Quelle: Sozialistische Politik Jahrgang 1978


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       Kaspar Maase
       

KULTURBEDÜRFNISSE UND DEMOKRATISCHE KULTURARBEIT *)

Die wissenschaftliche Diskussion kulturtheoretischer Konzepte und Probleme steht unter den marxistisch orientierten Forschern der BRD noch weitgehend am Anfang. Zu den gemeinsamen Ausgangsposi- tionen zählt jedoch ein "weiter" Kulturbegriff. Als potentielles Untersuchungsfeld gelten nicht allein Kunstprozesse, das "geistige Leben" oder soziale Wert- und Symbolsysteme - vielmehr richtet sich das Interesse auf die gesamte Lebenspraxis der ge- sellschaftlichen Individuen einer konkreten Sozietät, auf die Zu- sammenhänge zwischen Lebensbedingungen, Lebensweise und Typen von Persönlichkeitsentwicklung verschiedener Klasse und Gruppen. Für die Spezifik der k u l t u r wissenschaftlichen Fragestellung an diese sozialen Prozesse gibt es verschiedene, durchaus kontro- vers diskutierte Konzepte. Die folgenden Überlegungen zur kul- turellen Situation der Arbeiterklasse unseres Landes stehen im Zusammenhang der Frage nach der Qualität der Persönlichkeitsent- wicklung in der Lebenspraxis der Lohnarbeiter; wie weit gelingt es ihnen, ihre Lebenstätigkeit bewußt zu gestalten, die Lebensbe- dingungen zu beherrschen, die realen materiellen und geistigen Beziehungen zur Umwelt zu erweitern und sie genußbringend und an- regend für individuelle und kollektive Lebensbewältigung zu for- men, zunehmend mehr vom gesellschaftlichen Reichtum an Entwick- lungsbedingungen sich anzueignen und so insgesamt ihre Persön- lichkeit vielseitig und produktiv zu entfalten? Die Konkretisierung der allgemeinen Zielstellung auf die histo- risch möglichen und anzustrebenden Entwicklungsschritte hin wird im folgenden diskutiert werden. Die persönlichkeitsfördernde Ge- staltung der Arbeitsbedingungen und der konkreten Arbeitstätig- keiten, der Berufsausbildung oder der gebauten Umwelt (Wohnungen, Quartiere) ist eine erstrangige Aufgabe für die Arbeiterbewegung, die auch zunehmend in ihren Organisationen reflektiert wird; ich werde mich jedoch beschränken auf den Bereich der Freizeitaktivi- täten der Lohnarbeiter - aus pragmatischen Gründen einer praktik- ablen Eingrenzung des Gegenstandes und durchaus in Übereinstim- mung mit dem vorherrschenden Verständnis von Kulturarbeit und Kulturpolitik in den Organisationen der Arbeiterklasse. Zum Freizeitverhalten der Lohnarbeiter -------------------------------------- Ingesamt kann man sagen, daß die kulturelle Situation der Arbei- terklasse in spezifischer Weise die Ausbeutung und Unterdrückung der Lohnarbeit im staatsmonopolistischen Kapitalismus der BRD zum Ausdruck bringt und sie in Wechselwirkung mit ihren anderen Sei- ten verstärkt und befestigt. Einige empirische Angaben sollen diese Aussage auf verschiedenen Bereichen belegen - ohne daß eine empirisch umfassend fundierte Analyse der kulturellen Beherr- schung der Arbeiterklasse schon vorläge. Die wöchentliche Arbeitszeit liegt gegenwärtig bei etwa 40 (Arbeiter, Beamte) bis 41 (Angestellte) Stunden - allerdings ar- beiten 25% der abhängig Beschäftigten zum Teil erheblich länger. Bei durchschnittlich 1,25 Stunden sonstiger arbeitsgebundener Zeit (Arbeitswege, Umkleiden, Arbeitsvorbereitung) ergeben sich am Arbeitstag ca. 9,5 Stunden arbeitsgebundene Zeit. Rechnet man 10,5 Stunden für die Erfüllung psychophysischer Reproduktionsbe- dürfnisse (Schlaf, persönliche Hygiene, Essen und Trinken), so verbleiben am Arbeitstag rund 4 Stunden freie Zeit. Nach Erkennt- nissen der Zeitbudgetforschung gehen hiervon bei den Männern noch etwa 1,3 Stunden, bei den Frauen ca. 4,4 Stunden für Hausarbeit, Besorgungen, Behördenbesuche u.a. ab. Für die voll arbeitenden Frauen bleibt praktisch keine frei disponible Zeit; auch bei den Männern ist am Abend ihre Funktion überwiegend auf die einfache Reproduktion der Arbeitskraft (meist durch Entspannen vor dem Fernseher) beschränkt. Noch prekärer ist die Situation für die etwa 3,7 Millionen Schicht- und Nachtarbeiter; die außerordentlichen Belastungen, der wechselnde und verschobene Lebensrhythmus engen die Freizeit- möglichkeiten sehr stark ein (Zahlen nach MAASE 1976, SCHUNTER- KLEEMANN 1978). Unter den gegenwärtigen Bedingungen hoher und noch steigender Ar- beitsbelastungen ist auch die längere zusammenhängende Freizeit am Wochenende geprägt vom Nachholbedarf an elementarer psychophy- sischer Reproduktion (Ausschlafen, Erholen liegengebliebener Haus- und Gartenarbeiten sowie Reparaturen erledigen usw). Diese Tendenz läßt sich ebenfalls am Verhalten im Urlaub nachweisen, der vor allem den Freizeitzuwachs der letzten Jahre für die Ange- hörigen der Arbeiterklasse brachte; wegen des Ausnahme-Charakters der Ferien soll hier jedoch nicht genauer analysiert, sondern nur festgestellt werden, daß der niedrige Grad der Persönlich- keitsproduktivität der sonstigen Freizeit sich - mutatis mutandis - insgesamt auch im Urlaub ausdrückt. Ergebnisse einer Zeitbudgetuntersuchung in Nordrhein-Westfalen können die grundlegenden Elemente der Freizeit der Lohnarbeiter und ihrer Familien etwas deutlicher machen (die Zahlen gelten für einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt; bei den Angehöri- gen der Arbeiterklasse dürften Häufigkeit und Dauer der verbrei- testen Aktivitäten jeweils noch höher, die der seltenen Aktivitä- ten noch niedriger liegen). Die Untersuchung wurde Ende Mai 1972 durchgeführt; die Jahreszeit ist insofern bedeutsam, als nach allen Erfahrungen häusliche Freizeitaktivitäten in Herbst und Winter noch stärker dominieren, vor allem der Medienkonsum. Dennoch ist das Fernsehen eindeutig Freizeitfüller Nr. 1. Noch häufiger wurde eine Freizeit "aktivität" notiert, die am deutlichsten die Prägung der Lohnar- beiterfreizeit durch elementare Erholungsbedürfnisse nach höchst anstrengender Arbeit zum Ausdruck bringt: die verschiedenen For- men des Abschlaffens und Dösens. Während neben den Medien Tätig- keiten im Vordergrund stehen, die Bedürfnissen nach persönlicher Kommunikation entsprechen, nehmen Aktivitäten mit stärker kreati- vem, freischöpferischem und geistigkünstlerischem Charakter nur einen geringen Raum ein (bei den Daten für den Sonntag dürften vor allem die Kirchenbesuche durchschlagen). Bild ansehen Durchschnittliche Dauer und Beteiligungshäufigkeit von Freizeit- aktivitäten Teilhabe an Kultur und Weiterbildung ------------------------------------ Einen ersten Hinweis auf die Klassenstruktur in der Nutzung der traditionellen Kultureinrichtungen (Theater, Oper, Konzert, Mu- seum, Bibliothek) gibt ein anderes Befragungsergebnis; danach ga- ben 1972 in Nordrhein-Westfalen an, sie hätten im vergangenen halben Jahr kulturelle Veranstaltungen besucht: 67% der gehobenen Angestellten und Beamten 40% der sonstigen Angestellten und Beamten 20% der Facharbeiter 11% der an- und ungelernten Arbeiter (Quelle: INFAS 1973, Tabelle 3.12). Bevor im folgenden einige Angaben zu einzelnen Bereichen des Kul- turangebots gebracht werden (infolge des Desinteresses der bür- gerlichen Sozialforschung und ihrer staatlichen oder privatkapi- talistischen Auftraggeber liegen nur spärliche und undifferen- zierte Daten vor), sei kurz der Anteil verschiedener Gruppen ab- hängig Beschäftigter an der Gesamtbevölkerung angeführt, mit dem man dann ihren Anteil am Kulturpublikum vergleichen kann. Das IMSF zählte 1970 zur Arbeiterklasse 70% der Bevölkerung (1973, S. 615); der bürgerlichen Sozialwissenschaftler SCHMIDTCHEN ging aus von 25% Angelernten und Hilfsarbeitern, 25% Facharbeitern, 23% einfachen Angestellten sowie Beamten des einfachen und mittleren Diensten und 9% Leitenden Angestellten sowie Beamten des geho- benen und höheren Dienstes (1968, S. 2084); die letztgenannte Gruppe dürfte kaum Angehörige der Arbeiterklasse enthalten. Eine Untersuchung von 1966 ermittelte folgende Anteile von Grup- pen der Arbeiterklasse am Publikum des Sprech- und Musiktheaters: Schauspiel- Opern- Operetten- besucher besucher besucher Sonstige Angestellte 26% 31% 29% Facharbeiter, nicht selbständige Handwerker 8% 7% 12% sonstige Arbeiter 5% 3% 5% Rest 61% 59% 54% _____ (Quelle: ÖSTERLAND 1973, S, 259) Eine Untersuchung von 1974/75 ergab allerdings deutlich höhere Werte. 1) Anteil am Publikum des Musiktheaters Bevölkerungsanteil % % Qualifizierte Beamte und Angestellte 34 17 Sonstige Beamte und Angestellte 22 23 Qualifizierte Arbeiter 17 26 Sonstige Arbeiter 8 15 Rest (Selbständige) 20 17 --- --- Gesamt 100 100 _____ (Quelle: FORBECK/WIESAND 1975a, S. 13) Bei Weiterbildungsaktivitäten (im umfassenden Sinn) ist v.a. die Arbeiterschaft, sind aber auch andere Teile der Arbeiterklasse unterrepräsentiert; so gaben bei einer Befragung 1969 an, sie hätten in den vergangenen 2 Jahren Volkshochschulvorträge be- sucht: 15% der Beamten und Angestellten 3% der Arbeiter (OSTERLAND 1973, S. 386). Zum Abschluß der Schlaglichter auf die Teilhabe der Lohnarbeiter am etablierten Kulturangebot noch einige Daten zu Lesen. Nach ei- genen, im Zweifelsfall überhöhten, Angaben greifen mindestens einmal in der Woche zum Buch: Buch zur Unter- Buch zur Wei- haltung terbildung (% der jeweiligen sozialen Gruppe) Angelernte und Hilfsarbeiter 32 12 Facharbeiter 40 22 Einfache Angestellte, Beamte des einfachen und mittleren Dienstes 58 29 Leitende Angestellte, Beamte des gehobenen und höheren Dienstes 67 42 _____ (Quelle: SCHMIDTCHEN 1968, S. 2032) Für die lesenden Angehörigen der Arbeiterklasse (die in der Regel Volksschulbildung haben) kann man eine Jahreslektüre von insge- samt sechs bis sieben Büchern annehmen (vgl. MAYER 1974, S. 12). Die Belege ließen sich fortführen, die zur Gesamteinschätzung zwingen: Die Arbeiterklasse der Bundesrepublik ist über weite Strecken von der Nutzung zumal d e r öffentlichen und privaten Kulturangebote und Betätigungsmöglichkeiten ausgeschlossen, die vielseitiger kreativer geistig-ästhestischer Persönlichkeitsbil- dung dienen können (Gegenwartskunst und kulturelles Erbe, umfas- sende Allgemeinbildung und qualifizierte ästhetisch-künstlerische Selbsttätigkeit). Dies gilt vor allem für die Arbeiterschaft, die nicht ganz zwei Drittel der Klasse ausmacht (IMSF 1973, S. 619). Etwas höher liegen die Anteile in den zur Arbeiterklasse zählen- den Gruppen von Angestellten und Beamten - ohne daß damit quali- tative Unterschiede gegeben wären. Einige weitere Differenzierun- gen müssen zumindest angedeutet werden. Am stärksten benachtei- ligt sind die Frauen (v.a. die erwerbstätigen), die schulisch und beruflich am niedrigsten qualifizierten Un- und Angelernten, aber auch die in ländlichen Gebieten lebenden Arbeiterklassengruppen. Die gegenwärtige Entwicklung der imperialistischen Krise vergrö- ßert gerade die Gruppen, die unter extremer kultureller Depriva- tion leiden: die Arbeitslosen und die Jugendlichen ohne Be- rufsausbildung. Während die letzteren damit zum großen Teil auf ein Leben zwischen Hilfsarbeit und Stellungslosigkeit program- miert werden, mit breiten Übergängen zu Kriminalität, Alkoholis- mus und Drogenabhängigkeit, bestätigen auch neuere Erfahrungen mit den kulturellen Wirkungen von Arbeitslosigkeit frühere For- schungsergebnisse, daß nicht nur die Einschränkung der materiel- len Dispositionsmöglichkeiten Reduzierungen nach sich zieht, son- dern vor allem Apathie, Schrumpfung des psychologischen Lebens- raumes, Zerfall von Zeitstruktur, Lebensplänen und sogar indivi- duellen Tagesplänen zu Passivität, Rückzug, Unproduktivität füh- ren (JAHODA, LAZARSFELD, ZEISEL 1933; SCHUNTER-KLEEMANN 1978). Was bestimmt das Kulturniveau der Arbeiterklasse? ------------------------------------------------- Die hier angedeutete Situation im Bereich ästhetisch-künstle- risch-geistiger Freizeitaktivitäten bildet für die Marxisten und auch für wichtige Vertreter der Gewerkschaftsbewegung nicht das einzige und nicht das entscheidende Kriterium der kulturellen Si- tuation und Entwicklungskraft der Arbeiterklasse unseres Landes. "Der Arbeiter im Betrieb schafft auch die Grundlage für jede kul- turelle Entwicklung, und seine Arbeit, mit all den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie ausbildet und voraussetzt, ist selbst die erste und grundlegende kulturelle Leistung. Hier, in den wis- sensmäßigen, technischen und moralischen Anforderungen, die die moderne Produktion stellt, beweist die Arbeiterklasse tagtäglich ihre kulturelle Schöpferkraft" (STÜTZ 1972, S. 19). Dieses Herangehen steht diametral kulturkritisch elitären Posi- tionen gegenüber, die in den 50er Jahren die bürgerlichen Kultur- diskussion beherrschten; aber auch heute spielt der reaktionäre Unterstrom eine Rolle, dessen Kernthese HELLPACH so formulierte: "Es gibt immer nur einen begrenzten Anteilsatz solcher Menschen, welche reichliche Muße wertvoll anzuwenden wissen, also für sub- limere Genüsse wie , Kunst, wissenschaftliche Fortbildung, für edle Liebhabereien, besinnliche Lektüre und Debatte, öffentliche Ehrenämter. Die große Masse wird in der Hauptsache diese ver- mehrte 'Freizeit' mit oberflächlichen Amüsements, lärmendem Mas- senbetrieb ..., wo nicht mit Trunk und Spiel verzetteln" (1953, S. 113). In der bürgerlichen sozialwissenschaftlichen Literatur überwiegen zunehmend Versuche, von Positionen der Industriege- sellschaftstheorie aus den Ausschluß der Arbeiterklassse von wichtigen, persönlichkeitsbereichernden Sektoren und Prozessen der geistigen Kultur zu rechtfertigen und zu beschönigen. Dies geschieht in vorgeblich demokratischer und pluralistischer Weise durch Relativierung von Werten wie Persönlichkeitsentfaltung und Selbstverwirklichung als allenfalls für Teile der Kulturintelli- genz und des Bürgertums bedeutsam; Orientierungen für abhängig Arbeitende würden in allen Industriegesellschaften auf ihrem Weg zur nachindustriellen Freizeitgesellschaft aus völlig anderen so- zialen Strukturen und Bedingungen entwickelt: "Es kann z.B. nicht von vornherein entschieden werden, welche der folgenden Aktivitä- ten 'wertvoller' oder stärker 'positiv sinngebend' sind: das Fachsimpeln eines Arbeiters über Fußball nach Feierabend an der Theke oder der Besuch einer Theater-Matinee durch einen Filial- leiter am freien Samstag mit seiner Familie. Beide Personen gehen von unterschiedlichen Bezugssystemen aus für das, was für sie als wertvoll erscheint. Beide Aktivitäten können aber für sie die gleiche Funktion erfüllen, z.B. Suche nach sozialer Bestätigung, wobei es unerheblich ist, ob das Verhalten des einen irgendeinem bürgerlichen Begriff von Selbstverwirklichung mehr entspricht als das Verhalten des anderen" (LÜDTKE 1972, S. 64 f). In dieser letztlich apologetischen Konzeption steckt allerdings gegenüber der reaktionären Kulturkritik durchaus ein Moment der Wahrheit. Die Grundstruktur des Freizeitverhaltens in der Arbei- terklasse ist determiniert durch die Bedingungen und Belastungen der Lohnarbeit, durch elementare Reproduktionsanforderungen, durch Zwänge und Rhythmen heutigen Großstadtlebens. Bei ansonsten unveränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen ist für große Teile der Arbeiterklasse gegenwärtig keine reale Alternative, was die so beliebten Schlagwortformeln anbieten: Theater oder gute Lek- türe statt Fernsehen; Ausstellungsbesuch oder Sport treiben statt Schausportkonsum; schöpferische kulturelle Selbsttätigkeit statt Skat- und Biertischkonversation. Der realistische Blick der Arbeiterorganisationen auf den kul- turellen Verhaltensspielraum der Lohnarbeiter führt jedoch bei den fortschrittlichen Kräften nicht zur Fetischisierung eines "ehernen Kulturgesetzes", aus dem eine unüberwindliche 5%-Hürde für die Beteiligung an Kunstrezeption und Weiterbildung abzulei- ten wäre. Vielmehr betonen sie den umfassenden Anspruch der Ar- beiterklasse auf Aneignung a l l e r kulturellen Entwicklungs- möglichkeiten und die Verantwortung der öffentlichen Kulturein- richtungen für eine stärkere Teilnahme von Lohnabhängigen an ih- ren Angeboten und Betätigungsmöglichkeiten. Im Mittelpunkt: Die Massenkultur -------------------------------- Durch die Einordnung einzelner Kulturisierungsforderungen in ein Gesamtprogramm für die kulturelle Befreiung der Arbeiterklasse unterscheiden sich die revolutionären Kräfte von v.a. in der So- zialdemokratie und dem integrationistischen Flügel der Gewerk- schaften vertretenen Konzepten, die wachsende kulturelle Teilhabe der Lohnabhängigen als Ziel und Mittel ihrer endgültigen Integra- tion in die spätkapilalistische Ordnung anstreben. Vor allem aber beurteilen Kommunisten und andere sozialistische Kräfte die Er- füllung kultureller Ansprüche der Arbeiterklasse nicht nach iso- lierten Freizeit-Befriedigungen (wie LÜDTKE, u.a.) und auch nicht primär nach der Beteiligung an Gegenwartskunst und Erbe-Aneig- nung. Ihr Maßstab ist letztlich, wie es den Menschen gelingt, die eigenen Lebensbedingungen bewußt so zu gestalten, daß sie die In- dividuen zur Ausbildung und Betätigung einer Vielfalt von Bedürf- nissen, Fähigkeiten, Beziehungen und Genüssen anregen. Da in un- serer Gesellschaft die Entwicklung der Arbeits- und Lebensbedin- gungen primär an den Kriterien von Profit, Konkurrenz und kapita- listischer Systemerhaltung orientiert wird, ist das kulturelle Kernproblem die Erringung der politischen Macht der Arbeiter- klasse, um Wirtschaft und Politik entsprechend ihren Bedürfnissen zu lenken. Die Befähigung zur Erkenntnis und Verwirklichung der eigenen Interessen erweist sich als wesentlicher Maßstab für die Kultur der Arbeiterklasse. "Kultur hat, wer Herr seiner Sinne, seines Interesses, seiner Werkzeuge ist" (PIWITT 1976, S. 9). In der Einschätzung der kulturellen Qualität der gegenwärtigen Lebensweise der größten Teile der Arbeiterklasse gibt es unter den marxistisch orientierten Wissenschaftlern durchaus Differen- zen. Die einen rücken Momente der Entfremdung, der Enteignung der eigenen Interessen durch Konsumfetischismus, der Isolierung und Passivierung sowie den Ausschluß von ästhetisch-künstlerischer Weltaneignung als dem Kernbereich humaner Selbstverwirklichung in den Vordergrund und bewerten kulturpolitische Strategien und Ent- wicklungen vor allem nach der Überwindung solcher Strukturen und Verhaltensweisen. Andere suchen stärker produktive und interes- senbewußte Tendenzen in den gegenwärtigen Freizeitaktivitäten zum Tragen zu bringen, die durch elementare Bedürfnisse nach Erholung und Ausgleich, nach Unterhaltung und Entspannung, nach Kommunika- tion und anregenden Erlebnissen geprägt sind - ohne damit auf mögliche Erhöhung des Anteils von aktiver körperlicher und gei- stiger Betätigung sowie von Kunstrezeption zu verzichten. Im Zentrum der auf praktisch-politische Veränderung gerichteten Kulturstrategie kommunistischer wie sozialistischer Kräfte stehen (sieht man von der Demokratisierung des Bildungswesens ab) In- halte und Werte, Normen und Verhaltensorientierungen in der Mas- senkultur, in den massenhaften Kulturprozessen in der heutigen Arbeiterklasse. Ohne daß man alle Elemente der Massenkultur hier mit der notwendigen Differenzierung betrachten würde, lassen sich doch im Gesamtsystem von "Information" und Unterhaltung durch Funk, Fernsehen, Massenpresse, Schlager, Kommerzfilme, Werbung, Romanhefte als dominierende Tendenzen festhalten: zu beschönigen und gesellschaftlichen Grundproblemen auszuweichen, Aberglauben und Ergebung ins angeblich Unabänderbare zu fördern, gegen Gewalt und Unrecht abzustumpfen, antisozialistische Feindbilder emotio- nal tief zu verankern - ingesamt also erfolgreicher Interessen- vertretung der Lohnarbeiter und anderer vom Monopolkapital ausge- beuteter und unterdrückter Gruppen entgegenzuwirken. Die Methoden reichen von der blanken Lüge und dem Trommelfeuer von Unterneh- merargumenten in Fernsehen, Funk und Massenpresse bis zur umlen- kenden Aufnahme der Kommunikationsansprüche der Lohnabhängigen; es sollen Dispositionen erzeugt und verstärkt werden, die HOLZER gekennzeichnet hat als "privatistisch und personalistisch ge- färbte Denk- und Handlungsmuster; formale Leistungsbereitschaft und Verhaltensmobilität auf der Basis einer tendenziell techno- kratischen Perspektive; Konsum- und Freizeitorientierung" (1975, S. 151). Es sei hier nur verwiesen auf die jährlich verkauften ca. 360 Millionen Romanhefte, die von der Pflege der großdeutschen "Landser"-Ideologie über Science Fiction-Serien, die rassistisch- imperialistische Expansions- und Vernichtungsphantasien in die Galaxis projizieren, bis zu eskapistischen Frauen- und Schicksal- romanen scheinbar für alle Gruppen und alle Interessen etwas bie- ten. Zu ihren Lesern gehören nach eigenen Angaben (die eher zu niedrig liegen) 45% der angelernten Arbeiter sowie der Hilfs- und Facharbeiter, 35% der einfachen Angestellten sowie der einfachen und mittleren Beamten, 19% der Leitenden Angestellten sowie der gehobenen und höheren Beamten (SCHMIDTCHEN 1968, S. 2075); im Schnitt werden jährlich 32,9 Hefte verschlugen (SCHMIDTCHEN 1974, S. 714). Zusammen mit Sportsendungen, Quiz und Shows dominiert im Fernseh- konsum die Spielart von Unterhaltung (Kommerzfilm, Boulevardkomö- dien, Krimi-, Western- und Familienserien), die HOLZER folgender- massen charakterisiert (die Kennzeichnung trifft auch weitgehend andere Bereiche der Massenkultur): am besten bewertet werden von den Rezipienten Angebote, die "immanent relativierte Traumwelt sowie Provokation von Angst und deren Betäubung" bieten. (1971, S. 189). Bei einer Untersuchung des gesamten Fernseh-Programmangebots (ohne Nachrichten und Werbung) ergab sich: In mehr als 70% der Einzelbeiträge fehlte jeder Bezug zur Arbeitswelt, in nur 8% stand er im Vordergrund. In diesen Sendungen dominiert die von allen sozialen Bezügen losgelöste Beschäftigung mit den angebli- chen Sachfragen aus Technik oder Arbeitsrecht; die Gewerkschaften bleiben Randerscheinungen, zumeist kritisch kommentiert. Von den ca. 15% Sendungen, die überhaupt Konflikte in der Arbeitswelt zeigten, ließ nur ein Drittel kollektive Lösungsperspektiven er- kennen, allenfalls 37% waren als "arbeitnehmerfreundlich" einzu- stufen; ein Großteil dieser Beiträge findet sich in den teilweise liberal und demokratisch orientierten politischen Magazinsendun- gen, die von der Masse der Lohnabhängigen kaum gesehen werden - die anderen Kanäle bieten zur gleichen Zeit attraktive Unterhal- tungsprogramm (FOLTIN/WÜRZBERG 1975). Die ausgeführten Proportio- nen entsprechen etwa den Verhältnissen im Fernsehrat des ZDF, von dessen 66 Mitgliedern genau 3 Gewerkschafter, darunter nur einer vom DGB entsandt, sind. Massenmedien und Bildungssystem stellen die beiden Hauptpfeiler der kulturellen Herrschaft der staatsmo- nopolistischen Oligarchie dar - sie stehen im Zentrum der kultur- politischen Strategie der DKP. Auf Fragen der Bildungspolitik soll hier nicht eingegangen werden. Bei den öffentlich-rechtli- chen Massenmedien Funk und Fernsehen geht es zunächst um den Er- halt noch vorhandener demokratischer Strukturen, perspektivisch um den Ausbau der Mitbestimmung der journalistisch und technisch Arbeitenden wie um die Durchsetzung maßgeblichen Einflusses der Gewerkschaften, der Arbeiterparteien, der demokratischen Jugend- verbände und anderer demokratischer Kräfte in den Beiräten. Die wenigen Riesenkonzerne im Medienbereich sollen in demokratisch kontrolliertes öffentliches Eigentum überführt werden, die große Menge der kleinen und mittleren Unternehmen ist unter demokrati- scher Kontrolle staatlich zu fördern. Solche Maßnahmen als Teil einer antimonopolistischen Umwälzung setzen grundlegende Verände- rungen im gesellschaftlichen Kräfteverhältnis zugunsten der Ar- beiterklasse und ihrer Verbündeten voraus. Heute geht es um die Stärkung demokratischer und sozialistischer Tendenzen in den Mas- senmedien und den Kultureinrichtungen. Unter diesem Gesichtspunkt hat die gewerkschaftliche und poli- tisch progressive Organisierung von Angehörigen der Kultur-Intel- ligenz (Lehrer, Künstler, Journalisten, Kulturarbeiter im öffent- lichen Dienst) eine wesentliche Bedeutung. Diese Tendenz hat in den letzten Jahren beispielsweise dazu geführt, daß ca. 2.000 Au- toren, ca 4.500 Bildende Künstler, ca. 9.500 an Bühnen Beschäf- tigte und etwa 70% der bei Funk, Film und Fernsehen formell ab- hängig Arbeitenden in DGB-Gewerkschaften organisiert sind. Grund- lage dieser Entwicklung sind unzweifelhaft materielle und soziale Interessen - aber der Anschluß an die Einheitsgewerkschaft ver- bessert sicher die Möglichkeiten, kulturpolitisch und letztlich auch von den Inhalten der Medienarbeit her an ein Bündnis von Ar- beiterbewegung und Kulturintelligenz heranzukommen. Entgegen steht dem allerdings die Tatsache, daß - bei allen Fort- schritten in praktischer Kulturarbeit und in der Entwicklung kul- turpolitischer Positionen - die Behandlung ideologisch-kulturel- ler Probleme als Klassenfragen im DGB praktisch tabu ist. Die Künstler bringen von ihrer Sozialisation, ihrem Selbstverständnis und ihren sozialen Erfahrungen her nur wenig Anstöße für ein kri- tisches Betrachten der herrschenden Fetische "kultureller Plura- lismus" und "Freiheit der Kultur" mit. Und gerade errungene Er- folge der progressiven Kräfte bestätigen wiederum scheinbar diese Ideologie: der Kommunist Kroetz ist einer der meistgespielten BRD-Dramatiker auf Bühnen und im Fernsehen; das ZDF hat kürzlich den Roman des kommunistischen Arbeiterschriftstellers August Kühn, "Zeit zum Aufstehen", verfilmt; der Holtzbrinck-Konzern hat bisher über eine halbe Million Bücher vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt verkauft usw. Eine Stärkung der Tendenzen demokratischer und sozialistischer Entwicklung in den bestehenden Kultureinrichtungen ist aber nur durchzusetzen, wenn die Arbeiterbewegung zugleich und mit Nach- druck ihre eigene Kultur- und Bildungsarbeit, ihre Medien, ihre Vertriebs- und Kommunikationssystem ausbaut. Das System kultureller Herrschaft - einige Mechanismen ------------------------------------------------------ Bisher konnte nur punktuell die Situation kulturellen Ausschlus- ses und kultureller Unterdrückung der Arbeiterklasse deutlich ge- macht werden. Im folgenden soll versucht <?> seine kulturelle Herrschaft weitgehende Monopolisierung von Entfaltungsmöglichkei- ten, Bedürfnissen und Genüssen, vor allem aber Einbeziehung aller Elemente des Reichtums in den Prozeß der Akkumulation des Kapi- tals, nicht zuletzt als Verfügung über die schöpferischen Kräfte der lohnabhängigen Produzenten. Dies ist nur möglich mit freien Lohnarbeitern, die über ihre subjektiven Potenzen auch selbstbe- stimmt verfügen können; im Spannungsfeld dieses Widerspruchs er- hält die Funktion kultureller Herrschaft, den Ausgebeuteten wis- senschaftliches Bewußtsein ihrer Lage vorzuenthalten, eine Schlüsselstellung. Die kulturelle Herrschaftsfunktion als spezifisches Element der umfassenden Herrschaft der staatsmonopolistischen Oligarchie setzt sich über eine Vielzahl miteinander in Wechselwirkung ste- hender Prozesse und Einrichtungen durch. Grundlegend ist die Be- stimmtheit von Lohnarbeit und Reproduktion der Arbeitskraft als Ausbeutungsprozeß mit der Tendenz zur Hemmung und Verhinderung von Aktivitäten und Qualifikationen jenseits der körperlich-nerv- lichen Erholung. Kapitalverhältnis, Warentausch und -fetischismus sind die Grundlagen für die verzerrte Wahrnehmung der entschei- denden gesellschaftlichen Verhältnisse und für die Tendenz zu Verhaltens -dispositionen und Weisen der Aneignung des gesell- schaftlichen Reichtums, in denen die Fixierung auf Tauschwerte und Scheinbefriedigungen, Kompensation und Isolierung überwiegen. Das private Eigentum an Produktionsmitteln der Konsumgüterindu- strie und an Massenmedien, an Einrichtungen der Kommunikation und Kunstvermittlung sowie an Dienstleistungsunternehmen für Frei- zeitaktivitäten ist die Grundlage der untrennbaren Einheit von Profitinteressen und ideologischer Herrschaftsausübung in den hier ablaufenden Kulturprozessen. Die Konkurrenz zwingt den Un- ternehmen Massenproduktion und Massenabsatz auf, damit die Orien- tierung auf die verbreiteten beschränkten und deformierten Be- dürfnisse und Rezeptionsformen als normalerweise sicherste Er- folgsgarantie (daß mit weiterreichenden Veränderungen im Massen- bewußtsein schon unter kapitalistischen Bedingungen eine be- grenzte Berücksichtigung produktiver Bedürfnisse möglich wird, sei hier nur gegen ein ökonomistisches Festschreiben der ange- führten Tendenz bemerkt). So setzt sich schon spontan die kul- turelle Herrschaft aufgrund des privatkapitalistischen Charakters der Kultur- und Freizeitindustrie durch. Eine Schlüsselstellung im System staatsmonopolistischer Kultur nimmt die Schicht von berufsmäßigen Sozialisationsagenten ein, die wie Pädagogen, Medienarbeiter und Künstler vor allem die For- mulierung und Vermittlung von Ideologien, Wert- und Normensyste- men, Verhaltensleitbildern und Aneignungsmustern in die Masse der Bevölkerung oder bestimmte Gruppen hinein leisten, die also Pro- duzenten und vor allem Vermittler der geistigen Kultur sind. Sie unterliegen gleichermaßen den mystifizierenden und deformierenden Wirkungen der kapitalistischen Verhältnisse; sie rekrutieren sich weitgehend immer wieder aus der Mittelschicht und aus der Intel- ligenz und werden dort schon im Sinn eines spezifisch systemkon- formen Verständnisses ihrer gesellschaftlichen Aufgaben soziali- siert; 2) die materielle Abhängigkeit von Staat und Kapital wirkt dem Aufbrechen dieses Zirkels entgegen. Ich habe bisher Strukturen der gesellschaftlichen Reproduktion angesprochen, die zur spontanen, aus dem selbstregulierten Wirken der ökonomischen Gesetze folgenden Durchsetzung kultureller Herr- schaft des Monopolkapitals beitragen. Das Bemühen, mit staatsmo- nopolistischen Maßnahmen den Mängeln und Selbstaufhebungstenden- zen der Regulationsmechanismen im Kapitalinteresse entgegenzuwir- ken, kennzeichnet auch die Kulturprozesse dieser Formation zuneh- mend. In dem Maß, wie die Zunahme geistiger Qualifikationen in der Ar- beiterklasse unumgänglich wird und damit die spontane Ausschlie- ßung der Lohnabhängigen von den Erkenntnismitteln unsicherer funktioniert, im Maß der bewußten Formierung der Arbeiterbewegung und ihrer aufklärenden und organisierenden Tätigkeit, im Maß der Herausforderung durch die reale Alternative des Sozialismus, im Maß auch der Verknüpfung der staatsmonopolistischen Widersprüche zu Dauerkrisen mit erhöhter politischer und sozialer Labilität wurde und wird das System imperialistischer Kulturherrschaft un- ter Nutzung der modernen Wissenschaft und Technik ausgebaut. Tendenzen zu Wachstum und Veränderung kultureller Bedürfnisse ------------------------------------------------------------- Die unaufhebbare innere Widersprüchlichkeit staatsmonopolisti- scher Kulturherrschaft ist eine Sache - die Äußerungen der syste- müberwindenden Tendenzen in Bedürfnissen und Handlungsmotiven der Klassenindividuen, ihre Formulierung in den Organisationen der Arbeiterbewegung und ihre Durchsetzung gegen die Kapitalinteres- sen sind damit nicht schon gegeben. Vor allem eine neue Tendenz seit Beginn der 70er Jahre scheint darauf zu verweisen, daß die kulturellen Bedürfnisse und Ansprüche in der Klasse insgesamt zu- nehmen und sich verändern: kulturpolitische Diskussion und vor allem die Kulturarbeit im DGB haben einen außerordentlichen Auf- schwung genommen (schon zu Beginn des Jahres 1976 gab über die Hälfte der DGB-Kreise mit weit mehr als 50% der Mitglieder an, es finde Kulturarbeit statt); besonders bemerkenswert ist die Zu- nahme der Formen von Selbsttätigkeit und Selbstausdruck. An dieser Entwicklung haben sicher die Arbeit von Kommunisten in der Gewerkschaft und die Ausstrahlung ihres theoretischen und v.a. kulturpraktischen Wirkens einen bedeutenden Anteil; sie wäre aber nicht möglich, wenn nicht die Aufnahmebereitschaft unter den Lohnarbeitern sich in einem Wandlungsprozeß befände. Als Hinweis darauf können beispielsweise zwei Umfrageergebnisse aus den letz- ten Jahren dienen. Ende 1973 erklärten nur 11% eines repräsenta- tiven Bevölkerungsquerschnitts Kunst und Künstler für überflüs- sig; vom Rest waren im Schnitt drei verschiedene positive Bestim- mungen der möglichen Rolle von Kunst in ihrem Leben zu erhalten. 22% gaben an: Kunst ist eine Wertanlage und eine Sache, mit der man zeigen kann, daß man guten Stil hat. 65% sagten: Kunst soll entspannen, unterhalten, den Alltag, die Arbeit vergessen machen; 52%: Kunst soll Schönes, Ästhetisches herstellen, das Ohr er- freuen, die Freizeit verschönern; 40%: sie soll die Umwelt, un- sere Städte menschlicher, farbiger, schöner gestalten; 37%/ Kunst soll belehren, bilden, zum Nachdenken anregen, Sehen lehren; 36%: Sie soll helfen, die eigene Phantasie und die eigenen Ausdrucks- möglichkeiten zu entwickeln; 24%: Kunst soll die Wirklichkeit, die heutige Zeit abbilden und widerspiegeln; 17% schließlich schlössen sich der Meinung an, Kunst müsse sich für die benach- teiligten Gruppen in der Gesellschaft einsetzen (FOHRBECK/WIESAND 1975, S. 521). 3) 1975 sprach sich eine Mehrheit von Befragten dafür aus, das (so häufig als elitär, von den Massenbedürfnissen entfernt bezeich- nete) Musiktheater stärker mit öffentlichen Geldern zu fördern; eine noch größere Mehrheit wandte sich allgemein dagegen, in Zei- ten staatlicher Finanzprobleme zuerst die Kulturausgaben zu be- schneiden, und forderte sogar die Ausweitung des Angebots (FOHRBECK/ WIESAND 1975a, S. 15f). Als weitere Indikatoren kann man die hohen Zuwachsraten bei den Volkshochschulen ebenso anfüh- ren (1970 - 1972: +57,8% Teilnehmer) wie die Zunahme der Mu- seums-, Ausstellungs- und Theaterbesucher in den letzten Jahren; an mehr als 1.200 Initiativen für selbstverwaltete Freizeitheime waren und sind viele Arbeiterjugendliche beteiligt. Erhöhte Ansprüche an die Qualität der Lebensumwelt waren Motive für die Teilnahme an Bürgerinitiativen zur Verteidigung von Erholungs- gebieten, zum Schutz gegen Denkmalzerstörung und brutale "Sanie- rungs"vorhaben, für die bessere Versorgung von Wohnvierteln mit Freizeit- und Sporteinrichtungen, kommunalen Kinos und Kultur- häusern. So vielfältig wie die Erscheinungen, aus denen man auf gewachsene und profiliertere kulturelle Bedürfnisse und Ansprüche schließen kann, sind auch die verursachenden Faktoren. Einige knappe Bemer- kungen dazu scheinen mir wichtig, weil sie auf den unumkehrbaren Charakter der grundlegenden Tendenzen verweisen, die in der oder jener Weise mit der Entwicklung der gegenständlichen und men- schlichen Produktivkräfte verbunden sind (vgl. KAISER 1975, S. 92ff). Gestiegen ist seit 1950 das Niveau der schulischen Ab- schlüsse in der Arbeiterklasse wie das der durchschnittlichen be- ruflichen Qualifikationen (dazu zurückhaltend IMSF 1973, S. 185- 195, 248-252; entschiedener PROJEKTGRUPPE AUTOMATION UND QUALIFI- KATION 1975, S. 86-92; jüngst mit ähnlicher Tendenz HUND 1977, S. 94-96); die Entwicklung der Qualifikationsstruktur der Ar- beitsplätze im letzten Jahrzehnt und gegenwärtig ist äußerst wi- dersprüchlich, bei deutlichen Dequalifikationserscheinungen kann man doch nicht von einer grundlegenden Umkehr der Tendenz spre- chen. Neue Formen und Techniken der Arbeitsorganisation gehen in Richtung stärkerer Einbeziehung sozialer und persönlichkeitsrele- vanter Qualifikationen (Kooperationsfähigkeit, Initiative, Arti- kulationsvermögen usw.); darin fließen Intensivierungsund Inte- grationsinteressen des Kapitals mit höheren Ansprüchen der Be- schäftigten an die Qualität ihrer Arbeitstätigkeit zusammen und ergeben Anstöße zur Verbreitung solcher Ansprüche (vgl. GOTT- SCHALCH 1977, S. 846 ff, 1007 ff). Gestiegene psychophysische Ar- beitsbelastungen setzen höhere Reproduktionsanforderungen; sie können nivellierend auf die Aktivitäten in der gewachsenen Frei- zeit wirken - in Verbindung mit anderen Faktoren jedoch auch zur Vergrößerung kultureller Bedürfnisse beitragen. Die mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt in seiner kapitalbestimmten Form verbundenen, hier stichwortartig angedeu- teten Tendenzen der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft und der objektiven Reproduktionsnotwendigkeiten sind in sich wider- sprüchlich; wie sie sich für die Lohnabhängigen realisieren, ent- scheidet wesentlich der gewerkschaftliche Kampf selber. Keines- falls handelt es sich um mechanische und monokausale Zusammen- hänge zwischen Produktivkraft- und Arbeitsentwicklung auf der einen, Bedürfnis-und Anspruchsentwicklung auf der anderen Seite. Die subjektive Reaktion auf objektiv veränderte Reproduktionsan- forderungen ist entscheidend vermittelt über ideologische Fakto- ren. Dazu noch einige Bemerkungen, die das Wachstum kultureller Bedürfnisse und Ansprüche (im hier gebrauchten engeren Sinn) ein- betten in eine umfassende Tendenz zu höherer Sensibilität für die Persönlichkeitsproduktivität der Lebensbedingungen in der Arbei- terklasse (vgl. DILIGENSKI 1977, S. 95, 100 ff). Eine solche Erfahrungslinie bildet die zunehmend als unnötig emp- fundene wachsende Kluft zwischen den gesellschaftlich produzier- ten Reichtumspotenzen (in Form der Produktionskapazitäten und - leistungen, der wissenschaftlich-technischen Fortschritte) und dem Zurückbleiben der individuellen, vor allem aber der gesell- schaftlichen Konsumtionsmöglichkeiten. Stagnierende und sinkende Reallöhne sind nur der zugespitzte Ausdruck; die Verschwendung gesellschaftlichen Reichtums in Rüstung, Werbung, eingebautem Verschleiß, brachliegenden Kapazitäten und Dauerarbeitslosigkeit läßt die Lebensweise der Lohnabhängigen keineswegs als luxuriös erscheinen. Vor allem die Unfähigkeit, gesellschaftlich zu schaf- fende Reproduktionsbedingungen staatlicherseits ausreichend zur Verfügung zu stellen, wird unter dieser Sicht immer weniger hin- genommen: Bildungsmisere, Stadtzerstörung, Umweltbedrohung und -vernichtung, ungenügende Infrastruktur für Freizeit und Erholung, für Sport und Kunstaneignung. Nicht, als ob dieser "Vergleich" massenhaft bewußt vorgenommen würde; die Diskrepanz wird jedoch immer wieder erfahren und ist - meist noch unter der Bewußtseinsschwelle - einer der Antriebe zur Erhöhung des allgemeinen Anspruchsniveaus, d.h. der Bewertung dessen, was man nicht nur träumend gern für sich hätte, sondern dessen, was man heute und morgen real verlangen kann an Qualität des Lebens, an eigenem Anteil am gesellschaftlichen Reichtum. Eng damit verknüpft ist ein anderer Motivationsstrang. Ein großer Teil der Lohnabhängigen hat sich in den letzten 25 Jahren einen Standard individueller Konsumtion geschaffen, der im Ergebnis schwerer Arbeit und des Verzichts auf manche kleinere unmittel- bare Befriedigung für die einzelnen Familien sehr hohe Bedeutung als Ausdruck und Frucht ihrer Leistung besitzt: die Wohungsein- richtung, der eigene Wagen, die Urlaubsreise, z.T. das eigene Haus. Jetzt wird durch die unzureichende und profitorientierte Infrastrukturentwicklung der Genuß dieser mühsam errungenen Güter bedroht: Staus auf dem Weg zu den Nah- und Fernerholungsgebieten, Überfüllung, Zerstörung von Ruhe, Schönheit und Sauberkeit der Natur, Lärm und Emmissionen in den Wohngebieten. Die erreichte Höhe des individuellen Konsumniveaus setzt hier Mindestanspruchs- maßstäbe. Die kapitalistische Konsumgüter- und Dienstleistungsindustrie be- müht sich unentwegt, vielseitig, raffiniert und erfolgreich, die allgemeine Begehrlichkeit zu steigern, Bedürfnisse anzustacheln, Neues und Anderes als notwendig und erreichbar darzustellen. Vor allem Ratenzahlung und Kleinkredite haben sich als wirksame Mit- tel erwiesen, die Erfüllung individueller Konsumwünsche noch über die Grenze des jeweils aktuell Möglichen hinauszutreiben. Die Dy- namik der kapitalistischen Bedürfnisproduktion im Konsumgüterbe- reich leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Ansprüche an das, was einem als Arbeitendem zugänglich, erreichbar sein muß. In eine ähnliche Richtung wirken auch bestimmte Folgen der Struk- turveränderungen in der Arbeiterklasse. Angehörige vor allem der technischen Intelligenz nähern sich der Lage der Arbeiterklasse an, der Anteil der Angestellten wächst, die Kontakte werden enger (nicht zuletzt über die steigende gewerkschaftliche Organisierung und Mobilisierung der Angestellten); damit wirken die im Schnitt vielseitigeren, aktiveren und mehr geistige Elemente enthaltenden Freizeit- und Konsum-Stile dieser Gruppen (gegründet nicht allein in höherem Bildungsniveau und größerem Einkommen, sondern auch in schichtspezifischen Normen) auf die Arbeiterschaft und geben An- reize für Verhaltensänderung und Bedürfnis- und Anspruchserhö- hung. Stärkere Konfrontation mit vielseitigerem Freizeitverhalten folgt auch aus der weitgehenden Aufhebung der früheren Isolierung der Arbeiter in Arbeiterwohnvierteln, aus der größeren sozialen Durchmischung der Quartiere. Anspruchsentwicklung durch die Arbeiterorganisationen ----------------------------------------------------- Bei der Erweiterung und Veränderung der Bedürfnisse wie bei der Konstituierung, Artikulation und Präzisierung des Anspruchsnive- aus und seiner Verinnerlichung bei den einzelnen Lohnarbeitern spielen die Organisationen der Arbeiterklasse eine entscheidene Rolle. Pointiert hebt GODARD diesen Aspekt hervor, "daß für die nichtherrschenden Klassen Bedürfnisse gesellschaftlich erst exi- stieren, wenn sie von einer gesellschaftlichen oder politischen Bewegung übernommen und getragen werden." "Die beherrschten Klas- sen schaffen durch ihre politischen oder gewerkschaftlichen Orga- nisationen oder durch solche Organisationen, die aus verschie- denen sozialen Bewegungen entstanden sind (Bewegungen von Mie- tern, Benutzern, Verbrauchern ...) ihr Gegensystem von Bedürfnis- sen. Dieses System von Bedürfnissen bezieht sich natürlich auf einen bestimmten Stand der Arbeitskraft, aber dieser Stand sagt nichts aus über die zu stellenden Forderungen, d.h. über die so- zialen Bedürfnisse, deren Befriedigung als legitim angesehen wird. Er gibt einen Ort an, den Ort einer Forderung, aber nicht mehr. Die 'notwendigen sozialen Bedürfnisse' entstehen im Klas- senkampf, in ihnen kristallisiert sich das Kräfteverhältnis; sie verwandeln sich in eine Norm und, wenn der Kampf der beherrschten Klassen erfolgreich ist, in ein Recht" (1973, S. 21, 22). Hier wird zwar meines Erachtens die spontane Seite der Bedürf- nisentwicklung ungenügend erfaßt, auf deren Grundlage erst die klassenmäßige oder gesamtgesellschaftliche Verallgemeinerung stattfinden kann (zur Diskrepanz dieser Prozesse DILIGENSKI 1977, S. 107) - allerdings nicht in mechanisch starrer Verbindung mit den objektiven Reproduktionsnotwendigkeiten. Die Formulierung von Forderungen als wesentlicher Beitrag zur individuellen Normierung von Bedürfnissen und Ansprüchen als berechtigt und erfüllbar, die Durchsetzung ihrer Befriedigung und damit ihre Verwandlung in ein Recht und einen Ausgangspunkt weitergehender Forderungen und An- sprüche können jedoch allein die Organisationen der Arbeiterbewe- gung erreichen. Für deren Arbeit ergeben sich mit den skizzierten Tendenzen neue Möglichkeiten und Aufgaben. Veränderung und Erweiterung von Re- produktionserfordernissen, Bedürfnissen und Ansprüchen führen bei bewußter Interessenvertretung der Arbeiterorganisationen zu einer Ausweitung und Vertiefung des Kampfes um die Verbesserung der Ar- beits- und Lebensbedingungen, in denen es zunehmend um Prozesse produktiver Persönlichkeitsentfaltung geht. Solche Entwicklungen können genutzt werden zur Bewußtmachung und subjektiven Übernahme des umfassenden Kulturanspruchs der Arbei- terklasse auf Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums und für die Erkenntnis, daß dies erst im Sozialismus möglich sein wird. Mit der Normierung des Rechts auf ein erfülltes und sinnvolles Leben werden neue Kräfte des Widerstands und Kampfes gegen die staatsmonopolistische Herrschaft erschlossen, die sich weit über ökonomische und soziale Interessengegensätze hinaus aus der Uner- träglichkeit der herrschenden Lebensweise, Werte, Moral usw. speisen. Jede Verbesserung der Bedingungen produktiver Weltaneignung (von der Freude am eigenen körperlichen Leistungsvermögen über die Entwicklung sinnlich-ästhestischer Genußfähigkeit bis zur bewuß- ten Regulierung der Lebenstätigkeit aus wissenschaftlicher Er- kenntnis der eigenen sozialen Situation) hat ihren Wert in sich als Erfüllung von Gegenwartsinteressen der Lohnabhängigen. Sozia- listische Politik und Kulturarbeit nutzt jede Erweiterung vor al- lem der geistigen Entwicklungsmöglichkeiten zur Entfaltung ihrer objektiven Potenz als "Bildungselemente" des Proletariats und Waffen gegen die Bourgeoisie (vgl. MEW 4, S. 471). Die Aufnahme kultureller Bedürfnisse in Reflexion und Arbeit sich erweiternder Kreise der DGB-Gewerkschaften hat neben der Aus- strahlung mit der DKP verbundener Kulturarbeit weitere Randbedin- gungen in der politischen Entwicklung der letzten Jahre. Da sind zunächst die Veränderungen in Praxis und Selbstverständigung der DGB-Gewerkschaften zu nennen, die etwa mit der Krise 1966/67 be- gannen und seitdem - bei aller Widersprüchlichkeit - zu einer Stärkung eigenständiger, kämpferischer, einfallsreicher, breiter vorbereiteter und getragener Aktivitäten, zu härteren praktischen und ideologischen Konfrontationen mit den Unternehmern, zu ge- sellschaftlich tiefgreifenden Reformforderungen, zu verstärktem systemkritischem Denken und auch seit 1969 zu steigenden Mitglie- derzahlen geführt haben. Seit 1976 zeichnet sich deutlich ab, daß die Kapitalstrategie einer Abwälzung der Krisenlasten auf die Lohnabhängigen den Druck gegen aktive Interessenvertretung erheb- lich verstärkt, daß die Durchsetzung gewerkschaftlicher Forderun- gen mehr an Einsatz und Überzeugensarbeit verlangt. Es werden also wohl Bedingungen bestehen bleiben, die TODTENBERG als för- derlich für eine Ausweitung aktionsbezogener Kulturarbeit ein- schätzt: "Der verstärkte Widerstand gegen gewerkschaftliche For- derungen (macht) auch andere Durchsetzungsformen notwendig. Bei Lösungen am Verhandlungstisch wird Kultur nicht gebraucht; muß man aber zur Durchsetzung von Forderungen Aktionen machen, Mit- glieder mobilisieren, Öffentlichkeit herstellen, so stellt sich die Frage, wie und welche Mittel könnten nutzen. Und gerade in vielen Aktionen der Gewerkschaftsjugend hat sich gezeigt, daß kulturelle Elemente (Songs, Grafiken, Plakate, Straßentheater) hierbei wichtige Hilfen sind" (1977, S. 16). Ein weiteres Motiv für den Ausbau von Kulturarbeit folgt aus der Tendenz zur Verringerung von Kommunikationsmöglichkeiten an den Arbeitsstätten, die die Gelegenheiten für gewerkschaftliche Über- zeugungsarbeit dort einengt. Die Entwicklung zu kürzeren Jahres- arbeitszeiten, gegenwärtig aber vor allem die Beschleunigung des Arbeitstempos, Intensivierung sowie kontakthemmende Arbeitsbedin- gungen (Lärm, Isolierung) wirken in diese Richtung. Dem versuchen die Gewerkschaften in Betrieben und Büros Rechnung zu tragen; of- fensichtlich entsteht jedoch eine zunehmende Herausforderung, neue und anziehende Formen der Kommunikation, Diskussion, Organi- sierung in der arbeitsfreien Zeit zu entwickeln, um die Verbin- dung zwischen Gewerkschaften und Lohnabhängigen zu erhalten und auszubauen. Für die breite Artikulation kultureller Ansprüche in den Gewerk- schaften und für ihre Aufnahme in der offiziellen Politik ihrer Spitzen war auch die politische Entwicklung in der Bundesrepublik seit dem Ende der 60er Jahre förderlich. Nach der Bildung der Re- gierung Brandt/Scheel 1969 gab es einen euphorischen Aufschwung der Erwartungen, welche Fortschritte für die Lohnabhängigen nun endlich durchgesetzt werden könnten. Für die Führungen und viele Aktive der Gewerkschaften, die große Hoffnungen in die parlamen- tarische Mehrheit von SPD und FDP setzten, schien es nun ange- bracht und realistisch, aufgestaute Bedürfnisse und Ansprüche in grundlegender, langfristig konzipierter Weise für die Reformpoli- tik anzumelden. Dem dienten umfangreiche Kongresse und Ausarbei- tungen zu Themen wie Verbesserung der Lebensqualität (IG Metall- Kongress 1972), Humanisierung der Arbeitswelt (DGB-Kongreß 1974), Umweltschutz (DGB-Umweltschutzprogramm 1974), die Rede von H.O. Vetter auf dem 9. ordentlichen DGB-Kongreß 1972. Hier wurde den Forderungen nach wesentlicher Verbesserung der Arbeits- und Le- bensbedingungen, nach ihrer Gestaltung entsprechend den Bedürf- nissen und Interessen der Lohnabhängigen statt ihrer Anpassung an Profitgesichtspunkte eine Perspektive gewiesen, die innerhalb der kapitalistischen Systemgrenzen die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen das Großkapital zumindest deutlicher aussprach als regie- rungsoffizielle Konzeptionen. Die Berufung auf "menschliche Be- dürfnisse", "Menschenwürde" und "Humanisierung" - zwiespältig, weil mit Vernachlässigung der unvereinbaren Klasseninteressen verbunden - hat aber doch auch dazu beitragen, dem Anspruch auf ein Mehr an Selbstverwirklichung in Arbeit und Freizeit Legitima- tion als grundlegendes Menschenrecht und Nachdruck zu verleihen. Einige aktuelle Probleme aus Kulturpolitik und Kulturarbeit ----------------------------------------------------------- Zum Gesamtkomplex steigender Bedürfnisse in der Arbeiterklasse zählt "ein gestiegenes Anspruchsniveau an industrielle Arbeitstä- tigkeiten" (HUND 1977, S. 91). Damit verbessern sich auch in der Bundesrepublik die subjektiven Voraussetzungen für eine breite Aufnahme und aktive Vertretung gewerkschaftlicher Forderungen nach Arbeitszeitregelungen und Arbeitsbedingungen, die die Reduk- tion der Freizeit auf einfache körperlich-nervliche Wiederher- stellung aufheben lassen und durch höhere Qualifikation, Förde- rung von Beweglichkeit, Selbstständigkeit, Artikulationsfähigkeit und Kommunikation am Arbeitsplatz bessere Voraussetzungen für eine Zunahme aktiver und geistiger Betätigung in der arbeits- freien Zeit schaffen. Dieser Entwicklung wirkt nicht nur die be- gründete Sorge um den Arbeitsplatz entgegen, die qualitative An- sprüche als Luxus erscheinen läßt; die gegenwärtigen Lohnfin- dungssysteme bringen beim Abbau von Überstunden, Schicht- und Nachtarbeit, von Lärm-, Hitze-, Staub- und Gas- oder Erschütte- rungsbelästigung Einkommensminderungen für die Arbeiter mit sich. Das erschwert die Formulierung konkreter Kampfziele, mit denen sich die Kollegen voll identifizieren können. Alle Erfahrungen sprechen dafür, diese Zusammenhänge nicht mecha- nistisch zu betrachten. Der konkrete Charakter der Freizeittätig- keiten hängt ab von einer Menge weiterer Variabler, unter denen besonders interessant die sind, deren deutliche Veränderung zu- mindest mittelbar im Aktionsbereich der Arbeiterorganisationen liegt. Das betrifft die Möglichkeiten der eigenen Kulturarbeit wie das Einwirken auf Prozesse und Entscheidungen im Kulturbe- trieb, vor allem gegegenüber den öffentlich getragenen kommunalen Einrichtungen und gegenüber den öffentlich-rechtlich geführten Massenmedien Funk und Fernsehen. Dabei ergeben sich viele Pro- bleme und Widersprüche aus der Komplexität der Aufgabe, zugleich die Bündnispolitik mit der künstlerischen Intelligenz zu entwic- keln, das Gegenwartsinteresse an besserer kultureller Entfaltung der Lohnarbeiter zu vertreten und - vorrangig! - die Formierung der Arbeiterklasse zur revolutionären Klasse für sich zu fördern. Eine wissenschaftlich-analytisch wie politisch-praktisch zentrale Frage scheint mir: Wie verlaufen bei den Klassenindividuen die Zusammenhänge zwischen Vielfalt aktiver und geistiger Elemente im Freizeitverhalten einerseits, Entwicklung von Interessen- und Klassenbewußtsein und Beteiligung an verändernder Praxis anderer- seits? Empirische Befunden sagen dazu beispielsweise aus: gewerk- schaftliche und politisch engagierte Arbeiter und einfache Ange- stellte sind im Schnitt kulturell aktiver als Kollegen mit auf diesen Gebieten unentwickelter Praxis und Bewußtheit. Ein Zusam- menhang ist sicher: Erweiterung und Reflexion der sozialen Praxis sowie die Kulturarbeit der Arbeiterorganisationen geben Anstöße für bewußtere, selbständigere Freizeitaktivität. Ob es einen um- gekehrten Zusammenhang gibt, ist völlig ungesichert. Wahrschein- licher ist, daß innerhalb der Arbeiterklasse ein höheres Niveau fachlicher und allgemeiner Bildung, geistige Beweglichkeit und Eigenständigkeit sowohl Interessenerkenntnis und Engagement för- dern als auch im Charakter des Freizeitverhaltens ihren Ausdruck finden. Ob und unter welchen Bedingungen eine Persönlichkeits- und Qualifikationsstruktur, die sich in höherem Niveau der Frei- zeitaktivitäten äußert, den Prozeß der Erkenntnis der eigenen so- zialen Lage und klassenbewußten Engagements fördert, welche Ver- mittlungsstufen hier zu berücksichtigen sind - das ist weitgehend ungeklärt. Umgekehrt erweisen sich allerdings die mit vielseiti- ger, aktiver und bewußter Freizeitnutzung verbundenen Persönlich- keitsqualitäten eindeutig als Gewinn für die revolutionäre Potenz der Klasse, wenn sie im Kontext klassenbewußten Handelns fungie- ren. Entsprechend den angedeuteten unterschiedlichen Gewichtungen in der Analyse werden unter den marxistisch orientierten Wissen- schaftlern auch verschiedene Konzepte entwickelt, wie die Entfal- tung kultureller Aktivität mit dem Eingreifen in soziale Ausein- andersetzungen vermittelt werden könne. Ohne ausschließende Al- ternativen aufzustellen, gehen die einen stärker aus von der kon- zentrierten Gestaltung humanistischer Ansprüche in der Kunst und wollen deren Übernahme in der Aneignung durch Lohnarbeiter för- dern, die solche Ansprüche dann gegenüber ihrer realen Lebensum- welt anmelden und damit an Motivation für den Kampf um gesell- schaftliche Veränderung gewinnen. WINCKLER formuliert: "Der In- halt und die Erfahrungsweise ästhetischer, besonders aber ästhe- tisch-künstlerischer Erfahrung verweisen ... - und das macht ihre Bedeutung für die Arbeiterbildung aus - auf die realhumanistische Forderung nach Aufhebung menschlicher Entfremdung in den prak- tisch-sozialen, den kulturellen und den geistig-ideologischen Le- bensverhältnissen" (1977, S. 227). Andere betonen, daß die realen Prozesse in der Bedürfnis- und An- spruchsentwicklung der Arbeiterklasse nicht unmittelbar mit den Kategorien und Kriterien humanistischer Kulturideale zu erfassen sind: Bedürfnisse nach sportlicher Betätigung, nach vielfältiger, unterhaltsamer, erlebnisgefüllter Freizeit, nach interessanten, fordernden, abwechslungsreichen und Kommunikation ermöglichenden Arbeitstätigkeiten, nach Mitbestimmung, nach begründeter Identi- fikation mit der eigenen Stadt oder Gemeinde als Heimat, nach Selbsttätigkeit in Hobbies und Laienaktivitäten, nach Kommunika- tion und solidarischer Nachbarschaft usw. Diese Theoretiker ver- weisen auf die zunehmenden Konflikte und Bewegungen, in denen solche Bedürfnisse mit den Abbau- und Zerstörungstendenzen der staatsmonopolistischen Ordnung aneinandergeraten; sie nehmen an, daß v.a. aus diesen Auseinandersetzungen realistischeres Bewußt- sein der gesellschaftlichen Zusammenhänge und eine Motivation für demokratisches und sozialistisches Engagement zu entwickeln sind. Im Rahmen einer langfristigen sozialistischen Strategie ist die Verbesserung vorhandener kultureller Entfaltungsmöglichkeiten auch bei der gegenwärtigen bürgerlichen Dominanz im Kulturbetrieb unverzichtbar für die Entwicklungen, in denen die subjektive Mo- tivation und Qualifikation der Arbeiterklasse für die Überwindung der staatsmonopolistischen Ordnung sich herausbilden; davon gehen auch die Konzeptionen der DKP aus. Wenn sie für Erhalt und Ausbau der vorhandenen Kultureinrichtungen eintritt, wenn sie die Not- wendigkeit der Erhaltung und Vermittlung des humanistischen Kul- turerbes verficht, dann ist dies nicht allein von bündnispoliti- schen Überlegungen bestimmt und ergibt sich nicht nur aus dem Selbstverständnis als nationale Kraft, die die bedeutenden kul- turellen Traditionen und Potenzen unseres Landes schützen, erwei- tern, lebendig und breit zugänglich machen will; obwohl gegenwär- tig nur kleine Teile der Arbeiterklasse von diesen Kulturangebo- ten Gebrauch machen, Gebrauch machen können, träfe jede Dezimie- rung doch ein wichtiges Feld für die Anspruchsentwicklung des Proletariats. Von kommunistischer Seite wird der Kampf um Erhalt und Ausbau kultureller Aneignungs- und Betätigungsmöglichkeiten stets verbunden mit dem Bemühen, den Einfluß der Arbeiterklasse hier zu vergrößern und den Raum für demokratische und sozialisti- sche Tendenzen zu erweitern. In der Praxis ist allerdings ein solches Junktim nicht unmittelbar zu verwirklichen. Die Problema- tik einer Vernachlässigung ideologischer Klassenfragen zeigt sich gegenwärtig vor allem in Kulturpolitik und Kulturarbeit der DGB- Gewerkschaften. Dazu noch einige Bemerkungen, die nicht mehr als Andeutungen sein können. Der Ausschluß der Lohnarbeiter von der ästhetisch-künstlerischen Kommunikation ruft spontan Tendenzen und Bemühungen zur Aneignung von Erbe und Gegenwartskunst hervor. So gehört zur gewerkschaft- lichen Kulturarbeit neben den Basisaktivitäten, die meist deut- lich auf die Erfahrungen von Arbeitsplatz und sozialen Auseinan- dersetzungen, auf gewerkschaftliche Aktionen und Forderungen, auf Kämpfe und Geschichte der Arbeiterbewegung bezogen sind, auch ein bedeutender Sektor mit der Aufgabe der "Kunstvermittlung an Ar- beitnehmer". Dazu zählen ein Buch- und Schallplattenclub ("Büchergilde Gutenberg" mit 210.000 Mitgliedern), die "Volks- bühnen", die ermäßigte Abonnements und Karten für das Sprech- und Musiktheater organisieren (270.000 Mitglieder), einzelne Theater- und Konzertaufführungen lokal und im Rahmen der Ruhrfestspiele. In den entsprechenden Programmen dominieren eindeutig die gängigen Unterhaltungsangebote der anspruchslosen Belletristik, der Schlager und des Boulevardtheaters, dann Rezeptionsvorgaben aus dem klassischen Kulturerbe. Die proletarisch-revolutionäre Traditionslinie und gesellschaftskritische oder gar sozialisti- sche Gegenwartskunst lassen sich allenfalls in Spurenelementen nachweisen. Heute ist eine solche Programmpolitik keineswegs allein als Er- gebnis des (vorhandenen!) Drucks integrationistischer Gewerk- schaftsspitzen zu begreifen; Versuche, etwa im Rahmen der Volks- bühnen mehr sozialkritisches Gegenwartstheater anzubieten, wurden von den Mitgliedern nicht akzeptiert. Das Publikum dieser Organi- sationen ist dominiert von der Obersicht der Arbeiterklasse und von abhängig Beschäftigten, die schon nicht mehr zur Arbeiter- klasse zu rechnen sind und sich eindeutig an den gängigen bil- dungsbürgerlichen Vorstellungen von den überzeitlichen Kulturwer- ten jenseits aller sozialen Interessengegensätze orientieren. Gegenwärtig verstärken weitere Faktoren diese Tendenz. Angesichts der zunehmenden Monopolisierung der Kulturindustrie und des zah- lenmäßig noch kleinen gewerkschaftlichen Publikums für konsequent demokratisch und sozialistisch engagierte Kunst enthält eine Umo- rientierung des Programms etwa der Büchergilde auch ökonomische Risiken - vom politisch-ideologischen Druck des Kapitals gegen eine solche Profilierung ganz zu schweigen. Der Aufschwung gewerkschaftlicher Organisierung und Aktivierung vor allem unter Schriftstellern, Bildenden Künstlern und Bühnen- schaffenden war ideologisch wesentlich über folgende Konzeption vermittelt: Die materielle und soziale Misere der meisten Künst- ler hängt zusammen mit der relativ schmalen Publikumsbasis vor allem der öffentlichen Kultureinrichtungen. Eine Politik, die auf die Entwicklung kultureller Bedürfnisse und Aktivitäten in der arbeitenden Bevölkerung gerichtet ist - und als deren Promotor bieten sich die Gewerkschaften an -, entspricht den Interessen der Künstler auf doppelte Weise: zum einen werden in der musisch- kulturellen Bildung, Breitenarbeit und Animation Arbeitsmöglich- keiten für Künstler entstehen; und zum ändern schafft der Erfolg einer solchen Politik eine stabilere soziale Basis für die Kunst- entwicklung durch erweiterte Nachfrage und absehbar größeren Wi- derstand gegen Kürzungsversuche staatlicher Bürokratien. Ausgeklammert ist in diesem Konzept die Frage nach der inhaltli- chen Beziehung der künstlerischen Arbeit auf gewerkschaftliche Politik oder gar proletarische Interessen. Damit zeigt sich auch hier, wie eine auf stärkere Teilnahme der Lohnarbeiter am Kultur- betrieb gerichtete Praxis ständig die integrationistische Domi- nanz reflektieren und zurückdrängen muß. Verständlich ist eben- falls, daß Tendenzen zur Kunstfeindlichkeit oder zur totalen agi- tatorischen Funktionalisierung von Kunst, die spontan in Teilen der Arbeiterklasse entstehen, in dieser Konstellation Nahrung finden. So bedarf es großer und reflektierter Arbeit, um die Po- tenzen für das Bündnis von Arbeiterbewegung und demokratischen, humanistischen Kunstproduzenten, die im Gewerkschaftsanschluß von Künstlern enthalten sind, Wirklichkeit werden zu lassen. Ein wesentlicher Zug in der Entwicklung der gewerkschaftlichen Kulturarbeit der letzten Jahre ist die große Rolle, die kul- turelle Selbsttätigkeit und Selbstausdruck dort einnehmen: von der Fotodokumentation betrieblicher Mißstände bis zum Rollenspiel in der Bildungsarbeit, von der Theatergruppe bis zur Ausstellung von Hobby-Arbeiten. Da gerade für Arbeiter die Gewerkschaften ein Ort sind, an dem sie sehr viel eher ihre Laienarbeiten und Aus- drucksversuche zugänglich machen und diskutieren möchten als bei anderen Gelegenheiten in ihnen nicht vertrauten sozialen Milieus, entsteht ein starker Druck auf die gewerkschaftliche Kulturar- beit, der durchaus die Gefahr einer Verselbständigung solcher Ak- tivitäten selbst in primär gewerkschaftspolitisch engagierten Gruppen hervorrufen kann. Die vorgestellten Laienarbeiten reflektieren auch dort, wo es vom Genre her möglich wäre, kaum soziale und politische Probleme aus der Sicht der Arbeiterbewegung. Neben der Tendenz zum Idylli- schen, Erträumten, Naiven schlagen die stilbildenden Klischees der Kulturindustrie sehr stark durch: vom Malen in der Art der "Kaufhausbilder" bis zur Fixierung auf Stars. Hier stellt sich vielleicht am direktesten die Frage nach den konkreten persön- lichkeitsbildenden Wirkungen kultureller Aktivitäten, die ihrer Förderung durch Kampforganisationen der Arbeiterklasse eine grö- ßere Bedeutung als die der Sympathiewerbung gibt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Bedeutung spezifischer Ausdrucks-, Kommunikations- und Verhaltensformen so- wie der Normen und Werte einzuschätzen ist, die auch heute die Arbeiterschaft und andere Gruppen der Arbeiterklasse auszeichnen und als "Kultur der Arbeiterklasse" zunächst einmal deskriptiv zu fassen sind. Wie weit und unter welchem Aspekt sind Elemente der Kultur der Arbeiterklasse als Resultat restringierter und ent- fremdeter Arbeits- und Lebensbedingungen zu lassen, die auf dem Weg zu sozialistischer Kultur negiert werden müssen? Wie weit und unter welchem Aspekt sind hier Ansätze produktiver solidarischer Persönlichkcitsentfaltung zu sehen, die durch ein im wesentlichen auf intellektuelle und sinnliche Weltaneignung orientiertes huma- nistisches Persönlichkeitsideal nicht erlaßt werden? Wo sind die Grenzen zwischen selbstbewußter Abgrenzung und bornierter Abkap- selung (vgl. VERRET 1977)? Ein wichtiges methodisches Prinzip bei der Bewältigung der großen Aufgaben, die nicht nur hier vor den fortschrittlichen Kulturwis- senschaftlern der Bundesrepublik stehen, scheint mir gegenwärtig das unvoreingenommene Erfassen und Analysieren der ganzen Breite, Vielfalt und Widersprüchlichkeit von Veränderungen und Bewegungen im kulturellen Verhaltens- und Persönlichkeitssystem von Angehö- rigen der Arbeiterklasse, die sich praktisch und bewußtseinsmäßig in Bewegungen mit objektiv antimonopolistischer Tendenz hineinbe- geben. In den Übergängen und Widersprüchen, Hemmnissen und Trieb- kräften, in den Veränderungen im Lauf dieser Prozesse läßt sich vielleicht mit der größten Wirklichkeitsnähe und Praxisrelevanz eine emprische Basis für theoretische Aussagen über Charakter, Widersprüche, Potenzen und Eingriffstellen in der heutigen Kul- tursituation der Arbeiterklasse der Bundesrepublik gewinnen. _____ *) der folgende Beitrag ist der überarbeitete Text eines Refe- rates, das auf einer Tagung über "Die Arbeiterklasse in der BRD und in der VR Polen" im Mai 1978 in der VR Polen gehalten wurde. Anmerkungen 1) Wenn diese hohen Werte auch in Zweifel gezogen wurden, so bleibt doch auf jeden Fall der Hinweis auf eine Tendenz in der Bedürfnis- und Aktivitätsentwicklung in der Arbeiterklasse. 2) Bei der pädagogischen Intelligenz zeigen sich am deutlichsten Tendenzen zu einer Auflösung dieses Kreislaufs. Berufsverbote, gezielte Nutzung sozialer Unsicherheit für erhöhten Anpassungs- druck, Verdächtigung als "Vorfeld des Terrorismus" und Angriffe gegen konsequente Gewerkschaftspolitik sind Reaktionen darauf. 3) Die Befragten konnten aus verschiedenen vorgegebenen Antwort- möglichkeiten mehrere auswählen. Literaturverzeichnis G.G., Die Arbeiterklasse in einer neuen Etappe. Über aktuelle Tendenzen in der Entwicklung des proletarischen Massenbewußt- seins, in: Marxismus Digest 31, 1977 DKP, Kultur und Kulturpolitik im antiimperialistischen Kampf, 3. Auflage, Düsseldorf o.J. (1974) DKP, Vorschläge für die demokra- tische Entwicklung von Presse, Funk Fernsehen, Film und Verlags- wesen, Düsseldorf o.J. 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