produktionsmittel. Der Er-
       satz eines  Werts durch den andren ist hier vermittelt durch neue
       Wertschöpfung.
       Wir wissen  jedoch bereits,  daß der Arbeitsprozeß über den Punkt
       hinaus fortdauert,  wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Ar-
       beitskraft reproduziert und dem Arbeitsgegenstand zugesetzt wäre.
       Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen, währt der Prozeß z.B. 12
       Stunden. Durch  die Betätigung  der Arbeitskraft  wird also nicht
       nur ihr eigner Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert
       produziert. Dieser  Mehrwert bildet  den Überschuß des Produkten-
       werts über  den Wert der verzehrten Produktbildner, d.h. der Pro-
       duktionsmittel und der Arbeitskraft.
       Indem wir  die verschiednen  Rollen dargestellt,  welche die ver-
       schiednen Faktoren  des Arbeitsprozesses  in der Bildung des Pro-
       duktenwerts Spielen, haben wir in der Tat die Funktionen der ver-
       schiednen Bestandteile des Kapitals in seinem eignen Verwertungs-
       prozeß charakterisiert.  Der Überschuß  des Gesamtwerts  des Pro-
       dukts über  die Wertsumme  seiner Bildungselemente  ist der Über-
       schuß des  verwerteten Kapitals über den ursprünglich vorgeschoß-
       nen Kapitalwert.  Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeits-
       kraft auf  der andren  sind nur  die verschiednen Existenzformen,
       die der  ursprüngliche Kapitalwert  annahm bei Abstreifung seiner
       Geldform und  seiner Verwandlung  in die Faktoren des Arbeitspro-
       zesses.
       Der Teil  des Kapitals  also, der sich in Produktionsmittel, d.h.
       in Rohmaterial,  Hilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt, verändert
       seine Wertgröße  nicht im  Produktionsprozeß. Ich nenne ihn daher
       konstanten Kapitalteil, oder kürzer: konstantes Kapital.
       
       #224# III. Abschnitt - Die Produktion des absoluten Mehrwerts
       -----
       Der in  Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dage-
       gen seinen Wert im Produktionsprozeß. Er reproduziert sein eignes
       Äquivalent und  einen Überschuß  darüber,  Mehrwert,  der  selbst
       wechseln, größer  oder kleiner  sein kann.  Aus einer  konstanten
       Größe verwandelt  sich dieser  Teil des  Kapitals fortwährend  in
       eine variable.  Ich nenne  ihn daher  variablen Kapitalteil, oder
       kürzer: variables  Kapital.  Dieselben  Kapitalbestandteile,  die
       sich vom  Standpunkt des  Arbeitsprozesses als objektive und sub-
       jektive Faktoren,  als Produktionsmittel  und Arbeitskraft unter-
       scheiden, unterscheiden  sich vom  Standpunkt des Verwertungspro-
       zesses als konstantes Kapital und variables Kapital.
       Der Begriff  des konstanten Kapitals schließt eine Wertrevolution
       seiner Bestandteile in keiner Weise aus. Nimm an, das Pfund Baum-
       wolle koste  heute 6 d. und steige morgen, infolge eines Ausfalls
       der Baumwollernte,  auf 1  sh. Die alte Baumwolle, die fortfährt,
       verarbeitet zu  werden, ist  zum Wert von 6 d. gekauft, fügt aber
       jetzt dem  Produkt einen  Wertteil von  1 sh. zu. Und die bereits
       versponnene, vielleicht  schon als  Garn auf  dem Markt zirkulie-
       rende Baumwolle fügt dem Produkt ebenfalls das Doppelte ihres ur-
       sprünglichen Werts  zu. Man  sieht jedoch,  daß diese Wertwechsel
       unabhängig sind  von der  Verwertung der Baumwolle im Spinnprozeß
       selbst. Wäre die alte Baumwolle noch gar nicht in den Arbeitspro-
       zeß eingegangen,  so könnte sie jetzt zu 1 sh. statt zu 6 d. wie-
       der verkauft  werden. Umgekehrt:  je weniger  Arbeitsprozesse sie
       noch durchlaufen hat, desto sichrer ist dies Resultat. Es ist da-
       her Gesetz  der Spekulation, bei solchen Wertrevolutionen auf das
       Rohmaterial in  seiner mindest verarbeiteten Form zu spekulieren,
       also eher  auf Garn  als auf  Gewebe und  eher auf  die Baumwolle
       selbst als  auf das Garn. Die Wertänderung entspringt hier in dem
       Prozeß, der  Baumwolle produziert, nicht in dem Prozeß, worin sie
       als Produktionsttel  und daher  als konstantes  Kapital  funktio-
       niert. Der  Wert einer  Ware ist  zwar bestimmt durch das Quantum
       der in  ihr enthaltnen  Arbeit, aber  dies Quantum selbst ist ge-
       sellschaftlich bestimmt.  Hat sich  die gesellschaftlich zu ihrer
       Produktion erheischte  Arbeitszeit verändert - und dasselbe Quan-
       tum Baumwolle  z.B. stellt in ungünstigen Ernten größeres Quantum
       Arbeit dar,  als in  günstigen -,  so findet eine Rückwirkung auf
       die alte  Ware statt,  die immer nur als einzelnes Exemplar ihrer
       Gattung gilt 26), deren Wert stets durch gesellschaftlich notwen-
       dige, also auch stets unter gegenwärtigen
       ---
       26) "Alle Erzeugnisse der gleichen Art bilden eigentlich nur eine
       Masse, deren  Preis allgemein und ohne Rücksicht auf die besonde-
       ren Umstände bestimmt wird." (Le Trosne, l.c.p. 893.)
       
       #225# 6. Kapitel - Konst-tes KaPital und variables Kapital
       -----
       gesellschaftlichen Bedingungen notwendige Arbeit gemessen wird.
       Wie der  Wert des Rohmaterials, mag der Wert bereits im Produkti-
       onsprozeß dienender  Arbeitsmittel, der  Maschinerie usw.,  wech-
       seln, also  auch der  Wertteil, den sie dem Produkt abgeben. Wird
       z.B. infolge  einer neuen Erfindung Maschinerie derselben Art mit
       verminderter Ausgabe  von Arbeit  reproduziert, so  entwertet die
       alte Maschinerie  mehr oder  minder und überträgt daher auch ver-
       hältnismäßig weniger  Wert auf  das Produkt.  Aber auch hier ent-
       springt der Wertwechsel außerhalb des Produktionsprozesses, worin
       die Maschine als Produktionsmittel funktioniert. In diesem Prozeß
       gibt sie  nie mehr  Wert ab, als sie unabhängig von diesem Prozeß
       besitzt. Wie  ein Wechsel  im Wert der Produktionsmittel, ob auch
       rückwirkend nach  ihrem bereits erfolgten Eintritt in den Prozeß,
       ihren Charakter als konstantes Kapital nicht verändert, ebensowe-
       nig berührt ein Wechsel in der Proportion zwischen konstantem und
       variablem Kapital  ihren funktionellen  Unterschied. Die  techni-
       schen Bedingungen  des Arbeitsprozesses mögen z.B. so umgestaltet
       werden, daß, wo früher 10 Arbeiter mit 10 Werkzeugen von geringem
       Wert eine  verhältnismäßig kleine Masse von Rohmaterial verarbei-
       teten, jetzt  1 Arbeiter mit einer teuren Maschine das hundertfa-
       che Rohmaterial  verarbeitet. In  diesem Fall  wäre das konstante
       Kapital, d.h.  die Wertmasse  der angewandten  Produktionsmittel,
       sehr gewachsen  und der  variable Teil  des Kapitals,  der in Ar-
       beitskraft vorgeschoßne, sehr gefallen. Dieser Wechsel ändert je-
       doch nur  das Größenverhältnis  zwischen konstantem und variablem
       Kapital oder die Proportion, worin das Gesamtkapital in konstante
       und variable Bestandteile zerfällt, berührt dagegen nicht den Un-
       terschied von konstant und variabel.

       zurück