Quelle: MEW 25 Das Kapital - Dritter Band


       zurück

       #314#
       -----
       ACHTZEHNTES KAPITEL
       Der Umschlag des Kaufmannskapitals
       Die Preise
       
       Der Umschlag  des industriellen  Kapitals ist  die Einheit seiner
       Produktions- und  Zirkulationszeit und  umfaßt daher  den  ganzen
       Produktionsprozeß. Der Umschlag des Kaufmannskapitals dagegen, da
       er in der Tat nur die verselbständigte Bewegung des Warenkapitals
       ist, stellt  nur die  erste Phase der Metamorphose der Ware, W-G,
       als in  sich zurückfließende  Bewegung eines  besondren  Kapitals
       dar; G-W, W-G im kaufmännischen Sinn, als Umschlag des Kaufmanns-
       kapitals. Der  Kaufmann kauft, verwandelt sein Geld in Ware, ver-
       kauft dann,  verwandelt dieselbe  Ware wieder in Geld und so fort
       in beständiger  Wiederholung. Innerhalb  der  Zirkulation  stellt
       sich die  Metamorphose des  industriellen Kapitals  immer dar als
       W1-G-W2; das aus dem Verkauf von W1, der produzierten Ware, gelö-
       ste Geld  wird benutzt, um W2, neue Produktionsmittel, zu kaufen;
       es ist  dies der  wirkliche Austausch  von W, und W2 und dasselbe
       Geld wechselt so zweimal die Hände. Seine Bewegung vermittelt den
       Austausch zweier  verschiedenartigen Waren,  W, und W2. Aber beim
       Kaufmann, in  G-W-G' wechselt umgekehrt dieselbe Ware zweimal die
       Hände; sie vermittelt nur den Rückfluß des Geldes zu ihm.
       Wenn z.B.  das Kaufmannskapital  100 Pfd.St.,  und  der  Kaufmann
       kauft für diese 100 Pfd.St. Ware, verkauft dann diese Ware zu 110
       Pfd.St., so hat dies sein Kapital von 100 einen Umschlag gemacht,
       und die  Anzahl der  Umschläge im  Jahr hängt  davon ab,  wie oft
       diese Bewegung G-W-G' im Jahr wiederholt wird.
       Wir sehn  hier ganz  ab von den Kosten, die in der Differenz zwi-
       schen Einkaufspreis und Verkaufspreis stecken mögen, da diese Ko-
       sten an  der Form, die wir hier zunächst zu betrachten haben, gar
       nichts ändern. Die Anzahl der Umschläge eines gegebnen Kaufmanns-
       kapitals hat hier also durchaus Analogie mit der Wiederholung der
       Umläufe des  Geldes als  bioßes Zirkulationsmittel.  Wie derselbe
       Taler, der zehnmal umläuft, zehnmal
       
       #315# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals.
       -----
       seinen Wert  in Waren  kauft, so  kauft dasselbe  Geldkapital des
       Kaufmanns von 100 z.B., wenn es zehnmal umschlägt, zehnmal seinen
       Wert in Waren oder realisiert ein gesamtes Warenkapital von zehn-
       fachem Wert = 1000. Der Unterschied ist aber der: Beim Umlauf des
       Geldes als  Zirkulationsmittel ist  es  dasselbe  Geldstück,  das
       durch verschiedne  Hände läuft, also wiederholt dieselbe Funktion
       vollzieht und  daher durch  die Geschwindigkeit  des Umlaufs  die
       Masse der  umlaufenden Geldstücke  ersetzt. Aber bei dem Kaufmann
       ist es dasselbe Geldkapital, gleichgültig aus welchen Geldstücken
       zusammengesetzt, derselbe  Geldwert, der  wiederholt  zum  Betrag
       seines Werts  Warenkapital kauft  und verkauft  und daher in die-
       selbe Hand  wiederholt als  G +  delta G, zu seinem Ausgangspunkt
       als Wert  plus Mehrwert zurückfließt. Dies charakterisiert seinen
       Umschlag als Kapitalumschlag. Es entzieht der Zirkulation bestän-
       dig mehr  Geld, als es hineinwirft. Es versteht sich übrigens von
       selbst, daß  mit beschleunigtem Umschlag des kaufmännischen Kapi-
       tals (wo auch die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel bei ent-
       wickeltem Kreditwesen  überwiegt) auch dieselbe Geldmasse rascher
       umläuft.
       Der wiederholte  Umschlag des  Warenhandlungskapitals drückt aber
       nie etwas  andres aus  als Wiederholung von Kaufen und Verkaufen;
       während der  wiederholte Umschlag  des industriellen Kapitals die
       Periodizität und die Erneuerung des gesamten Reproduktionsprozes-
       ses (worin  der Konsumtionsprozeß eingeschlossen) ausdrückt. Dies
       erscheint dagegen  für das Kaufmannskapital nur als äußere Bedin-
       gung. Das  industrielle Kapital muß beständig Waren auf den Markt
       werfen und sie ihm wieder entzlehn, damit der rasche Umschlag des
       Kaufmannskapitals möglich  bleibe.  Ist  der  Reproduktionsprozeß
       überhaupt langsam,  so der  Umschlag des  Kaufmannskapitals.  Nun
       vermittelt zwar das Kaufmannskapital den Umschlag des produktiven
       Kapitals; aber  nur soweit  es dessen  Umlaufszeit  verkürzt.  Es
       wirkt nicht  direkt auf  die Produktionszeit,  die ebenfalls eine
       Schranke für die Umschlagszeit des industriellen Kapitals bildet.
       Dies ist die erste Grenze für den Umschlag des Kaufmannskapitals.
       Zweitens aber, abgesehn von der durch die reproduktive Konsumtion
       gebildeten Schranke,  ist dieser  Umschlag schließlich beschränkt
       durch die Geschwindigkeit und den Umfang der gesamten individuel-
       len Konsurntion,  da der ganze in den Konsumtionsfonds eingehende
       Teil des Warenkapitals davon abhängt.
       Nun aber  (ganz abgesehn  von den  Umschlägen innerhalb der Kauf-
       mannswelt, wo ein Kaufmann dieselbe Ware immer an den andern ver-
       kauft und  diese Art Zirkulation in spekulativen Zeiten sehr blü-
       hend aussehn mag) verkürzt das Kaufmannskapital erstens die Phase
       W-G für das
       
       #316# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       produktive Kapital. Zweitens, bei dem modernen Kreditsystem, ver-
       fügt es über einen großen Teil des Gesamtgeldkapitals der Gesell-
       schaft, so  daß es  seine Einkäufe wiederholen kann, bevor es das
       schon Gekaufte definitiv verkauft hat; wobei es gleichgültig ist,
       ob unser Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft oder
       zwischen diesen  beiden 12  andre Kaufleute liegen. Bei der unge-
       heuren Elastizität des Reproduktionsprozesses, der beständig über
       jede gegebne  Schranke hinausgetrieben  werden  kann,  findet  er
       keine Schranke  an der  Produktion selbst oder nur eine sehr ela-
       stische. Außer  der Trennung  von W-G  und G-W, die aus der Natur
       der Ware  folgt, wird hier also eine aktive Nachfrage geschaffen.
       Trotz ihrer Verselbständigung ist die Bewegung des Kaufmannskapi-
       tals nie etwas andres als die Bewegung des industriellen Kapitals
       innerhalb der  Zirkulationssphäre. Aber kraft seiner Verselbstän-
       digung bewegt  es sich  innerhalb gewisser Grenzen unabhängig von
       den Schranken  des Reproduktionsprozesses  und treibt  ihn  daher
       selbst über  seine Schranken hinaus. Die innere Abhängigkeit, die
       äußere Selbständigkeit  treiben es bis zu einem Punkt, wo der in-
       nere Zusammenhang  gewaltsam, durch eine Krise, wiederhergestellt
       wird.
       Daher das  Phänomen in den Krisen, daß sie nicht zuerst sich zei-
       gen und ausbrechen beim Detailverkauf, der es mit der unmittelba-
       ren Konsumtion zu tun hat, sondern in den Sphären des Großhandels
       und der  Banken, die  diesem das Geldkapital der Gesellschaft zur
       Verfügung stellen.
       Der Fabrikant mag wirklich verkaufen an den Exporteur, und dieser
       wieder an  seinen fremden  Kunden, der  Importeur mag  seine Roh-
       stoffe absetzen  an den Fabrikanten, dieser seine Produkte an den
       Großhändler usw. Aber an irgendeinem einzelnen unsichtbaren Punkt
       liegt die Ware unverkauft; oder ein andres Mal werden die Vorräte
       aller Produzenten  und Zwischenhändler  allmählich überfüllt. Die
       Konsumtion steht  gerade dann  gewöhnlich in  der höchsten Blüte,
       teils weil  ein industrieller  Kapitalist eine Reihenfolge andrer
       in Bewegung  setzt, teils weil die von ihnen beschäftigten Arbei-
       ter, vollauf  beschäftigt, mehr  als gewöhnlich auszugeben haben.
       Mit dem  Einkommen der  Kapitalisten nimmt ebenfalls ihre Ausgabe
       zu. Außerdem findet, wie wir gesehn haben (Buch II, Abschn. III),
       eine beständige Zirkulation statt zwischen konstantem Kapital und
       konstantem Kapital  (auch abgesehn von der beschleunigten Akkumu-
       lation), die insofern zunächst unabhängig ist von der individuel-
       len Konsumtion,  als sie  nie in  dieselbe eingeht, die aber doch
       durch sie definitiv begrenzt ist, indem die
       -----
       1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 420-423, 427-431
       
       #317# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals
       -----
       Produktion von  konstantem Kapital nie seiner selbst wegen statt-
       findet, sondern  nur, weil  mehr davon gebraucht wird in den Pro-
       duktionssphären, deren  Produkte in  die individuelle  Konsumtion
       eingehn. Dies  kann jedoch  eine Zeitlang  ruhig seinen Weg gehn,
       durch die  prospektive Nachfrage  gereizt, und  in diesen Zweigen
       geht das  Geschäft bei  Kaufleuten und  Industriellen daher  sehr
       flott voran. Die Krise tritt ein, sobald die Rückflüsse der Kauf-
       leute, die  fernab verkaufen  (oder deren Vorräte auch im Inlande
       sich gehäuft haben), so langsam und spärlich werden, daß die Ban-
       ken auf  Zahlung dringen oder die Wechsel gegen die gekauften Wa-
       ren verfallen,  ehe Wiederverkauf  stattgefunden.  Dann  beginnen
       Zwangsverkäufe, Verkäufe,  um zu  zahlen. Und damit ist der Krach
       da, der der scheinbaren Prosperität auf einmal ein Ende macht.
       Die Äußerlichkeit  und Begriffslosigkeit  des Umschlags des Kauf-
       mannskapitals ist  aber noch  größer, weil der Umschlag desselben
       Kaufmannskapitals die Umschläge sehr verschiedner produktiver Ka-
       pitale gleichzeitig oder der Reihe nach vermitteln kann.
       Der Umschlag  des Kaufmannskapitals kann aber nicht nur Umschläge
       verschiedner industriellen  Kapitale vermitteln, sondern auch die
       entgegengesetzte Phase  der Metamorphose  des Warenkapitals.  Der
       Kaufmann kauft z.B. die Leinwand vom Fabrikanten und verkauft sie
       an den Bleicher. Hier stellt also der Umschlag desselben Kauf in-
       annskapitals -  in der  Tat dasselbe  W-G, die  Realisierung  der
       Leinwand -  zwei entgegengesetzte Phasen für zwei verschiedne in-
       dustrielle Kapitale  vor. Soweit  der Kaufmann über haupt für die
       produktive Konsumtion verkauft, stellt sein W-G stets das G-W ei-
       nes industriellen  Kapitals und  sein G-W stets das W-G eines an-
       dern industriellen Kapitals vor.
       Wenn wir,  wie es  in diesem Kapitel geschieht, K, die Zirkulati-
       onskosten, weglassen, den Teil des Kapitals, den der Kaufmann au-
       ßer der  im Ankauf  der Waren  ausgelegten Summe  vorschießt,  so
       fällt natürlich auch delta K fort, der zusätzliche Profit, den er
       auf dies  zusätzliche Kapital  macht. Es ist dies also die strikt
       logische und  mathematisch richtige  Betrachtungsweise,  wenn  es
       gilt zu  sehen, wie Profit und Umschlag des Kaufmannskapitals auf
       die Preise wirken.
       Wenn der Produktionspreis von 1 Pfund Zucker 1 Pfd.St., so könnte
       der Kaufmann  mit 100 Pfd. St. 100 Pfund Zucker kaufen. Kauft und
       verkauft er im Lauf des Jahres dies Quantum und ist die jährliche
       Durchschnittsprofitrate 15%,  so  würde  er  zuschlagen  auf  100
       Pfd.St. 15 Pfd.St., und auf 1 Pfd.St., den Produktionspreis von 1
       Pfund, 3  sh. Er  würde also  das Pfund Zucker zu 1 Pfd.St. 3 sh.
       verkaufen. Fiele dagegen der Produktionspreis
       
       #318# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       von 1  Pfund Zucker  auf 1  sh., so  würde der  Kaufmann mit  100
       Pfd.St. 2000  Pfund einkaufen, und das Pfund verkaufen zu 1 sh. 1
       4/5 d.  Nach wie  vor wäre  der Jahresprofit auf das im Zuckerge-
       schäft ausgelegte Kapital von 100 Pfd.St. = 15 Pfd.St. Nur muß er
       in dem  einen Fall  100, im andern 2000 Pfund verkaufen. Die Höhe
       oder Niedrigkeit  des Produktionspreises  hätte nichts zu tun mit
       der Profitrate;  aber sie  hätte sehr viel, entscheidend damit zu
       tun, wie groß der aliquote Teil des Verkaufspreises jedes Pfundes
       Zucker ist,  der sich  in merkantilen  Profit auflöst;  d.h.  der
       Preiszuschlag, den  der Kaufmann  auf ein bestimmtes Quantum Ware
       (Produkt) macht.  Ist der  Produktionspreis einer Ware gering, so
       die Summe, die der Kaufmann in ihrem Kaufpreis, d.h. für eine be-
       stimmte Masse  derselben, vorschießt  und daher bei gegebner Pro-
       fitrate der Betrag des Profits, den er auf dieses gegebne Quantum
       wohlfeiler Ware  macht, oder,  was auf  dasselbe herauskommt,  er
       kann dann  mit einem  gegebnen Kapital,  z.B. von 100, eine große
       Masse dieser wohlfeilen Ware kaufen, und der Gesamtprofit von 15,
       den er  auf die  100 macht, verteilt sich in kleinen Brüchen über
       jedes einzelne Tellstück dieser Warenmasse. Wenn umgekehrt, umge-
       kehrt. Es  hängt dies  ganz und  gar ab  von der größren oder ge-
       ringren Produktivität  des industriellen Kapitals, mit dessen Wa-
       ren er Handel treibt. Nehmen wir Fälle aus, wo der Kaufmann Mono-
       polist ist  und zugleich  die Produktion  monopolisiert, wie etwa
       ihrer Zeit  die Holländisch-Ostindische  Kompanie [42],  so  kann
       nichts alberner  sein als  die gangbare  Vorstellung, daß  es vom
       Kaufmann abhängt, ob er viel Ware zu wenig Profit oder wenig Ware
       zu viel  Profit auf  die einzelne Ware verkaufen will. Die beiden
       Grenzen für  seinen Verkaufspreis  sind: einerseits der Produkti-
       onspreis der  Ware, über  den er  nicht verfügt;  andrerseits die
       Durchschnittsprofitrate, über  die er  ebensowenig  verfügt.  Das
       einzige, worüber er zu entscheiden hat, wobei aber die Größe sei-
       nes verfügbaren  Kapitals und andre Umstände mitsprechen, ist, ob
       er in  teuren oder  wohlfeilen Waren handeln will. Es hängt daher
       ganz und  gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produkti-
       onsweise ab und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie er es damit
       hält. Eine bloß kaufmännische Kompanie, wie die alte Holländisch-
       Ostindische, die  das Monopol  der Produktion  hatte, konnte sich
       einbilden, eine  höchstens den Anfängen der kapitalistischen Pro-
       duktion entsprechende  Methode unter ganz veränderten Verhältnis-
       sen fortzusetzen. 40)
       -----
       40) Der  Profit bleibt  prinzipiell stets derselbe, wie hoch auch
       immer der  Preis sei;  er hält  seinen Platz wie ein schwimmender
       Körper bei  Flut oder  Ebbe. Soweit daher die Preise steigen, er-
       höht ein  Geschäftsmann den  Preis; soweit  sie fallen, senkt ein
       Geschäftsmann
       
       #319# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals.
       -----
       Was jenes populäre Vorurteil, welches übrigens, wie alle falschen
       Vorstellungen über  Profit etc.,  aus der  Anschauung des  bloßen
       Handels und  aus dem  kaufmännischen Vorurteil  entspringt,  auf-
       rechthält, sind unter anderm folgende Umstände.
       Erstens: Erscheinungen  der Konkurrenz, die aber bloß die Vertei-
       lung des  merkantilen Profits  unter die einzelnen Kaufleute, die
       Anteilbesitzer am  Gesamtkaufmannskapital betreffen;  wenn  einer
       z.B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schla-
       gen.
       Zweitens: ein  Ökonom vom Kaliber des Professor Roscher kann sich
       in Leipzig  immer noch  einbilden, daß es "Klugheits- und Humani-
       täts"-Gründe waren, die den Wechsel in den Verkaufspreisen produ-
       ziert haben,  und daß  dieser nicht ein Resultat umgewälzter Pro-
       duktionsweise selbst war [43].
       Drittens: sinken  die Produktionspreise infolge gesteigerter Pro-
       duktivkraft der  Arbeit und sinken daher auch die Verkaufspreise,
       so steigt  oft die  Nachfrage noch  schneller als die Zufuhr, und
       mit ihr  die Marktpreise,  so daß die Verkaufspreise mehr als den
       Durchschnittsprofit abwerfen.
       Viertens: ein Kaufmann mag den Verkaufspreis herabsetzen (was im-
       mer nichts  ist als  Herabsetzen des üblichen Profits, den er auf
       den Preis schlägt), um größres Kapital rascher in seinem Geschäft
       umzuschlagen. Alles  das sind Dinge, die nur die Konkurrenz unter
       den Kaufleuten  selbst angehn.  Es ist  bereits in Buch I 1*) ge-
       zeigt worden, daß die Höhe oder Niedrigkeit der Warenpreise weder
       die Masse des Mehrwerts bestimmt, die ein gegebnes Kapital produ-
       ziert, noch  die Rate des Mehrwerts; obgleich je nach dem relati-
       ven Quantum Ware, das ein gegebnes Quantum Arbeit produziert, der
       Preis der  einzelnen Ware und damit auch der Mehrwertsteil dieses
       Preises größer  oder kleiner  ist. Die Preise jedes Warenquantums
       sind bestimmt,  soweit sie  den Werten entsprechen, durch das Ge-
       samtquantum der in diesen Waren vergegenständlichten Arbeit. Ver-
       gegenständlicht sich  wenig Arbeit in viel Ware, so ist der Preis
       der einzelnen Ware niedrig und
       -----
       den Preis.  (Corbet, "An  inquiry into  the Causes  etc.  of  the
       Wealth of  Individuals" London 1841, p. 20.) - Es ist hier wie im
       Text überhaupt  nur vom gewöhnlichen Handel, nicht von der Speku-
       lation die  Rede, deren Betrachtung, wie überhaupt alles auf Tei-
       lung des  merkantilen Kapitals  Bezügliche, außerhalb des Kreises
       unsrer Betrachtung  fällt. "Der Handelsprofit ist ein dem Kapital
       hinzugefügter Wert,  der vom  Preise unabhängig  ist, der zweite"
       (Spekulationsprofit) ist in der Veränderung des Kapitalwerts oder
       des Preises selbst begründet." l.c.p. 128.)
       -----
       1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 542-552
       
       #320# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       der in  ihr steckende Mehrwert gering. Wie sich die in einer Ware
       verkörperte Arbeit  in bezahlte und unbezahlte Arbeit teilt, wel-
       ches Quantum  dieses Preises  daher Mehrwert  vorstellt, hat  mit
       diesem Totalquanturn  Arbeit, also  mit dem Preis der Ware nichts
       zu tun.  Die Rate des Mehrwert, aber hängt ab nicht von der abso-
       luten Größe  des Mehrwerts,  der im Preis der einzelnen Ware ent-
       halten ist,  sondern von  seiner relativen Größe, von seinem Ver-
       hältnis zum  Arbeitslohn, der  in derselben Ware steckt. Die Rate
       kann daher  groß sein,  obgleich die absolute Größe des Mehrwerts
       für jede  einzelne Ware klein ist. Diese absolute Größe des Mehr-
       werts in  jeder einzelnen  Ware hängt  ab in erster Linie von der
       Produktivität der  Arbeit und nur in zweiter Linie von ihrer Tei-
       lung in bezahlte und unbezahlte.
       Bei dem  kommerziellen Verkaufspreis nun gar ist der Produktions-
       preis eine gegebne äußre Voraussetzung.
       Die Höhe  der kommerziellen  Warenpreise in früherer Zeit war ge-
       schuldet 1.  der Höhe der Produktionspreise, d.h. der Unprodukti-
       vität der Arbeit; 2. dem Mangel einer allgemeinen Profitrate, in-
       dem das Kaufmannskapital ein viel höheres Quotum des Mehrwerts an
       sich zog,  als ihm bei allgemeiner Beweglichkeit der Kapitale zu-
       gekommen wäre. Das Aufhören dieses Zustands ist also, nach beiden
       Seiten betrachtet,  Resultat der Entwicklung der kapitalistischen
       Produktionsweise.
       Die Umschläge des Kaufmannskapitals sind länger oder kürzer, ihre
       Anzahl im  Jahr also größer oder kleiner in verschiednen Handels-
       zweigen. Innerhalb  desselben Handelszweigs  ist der Umschlag ra-
       scher oder  langsamer in verschiednen Phasen des ökonomischen Zy-
       klus. Indes  findet eine  durchschnittliche Anzahl von Umschlägen
       statt, welche durch die Erfahrung gefunden wird 1*).
       Man hat  bereits gesehn,  daß der  Umschlag des Kaufmannskapitals
       verschieden ist  von dem  des industriellen  Kapitals. Dies folgt
       aus der  Natur der Sache; eine einzelne Phase im Umschlag des in-
       dustriellen Kapitals  erscheint als  vollständiger Umschlag eines
       eignen Kaufmannskapitals  oder doch  eines Teils  davon. Er steht
       auch in andrem Verhältnis zu Profit- und Preisbestimmung.
       Bei dem  industriellen Kapital drückt der Umschlag einerseits die
       Periodizität der  Reproduktion aus,  und es  hängt daher davon ab
       die Masse  der Waren,  die in einer bestimmten Zeit auf den Markt
       geworfen werden.  Andrerseits bildet die Umlaufszeit eine Grenze,
       und zwar eine dehnbare, welche mehr oder weniger beschränkend auf
       die Bildung von Wert und
       -----
       1*) 1. Auflage: werden; geändert nach dein Manuskript von Marx
       
       #321# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals.
       -----
       Mehrwert, weil auf den Umfang des Produktionsprozesses wirkt. Der
       Umschlag geht  daher bestimmend ein, nicht als positives, sondern
       als beschränkendes  Element, in die Masse des jährlich produzier-
       ten Mehrwerts  und daher  in die  Bildung  der  allgemeinen  Pro-
       fitrate. Dagegen  ist die  Durchschnittsprofitrate  eine  gegebne
       Größe für  das Kaufmannskapital. Es wirkt nicht direkt mit in der
       Schöpfung des  Profits oder Mehrwerts und geht in die Bildung der
       allgemeinen Profitrate nur soweit bestimmend ein, als es nach dem
       Teil, den  es vom  Gesamtkapital bildet,  seine Dividende aus der
       Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits zieht.
       Je größer  die Umschlagsanzahl eines industriellen Kapitals unter
       den Buch  II, Abschn.  II, entwickelten Bedingungen, desto größer
       ist die  Masse des  Profits, den es bildet. Durch die Herstellung
       der allgemeinen  Profitrate wird  nun zwar  der Gesamtprofit ver-
       teilt unter die verschiednen Kapitale, nicht nach dem Verhältnis,
       worin sie  unmittelbar an  seiner Produktion  teilnehmen, sondern
       nach den aliquoten Teilen, die sie vom Gesamtkapital bilden, d.h.
       im Verhältnis ihrer Größe. Dies ändert jedoch nichts am Wesen der
       Sache. Je  größer die  Anzahl der Umschläge des industriellen Ge-
       samtkapitals, desto  größer die Profitrnasse, die Masse des jähr-
       lich produzierten Mehrwerts, und daher bei sonst gleichen Umstän-
       den die  Profitrate. Anders  mit dem Kaufmannskapital. Für es ist
       die Profitrate  eine gegebne Größe, bestimmt einerseits durch die
       Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits, andrer-
       seits durch  die relative  Größe des Gesamthandelskapitals, durch
       sein quantitatives  Verhältnis zur Summe des im Produktionsprozeß
       und Zirkulationsprozeß  vorgeschoßnen Kapitals. Die Anzahl seiner
       Umschläge wirkt allerdings bestimmend ein auf sein Verhältnis zum
       Gesamtkapital oder  auf die  relative Größe  des zur  Zirkulation
       notwendigen Kaufmannskapitals,  indem es  klar ist,  daß absolute
       Größe des notwendigen Kaufmannskapitals und Umschlagsgeschwindig-
       keit desselben  im umgekehrten  Verhältnis stehn;  seine relative
       Größe oder  der Anteil, den es vom Gesamtkapital bildet, ist aber
       gegeben durch  seine absolute Größe, alle andern Umstände gleich-
       gesetzt. Ist  das Gesamtkapital 10 000, so, wenn das Kaufmannska-
       pital 1/10  desselben, ist es = 1000, ist das Gesamtkapital 1000,
       so 1/10  desselben =  100. Sofern  ist seine  absolute Größe ver-
       schieden, obgleich  seine relative  Größe  dieselbe  bleibt,  ver
       schieden nach  der Größe des Gesamtkapitals. Aber hier nehmen wir
       seine relative  Größe, sage  1/10 des Gesamtkapitals, als gegeben
       an. Diese  seine relative  Größe selbst  wird aber wiederum durch
       den Umschlag  bestimmt. Bei  raschem Umschlag  ist seine absolute
       Größe z.B.  = 1000  Pfd.St. im  ersten Fall, = 100 im zweiten und
       daher seine relative Größe = 1/10. Bei
       
       #322# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       langsameren Umschlag  ist seine absolute Größe sage = 2000 im er-
       sten Fall,  = 200  im zweiten. Daher ist seine relative Größe ge-
       wachsen von 1/10 auf 1/5 des Gesamtkapitals. Umstände, welche den
       Durchschnittsumschlag des  Kaufmannskapitals verkürzen, z.B. Ent-
       wicklung der  Transportmittel, vermindern  pro tanto die absolute
       Größe des  Kaufmannskapitals, erhöhen  daher die  allgemeine Pro-
       fitrate. Umgekehrt,  umgekehrt. Entwickelte  kapitalistische Pro-
       duktionsweise, verglichen  mit frühern  Zuständen, wirkt  doppelt
       auf das  Kaufmannskapital; dasselbe  Quantum Waren wird mit einer
       geringern Masse  wirklich  fungierenden  Kaufmannskapitals  umge-
       schlagen; wegen  des raschern Umschlags des Kaufmannskapitals und
       der größern  Geschwindigkeit des  Reproduktionsprozesses,  worauf
       dies beruht, vermindert sich das Verhältnis des Kaufmannskapitals
       zum industriellen  Kapital. Andrerseits:  Mit der Entwicklung der
       kapitalistischen Produktionsweise  wird alle Produktion Warenpro-
       duktion und fällt daher alles Produkt in die Hände der Zirkulati-
       onsagenten, wobei  hinzukommt, daß bei früherer Produktionsweise,
       die im  kleinen produzierte, abgesehn von der Masse Produkte, die
       unmittelbar in  natura vom Produzenten selbst konsumiert, und der
       Masse Leistungen,  die in natura erledigt wurden, ein sehr großer
       Teil der  Produzenten seine  Ware unmittelbar  an den Konsumenten
       verkaufte oder  auf dessen  persönliche Bestellung arbeitete. Ob-
       gleich daher  in frühern Produktionsweisen das kommerzielle Kapi-
       tal größer  ist im Verhältnis zum Warenkapital, das es umschlägt,
       ist es
       1. absolut  kleiner, weil  ein unverhältnismäßig kleiner Teil des
       Gesamtprodukts als  Ware produziert wird, als Warenkapital in die
       Zirkulation eingehn  muß und in die Hände der Kaufleute fällt; es
       ist kleiner,  weil das  Warenkapital kleiner  ist.  Es  ist  aber
       zugleich verhältnismäßig größer, nicht nur wegen der größem Lang-
       samkeit seines  Umschlags und  im Verhältnis zur Masse der Waren,
       die es umschlägt. Es ist größer, weil derpreis dieser Warenmasse,
       also auch  das darauf  vorzuschießende Kaufmannskapital,  infolge
       der geringem Produktivität der Arbeit größer ist als in der kapi-
       talistischen Pro  duktion, daher  derselbe Wert sich in kleinerer
       Masse Waren darstellt.
       2. Es wird nicht nur eine größre Warenmasse auf Basis der kapita-
       listischen Produktionsweise  produziert (wobei  in Abrechnung  zu
       bringen der verminderte Wert dieser Warenmasse); sondern dieselbe
       Masse Produkt,  z.B. von  Korn, bildet größre Warenmasse, d.h. es
       kommt immer  mehr davon in den Handel. Infolge hiervon wächst üb-
       rigens nicht  nur die  Masse des Kaufmannskapitals, sondern über-
       haupt alles Kapital, das in der Zirkulation angelegt ist, z.B. in
       Schiffahrt, Eisenbahnen,  Telegraphie etc.  3. aber, und dies ist
       ein Gesichtspunkt, dessen Ausführung in die
       
       #323# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals.
       -----
       "Konkurrenz der Kapitale" gehört: das nicht oder halb fungierende
       Kaufmannskapital wächst  mit dem Fortschritt der kapitalistischen
       Produktionsweise, mit  der Leichtigkeit  der Einschiebung  in den
       Kleinhandel, mit  der Spekulation und dem Überfluß an freigesetz-
       tem Kapital.  Aber, die  relative Größe  des Kaufmannskapitals im
       Verhältnis zum Gesamtkapital als gegeben vorausgesetzt, wirkt die
       Verschiedenheit  der  Umschläge  in  verschiednen  Handelszweigen
       nicht auf die Größe des Gesamtprofits, der dem kaufmännischen Ka-
       pital zukommt, noch auf die allgemeine Profitrate. Der Profit des
       Kaufmanns ist  bestimmt, nicht durch die Masse des Warenkapitals,
       das er  umschlägt, sondern  durch die Größe des Geldkapitals, das
       er zur  Vermittlung dieses  Umschlags vorschießt.  Ist die allge-
       meine Jahresprofitrate  15% und  schießt der Kaufmann 100 Pfd.St.
       vor, so,  wenn sein  Kapital einmal  im Jahr  umschlägt, wird  er
       seine Ware zu 115 verkaufen. Schlägt sein Kapital fünfmal im Jahr
       um, so wird er ein Warenkapital zum Einkaufspreis von 100 fünfmal
       im Jahr  zu 103  verkaufen, also  im ganzen Jahr ein Warenkapital
       von 500  zu 515.  Dies macht  aber auf sein vorgeschoßnes Kapital
       von 100  nach wie  vor einen Jahresprofit von 15. Wäre dies nicht
       der Fall,  so würfe  das Kaufmannskapital, im Verhältnis zur Zahl
       seiner Umschläge, viel höhem Profit ab als das industrielle Kapi-
       tal, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht.
       Die Anzahl  der Umschläge  des Kaufmannskapitals  in verschiednen
       Handelszweigen affiziert  also die  merkantilen Preise  der Waren
       direkt. Die  Höhe des  merkantilen Preiszuschlags,  des aliquoten
       Teils des  merkantilen Profits  eines gegebnen  Kapitals, der auf
       den Produktionspreis der einzelnen Ware fällt, steht im umgekehr-
       ten Verhältnis  zur Anzahl  der Umschläge  oder zur  Umschlagsge-
       schwindigkeit der  Kaufmannskapitale in  verschiednen  Geschäfts-
       zweigen. Schlägt  ein Kaufmannskapital  fünf mal  im Jahre um, so
       setzt es  dem gleichwertigen  Warenkapital nur 1/5 des Aufschlags
       zu, den  ein andres  Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um-
       schlagen kann, einem Warenkapital von gleichem Wert zusetzt.
       Die Affektion  der Verkaufspreise durch die durchschnittliche Um-
       schlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen reduziert
       sich darauf, daß im Verhältnis zu dieser Umschlagsgeschwindigkeit
       dieselbe Profitmasse,  die bei  gegebner Größe des Kaufmannskapi-
       tals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist, also be-
       stimmt ist unabhängig vom speziellen Charakter der kaufmännischen
       Operation dieses  Kapitals, sich  verschieden verteilt auf Waren-
       massen von  demselben Wert, bei fünfmaligem Umschlag im Jahr z.B.
       15/5 = 3%, bei einmaligem Umschlag im Jahr dagegen 15% dem Waren-
       preis zusetzt.
       
       #324# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       Derselbe Prozentsatz  des kommerziellen  Profits in  verschiednen
       Handelszweigen erhöht  also, je  nach dem  Verhältnis  ihrer  Um-
       schlagszeiten, die  Verkaufspreise der  Waren um ganz verschiedne
       Prozente, auf den Wert dieser Waren berechnet.
       Bei dem  industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit in
       keiner Weise  auf die Wertgröße der produzierten einzelnen Waren,
       obgleich sie  die Masse  der von  einem gegebnen Kapital in einer
       gegebnen Zeit  produzierten Werte  und Mehrwerte  affiziert, weil
       die Masse  der exploitierten  Arbeit. Dies  versteckt sich aller-
       dings und  scheint anders  zu sein,  sobald man  die Produktions-
       preise ins  Auge faßt,  aber nur  weil die  Produktionspreise der
       verschiednen Waren  nach früher  entwickelten Gesetzen  von ihren
       Werten abweichen.  Betrachtet man den gesamten Produktionsprozeß,
       die vom gesamten industriellen Kapital produzierte Warenmasse, so
       findet man sofort das allgemeine Gesetz bestätigt.
       Während also  eine genauere  Betrachtung des  Einflusses der  Um-
       schlagszeit auf  die Wertbildung  beim industriellen  Kapital zu-
       rückführt zum  allgemeinen Gesetz  und zur  Basis der politischen
       Ökonomie, daß  die Werte der Waren bestimmt sind durch die in ih-
       nen enthaltne  Arbeitszeit, zeigt  der Einfluß  der Umschläge des
       Kaufmannskapitals auf  die merkantilen Preise Phänomene, die ohne
       sehr weitläufige Analyse der Mittelglieder eine rein willkürliche
       Bestimmung der  Preise vorauszusetzen  scheinen; nämlich eine Be-
       stimmung bloß  dadurch, daß  das Kapital  nun einmal entschlossen
       ist, ein  bestimmtes Quantum Profit im Jahr zu machen. Es scheint
       namentlich, durch diesen Einfluß der Umschläge, als ob der Zirku-
       lationsprozeß als solcher die Preise der Waren bestimme, unabhän-
       gig, innerhalb  gewisser  Grenzen,  vom  Produktionsprozeß.  Alle
       oberflächlichen und  verkehrten Anschauungen  des Gesamtprozesses
       der Reproduktion  sind der Betrachtung des Kaufmannskapitals ent-
       nommen und den Vorstellungen, die seine eigentümlichen Bewegungen
       in den Köpfen der Zirkulationsagenten hervorrufen.
       Wenn, wie  der Leser zu seinem Leidwesen erkannt hat, die Analyse
       der wirklichen, innern Zusammenhänge des kapitalistischen Produk-
       tionsprozesses ein  sehr verwickeltes Ding und eine sehr ausführ-
       liche Arbeit  ist; wenn  es ein  Werk der  Wissenschaft ist,  die
       Sichtbare, bloß  erscheinende Bewegung  auf die  innere wirkliche
       Bewegung zu  reduzieren, so versteht es sich ganz von selbst, daß
       in den Köpfen der kapitalistischen Produktions- und Zirkulations-
       agenten sich  Vorstellungen über  die  Produktionsgesetze  bilden
       müssen, die  von diesen  Gesetzen ganz abweichen, und nur der be-
       wußte Ausdruck  der scheinbaren  Bewegung sind. Die Vorstellungen
       eines
       
       #325# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals.
       -----
       Kaufmanns, Börsenspekulanten,  Bankiers sind  notwendig ganz ver-
       kehrt. Die  der Fabrikanten  sind verfälscht durch die Zirkulati-
       onsakte, denen  ihr Kapital  unterworfen ist,  und durch die Aus-
       gleichung der  allgemeinen Profitrate.  41) Die Konkurrenz spielt
       in diesen  Köpfen notwendig  auch eine ganz verkehrte Rolle. Sind
       die Grenzen  des Werts  und des  Mehrwerts gegeben, so ist leicht
       einzusehn, wie die Konkurrenz der Kapitale die Werte in Produkti-
       onspreise und  noch weiter  in merkantile Preise, den Mehrwert in
       Durchschnittsprofit verwandelt. Aber ohne diese Grenzen ist abso-
       lut nicht  einzusehn, warum  die Konkurrenz  die allgemeine  Pro-
       fitrate auf  diese statt jene Grenze reduziert, auf 15% statt auf
       1500%. Sie  kann sie  doch höchstens  auf ein  Niveau reduzieren.
       Aber es ist absolut kein Element in ihr, um dies Niveau selbst zu
       bestimmen.
       Vom Standpunkt  des Kaufmannskapitals erscheint also der Umschlag
       selbst als preisbestimmend. Andrerseits, während die Umschlagsge-
       schwindigkeit des industriellen Kapitals, soweit sie ein gegebnes
       Kapital zur  Exploitation von  mehr oder weniger Arbeit befähigt,
       bestimmend und  begrenzend auf  die Profitmasse und daher auf die
       allgemeine Rate  des Profits  wirkt, ist  dem merkantilen Kapital
       die Profitrate äußerlich gegeben und der innere Zusammenhang der-
       selben mit der Bildung von Mehrwert gänzlich verlöscht. Wenn das-
       selbe industrielle  Kapital, bei sonst gleichbleibenden Umständen
       und namentlich  bei gleicher organischer Zusammensetzung, viermal
       im Jahr  statt zweimal  umschlägt, produziert  es doppelt  soviel
       Mehrwert und daher Profit; und dies zeigt sich handgreiflich, so-
       bald und  solange dies  Kapital das Monopol der verbesserten Pro-
       duktionsweise besitzt,  die ihm diese Umschlagsbeschleunigung ge-
       stattet. Die  verschiedne Umschlagszeit  in verschiednen Handels-
       zweigen erscheint  umgekehrt darin,  daß der  Profit, der auf den
       Umschlag eines  bestimmten Warenkapitals  gemacht wird,  im umge-
       kehrten Verhältnis  steht zur  Anzahl der Umschläge des Geldkapi-
       tals, das  diese Warenkapitale umschlägt. Small profits and quick
       returns 1*) erscheint namentlich dem shopkeeper 2*) als ein Prin-
       zip, das er aus Prinzip befolgt.
       -----
       41*) Es  ist eine  sehr naive, aber zugleich sehr richtige Bemer-
       kung: Sicher  hat daher  auch der  Umstand, daß eine und dieselbe
       Ware bei verschiednen Verkäufern zu wesentlich verschiednen Prei-
       sen zu  erlangen ist, sehr häufig seinen Grund in einer unrichti-
       gen Kalkulation." (Feller und Odermann, "Das Ganze der kaufmänni-
       schen Arithmetik",  7. Aufl.,  1859 [S. 451].) Es zeigt dies, wie
       die Preisbestimmung rein theoretisch, d.h. abstrakt wird.
       -----
       1*) kleine Profite und rasche Umschläge - 2*) Kleinhändler
       
       #326# IV. Abschnitt - Das kaufmännische Kapital
       -----
       Es versteht  sich übrigens  von selbst,  daß dies  Gesetz der Um-
       schläge des Kaufmannskapitals in jedem Handelszweig, und abgesehn
       von der Abwechslung einander kompensierender, rascherer und lang-
       samerer Umschläge,  nur für  den Durchschnitt der Umschläge gilt,
       die das  ganze in  diesem Zweig angelegte Kaufmannskapital macht.
       Das Kapital  von A, der in demselben Zweige macht wie B, mag mehr
       oder weniger  als die  Durchschnittszahl der Umschläge machen. In
       diesem Fall  machen die  andern weniger oder mehr. Es ändert dies
       nichts am  Umschlag der in diesem Zweig angelegten Totalmasse von
       Kaufmannskapital. Aber  es ist  entscheidend wichtig für den ein-
       zelnen Kaufmann  oder Kleinhändler. Er macht in diesem Fall einen
       Mehrprofit, ganz  wie industrielle  Kapitalisten Mehrprofite  ma-
       chen, wenn  sie unter günstigern als den Durchschnittsbedingungen
       produzieren. Zwingt  die Konkurrenz  dazu, so  kann er wohlfeiler
       verkaufen als  seine Kumpane, ohne seinen Profit unter den Durch-
       schnitt zu  senken. Sind die Bedingungen, die ihn zu rascherm Um-
       schlag befähigen,  selbst käufliche  Bedingungen, z.B.  Lage  der
       Verkaufsstätte, so  kann er  extra Rente  dafür zahlen,  d.h. ein
       Teil seines Surplusprofits verwandelt sich in Grundrente.

       zurück