Quelle: MEW 26.2 Theorien über den Mehrwert - Zweiter Teil


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       #39# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       [4. Rodbertus' These vom Nichteingehen des Werts des Rohmaterials
       in die landwirtschaftlichen Produktionskosten]
       
       Nun zu Herrn R[odbertus].
       Nach R[odbertus]  geht in  der Agrikultur kein Rohmaterial in die
       Rechnung ein,  weil der  deutsche Bauer,  wie R[odbertus]  versi-
       chert, Samen,  Futter etc.  sich selbst nicht als Auslage berech-
       net, diese  Produktionskosten  nicht  in  Rechnung  bringt,  also
       f a l s c h   rechnet. In  England, wo der farmer schon seit mehr
       als 150  Jahren richtig  rechnet, müßte danach  k e i n e  Grund-
       rente existieren. Der Schluß wäre also nicht, wie R[odbertus] ihn
       zieht, daß  der Pächter  eine Rente  zahlt, weil seine Profitrate
       höher als  in der  Manufaktur, sondern  weil  er,  infolge  einer
       falschen Rechnung,  mit einer niedrigem Profitrate zufrieden ist.
       Dem Dr. Quesnay, selbst der Sohn eines Pächters und genau mit dem
       französischen Pachtwesen  [bekannt], wäre er übel damit gekommen.
       Der berechnet  in den  avances annuelles  3*) für  1000 Mill. das
       "Rohmaterial", das  der Pächter braucht, obgleich er es in natura
       reproduziert, unter den "avances" 4*).
       Wenn in einem Teil der Manufaktur fast kein capital fixe oder Ma-
       schinerie vorkommt, so im andren Teil - der ganzen Transportindu-
       strie, Industrie,  die Ortsveränderung  erzeugt, Wagen, Eisenbah-
       nen,  Schiffe   etc.  -   gar  kein   Rohmaterial,  sondern   nur
       Produktionswerkzeuge.   Werfen    diese   Industriezweige    eine
       Grundrente ab außer dem Profit? Wodurch unterscheidet sich dieser
       Industriezweig  etwa   von  der  Minenindustrie?  In  beiden  nur
       Maschinerie vor und matière instrumentale 5*), also Kohlen für
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       3*) jährlichen Vorschüssen - 4*) "Vorschüssen" - 5*) Hilfsstoff
       
       #40# Achtes Kapitel
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       Dampfschiffe und  Lokomotiven und  Minen, Futter  für Pferde etc.
       Warum sollte  die Profitrate  in der  einen Form anders berechnet
       sein als in der andren? Wären die avances, die der Bauer der Pro-
       duktion in  natura macht,  = 1/5 des gesamt von ihm vorgeschoßnen
       Kapitals, wozu  dann 4/5 in gekauften avances für Maschinerie und
       Arbeitslohn hinzukämen,  und wäre  diese Auslage = 150 qrs. Macht
       er dann  10 p.c. Profit, so = 15 qrs. Wäre also das Bruttoprodukt
       = 165  qrs. Rechnete  er nun Vs ab, = 30 qrs., und berechnete die
       15 qrs.  nur auf 120, so hätte er einen Profit gemacht von 12 1/2
       [p.c.].
       Oder wir  könnten auch  so sagen:  Der Wert  seines Produkts oder
       sein Produkt = 165 qrs. (= 330 f.) 1*). Er berechnet sich avances
       120 qrs.  (= 240  l.). Darauf  10 p.c.  = 12 qrs. (= 24 l.). Aber
       sein Bruttoprodukt  = 165 qrs., wovon also abgehn 132 qrs., blei-
       ben 33  qrs. Von diesen gehn aber 30 qrs. in natura ab. Es bleibt
       also Extraprofit von 3 qrs. (= 6 l.). Sein Gesamtprofit = 15 qrs.
       (= 30  l.) statt  = 12  (= 24  l.). Er kann also 3 qrs. oder 6 l.
       Rente zahlen und  s i c h  e i n b i l d e n,  10 p.c. Profit wie
       jeder andre  Kapitalist gemacht zu haben. Aber diese 10 p.c. exi-
       stieren nur  m der  Einbildung. In  fact 2*) hat er avances nicht
       von 120  qrs., sondern  von 150 qrs., und darauf betragen 10 p.c.
       15 qrs.  oder 30  l. In  fact erhielt er 3 qrs. zu wenig, 1/4 von
       den 12 qrs., die er erhielt ¦¦459¦ oder 1/5 von dem Gesamtprofit,
       den er erhalten sollte, weil er nämlich 1/5 der avances nicht als
       avances gerechnet  hat. Sobald  er daher  kapitalistisch  rechnen
       lernte, würde  er aufhören,  Grundrente zu zahlen, die nur gleich
       wäre der  Differenz  s e i n e r  Profitrate mit der gewöhnlichen
       Profitrate.
       In andren Worten, das in den 165 qrs. steckende Produkt der unbe-
       zahlten Arbeit = 15 qrs. = 30 l. = 30 Arbeitswochen. Würden diese
       30 Arbeitswochen  oder 15 qrs. oder 30 l. nun auf die Gesamtavan-
       cen von  150 qrs.  gerechnet, so bildeten sie nur 10 p.c.; werden
       sie nur  auf die  120 qrs. berechnet, so bilden sie mehr. Denn 10
       p.c. auf  120 qrs. wären 12 qrs. Und 15 qrs. bilden nicht 10 p.c.
       auf 120  qrs., sondern 12 1/2 p.c. In andren Worten: Da der Bauer
       einen Teil  seiner avancen zwar machte, aber nicht als Kapitalist
       berechnete, würde er die von ihm ersparte Surplusarbeit berechnen
       auf einen  zu geringen Teil seiner avancen, und daher stellte sie
       eine größre  Profitrate vor  als in  den andren Industriezweigen,
       könnte daher  eine Rente  abwerfen, die daher nur auf einem Rech-
       nungsfehler beruhte.  Wenn der  Bauer wüßte, daß, um seine avance
       in Geld  zu schätzen  und sie  daher als  Ware zu  betrachten, es
       durchaus   nicht    nötig   ist,    daß   er    sie   vorher   in
       w i r k l i c h e s   G e l d   verwandelt, also  v e r k a u f t
       hat, hörte der Witz auf.
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       1*) In der Handschrift: 150 qrs. (= 300 l.) - 2*) Tatsächlich
       
       #41# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       O h n e   d i e s e n   R e c h n u n g s f e h l e r   (den eine
       Masse deutscher  Bauern begehn  mögen, aber kein kapitalistischer
       farmer) wäre  die Rodbertussche  Rente unmöglich.  Sie ist nur da
       möglich,  w o  Rohmaterial in die Produktionskosten eingeht, aber
       nicht da,  wo es   n i c h t  e i n g e h t.  Sie ist nur da mög-
       lich, wo  das Rohmaterial eingeht,  o h n e  berechnet zu werden.
       Aber sie  ist da unmöglich,  w o  es nicht eingeht, obgleich Herr
       Rodbertus      sie            n i c h t            aus      einem
       R e c h n u n g s f e h l e r,   sondern aus   d e m  F e h l e n
       eines wirklichen Item in den avances ableiten will.
       Nimm die Minenindustrie oder den Fischfang. Hier geht Rohmaterial
       nicht ein außer als matière instrumentale, was wir weglassen kön-
       nen, da  Anwendung von Maschinerie immer zugleich (mit sehr weni-
       gen Ausnahmen)  Konsumtion von  matières instrumentales - den Le-
       bensmitteln der  Maschine -  voraussetzt. Gesetzt 10 p.c. sei die
       allgemeine Profitrate.  100 l.  sind ausgelegt in Maschinerie und
       Arbeitslohn. Warum  sollte der  Profit auf 100 mehr als 10 betra-
       gen, weil nicht etwa 100 in Rohmaterial, Maschinerie und Arbeits-
       lohnausgelegtsind? Oder  100 in Rohmaterial und Arbeitslohn? Wenn
       irgendein Unterschied  stattfinden soll, könnte er nur daher kom-
       men, daß  in den   v e r s c h i e d n e n  F ä l l e n  das Ver-
       hältnis der  Werte von  konstantem Kapital  und variablem Kapital
       sich überhaupt   v e r s c h i e d e n   g e s t a l t e t.  Dies
       verschiedne Verhältnis  würde verschiednen Mehrwert geben, selbst
       wenn die   R a t e   des  Mehrwerts als konstant unterstellt ist.
       Und  das   Verhältnis  verschiednen  Mehrwerts  zu    g l e i c h
       g r o ß e n   Kapitalien müßte natürlich ungleiche Profite geben.
       Aber andrerseits  heißt die  allgemeine Profitrate  ja nichts als
       Ausgleichung dieser  Ungleichheiten, Abstraktion  von den organi-
       schen Bestandteilen des Kapitals und Reduktion des Mehrwerts, so,
       daß gleich große Kapitalien gleiche Profite geben.
       Daß die  Masse des  Mehrwerts   v o n   d e r   G r ö ß e   d e s
       a n g e w a n d t e n   K a p i t a l s   abhängt, ergibt  sich -
       den allgemeinen  Gesetzen des Mehrwerts nach - durchaus nicht für
       Kapitalien in   v e r s c h i e d n e n  Produktionssphären, son-
       dern  für     v e r s c h i e d n e     K a p i t a l i e n    in
       d e r s e l b e n   Produktionssphäre, worin  dieselben  Verhält-
       nisse in  den   o r g a n i s c h e n  Bestandteilen des Kapitals
       vorausgesetzt sind.  Sage ich  z.B.: Die  Masse des  Profits ent-
       spricht, in der  S p i n n e r e i  z.B., der Größe der angewand-
       ten Kapitalien  (was auch nicht ganz richtig ist, außer wenn hin-
       zugesetzt wird: die Produktivität als  k o n s t a n t  vorausge-
       setzt), so  sage ich  in der Tat nur, daß, die Rate der Exploita-
       tion der  Spinner vorausgesetzt,  die Summe  der Exploitation von
       der Anzahl  der exploitierten  Spinner abhängt. Sage ich dagegen,
       die Masse  des Profits  in verschiednen  Produktionszweigen  ent-
       spricht der  Größe der angewandten Kapitalien, so heißt dies, daß
       die Rate  des Profits  für jedes  Kapital von gegebner Größe die-
       selbe ist,  also die  Masse des  Profits nur mit der Größe dieses
       Kapitals
       
       #42# Achtes Kapitel
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       changieren kann,  was in andren Worten wieder heißt, daß die Rate
       des Profits unabhängig ist von dem organischen Verhältnis der Be-
       standteile eines  Kapitals in  einer besondren Produktionssphäre,
       daß sie überhaupt unabhängig ist von der Größe des Mehrwerts, wie
       er in diesen besondren Produktionssphären realisiert wird.
       Die Minenproduktion  müßte von  vornherein zur  Industrie gezählt
       werden, nicht  zum Ackerbau. Aus welchem Grund? Weil kein Produkt
       der Mine  wieder in natura als Produktionselement eingeht, in na-
       tura, wie  es aus  der Mine herauskommt, in das konstante Kapital
       der Minenexploitation  eingeht (ebenso  bei Fischfang,  Jagd,  wo
       noch in  viel höherem Grad die Auslage sich nur auf Arbeitsmittel
       und Arbeitslohn oder Arbeit selbst ¦¦460¦ reduziert). Also in an-
       dren Worten:  Weil jedes Produktionselement der Mine, selbst wenn
       sein Rohmaterial aus der Mine geschöpft ist, vorher nicht nur die
       Form ändern, sondern Ware wird,  g e k a u f t  werden muß, bevor
       es als  Element wieder  in die  Minenproduktion eingehn kann. Die
       einzige Ausnahme  bildet die  Kohle. Die  aber erscheint erst als
       Produktionsmittel in  einem Stadium  der Entwicklung,  wo der Ex-
       ploiteur der  Mine ausgebildeter Kapitalist ist, der italienische
       Buchrechnung führt, in der er nicht nur sich selbst seine Avancen
       schuldet, nicht  nur er  Debitor gegen seine eigne Kasse, sondern
       seine eigne Kasse Debitor gegen sich selbst ist. Grade hier also,
       wo in  der Tat  kein Rohmaterial in die Auslagen eingeht, muß von
       vornherein die  kapitalistische Rechnung vorwiegen, also die Täu-
       schung des Bauers unmöglich sein.
       Nehmen wir  nun die  Manufaktur selbst und zwar den Teil, wo alle
       Elemente des  Arbeitsprozesses auch als Elemente des Verwertungs-
       prozesses vorhanden  sind, also alle Produktionselemente zugleich
       als Auslagen,  als Gebrauchswerte,  die  einen  Wert  haben,  als
       W a r e n   in die  Produktion der  neuen Ware eingehn. Hier exi-
       stiert wesentliche  Differenz zwischen  dem manufacturer, der das
       erste Halbfabrikat  produziert, und dem zweiten und allen spätren
       in der Stufenfolge, deren Rohmaterial nicht nur als Ware eingeht,
       sondern schon  Ware auf  der zweiten Potenz ist, d.h. von der er-
       sten Ware, dem Rohprodukt, schon eine von seiner Naturalform ver-
       schiedne Form  erhalten hat,  schon durch  eine zweite  Phase des
       Produktionsprozesses durchgegangen  ist. Z.B.  der Spinner.  Sein
       Rohmaterial ist Baumwolle, Rohprodukt (auch schon Ware), aber das
       Rohprodukt als Ware. Dagegen das Rohmaterial des Webers ist Garn,
       Produkt des  Spinners; das  des Druckers oder Färbers das Gewebe,
       das Produkt  des Webers;  und alle  diese Produkte,  die in einer
       weitren Phase  des Prozesses  wieder als  Rohmaterial erscheinen,
       [sind] zugleich Waren [12]. ¦460¦¦
       
       #43# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       ¦¦461¦ Wir sind hier offenbar zurück bei der Frage, die uns schon
       zweimal beschäftigt  hat, einmal  bei John St. Mill 1*), dann bei
       der allgemeinen  Betrachtung des  Verhältnisses von  capital con-
       stant und  Revenue 2*).  Das  beständige  Rekurrieren  der  Frage
       zeigt, daß  die Sache  noch einen  Haken hat.  Eigentlich  gehört
       [das] in eh. III über den Profit [13]. Besser aber hier.
       <Also bei dem Beispiel:
       4000 lbs.  Baumwolle =  100 l.;  4000 lbs.  Twist =  200 l.; 4000
       Yards Kaliko = 400 l.
       Nach dieser Voraussetzung 1 lb. Baumwolle = 6 d., 1 lb. Twist = 1
       sh., 1 Yard [Kaliko] = 2 sh.
       Vorausgesetzt, die Rate des Profits sei 10 p.c., dann ist
       in 100 l. die Auslage = 90 10/11 und der Profit = 9 1/11 (A) Cot-
       ton. B (Bauer) I
       in 200  l. die  Auslage =  181 9/11 und  der Profit = 18 2/11 (B)
       Twist. S (Spinner) II
       in 400 l. die Auslage = 363 7/11 und der Profit = 36 4/11 (C) Ge-
       webe. W (Weber) III
       Unter dieser  Voraussetzung ist  es  ganz  gleichgültig,  ob  die
       90 10/11 des A selbst einen Profit einschließen oder nicht. Letz-
       tres tun sie nicht, wenn sie sich selbst ersetzendes capital con-
       stant sind.  Es ist  ebenso gleichgültig  für B, ob in den 100 l.
       [des Wertes vom Produkt A] Profit enthalten oder nicht, und ditto
       mit C in bezug auf B.
       Das Verhältnis  des B  (cotton-growers 3*))  oder I, S (Spinners)
       oder II und [W] (Webers) oder III stellt sich so dar:
       I)   Auslage =  90 10/11,           Profit= 9 1/11, Summe=100.
       II)  Auslage = 100 (I)  +  81 9/11, Profit=18 2/11, Summe=200.
       III) Auslage = 200 (II) + 163 7/11, Profit=36 4/11, Summe=400.
       
       Ganze Summe = 700.
       Profit = 9 1/11 + 18 2/11 + 36 4/11 [= 63 7/11].
       Vorgeschoßnes Kapital in allen 3 Fächern: 90 10/11 + 181 9/11 +
       363 7/11 = 636 4/11.
       Überschuß von  700 über 636 4/11 = 63 7/11. Aber 63 7/11:636 4/11
       =
       10:100.
       Analysieren wir weiter diesen Dreck, so erhalten wir:
       I) Auslage = 90 10/11,           Profit       9 1/11, Summe=100.
       II) Auslage = 100(I)+81 9/11,    Profit 10 +  8 2/11, Summe=200.
       III) Auslage = 200(II)+163 7/11, Profit 20 + 16 4/11, Summe=400.
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       1*) Siehe 3.  Teil dieses  Bandes, S.  210-214 - 2*) siehe 1.Teil
       dieses  Bandes,   S.  110,   111,  190,   191   und   202-222   -
       3*) Baumwollpflanzers
       
       #44# Achtes Kapitel
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       I hat keinen Profit zurückzuzahlen, weil angenommen ist, daß sein
       capital constant  = 90 10/11  keinen Profit  einschließt, sondern
       bloßes capital constant darstellt. In die Auslage von II geht das
       ganze Produkt  von I als capital constant ein. Der Teil [des] ca-
       pital constant,  der =  100, ersetzt  9 1/11 Profit  an I. In die
       Auslage von III geht das ganze Produkt II = 200 ein; ersetzt also
       Profit von 18 2/11. Dies hindert jedoch nicht, daß der Profit von
       I keinen  Deut größer  als der  von II und III, denn das Kapital,
       das er  zu ersetzen hat, ist in demselben Verhältnis kleiner, und
       der Profit ist Verhältnis zur Größe des Kapitals, ganz gleichgül-
       tig wie das Kapital komponiert ist.
       Gesetzt nun, III produziere alles selbst. So  s c h e i n t  sich
       die Sache zu ändern, denn seine Auslagen scheinen nun:
       90 10/11 in der Produktion des cotton; 181 9/11 in der Produktion
       des Twist  und 363 7/11  in der  Produktion der  Gewebe. Er kauft
       alle 3 Produktionszweige, muß also immer in allen 3 das bestimmte
       capital constant  engagiert haben. Nehmen wir nun diese Summe zu-
       sammen, so = 90 10/11 + 181 9/11 + 363 7/11 = 636 4/11. Darauf 10
       percent gibt  exakt 63 7/11, wie oben, nur daß einer dies ganz in
       die Tasche  steckt, während  sich die  63 7/11 früher  verteilten
       zwischen I, II und III.
       ¦¦462¦ Woher kam nun vorhin der falsche Schein heraus?
       Noch vorher eine andre Bemerkung.
       Ziehn wir  von den  400, wovon 36 4/11 den Profit des Webers bil-
       den, diesen  Profit ab, so behalten wir 400 - 36 4/11 = 363 7/11,
       seine Auslage.  In dieser  Auslage sind 200 gezahlt für Garn. Von
       diesen 200  bilden 18 2/11  den Profit  des Spinners.  Ziehn  wir
       diese 182/u  von der  Auslage von  363 7/11  ab, so  behalten wir
       345 5/11. In  den 200, die dem Spinner ersetzt sind, stecken aber
       außerdem 9 1/11  Profit für den cotton-grower. Ziehn wir diese ab
       von den  345 5/11, so  behalten wir 336 4/11. Und ziehn wir diese
       336 4/11 ab  von den  400 - dem Totalwert des Gewebes -, so zeigt
       sich, daß ein Profit von 63 7/11 drinsteckt.
       Ein Profit von 63 7/11 auf 336 4/11 ist aber = 18 34/37 p.c.
       Vorhin waren diese 63 7/11 berechnet auf 636 4/11, und das machte
       einen Profit  von 10  p.c. Der  Überschuß des Gesamtwerts von 700
       über 636 4/11 war nämlich 63 7/11.
       Nach dieser  Rechnung also  würden auf  100 von demselben Kapital
       18 34/37 p.c. gemacht, während nach der vorigen nur 10.
       Wie hängt das zusammen?
       Nehmen wir  an, I,  II und  III sei  dieselbe Person,  wende aber
       nicht 3  Kapitalien gleichzeitig an, eines in Cottonbau, eines in
       Twist und eines in
       
       #45# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       Weberei. Sondern sobald er aufhört zu bauen, fängt er an zu spin-
       nen, und  sobald er gesponnen hat, hört er damit auf und fängt an
       zu weben.
       Die Rechnung würde sich dann so machen:
       90 10/11 l.  legt er  aus in Cottonbau. Davon erhält er 4000 lbs.
       cotton. Um diese zu verspinnen, braucht er weitere Auslage in Ma-
       schinerie, matière  instrumentale und  Arbeitslohn von 81 9/11 l.
       Damit macht  er die  4000 lbs. Twist. Endlich verwebt er diese in
       4000 Yards,  was ihm  eine weitre Auslage von 163 7/11 l. kostet.
       Rechnet er  nun seine  Auslagen zusammen,  so beträgt sein vorge-
       schoßnes Kapital  =  90 10/11  +  81 9/11  +  163 7/11  l.,  also
       336 4/11 l. Darauf 10 p.c. wären 33 7/11, denn 336 4/11:33 7/11 =
       100:10. Aber  336 4/11 +  33 7/11 = 370 l. Er würde also die 4000
       Yards statt  zu 400  l. zu 370 l. verkaufen, um 30 l. wohlfeiler,
       d.h. um  7 1/2 p.c. wohlfeiler als früher. Wäre also der Wert in-
       deed 1*)  = 400,  so könnte  er zum  usual profit 2*) von 10 p.c.
       verkaufen und  noch eine  Rente von 30 l. zahlen, denn seine Pro-
       fitrate wäre statt 33 7/11 vielmehr 63 7/11 auf 336 4/11 avances,
       also 18 34/37  p.c., wie  vorhin gesehn. Und dies scheint in fact
       die Manier  zu sein,  wie Herr Rodbertus sich die Grundrente her-
       ausrechnet.>
       Worin besteht nun die fallacy 3*)? Zunächst zeigt sich, daß, wenn
       Spinnerei und  Weberei vereinigt  werden,  sie  [nach  Rodbertus]
       ebensogut eine Grundrente abwerfen müßten, wie wenn Spinnerei mit
       Ackerbau vereinigt ist oder der Ackerbau sich selbst treibt.
       Es sind hier offenbar zweierlei Geschichten.
       E r s t e n s   berechnen wir hier nur die 63 7/11 l. auf ein Ka-
       pital von  336 4/11 l.,  während wir sie zu berechnen haben auf 3
       Kapitalien vom Gesamtwert von 636 4/11 l.
       Z w e i t e n s   in dem  letzten Kapital von III rechnen wir ihm
       Auslage zu 336 4/11 l., statt zu 363 7/11.
       Diese beiden Punkte gesondert zu erörtern.
       E r s t e n s:   Wenn der  III, der  II und  I in einer Person in
       sich vereinigt, das ganze Produkt seiner Baumwollernte verspinnt,
       so verwendet  er absolut  keinen Teil dieser Ernte, um sein Agri-
       kulturkapital zu  ersetzen. Er wendet nicht einen Teil seines Ka-
       pitals in  ¦¦463¦ Cottonbau  an - in den Ausgaben für den Cotton-
       bau, Samen,  Arbeitslohn, Maschinerie - und einen andren Teil für
       Spinnen, sondern erst steckt er einen Teil seines Kapitals in den
       Cottonbau, dann  diesen Teil + einen zweiten in das Spinnen, dann
       die ganzen  in Twist nun existierenden 2 ersten Teile + den drit-
       ten Teil  in Weberei. Wenn nun das Gewebe fertig, die 4000 Yards,
       wie soll er ihre
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       1*) wirklich - 2*) üblichen Profit - 3*) der Trugschluß
       
       #46# Achtes Kapitel
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       Elemente ersetzen?  Während er  webte, spann  er nicht  und hatte
       auch keinen  Stoff zum  Spinnen, und  während er  spann, baute er
       kein  cotton.   Seine   Produktionselemente   sind   also   nicht
       e r s e t z b a r.   Helfen wir  uns und  sagen: Ja,  der Bursche
       verkauft die 4000 Yards, und dann "kauft" er von den 400 l. Twist
       und die  Elemente des cotton. Worauf kömmt das hinaus? Daß wir in
       der Tat  3 Kapitalien annehmen, die gleichzeitig beschäftigt sind
       und engagiert  sind und  der Produktion  vorgeschossen  sind.  Um
       Twist zu  kaufen, muß er da sein, und um cotton zu kaufen, muß es
       ditto da  sein, und  damit sie  da sind, also den verwebten Twist
       und das  gesponnene cotton  ersetzen  können,  müssen  Kapitalien
       gleichzeitig mit dem in der Weberei engagierten Kapital engagiert
       sein, die sich simultaneously 1*) in cotton und Twist verwandeln,
       während der Twist sich in Gewebe verwandelt.
       Ob III  also alle  3 Produktionszweige vereinigt oder ob 3 Produ-
       zenten sie  teilen, 3  Kapitalien müssen gleichzeitig da sein. Er
       kann nicht  mit demselben  Kapital, womit  er die  Weberei trieb,
       Spinnerei und  Cottonbau treiben,  wenn er auf  d e r s e l b e n
       Stufenleiter produzieren  will. Jedes dieser Kapitalien ist enga-
       giert, und  ihr wechselseitiges Ersetzen hat mit der Sache nichts
       zu tun.  Die Ersatzkapitalien  sind das konstante Kapital, was in
       jedem der 3 Zweige gleichzeitig angelegt sein muß und wirken muß.
       Steckt in  den 400 ein Profit von 63 7/11, so dies bloß, weil wir
       den III, außer seinen eignen 36 4/11 Profit, auch den Profit ein-
       ziehn lassen, den er an II und I zu zahlen und die sich in seiner
       Ware nach  der Voraussetzung realisieren. Diesen Profit haben sie
       aber nicht  auf seine  363 7/11 l. gemacht, sondern der Bauer auf
       seine extra 90 10/11 l. und der Spinner auf seine 181 9/11. Zieht
       er das  Ganze ein,  so hat er sie ebenfalls nicht gemacht auf die
       363 7/11 l.,  die er in der Weberei stecken hat, sondern auf dies
       Kapital und  die 2  andren Kapitalien,  die ihm  in Spinnerei und
       Cottonbau stecken.
       Z w e i t e n s:   Wenn wir  dem III 336 4/11 l. Auslage rechnen,
       statt 363 7/11, so kömmt dies daher:
       Wir rechnen  ihm Auslage  für den  Cottonbau nur  90 10/11, statt
       100. Aber  er braucht  ja sein ganzes Produkt, und dies ist = 100
       und nicht  = 90 10/11.  Der Profit  von 9/11 steckt drin. Oder er
       würde ein  Kapital von  90 10/11 anwenden,  das ihm   k e i n e n
       P r o f i t   bringt. Seine  Cottonbauerei 2*)  würfe ihm  keinen
       Profit ab.  Ersetzte rein  die Auslagen von 90 10/11. Ditto würde
       ihm die  Spinnerei keinen  Profit bringen, sondern das ganze Pro-
       dukt würde nur die Auslagen ersetzen.
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       1*) gleichzeitig - 2*) in der Handschrift: Flachsbauerei
       
       #47# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       In diesem  Fall in  der Tat  reduzieren sich  seine Auslagen  auf
       90 10/11 +  81 9/11 +  163 7/11 =  336 4/11. Dies  wäre dann sein
       vorgeschoßnes Kapital.  Darauf 10%  wäre 33 7/11  l. Und der Wert
       des Produkts  = 370.  Der Wert  wäre keinen Deut höher, denn nach
       der Voraussetzung haben die beiden Portionen I und II keinen Pro-
       fit gebracht.  Danach hätte III viel besser getan, die Finger von
       I und  II wegzulassen  und bei  der alten  Produktionsmethode  zu
       bleiben. Denn  statt der 63 7/11, die sonst I, II und III zu ver-
       essen hatten,  hat III  jetzt bloß 33 7/11 l. allein zu veressen,
       während er  früher, wo seine cofratres 1*) mitaßen, 36 4/11 l. zu
       veressen hatte. Er wäre in der Tat ein sehr schlechter Geschäfts-
       verderber. Er  hätte bloß  Auslage von  9 1/11 l.  in II gespart,
       weil er  in I  keinen Profit  gemacht hätte, und er hätte Auslage
       von 18 2/11  in III  gespart, weil er in II keinen Profit gemacht
       hätte. Die  90 10/11 l.  in  dem  Cottonbau  und  die  81 9/11  +
       90 10/11 im  Spinnen hätten  beide nur  sich selbst ersetzt. Erst
       das dritte  in der  Weberei  angelegte  Kapital  von  90 10/11  +
       81 9/11 +  163 7/11 hätte einen Profit von 10 p.c, gebracht. Dies
       hieße also,  daß 100 [l.] 10 Prozent Profit in der Weberei abwer-
       fen, aber  keinen Deut  in der  Spinnerei und dem Cottonbau. Dies
       wäre nun zwar für III sehr angenehm, soweit I und II von ihm ver-
       schiedne Personen,  keineswegs aber,  soweit er,  um    d i e s e
       E r s p a r u n g     v o n      P r o f i t c h e n      s i c h
       s e l b s t   a n z u e i g n e n,  die 3 Geschäftszweige in sei-
       ner werten  Person vereinigte. Das Ersparen von Vorschuß auf Pro-
       fit (oder  den Bestandteil  des einen ¦¦464¦ konstanten Kapitals,
       das Profit  für die ändern ist) rührte also daher, daß in der Tat
       keine Profite in I und II enthalten wären und I und II keine Sur-
       plusarbeit gearbeitet, sondern sich selbst als bloße Lohnarbeiter
       behandelt, sich  nur   i h r e  P r o d u k t i o n s k o s t e n
       ersetzt hätten, d.h. Auslage in capital constant und Arbeitslohn.
       In diesen Fällen also - wenn I und 11 nicht etwa für III arbeiten
       wollten, dann aber ginge der Profit in  s e i n e  Rechnung ein -
       wäre aber  überhaupt weniger  gearbeitet worden,  und es wäre für
       III ganz  dasselbe, ob  die Arbeit, die er zu zahlen hat, bloß in
       Salair oder  in Salair  und Profit  ausgelegt. Dies  für ihn das-
       selbe, soweit er das Produkt, die  W a r e,  kauft und zahlt.
       Ob das  konstante Kapital  ganz oder  teilweise  i n  n a t u r a
       ersetzt wird, d.h. durch die Produzenten der Ware, für die es als
       capital constant  dient, ist ganz gleichgültig. D'abord muß alles
       konstante Kapital   i n   n a t u r a   finaliter ersetzt werden,
       Maschine durch  Maschine, Rohmaterial  durch Rohmaterial, matiere
       instrumentale durch matière instrumentale. In der Agrikultur kann
       das konstante Kapital auch als  W a r e  eingehn, d.h. durch Kauf
       und Verkauf
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       1*) Mitbrüder
       
       #48# Achtes Kapitel
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       direkt vermittelt  sein.  Es  muß  natürlich,  soweit  organische
       Stoffe in die Reproduktion eingehn, durch Produkte derselben Pro-
       duktionssphäre ersetzt  werden. Aber  es braucht nicht ersetzt zu
       werden durch die einzelnen Produzenten innerhalb dieser Produkti-
       onssphäre. Je  mehr sich der Ackerbau entwickelt, um so mehr gehn
       alle seine  Elemente, nicht  nur formell, sondern reell als Waren
       ein; d.h.,  sie kommen  von außen, sind Produkte andrer Produzen-
       ten, Samen,  Dünger, Vieh, animalische Substanzen etc. In der In-
       dustrie ist  z.B. der  fortwährende Hin- und Hermarsch des Eisens
       in den  Maschinenshop und  der Maschine  in die Eisenminen ebenso
       konstant wie der des Weizens vom Speicher in die Erde und von der
       Erde auf  den Speicher des farmers. Es sind in der Agrikultur die
       Produkte, die sich unmittelbar ersetzen. Eisen kann keine Maschi-
       nen ersetzen.  Aber Eisen zum Wert der Maschine ersetzt dem einen
       die Maschine  und dem  andren das  Eisen, soweit  seine  Maschine
       selbst dem Wert nach ersetzt wird durch Eisen.
       Es ist  nicht abzusehn,  welchen Unterschied es an der Profitrate
       machen soll,  ob der Bauer die 90 10/11, die er in 100 l. Produkt
       auslegt, etwa  so berechnet,  daß er 20 l. auslegt in Samen etc.,
       20 in  Maschinerie etc.  und 50 10/11  in Arbeitslohn.  Worauf er
       Profit von  10 p.c.  verlangt, ist die Gesamtsumme. Die 20 l. des
       Produkts, die  er dem  Samen gleichsetzt, schließen keinen Profit
       [ein]. Nichtsdestoweniger  sind es  ebensogut 20 l. wie die 20 l.
       in Maschinerie,  in denen etwa ein Profit von 10 p.c. steckt, ob-
       gleich dies  nur formell sein mag. Die 20 l. Maschinerie mögen in
       der Tat  ebensowenig einen  farthing Profit vorstellen wie die 20
       l. Samen.  Z.B., wenn diese 20 l. bloßer Ersatz sind für Bestand-
       teile des  konstanten Kapitals des Maschinenbauers, Bestandteile,
       die er zieht aus der Agrikultur f.i.
       So wenig es wahr ist, daß sämtliche Maschinerie in der Agrikultur
       als konstantes  Kapital derselben  eingeht, ebenso falsch ist es,
       daß alles  Rohmaterial in die Manufaktur eingeht. Ein sehr großer
       Teil desselben  bleibt in  der Agrikultur stecken, ist nur Repro-
       duktion von konstantem Kapital. Ein andrer Teil geht in die Reve-
       nue direkt  als Lebensmittel  ein und macht z.T. wie Früchte, Fi-
       sche, Vieh etc. keinen "Manufakturprozeß" durch. Es wäre also un-
       richtig, die Industrie zu belasten mit der Rechnung für das ganze
       von der  Agrikultur "fabrizierte"  Rohmaterial. Natürlich  in den
       Zweigen der  Manufaktur, worin das Rohmaterial als Avance eingeht
       neben Arbeitslohn  und Maschinerie,  muß das vorgeschoßne Kapital
       größer sein  als in   d e n   Zweigen der Agrikultur, die dies so
       eingehende Rohmaterial  liefern. Es  wäre auch  anzunehmen,  wenn
       diese Zweige  der Manufaktur  e i g n e  Profitrate (von der all-
       gemeinen verschieden)  hätten, daß  hier die  Profitrate  kleiner
       wäre als in der Agrikultur, und zwar des Umstands wegen,
       
       #49# Herr Rodbertus. Abschweifung. Neue Theorie der Grundrente
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       weil weniger Arbeit angewandt wird. Also größres konstantes Kapi-
       tal und  weniger variables  Kapital, bei  gleicher Rate des Mehr-
       werts, setzt  notwendig  geringere  Profitrate.  Dies  gilt  aber
       ebenso von  bestimmten Zweigen der Manufaktur gegen andre und von
       bestimmten Zweigen  der Agrikultur  (im ökonomischen  Sinn) gegen
       andre. Am wenigsten fände es grade in der eigentlichen Agrikultur
       statt, weil diese zwar der Industrie Rohmaterial liefert, aber in
       sich selbst  Rohmaterial, Maschinerie  und Arbeitslohn  in  ihren
       Auslagen unterscheidet,  die Industrie  aber ihr  keineswegs  das
       R o h m a t e r i a l   zahlt, den  Teil des konstanten Kapitals,
       den sie  aus sich selbst und nicht durch Austausch mit Industrie-
       produkten ersetzt.

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