Quelle: Sozialistische Politik Jahrgang 1978
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Bettina Gransow / Volker Gransow
URSPRÜNGE DER POLITISCHEN ÖKONOMIE DES SOZIALISMUS
Prolegomena zu Lenins "Bemerkungen zum Buche N.I. Bucharins
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'Ökonomik der Transformationsperiode'" *)
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Im idealen Sozialismus sind die Verhältnisse einfach und durch-
sichtig: Am Tage nach der Revolution versammelt sich der "Verein
freier Menschen" 1) und wählt einen kollektiven Vereinsvorstand.
Dieser erklärt: Ab heute sind abgeschafft 1. Warenproduktion; 2.
Staat; 3. Ehe/Familie; 4. Stadt/Land; 5. Politische Ökonomie. Und
natürlich: Das Kapital.
So einfach ist das im idealen Sozialismus. Man nimmt einige mög-
lichst passende Klassikerzitate und konfrontiert sie mit der
Wirklichkeit sozialistischer Länder, um dann festzustellen, daß
es dort Warenproduktion, Staat, Familie noch gibt. Ferner läßt
sich die schöne Gleichung aufstellen: Markt = Kapitalismus. In
welchem Ruf also "vereinigen sich die unterschiedlichen Schattie-
rungen revisionistischer Theoretiker"? Richtig geraten: "Straße
frei für die umfassende Restauration kapitalistischer Wirt-
schafts- und Gesellschaftsformen." 2) Im "semantischen Krieg" pa-
riert man solche Ausfälle am besten mit einem Gegenangriff: "Die
These, in der UdSSR und in anderen Ländern des Ostblocks sei der
Kapitalismus bereits restauriert, geht auf eine vollständige Re-
vision des Marxschen Kapitalismus-Begriffs zurück." 3) Das ist
zutreffend. Aber die Diskussion selber, wie diese Gesellschaften
zu bezeichnen seien, mutet über weite Strecken irrational an. Das
gilt auch, wenn es nicht mehr gegen den Revisionismus bzw. Sozi-
alimperialismus geht, sondern um die Charakterisierung von Über-
gangsgesellschaften:
"Faßt man die nachkapitalistische Gesellschaftsformation synchron
als Übergangsform in einer zu periodisierenden Übergangsperiode,
die sich durch eine spezifische Verbindung von gegeneinanderver-
schobenen und miteinander fusionierten Produktionsweisen aus-
zeichnet und in der die Kombination der invarianten Elemente der
dominanten Produktionsweise die differentia specifica zur bürger-
lichen Gesellschaftsformation bildet, so greift die Konstitution
einer Theorie des Übergangs in die Forderung nach einer Theorie
der Übergangsform über." 4) Eben.
Die Ursachen so eines Akademismus sind sicher unterschiedlich.
Vermutlich sind sie z.T. darin zu finden, daß zahlreiche frühere
Teilnehmer der Studentenbewegung nach dem Scheitern des ersten
"revolutionären" Anlaufs sich enttäuscht auf die Ebene allgemei-
ner Begriffe zurückzogen; ein anderer Grund dürfte die verbrei-
tete Antipathie gegen die DDR gewesen sein, der man nachgab, in-
dem man diesem Land die sozialistische Qualität bestritt, und so
gleichzeitig sozialistische Ziele vertreten konnte, ohne sich _
von den Massen zu isolieren". Indes wird gegenwärtig auch von der
"nonkonformistischen" Linken zunehmend erkannt, daß die Versuche
z.B. einer "Theorie der Übergangsgesellschaft" wenig fruchtbrin-
gend sind, daß es der Analyse der konkreten Probleme eines sol-
chen Übergangs bedarf, wenn die Untersuchungen sozialistischer
Länder etwas nutzen sollen. 5)
Wenn die Notwendigkeit dieser Untersuchungen heutzutage mit dem
Hinweis geleugnet wird, daß es sich bei diesen Ländern um
"Übergangsgesellschaften unter Bedingungen sozialökonomischer Un-
terentwicklung" 6) handele, die noch gar nicht den nötigen Reife-
grad erreicht hätten, um sich überhaupt untersuchen zu lassen, so
wird der Zusammenhang von Realität und Theorie hier in einer
Weise zerrissen, die n i c h t der mangelnden Realität geschul-
det ist.
Anders stellte sich dies Verhältnis zu Beginn des Herausbildungs-
prozesses! sozialistischer Produktionsverhältnisse in der So-
wjetunion dar: Hier war es gerade das mangelnde historische Mate-
rial, das zunächst dazu führte, die Notwendigkeit einer Theorie
des Sozialismus zu leugnen. Auch Bucharin vertrat solche Auffas-
sungen in seiner 1920 erschienenen "Ökonomik der Transformations-
periode", gleichzeitig stellte dieses Buch jedoch einen der er-
sten Beiträge zur Herausbildung der Politischen Ökonomie des So-
zialismus dar.
Im Vergleich zur damaligen Situation kann zwar gegenwärtig von
mangelndem historischen Material nicht mehr die Rede sein; dafür
ist es nicht zuletzt gerade die Vielgestaltigkeit konkreter Er-
scheinungsweisen und nationaler Entwicklungsformen, die dazu ver-
leitet, eine entsprechende Vielfalt auch in der theoretischen
Fassung sozialistischer Bewegung anzunehmen. Soll dagegen die be-
griffliche Entfaltung nicht bloßer Reflex - d.h. oft auch Apolo-
gie - realer Erscheinungsformen von sozialistischer Entwicklung
sein, so muß dieser Zusammenhang selbst und seine historische Ge-
nesis näherer Betrachtung unterzogen werden.
In dem vorliegenden Beitrag soll mit der Beleuchtung eines wich-
tigen Aspektes in der Entstehungsgeschichte sozialistischer Ge-
sellschaften Material aufbereitet werden für die Auseinanderset-
zung um das Verhältnis von historischer und theoretischer Ent-
wicklung des Sozialismus.
Lenins "Bemerkungen" zu Bucharins Studie sind in die Geschichte
der Disziplin eingegangen. Allerdings ist ihre Beurteilung bis
heute uneinheitlich geblieben: Eine Autorengruppe der Universität
Leningrad führt aus, die Veröffentlichung dieser "Bemerkungen" im
Jahre 1929 habe "zu einer neuen Einstellung zu verschiedenen sehr
wichtigen methodologische Problemen der politischen Ökonomie ge-
führt und eine außerordentlich große Rolle bei der Entstehung der
politischen Ökonomie des Sozialismus gespielt." 7) Erstaunlich,
daß der Text bei dieser Bedeutung seit 1931 nirgendwo wieder auf-
gelegt worden ist. In einer DDR-Zeitschrift finden wir z.B. die
Meinung, Lenins Bemerkungen seien "sehr kritisch" 8) gegenüber
Bucharin, in einer West-Berliner Dissertation wird dagegen be-
hauptet, sie würdigten Bucharin "sehr positiv". 9)
Wir wollen im folgenden versuchen, zunächst den zeitgeschichtli-
chen Hintergrund sowie den Kern von Bucharins Auffassungen zu
schildern, und dann die Bemerkungen Lenins insgesamt vorzustellen
bzw. zu interpretieren, wobei auch die unterschiedlichen Zeitebe-
nen der Entstehung und der Veröffentlichung der Bemerkungen Be-
rücksichtigung finden sollen.
I. Bucharin und seine Schriften
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Lenin verfaßte seine Marginalien zu Bucharins "Ökonomik der
Transformationsperiode" im Mai 1920, zu einer Zeit also, als der
Bürgerkrieg zugunsten der Roten Armee entschieden war, der sowje-
trussisch-polnische Krieg gerade begonnen hatte und die Politik
des "Kriegskommunismus" 10) in voller Blüte stand. Der damals
einunddreißigjährige Nikolaj Bucharin 11), studierter National-
ökonom, Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands
seit 1906, war 1919/20 Kandidat des Politbüros der Kommunisti-
schen Partei Rußlands(Bolschewiki), Chefredakteur ihres Zentral-
organs "Prawda" und zeitweise Leiter der gesamten ideologisch-
propagandistischen Parteiarbeit. Sein Buch "Ökonomik der Trans-
formationsperiode" 12) schrieb Bucharin vom November 1919 bis zum
Mai 1920; Lenin befaßte sich mit dem Manuskript noch vor der
Drucklegung. 1913 bis 1915 hatte Bucharin bereits "Die politische
Ökonomie des Rentners", eine Kritik der Grenznutzenschule 13) so-
wie "Imperialismus und Weltwirtschaft" 14) fertiggestellt; 1919
unternahm er den Versuch, das Programm der KPR(B) in einem "ABC
des Kommunismus" 15) gemeinsam mit seinem damaligen Gesinnungs-
freund und späteren erbitterten Kontrahenten Jewgenij Preobra-
schensky" 16) populär zu erläutern.
Bucharin war Mitglied der Akademie der Wissenschaften; möglicher-
weise ist die von Lenin am Ende seiner "Bemerkungen" formulierte
"recensio academica" ein Entwurf zu einem Gutachten für die Aka-
demie. 17)
Zu jener Zeit war in Sowjet-Rußland das Bürgertum politisch und
ökonomisch schon entmachtet, aber sein ideologischer Einfluß war
noch von großer Bedeutung; die Menschewiki und die Linken Sozial-
revolutionäre existierten noch, verloren jedoch immer mehr Posi-
tionen - teils durch ihre eigene Politik, teils durch Zwangsmaß-
nahmen der Sowjetmacht. Innerhalb der Bolschewiki dagegen war da-
mals die Diskussionsmöglichkeit nahezu unbeschränkt. Kurze Zeit
vor seiner Verhaftung im Sommer 1936 entwarf Bucharin ein Mani-
fest, in dem er sich gegen den Vorwurf wehrte, er sei ein Agent
des Kapitalismus und habe sich schon früh konterrevolutionär be-
tätigt 19). In diesem Manifest heißt es über die Zeit bis 1923:
"Wenn ich mich in den Methoden zum Aufbau des Sozialismus wieder-
holt geirrt habe, dann mögen mich spätere Generationen nicht här-
ter verurteilen, als Wladimir Iljitsch es getan hat. Wir schrit-
ten dem gemeinsamen Ziel zu, zum erstenmal, auf noch ungebahntem
Weg. Es waren andere Zeiten, andere Sitten. In der Prawda wurde
der Diskussion Raum gegeben, alle stritten, suchten Wege, ver-
zankten und versöhnten sich und schritten gemeinsam weiter
voran." 20) Und in der Tat zeigen die Urteile Lenins über Bucha-
rin aus jener Zeit sowohl schärfste Kritik als auch ausgesprochen
positive Würdigungen der Persönlichkeit Bucharins. So wirft Lenin
im Januar 1921 Bucharin einen "Bruch mit dem Kommunismus" vor und
erklärt zwei Zeilen weiter, daß "man ihn so gern hat und gern ha-
ben muß." 21)
In seinem hin und wieder als "Testament" 22) bezeichneten "Brief
an den Parteitag" vom Dezember 1922 / Januar 1923 meint Lenin,
daß Bucharins Anschauungen nur mit sehr großen Bedenken zu den
völlig marxistischen gerechnet werden könnten und daß dieser die
Dialektik nie studiert und nie vollständig begriffen habe.
Gleichzeitig schreibt er, Bucharin sei" ein überaus wertvoller
und bedeutender Theoretiker der Partei, er gilt auch mit Recht
als Liebling der ganzen Partei." 23) Auch Bucharin führt in jener
Zeit eine spitze Feder, wenn er etwa den ansonsten von ihm so
verehrten Lenin 24) mit dem damals von Lenin verabscheuten
Kautsky gleichsetzt. 25)
Das sollte man berücksichtigen, wenn man sich mit der Haltung
Lenins zu Bucharins Buch befaßt. Weiter ist zu bedenken, daß
Bucharins Studie wie Lenins Kommentar in der Zeit des Kriegskom-
munismus formuliert wurden.
Bei der Lektüre der verschiedensten Arbeiten zur Geschichte So-
wjet-Rußlands fällt auf, daß Bucharins "Ökonomik der Transforma-
tionsperiode" nicht nur als geschichtlich von der Politik des
"Kriegskommunismus" geprägt, sondern auch als direkter theoreti-
scher Ausdruck dieser Politik angesehen wird. Leonard Schapiro
etwa bezeichnet Bucharin als den "Haupttheoretiker" des Kriegs-
kommunismus 26), Robert Daniels nennt die "Ökonomik" den an-
spruchsvollsten Versuch, die "Exzesse des Kriegskommunismus" als
historische Gesetzmäßigkeiten darzustellen 27), usw. 28). Auch
die Große Sowjet-Enzyklopädie von 1927 kennzeichnet das Buch als
ein "Kind des Kriegskommunismus" und bemerkt: "Gemeinsam mit der
gesamten Partei hat Bucharin die Neue Ökonomische Politik nicht
vorausgesehen..." 29)
Bucharin selbst hat solche Auffassungen zunächst nicht geteilt.
Er verstand sein Werk als "allgemeine Theorie des Transformati-
onsprozesses" 30), explizit n i c h t als eine Wirtschaftsge-
schichte Sowjet-Rußlands und polemisierte gegen Kritiker, die
meinten, die - so Bucharin 1921 - spezifisch russische Wendung"
der NEP müsse ihn dazu veranlassen, seine "Arbeit von vorn" zu
beginnen". 31)
II. Kriegskommunismus und Übergang zur NEP
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D e r "K r i e g s kommunismus" ist zunächst durch die mittel-
baren und unmittelbaren Einwirkungen des Krieges, vielmehr der
Krieg e (Weltkrieg, Bürgerkrieg, Intervention der Westmächte)
gekennzeichnet. Es mußten unter katastrophalen Bedingungen Trup-
pen und Versorgungsmittel für die Front organisiert werden;
gleichzeitig wurde im Zusammenhang mit der erwarteten Weltrevolu-
tion 32) die Aufgabe der Kommunisten im "s o f o r t i g e n
Aufbau des Kommunismus" 33) gesehen. Dieser Aufbau sollte neben
der Verstaatlichung der Industrie hauptsächlich durch die Ablie-
ferungspflicht für Agrarprodukte, das Verbot des Handels und die
Naturalversorgung in der Industrie erreicht werden. Dabei ist zu
bedenken, daß Rußland durch den Frieden von Brest-Litowsk 27% des
kultivierten Landes, 26% der Bevölkerung, 26% der Eisenbahnanla-
gen sowie 75% der Eisen- und Stahlindustrie verloren hatte 34)
und daß der Außenhandel u.a. auch deswegen zusammengebrochen war,
weil eine britische Flotte Petrograd blockierte 35). Dazu kamen
noch die verheerenden Konsequenzen der Konterrevolution für Pro-
duktion und Infrastruktur.
Eine der ersten wirtschaftspolitischen Handlungen der Bolschewiki
nach der Oktober-Revolution war die V e r s t a a t l i-
c h u n g der Banken im Dezember 1917. Im Frühjahr 1918 folgten
der Wassertransport und der Außenhandel. Der "Oberste Volkswirt-
schaftsrat" zur Leitung und Planung der Wirtschaft existierte
seit Dezember 1917, war allerdings nur sehr beschränkt
funktionstüchtig 36). Der "eigentliche Kriegskommunismus" begann
dann (rascher als von Lenin erwartet bzw. geplant) mit dem
allgemeinen Sozialisierungsdekret vom 28. Juni 1918. Es wurden
nationalisiert: Alle Betriebe mit einem Grundkapital von über 1
Mio. Rubel, alle Betriebe des Bergbaus, der Gummi-, Holz- und
Zelluloseverarbeitung und die noch in Privathand befindlichen
Teile des Eisenbahnwesens 37). Während des gesamten Bürgerkriegs
ging die Enteignung der Industriebetriebe - teils auf Dekrete des
Wirtschaftsrats hin, teils spontan - weiter, so daß am Ende des
Bürgerkriegs rund 90% der gesamten Industrie nationalisiert waren
38). Unmittelbar nach der Oktober-Revolution, in der Nacht vom 7.
zum 8. November 1917, waren durch Dekret des Sowjet-Kongresses
alle Gutsherren entschädigungslos enteignet und die Aufteilung
des Bodens unter die werktätigen Bauern beschlossen worden. Das
bedeutete keineswegs die Durchsetzung der Kollektivierung. Eine
Statistik über die Bodenverteilung in 36 Gouvernements des euro-
päischen Rußland zeigt folgende Aufteilung 39):
An Bauern verteilt 95,7%
An Sowchose (Staatsgüter) 4,6%
An Kollektivwirtschaften 1,7%
Diese Kollektivwirtschaften waren sehr radikal organisiert: Laut
Musterstatut für landwirtschaftliche Kommunen aus dein Jahre 1919
galten u.a. die Regeln "alles gehört allen" und "überschüssige
Produkte werden nach Abdeckung aller Bedürfnisse ... der gesell-
schaftlichen Nutzung über die örtlichen Versorgungsorgane der So-
wjetmacht zur Verfügung gestellt." 40) Solche hohen Ansprüche
dürften sicherlich zahlreiche Bauern vom Eintritt in die Kollek-
tivwirtschaften abgehalten haben. Zudem horteten viele Bauern
ihre Produkte, weil sie mit dem dafür zu erwartenden Geld fak-
tisch nichts kaufen konnten.
Um die notdürftigste Verpflegung des Heeres und der Städte zu si-
chern, wurde am 11. Juni 1918 die Bildung von örtlichen "Komitees
der Dorfarmut" angeordnet. Diese Komitees konnten Getreide für
die Städte und die Truppen beschlagnahmen und die den Dörfern zu-
kommenden Industriewaren verteilen. Da die Komitees aber oft ge-
nug die Agrarprodukte gar nicht ablieferten, wurden ab Dezember
1918 Requisitionen durch bewaffnete Arbeiter ausgeführt; sie hat-
ten in den günstigeren Fällen die Konsequenz, daß die Bauern auf
einen ausgedehnten Schwarzhandel auswichen 41) oder "zur ge-
schlossenen Hauswirtschaft zurückzukehren" suchten 42). In den
weniger günstigen Fällen führten sie zu blutigen Aufständen.
In der Periode des "Kriegskommunismus" wurde der freie
H a n d e l immer mehr beseitigt. Die zentralen Verwaltungsin-
stanzen suchten nahezu alle produzierten Güter nach einem Karten-
system zu verteilen. 1920 ordnete man an, daß die Löhne insgesamt
in Naturalien auszuzahlen seien. Für einen Großteil der Bevölke-
rung war die Benutzung von Telefon, Wasserleitung, Kanalisation
etc. ebenso frei wie die Miete und die Lieferung von Brennstoffen
43).
1920 und 1921 wurden die Banken abgeschafft und durch eine Zen-
trale Budget- und Rechnungsverwaltung ersetzt. Die wegen der In-
flation ohnehin fast nutzlosen Steuern wurden ebenfalls abge-
schafft. Auch der Geschäftsverkehr zwischen staatlichen Institu-
tionen wurde ohne Vermittlung durch Geld vorgenommen. Anstelle
des Geldes sollten Arbeitseinheiten treten, Recheneinheiten, die
von durchschnittlichen Produktionsleistungen einfach qualifizier-
ter Arbeitskräfte ausgehen sollten 44).
In der Gewerkschaftsfrage vertraten damals zahlreiche Bolschewiki
den Gedanken der "Militarisierung" und "Verstaatlichung" - vor
allem die Gruppe um Trotzki. Bucharin und seine Freunde meinten
dagegen zunächst, daß die Gewerkschaften Träger der Selbstverwal-
tung der Industrie sein sollten - ein Gedanke, der auch ins KPR-
Programm von 1919 Eingang fand. Lenin dagegen - der sich schließ-
lich durchsetzte - sah in den Gewerkschaften vorwiegend Organe
zur Erziehung und Selbsterziehung der Arbeiter - also nicht im
Sinne einer "Erziehungsdiktatur" 47).
Obwohl einige der "radikalsten" Erlasse in der Periode des
"Kriegskommunismus" erst 1920 herausgegeben wurden, erhoben sich
doch zu dieser Zeit auch unter den Bolschewiki Stimmen, die ange-
sichts der darniederliegenden Wirtschaft eine Korrektur der wirt-
schaftspolitischen Linie forderten" 48). Das war auch angebracht,
denn im Gegensatz zu den ersten außenpolitischen Erfolgen Sowjet-
Rußlands ging es wegen der Intervention der Westmächte, des Bür-
gerkriegs und der Politik des Kriegskommunismus mit der Wirt-
schaft ständig abwärts: Betrug die Gesamtproduktion der russi-
schen Großindustrie 1917 noch 77 Prozent des Vorkriegsstandes, so
waren es 1918 nur noch 35, 1919 26 Prozent und 1920 18 Prozent
49). Gab es 1917 noch 2,6 Millionen Arbeiter, so waren es 1920
nur noch 1,2 Millionen 50). Auf dem Lande breiteten sich Auf-
stände aus, an denen sich mindestens 200 000 Bewaffnete betei-
ligten; ihre Bewaffnung stammte zu einem bedeutenden Teil von
demobilisierten Rotarmisten 51). Diese Bauern empfanden die
Requisitionen als Räuberei und sahen die Wurzel alles Übeln in
der Stadt. Unter dem Eindruck dieser Lage und des "Kronstädter
Aufstands" im Frühjahr 1921 52) wurde vom X. Parteitag der
KPR(B) die "Neue Ökonomische Politik (NÖP)" eingeleitet, deren
Ziel - so Lenin - es war, "den Handel, den Kleinbetrieb, das
kleine Unternehmertum, den Kapitalismus nicht zu z e r-
s c h l a g e n, sondern den Handel, das kleine Unternehmertum,
den Kapitalismus a u f l e b e n zu lassen, wobei wir uns vor-
sichtig und allmählich ihrer bemächtigen." 53) Damit war auch die
Ersetzung der Ablieferungspflicht für Agrarprodukte durch die
Naturalsteuer verbunden 54).
Gleichzeitig beschloß der Parteitag ein Verbot fraktioneller
(n i c h t Diskussions-) Gruppen innerhalb der Kommunistischen
Partei 55). Ferner wurde den Menschewiki und den Linken Sozialre-
volutionären eine weitere legale Tätigkeit unmöglich gemacht. Die
Kommunistische Partei machte also - übrigens mit der Unterstüt-
zung Bucharins 56) - entsprechend der objektiven ökonomischen
Lage wirtschaftlich einem Teil der Kapitalisten und Bauern Kon-
zessionen, während sie politisch ihre Macht zu konsolidieren
suchte; dazu gehörte auch eine "Parteireinigung", in deren Ver-
lauf etwa 25% der KPR-Mitglieder ausgeschlossen wurden 57). Die
schwerwiegenden Maßnahmen wurden mit der desolaten Situation des
Landes begründet.
Lenin suchte im Oktober 1921 die Erfahrungen mit dem "Kriegs-
kommunismus" zusammenzufassen; er sprach vom Einfluß der
militärischen Aufgaben und der scheinbar verzweifelten Lage, wel-
che die Bolschewiki zu dem Fehler veranlaßte, den unmittelbaren
Übergang zur kommunistischen Produktion und Verteilung vorzuneh-
men und nannte die Niederlage an der "Wirtschaftsfront" eine ern-
stere Niederlage als irgend vorher 58). Jedoch hielt er die Linie
des Kriegskommunismus nicht für grundsätzlich falsch: "Unser frü-
heres Programm war theoretisch richtig, aber praktisch unhalt-
bar." 59) Mehrere kommunistische Theoretiker dieser Zeit sahen
den "Kriegskommunismus" als prinzipiell richtig und die NÖP als
"Hemmung in der Entwicklung zum Kommunismus" 60) an, während in
der späteren marxistisch-leninistischen Literatur die NÖP als
normaler Schritt beim Aufbau des Sozialismus verstanden wird 61).
Auch Bucharin vertrat seit Mitte der zwanziger Jahre die Meinung,
die NÖP stelle keinen "strategischen Rückzug" dar, sondern "einen
positiven Beitrag zur sozialistischen Entwicklung" 62).
III. Bucharins "Ökonomik" und ihre Prägung
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durch den Kriegskommunismus
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Nach der Wendung kommunistischer Politik vom Kriegskommunismus
zur NÖP gab es auch Kritik an Bucharins "Ökonomik..." 63), es
überwog jedoch zunächst die positive Resonanz, zeitweilig wurden
bestimmte Thesen daraus sogar als "Dogma" angesehen 64). Das
hatte verschiedene Gründe, zum einen übertraf das Buch sowohl vom
intellektuellen Niveau wie vom Umfang her die meisten zeitgenös-
sischen Versuche zu diesen Themen; zweitens faßte es die aktuelle
Literatur Rußlands und des Auslands in komprimierter Weise zusam-
men, Bucharin konnte sowohl auf seine Kenntnisse der Schriften
von Marx und Engels und den Theoretikern der II. Internationale
verweisen wie auch auf die Auseinandersetzung mit Otto Neurath,
John M. Keynes u.v.a. Schließlich war er der erste, der die
Strukturveränderungen im damaligen Rußland theoretisch zu verar-
beiten suchte. Bucharin wollte an diese Analyse der Transformati-
onsperiode "später eine konkret-beschreibende Arbeit über die
heutige russische Wirtschaft" anschließen 65). Dazu ist es nie
gekommen, wohl auch deshalb, weil Bucharin viele seiner Thesen
später nicht aufrecht erhielt.
Er beginnt seine Studie mit Überlegungen zum modernen Kapitalis-
mus. Er meint, daß die Struktur des Kapitalismus sich insofern
völlig gewandelt habe, daß durch die Entstehung des Finanzkapi-
tals und staatlich-kapitalistischer Trusts die kapitalistische
Wirtschaft zu einer "rationalen Organisation", wird/16/. Aller-
dings verschwindet die Warenwirtschaft nicht, da der Warenmarkt
zum Weltmarkt wird. Erst eine wirklich organisierte gesellschaft-
liche Wirtschaft führt zum Ende der Warenwirtschaft und damit zum
Ende der politischen Ökonomie/9/.
Der Kampf der Imperialisten führt zu Kriegen, und schließlich zum
Zusammenbruch des kapitalistischen Systems und zur kommunisti-
schen Revolution, die "wie jede Revolution von einer Herabsetzung
der Produktivkräfte begleitet" wird/54/. Die Revolution hat die
Voraussetzungen des kommunistischen Aufbaus geschaffen, "die Ar-
beiterklasse, die die Staatsgewalt ergriffen hat, muß unvermeid-
lich die Macht werden, die als Organisatorin der Produktion auf-
tritt"/77/. Dabei ergibt sich die "Verstaatlichung" der Gewerk-
schaften von selbst. Da die Revolution notwendig zuerst bei den
Arbeitern gesiegt hat, gibt es in der Übergangsperiode einen
"Kampf zwischen dem staatlichen Plan des Proletariats, das die
vergesellschaftlichte Arbeit verkörpert, und der Warenanarchie,
der zügellosen Spekulation des Bauerntums."/92/.
In dem gemeinsam mit J. Pjatakow verfaßten Kapitel über die Kate-
gorien des Kapitalismus in der Übergangsperiode kommt Bucharin zu
folgenden Schlüssen: Die W a r e kann nur bei anarchischer Pro-
duktion vorhanden sein; folglich verwandelt sich bei bewußter ge-
sellschaftlicher Regulierung die Ware in Produkt und verliert ih-
ren Warencharakter. W e r t gehört zur regelmäßigen Warenpro-
duktion in ihrem; Gleichgewicht und ist mithin "am wenigsten
brauchbar für die Übergangsperiode"/144/. Der P r e i s kann
vom Wert losgelöst sein, Schein-Form besitzen und so typisch für
die Transformationsperiode werden. Auch G e l d hat ein ähnli-
ches Schicksal. Es hört auf, allgemeines Äquivalent zu sein, und
wird zum Zirkulationszeichen. L o h n wird ebenfalls zur
Scheingröße, da der Arbeiter in der proletarischen Diktatur einen
gesellschaftlichen Anteil erhält, aber keinen Lohn. Allgemein
v o l l z i e h t sich ein "Zerreißen der warenfetischistischen
Hüllen"/146/.
Bevor Bucharin seine Untersuchung mit einem Ausblick auf die
Weltrevolution abschließt, behandelt er noch die Problematik des
außerökonomischen Zwangs in der Übergangsperiode. Er meint, der
proletarische Zwang bilde "in allen seinen Formen, angefangen mit
Erschießungen bis zur Arbeitspflicht, eine, so paradox dies auch
klingen mag, Methode der Bildung einer neuen kommunistischen
Menschheit aus dem Menschenmaterial der kapitalistische Epo-
che"/157/. Dabei unterscheidet er zwei - gleich notwendige - For-
men des Zwanges: Einmal den nach außen, gegen die Bourgeoisie, wo
Gewalt zur ökonomischen Macht wird, sowie gegen spekulierende
Bauern und zum zweiten den nach innen, die "zwangsmäßige Selbst-
disziplin" des Proletariats und besonders seiner Avantgarde/154/.
Bucharin sieht das mögliche Auseinanderfalten von sozialistischen
Verhältnissen und sozialistischen Bewußtsein, das später noch
sehr virulent sein wird, aber er kommt garnicht auf die Idee, die
Frage "materieller Anreiz" zu diskutieren. Das zeigt, wie stark
der Voluntarismus des Kriegskommunismus hier wirkt: Man wendet
eben einfach Gewalt an, um seine Ziele durchzusetzen. Die Schran-
ken solchen Vorgehens, wie sie etwa der Kronstädter Aufstand 1921
klarmachen sollte, wurden noch nicht erkannt. Diese Prägung durch
den Kriegskommunismus gilt auch für Lenin, wenn er gerade das
Zwangs-Kapitel in Bucharins Buch "vorzüglich" findet 66).
Auch die "Kategorien der Übergangsperiode" zeugen von kriegskom-
munistischem Wunschdenken. Wenn das Geld ohnehin verschwindet,
dann ist "Inflation nicht nur ein notwendiges Übel, sondern ein
möglicher Weg zur Abschaffung des Geldes" 67).
Ähnliches gilt für die Einschätzung der Bauernfrage. Ebenfalls
die Kapitalismus-Analyse zeigt Bucharin als Kind seiner Zeit. Er
verwechselt die durch den Ersten Weltkrieg bedingten Formen kapi-
talistischer Entwicklung, den "Kriegs-Sozialismus" mit objektiven
Entwicklungsstufen; tatsächlich wurden die Wirtschaftsformen, die
er skizziert, nicht einmal im Zweiten Weltkrieg vollständig er-
reicht.
IV. Lenins Einschätzung des Kriegskommunismus
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"Als Lenin seine kritischen Bemerkungen zur "Ökonomik" verfaßte,
hatte er selbst bereits einen wesentlichen Beitrag zur Entwick-
lung der Theorie des Sozialismus geleistet. In solchen schon vor
1920 erschienenen Schriften wie "Staat und Revolution" 68), "Wie
soll man den Wettbewerb organisieren?" 69), "Die nächsten Aufga-
ben der Sowjetmacht" 70), "Ökonomik und Politik in der Epoche der
Diktatur des Proletariats" 71) sind grundlegende Aussagen über
die Notwendigkeit einer Übergangsperiode vom Kapitalismus zum So-
zialismus, über den Charakter der sozialistischen Revolution und
Fragen des sozialistischen Eigentums und der sozialistischen
Wirtschaftsführung enthalten.
Den noch gänzlich unentwickelten sozialistischen Produktionsver-
hältnissen entsprechend lieferte Lenin jedoch kein geschlossenes
Aussagesystem zur Politischen Ökonomie des Sozialismus; die Len-
inschen Vorstellungen über grundlegende Prinzipien des soziali-
stischen Aufbaus entwickelten und veränderten sich vielmehr im
Verlaufe der Revolutionsjahre und des Bürgerkriegs in Auseinan-
dersetzung mit den aktuellen ökonomischen Aufgaben und den kon-
kreten Verhältnissen der Klassenkräfte. Ein Vergleich des Lenin-
schen Beitrags zur Entwicklung der Politischen Ökonomie des So-
zialismus mit der Bedeutung des Marxschen "Kapital" für die Ana-
lyse der bürgerlichen Gesellschaft 72) erscheint daher ebensowe-
nig gerechtfertigt wie die Auffassung, daß Lenin bereits im Früh-
jahr 1918 die Prinzipien der NÖP formuliert habe. In dem bekann-
ten sowjetischen Lehrbuch der Politischen Ökonomie von 1954 heißt
es dazu: "Der 'Kriegskommunismus' war unter bestimmten histori-
schen Bedingungen, unter den Bedingungen des Bürgerkriegs und der
wirtschaftlichen Zerrüttung eine Notwendigkeit... Nach Beendigung
der ausländischen Intervention und des Bürgerkrieges ging die So-
wjetmacht im Frühjahr 1921 zur Neuen Ökonomischen Politik über
(abgekürzt NÖP), die so genannt wurde, um sie von der Politik des
'Kriegskommunismus' zu unterscheiden. Die Hauptgrundsätze der
Neuen Ökonomischen Politik waren von Lenin bereits im Frühjahr
1918 ausgearbeitet worden." 73)
Dieser Einschätzung, die teils wörtlich, teils abgewandelt in so-
wjetischen Lehrbüchern bis heute wiederholt wird 74), und im üb-
rigen eine nicht gekennzeichnete Stalin-Paraphrase darstellt 75)
ist nur insofern zuzustimmen, als die Bolschewiki nach der Ok-
toberrevolution die ökonomische Hauptaufgaben zunächst in Rech-
nungsführung und Kontrolle sahen und die "Dynamik" kriegskommuni-
stischer Entwicklung nicht prognostizieren konnten; andererseits
war die Notwendigkeit von Marktmethoden - Kernelementen der NÖP -
noch nicht erkannt 76). Zudem sagte Lenin später von den Methoden
des Kriegskommunismus, daß diese als der Weg zur Einführung kom-
munistischer Verhältnisse erschienen seien, daß man meinte, "daß
wir damit eine kommunistische Produktion und Verteilung haben
werden." 77) Trotz der 1919 durchaus positiven Einschätzung der
Politik des Kriegskommunismus 78) übte Lenin auf dem X. Parteitag
der KPR(B) heftige Kritik an deren Übertreibungen: "Wir haben ..
sehr viel gesündigt, weil wir zu weit gegangen sind: wir sind zu
weit gegangen auf dem Wege der Nationalisierung des Handels und
der Industrie, auf dem Wege der Drosselung des lokalen Umsatzes.
War das ein Fehler? Zweifellos. In dieser Beziehung war vieles
von dem, was wir getan haben, einfach falsch, und es wäre das
größte Verbrechen, hier nicht zu sehen und nicht zu begreifen,
daß wir nicht Maß gehalten und nicht gewußt haben, wie Maß zu
halten ist. Dabei war aber auch eine zwangsläufige Notwendigkeit:
wir lebten bisher unter Verhältnissen eines so erbitterten, uner-
hört schweren Krieges, daß uns nichts anderes übrig blieb, als
auch auf wirtschaftlichem Gebiet nach Kriegsbrauch zu handeln."
79)
Die Erklärung von kriegskommunistischen Maßnahmen in den Lenin-
schen Schriften der Jahre 1918-20 stützte sich auf der einen
Seite auf die Argumentation, daß es sich hierbei um zeitlich be-
grenzte, kriegsbedingte Notwendigkeiten handele, auf der anderen
Seite begründete er sie mit den Erfordernissen des Aufbaus einer
sozialistischen Wirtschaft; Maßnahmen wie das Verbot des freien
Handels oder egalitäre Verteilungsformen führte Lenin nicht in
erster Linie als theoretische Darlegungen und Erörterungen an,
sondern als politische Entscheidungen von Leben und Tod. 80)
Die Frage einer möglichen Nichtidentität von allgemeinen Erfor-
dernissen des Aufbaus einer sozialistischen Wirtschaft gegenüber
den konkreten Notwendigkeiten des Krieges und damit die Frage
nach dem Entstehen einer besonderen kriegskommunistischen Ideolo-
gie spielte unter den aktuellen Verhältnissen des Bürgerkriegs
noch gar keine Rolle und konnte erst nach dessen Beendigung zu
Bedeutung gelangen.
V. Lenins "Bemerkungen" zur "Ökonomik"
--------------------------------------
Vor diesem Hintergrund sind die Leninschen "Bemerkungen" zur
"Ökonomik" zu sehen, die Lenin - unter ausdrücklicher Absehung
von ihrem eigenen Anspruch als "allgemeiner Theorie der Transfor-
mationsperiode"- als eine Auswertung neuer ökonomischer Fakten
insgesamt positiv bewertete. In seinen Schlußbemerkungen, die aus
den beiden Teilen "summa summarum" und "recensio academica" be-
stehen, schreibt er: "Das Buch wäre vollkommen ausgezeichnet,
wenn der Autor für die zweite Ausgabe den Untertitel herausge-
strichen hätte, 20-30 Seiten Scholastik und unbewußt idealisti-
sche (im philosophischen Sinne) und eklektizistischc Begriffs-
übungen herausgestrichen hätte und durch 20-30 Seiten
F a k t e n ersetzt hätte, (aus der von ihm selbst zitierten
reichhaltigen ökonomische Literatur) Dann würde der unnötig ange-
schwollene Anfang des Buches gesunden, abmagern, die Knochen wür-
den erstarken, die antimarxistische Verfettung würde sich verrin-
gern und auf diese Weise wäre das ausgezeichnete Ende des Buches
stärker 'fundiert', (ha-ha!)" 81)
Die hier kritisierte "Begriffsscholastik" führt Lenin ausdrück-
lich auf die Übernahme Bogdanowscher Termini und Inhalte zurück.
Wenn in der deutschen Neuausgabe von Bucharins "Ökonomik" in ei-
ner Nachbemerkung des Herausgebers Günter Hillmann die Herstel-
lung eines dynamischen, fließenden beweglichen Gleichgewichts aus
den sich wiederholenden Kreisläufen von Normierung, Regulierung
und Planmäßigkeit als "zentrales Prinzip" des Bucharinschen Tex-
tes hervorgehoben wird, womit Bucharin seiner Zeit weit voraus
gewesen sei 82), so sind es genau diese Theoreme, die Lenin am
schärfsten kritisiert. Er sieht hier ein undialektisches und un-
materialistisches Vorgehen, dessen geistige Quelle die Auffassun-
gen Alexander Bogdanows sind. Lenin schreibt: "naiv, nahezu kind-
lich naiv, 'nahm' Bucharin die 'Termini' 'in dem Sinne', in dem
sie vom Genossen A. Bogdanow benutzt worden sind' - ohne zu be-
greifen, daß sowohl die Termini wie ihre Bedeutung bei Bogdanow
durch dessen Philosophie, die Philosophie des Idealismus und
Eklektizismus 'fundiert sind'." 83) Er bezieht sich damit expli-
zit auf eine Fußnote Bucharins, in der dieser darlegt, bei der
Analyse des "Staatskapitalismus" benutze er die Begriffe
"planmäßige Organisation", "Regulierung" und "Normierung" in dem
Sinne, "wie sie auch vom Gen. A. Bogdanow gebraucht" würden 84).
Wo sich Bucharin im folgenden explizit oder implizit auf Bogdanow
stützt, vermerkt Lenin des öfteren, dies sei mit Dialektik unver-
einbare Scholastik, oder auch nur "Uff!" oder "Graul" 85).
Diese Vorwürfe Lenins sind insofern zutreffend als Bucharin
sowohl bei der Untersuchung des kapitalistischen Systems in sei-
ner Endphase als auch bei seiner Interpretation des kommunisti-
schen Aufbaus mit der von Bogdanow formulierten "tektologischen
Triade" arbeitet: Gleichgewichtszustand - Störung des Gleichge-
wichts - Wiederherstellung des Gleichgewichts.
Leider ist dies nicht der Ort, ausführlich auf die Beziehungen
zwischen Bogdanow, Bucharin und Lenin einzugehen. Nur soviel sei
bemerkt: Der Arzt, Politiker, Psychologe und Gesellschaftswissen-
schaftler Alexander Bogdanow Malinowski (1873-1928) gehörte seit
etwa 1893 zur politischen Linken und bis 1909 zu den Bolschewiki;
er übte großen politischen wie ideologischen Einfluß aus; so war
er Mitglied des ZK der SDAPR und Lehrer von Bucharin, Gorki, Lu-
natscharski, Skworzow-Stepanow u.a. Lenin war ursprünglich Bogda-
now gegenüber positiv eingestellt. 86). Dies änderte sich nach
1902, in der Reaktionsperiode, als Bogdanow mit seinen aktivisti-
schen Linken Bolschewiken in Konflikt mit der Lenin-Gruppe ge-
riet. Aus dieser Zeit wird gelegentlich die Deutung Bogdanows als
"Lenins Rivale" 87) hergeleitet. Damals führte Lenin auch mit
Bogdanow eine scharfe philosophische Auseinandersetzung (s.u.).
Bogdanow wurde 1909 aus dem Bolschewistischen Zentrum ausge-
schlossen und verließ 1911 die SDAPR. Nach der Oktoberrevolution
war er Professor für politische Ökonomie in Moskau und Mentor der
"Proletkult" Bewegung, später Leiter eines Instituts für Blut-
transfusionen. Bei einem Selbstversuch kam er 1928 ums Leben.
Bogdanows Zentralthema war die Konstruktion einer harmonischen
Zukunftsgesellschaft, die organisiert war durch Ökonomie, Technik
und Wissenschaft. Er ging von der inneren Identität dieser Orga-
nisationen aus, aus der er die Notwendigkeit einer Allorganisati-
onswissenschaft herleitete. Die Ausarbeitung dieser Wissenschaft
war sein Hauptziel, wobei deren Namen wechselten: Energetik, Em-
piriomonismus, Tektologie. Beeinflußt war er dabei von Herbert
Spencers Gesellschaftsvorstellung als "System kosmischer Gleich-
gewichte", von Ernst Mach, Max Müller und auch von Marx, wobei er
Marxismus "als eine naturwissenschaftliche Philosophie sozialen
Lebens" 89) interpretierte. Sozialer Träger der neuen Wissen-
schaft war das Proletariat; ideengeschichtlich führte der Weg von
den Schemata Spencers und er materialistischen Dialektik zur all-
gemeinen Organisationslehre, der Tektologie oder Lehre vom Aufbau
90).
Bucharin, von Bogdanow schon früh beeindruckt, argumentiert in
seiner "Ökonomik" immer wieder "tektologisch", so wenn er z.B.
bei der Behandlung des Kapitalismus in der Übergangsperiode die
Auffindung des "Gleichgewichtsgesetzcs" als "Grundproblem der
theoretischen Ökonomie" bezeichnet 91). Auch den Bogdanowschen
Gedanken, daß die Menschheit zur Revolution - sprich Gleichge-
wicht - über immer neue Standpunkte komme, 92) übernimmt Bucha-
rin, womit er z.B. ein "unrichtig" bei Lenin provoziert 93).
Lenin hatte die Auseinandersetzung mit Bogdanow vorwiegend in
"Materialismus und Empiriokritizismus" (1908/09) geführt. Aus
Bogdanows Betonung der psychischen Erfahrung extrapoliert Lenin,
"daß das Psychische zum Ausgangspunkt genommen wird; aus ihm wird
die Natur abgeleitet", mithin handele es sich um eine "Theorie
der Identität von Bewußtsein und Sein", die Bogdanow hier auf-
stelle 94). Im September 1928; vier Monate nach der Lektüre der
"Ökonomik", verfaßte Lenin ein Vorwort zur zweiten Auflage von
"Materialismus und Empiriokritizismus", das im wesentlichen aus
einem Angriff auf Bogdanow besteht 95). Deshalb kam es noch im
Herbst 1920 zu einer Kontroverse zwischen Bucharin und Lenin, in
der Bucharin Lenin heftig tadelte und ihm ein "Mißverständnis"
der Tektologie vorwarf 96). Daß die Standpunkte, unversöhnlich
blieben, zeigt das 1921 verfaßte Werk Bucharins "Theorie des hi-
storischen Materialismus", das weiterhin mit tektologischen Mo-
dellen arbeitete. Hier dürfte eine zentrale Ursache dafür liegen,
daß Lenin in seinem sogenannten "Testament" von 1923/24 Bucharins
Unverständnis gegenüber der Dialektik beklagte.
Die bereits seit 1918 um den Begriff des Staatskapitalismus und
dessen Bedeutung für die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum
Sozialismus mit den "linken Kommunisten" geführte Kontroverse 97)
spiegelt sich in Lenins Notizen zum 7. Kapitel der "Ökonomik"
(Allgemeine Organisationsformen der Transformationsperiode) wi-
der. Während Bucharin von der "reinen" Entsprechung von Staatska-
pitalismus und Diktatur der Bourgeoisie einerseits, Staatssozia-
lismus und proletarischer Diktatur andererseits ausging, und die
Form des Staatskapitalismus für völlig unvereinbar mit der Dikta-
tur des Proletariats hielt, maß Lenin der Ausnutzung des Staats-
kapitalismus für den Aufbau des Sozialismus große Bedeutung bei.
In seiner Analyse ging er von der Vielschichtigkeit der Wirt-
schaftsformen in Rußland aus und wies gegenüber den "linken Kom-
munisten" darauf hin, daß der Kampf nicht zwischen Staatskapita-
lismus und Sozialismus stattfände, sondern daß vielmehr die
Kleinbourgeoisie gemeinsam mit dem privatwirtschaftlichen Kapita-
lismus sowohl gegen den Staatskapitalismus als auch gegen den So-
zialismus kämpfe 98). Im Frühjahr 1921 äußerte Lenin die folgende
Kritik an Bucharin: "Bucharin ist jedoch in einen Fehler verfal-
len, weil er sieh nicht hineingedacht hat in die konkrete Eigen-
art der jetzigen Situation in Rußland - einer Situation, die ein-
zigartig ist, da wir, das Proletariat Rußlands, mit unserer poli-
tischen Ordnung, mit der Stärke der politischen Macht der Arbei-
ter England, Deutschland oder jedem beliebigen anderen Land
v o r a u s sind, zugleich in bezug auf die Organisation eines
wohlgeordenten Staatskapitalismus, in bezug auf die Höhe der Kul-
tur, den Grad der Vorbereitung auf die materiell-produktionstech-
nische 'Einführung' des Sozialismus, h i n t e r dem rückstän-
digsten der westeuropäischen Staaten zurückstehen." 99)
Eine der wichtigsten, und wohl auch häufigst zitierten
"Bemerkungen" Lenins ist seine Entgegnung auf die von Bucharin
vertretene Auffassung, daß "die theoretische Nationalökonomie die
Wissenschaft von der sozialen Wirtschaft (ist), die auf Warenpro-
duktion beruht, d.h. die Wissenschaft von der u n o r g a-
n i s i e r t e n sozialen Wirtschaft". 100) Er schreibt: "Zwei
Ungenauigkeiten: 1) die Definition ist ein Rückschritt gegenüber
der Engelsschen 101) 2) Warenproduktion ist a u c h 'organi-
sierte' Wirtschaft." 102)
Bucharin begründet seine Ansicht damit, daß im Sozialismus die
Wirtschaft "nicht von den blinden Kräften des Marktes und der
Konkurrenz reguliert (werde), sondern von einem bewußt durchge-
führten Plan. Deshalb kann hier ein gewisses System der Beschrei-
bung einerseits und ein System der Normen andererseits Platz fin-
den. Aber da bleibt kein Raum für eine Wissenschaft, die die
'blinden Gesetze' des Marktes studiert, denn der Markt selbst
fehlt. Auf diese Weise bedeutet das Ende der auf kapitalistischer
Warenproduktion beruhenden Gesellschaft auch das Ende der politi-
schen Ökonomie." 103) Lenin sagt dazu: "Ungenau. Gibt es nicht
selbst im reinen Kommunismus die Beziehung zwischen I v + m und
II c? und Akkumulation?" 104) Und zu Bucharins Schlußfolgerung
"die Nationalökonomie erforscht also die W a r e n - Wirtschaft"
105) bemerkt er "Nicht nur!" 106) Bucharin stand mit der von ihm
vertretenen Auffassung durchaus nicht alleine: sie war sowohl un-
ter den sowjetischen Ökonomen der 20er Jahre wie auch unter den
Theoretikern der II. Internationale verbreitet.
So nimmt Rosa Luxemburg in ihrer "Einführung in die Nationalöko-
nomie" an, daß die Nationalökonomie als Wissenschaft ihre Rolle
ausgespielt habe, sobald die anarchische Wirtschaft des Kapita-
lismus einer geplanten, von der gesamten arbeitenden Gesellschalt
organisierten Wirtschaftsordnung Platz gemacht habe: "Der Sieg
der modernen Arbeiterklasse und die Verwirklichung des Sozialis-
mus bedeuten somit das Ende der Nationalökonomie." 107) Die Exi-
stenz von Gesetzen der "technischen und Bilanzbeziehungen in der
sozialistischen Gesellschaft" wurde allerdings von ihr aner-
kannt." 108)
Auch Rudolf Hilferding kam in seiner Anti-Kritik an Böhm-Bawerks
"Zum Abschluß des Marxschen Systems" zu ähnliche Ansichten. Unter
indirektem Bezug auf Marxens Darstellung des Fetischcharakters
der Warenwelt 109) schreibt er, in einer sozialistischen Gesell-
schaft erscheine der gesellschaftliche Zusammenhang nicht mehr
hinter ökonomischen Kategorien verborgen, sondern als frei ge-
wolltes Resultat menschlichen Zusammenwirkens. "Die politische
Ökonomie höre dann in ihrer bisherigen Gestalt auf, um ersetzt zu
werden von einer Lehre vom "Reichtum der Nationen". 110)
Von den prominenten Theoretikern der II. Internationale sah le-
diglich Karl Kautsky das Problem anders. Er meinte, in einer so-
zialistischen Produktionsweise bestehe die Möglichkeit, "die Pro-
duktion den Naturgesetzen der Produktionsweise bewußt anzupassen,
und so ohne Katastrophen und Krisen den Produktionsprozeß in Gang
zu halten." 111) Das setzte freilich voraus, daß man diese Ge-
setze studiere: "Ein sozialistisches Gemeinwesen, das glaubt,
sich mit bloßer Gewalt über sie hinwegsetzen zu können, wenn es
nur über die Produktionsmittel verfügt, wird stets scheitern."
112)
Bucharin hatte seine Auffassung übrigens nicht aus den Erfahrun-
gen des "Kriegskommunismus" gewonnen, sondern bereits in seiner
"Politischen Ökonomie des Rentners" vertreten. Ähnlich wie Hil-
ferding argumentiert er hier mit dem "Warenfetisch": Die
"fetischisierte dingliche Formulierung" der Beziehungen zwischen
den Menschen wird im Sozialismus wegfallen, damit "wird die poli-
tische Ökonomie ihre Daseinsberechtigung verlieren", es wird nur
eine "Wirtschaftsgeografie" und eine "'ökonomische Politik', eine
normative Wissenschaft" übrigbleiben. 113)
Lenins Randbemerkungen zu Bucharins Ausführungen über das Ver-
schwinden der Warenproduktion im Sozialismus zeigen, daß auch Le-
nin zu diesem Zeitpunkt noch die Überzeugung von der Nichtexi-
stenz der Warenproduktion im Sozialismus vertrat. Bemerkenswert
ist allerdings, daß er dabei nicht die verbreitete Auffassung von
der Naturalisierung der Wirtschaftsbeziehungen teilte: Zu
Bucharins Darstellung, daß sich "die Ware in Produkt" verwandele
114), merkt er an: "Ungenau. Sie verwandelt sich nicht in ein
Produkt, sondern in irgendetwas anderes. Etwa: in ein Produkt,
geliefert nach gesellschaftlichen Bedürfnissen und nicht durch
den Markt." 115)
Wie bereits gezeigt, standen diese Auffassungen Lenins jedoch
nicht im Zusammenhang einer Leugnung der Notwendigkeit der poli-
tischen Ökonomie für den Sozialismus/Kommunismus, vielmehr er-
kannte Lenin im Unterschied zu den meisten zeitgenössischen Öko-
nomen bereits deutlich deren Funktion.
Dies spiegelt sich auch insofern in Lenins kritischen Bemerkungen
wider, als er Bucharin ein mangelndes klassenmäßiges Herangehen
an die Analyse der Transformationsperiode vorwirft 116) und seine
Auffassung der Produktivkräfte als einer nicht ökonomischen, son-
dern rein technischen Kategorie angreift. 117) Bucharin stützte
seine Auffassung, daß es sich bei der politischen Ökonomie um
eine auf die kapitalistische Warenproduktion beschränkte Wissen-
schaft handele, nicht nur auf die Annahme vom Verschwinden der
Warenproduktion im Sozialismus und ihrer Ersetzung durch Produk-
tenaustausch, sondern auch damit verbunden auf die Vorstellung
von einer klassenlosen sozialistischen Gesellschaft, in der mit
der Entwicklung der Produktivkräfte nurmehr t e c h n i s c h e
Probleme auftreten würden. Aufgrund dieser Erwartung leugnete er
die Notwendigkeit der politischen Ökonomie als einer Theorie der
g e s e l l s c h a f t l i c h e n Gesetze.
Diese Negierung der Bedeutung einer Wissenschaft von den sozio-
ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft für den Sozialismus
wurzelte nach Meinung von W. Brus letztendlich in der Überzeu-
gung, "daß die Aufhebung des Kapitalismus gleichbedeutend sei mit
der Beseitigung aller s o z i o ö k o n a m i s c h e n Hinder-
nisse und Widersprüche auf dem Weg der Entwicklung der Produktiv-
kräfte." 118) Vor dem Hintergrund der Identifikation der Überwin-
dung der sozioökonomischen Widersprüche des Kapitalismus mit der
Überwindung von Widersprüchen überhaupt erkürt sich auch
Bucharins synonyme Verwendung der Begriffe "Antagonismus" und
"Widerspruch". 119) Die Bedeutung der Leninschen Bemerkung
hierzu, nämlich: "Antagonismus und Widerspruch sind durchaus
nicht ein und dasselbe. Der erste verschwindet, der zweite bleibt
im Sozialismus" 120) sollte jedoch erst viel später zum Tragen
kommen, zu einem Zeitpunkt, als die Notwendigkeit einer gesell-
schaftlichen Theorie des Wirtschaftens, die die Widersprüche des
Sozialismus analysiert und Konzepte zu ihrer Überwindung formu-
liert, als allgemein anerkannt galt.
VI. Die Veröffentlichung der "Bemerkungen" und die
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Herausbildung der Politischen Ökonomie des Sozialismus
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Noch die ganzen 20er Jahre hindurch blieb die Auffassung von den
historischen Grenzen der politischen Ökonomie die dominierende
Strömung in der sowjetischen Literatur. Als im Jahre 1925 bei ei-
ner Diskussion zu diesem Thema an der Kommunistischen Akademie
Skworzow-Stepanow entschieden gegen diese verbreitete Meinung
protestierte, traten die meisten Redner (unter ihnen Bucharin,
Preobrashenski, Ossinski, Krizman) gegen ihn auf, nur zwei Dis-
kussionsteilnehmer unterstützten ihn - Pokrowski und Bogdanow.
121)
Die Veröffentlichung der Leninschen "Bemerkungen", die, wie be-
reits erwähnt, erst 1929 erfolgte, hatte sowohl wissenschaftlich-
grundlegende wie auch politisch-aktuelle Bedeutung. Die politi-
schen/Gründe für die so verspätete Veröffentlichung sind vor al-
lem darin zu sehen, "daß die ökonomischen Diskussionen der zwan-
ziger Jahre mit den politischen Diskussionen zwischen Marxisten
und bürgerlichen Theoretikern bzw. Politikern, zwischen Rechten
und Parteiführung, zwischen Trotzkisten und Parteiführung usw.
vermengt waren. Der Sieg über den Trotzkismus und die Verurtei-
lung Bucharins wurden von Stalin ausgenutzt, um die wissenschaft-
lichen Diskussionen über wirtschafts-theoretische und wirt-
schaftspolitische Fragen zu reglementieren." 122) Aus dieser Si-
tuation heraus erklärt sich zunächst auch die Betonung der über-
wiegend negativen Kommentare Lenins gegenüber seiner positiven
Gesamteinschätzung des Bucharinschen Werkes. 123)
Außerdem war es für eine rasche Industrialisierung des Landes auf
Kosten der Bauernschaft notwendig, die Wirtschaft stark admini-
strativ zu leiten und darüberhinaus ein "allumfassendes System
außerökonomischen Zwangs" zu schaffen. 124) Dies entstand seit
1927-29 im Zusammenhang mit der zwangsweisen Getreidebeschaffung
- also beginnend vor dem ersten Fünfjahrplan. Hier liegt u.E. ein
weiteres Indiz für die Wahl des Jahres 1929 als Veröffentli-
chungstermin. Denn das Kapitel X der "Ökonomik" mit dem Titel
"Der 'außerökonomische' Zwang in der Übergangsperiode" enthielt
ja die von Bucharin 1929 längst aufgegebene und übrigens sehr
differenziert begründete These, daß der Zwang gegenüber der Bau-
ernschaft eine gebieterische Notwendigkeit darstelle. Und dies
Kapitel war von Lenin vollständig gutgeheißen worden. Obwohl Le-
nin diese Position während der NÖP korrigiert hatte, konnte Sta-
lin gewissermaßen an Lenin anknüpfen, als er auf einer Konferenz
von Agrarwissenschaftlern am 27. Dezember 1929 ausführte: "Lenin
hat tausendmal recht, wenn er in seinen Randbemerkungen zu
Bucharins 'Ökonomik der Transformationsperiode' von der 'waren-
wirtschaftlich-kapitalistischen Tendenz der Bauernschaft' im
Gegensatz zur 'sozialistischen Tendenz des Proletariats' spricht"
125). Ob freilich Lenin die nun einsetzenden Methoden der
Kollektivierung und Industrialisierung auch legitimiert hätte,
ist nicht zu sagen. Jedenfalls deuten viele seiner Stellungnahmen
von Anfang der zwanziger Jahre wie auch sein Verständnis von
politischer Ökonomie darauf hin, daß Lenin der exzessive
Subjektivismus der nun anhebenden Stalin-Ära fern lag.
Zweifellos war die Veröffentlichung der "Bemerkungen" von großer
Bedeutung für den Herausbildungsprozeß der politischen Ökonomie
des Sozialismus, es finden sich jedoch unterschiedliche Einschät-
zungen über den Grad ihrer Wirkung auf die damalige ökonomische
Diskussion: In einem Sammelband sowjetischer Autoren zur Ge-
schichte der politischen Ökonomie des Sozialismus heißt es: "Die
'Bemerkungen zum Buch N.I. Bucharins 'Die Ökonomik der Transfor-
mationsperiode' von Lenin beendeten die fehlerhafte Auffassung
von der politischen Ökonomie des Sozialismus durch sowjetische
Ökonomen und ebneten den Weg zur Erarbeitung methodologischer
Fragen, zur Formierung der politischen Ökonomie des Sozialismus
als neuer Disziplin der marxistisch-leninistischen Wissenschaft
der politischen Ökonomie." 126) In einem Beitrag von G. Schön-
feldt finden wir die zunächst übereinstimmende Aussage: "Nach dem
Erscheinen der Kritik Lenins an Bucharin überprüften... viele...
sowjetische Ökonomen ihren Standpunkt. Es wurde nun an die Ausar-
beitung vieler wichtiger theoretischer Grundfragen herangegan-
gen." Dann folgt jedoch eine Einschränkung: "Dennoch konnte die
politische Ökonomie in der UdSSR in jenen Jahren ihren, Hauptman-
gel, den Subjektivismus, nicht ablegen. Er verstärkte sich sogar
um die Mitte der dreißiger Jahre noch mehr. Das war angesichts
der Erfolge bei der Durchführung des: ersten Fünfjahrplans und
andererseits angesichts der damals noch vorhandenen Notwendig-
keit, die Wirtschaft stark administrativ zu leiten, erklärlich."
127) Deutlichste; Ausdruck der subjektivistischen Tendenzen in
der sowjetischen ökonomische Wissenschaft der 30er Jahre war die
Konzeption der Diktatur des Proletariats als! Bewegungsgesetz der
sowjetischen Wirtschaft. 128) Die Ursache dieser bei vielen Öko-
nomen der 30er Jahre verbreiteten Verwechslung von ökonomischen
und politischen Gesetzmäßigkeiten sieht Sirokorad darin begrün-
det, "daß gerade die Übergangwirtschaft in dieser Zeit jenes
reale Objekt war, das die sowjetische Ökonomen nur untersuchen
konnten. Die Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus insgesamt waren
damals nur mittels ihrer konkreten Erscheinungsformen in der
Übergangswirtschaft zu beurteilen." 129)
Auffassungen, in denen den staatlichen Plänen die Kraft ökonomi-
scher Gesetz, beigemessen wurde, und keine ökonomischen Gesetze
außerhalb des Plans anerkannt wurden, hielten sich z.T. bis zum
Ende der 40er Jahre. 130) Andererseits entwickelte sich seit An-
fang der 30er Jahre mit der sozialistischen Wirtschaft auch das
theoretisch Bewußtsein ihrer selbst. Zunächst als Theorie der So-
wjetwirtschaft, deren Gegenstand die konkreten Erscheinungsformen
der ökonomische Gesetze des Sozialismus waren d.h. die Besonder-
heiten der sozialistischen Umgestaltung unter den damalige Bedin-
gungen der UdSSR; seit Mitte der 30er Jahre dann als Anerkennung
de politischen Ökonomie des Sozialismus als eines relativ selb-
ständigen Bestandteils der politischen Ökonomie.
War so zum einen die Publikation der Leninschen Bemerkungen Aus-
druck des, Voluntarismus der ersten Industrialisierungsphase in
der Geschichte der UdSSR, so boten die Bemerkungen andererseits
einen Ansatz der Erklärung ökonomischer Prozesse, der diesen Sub-
jektivismus transzendierte. Insofern wird die Bedeutung der Len-
inschen Bemerkungen für den Herausbildungsprozeß der Politischen
Ökonomie des Sozialismus durch die Tatsache, daß ihre Veröffent-
lichung 1929 den verbreiteten subjektivistischen Tendenzen nicht
schlagartig Einhalt gebieten konnte, sondern "nur" zahlreiche
Ökonomen zum Überdenken ihrer Positionen brachte, in keiner Weise
geschmälert. Außerdem waren die "Bemerkungen" auch schon vor ih-
rer offiziellen Veröffentlichung in den ökonomischen Fachkreisen
zumindest teilweise bekannt, wobei bereits in dieser Zeit die Au-
torität Lenins und damit der "Bemerkungen" zur Verfolgung konkre-
ter politischer Zielsetzungen benutzt wurde. So versuchten etwa
Bucharin und Preobrashenski in ihrer gegenseitigen Polemik 1926
die Bemerkungen jeweils gegeneinander auszuspielen. 131) Der Ein-
fluß der konkreten Veröffentlichungspolitik, die damals mit den
"Bemerkungen" betrieben wurde, wirkt bis heute nach: Wenn gegen-
wärtig die "Bemerkungen" vorwiegend noch den Ruf einer Bucharin
total vernichtenden Kritik haben, so ist dies letztlich viel eher
aus den historisch-politischen Umständen der Veröffentlichung zu
erklären als aus den theoretischen Ausführungen Lenins selbst.
_____
Fußnoten
*) Orginaltitel der bislang in Deutsch nicht veröffentlichten
"Bemerkungen": V.I. Lenin, Zamccanija na knigu N.I. Bucharina:
"Ekonomika perochodnogo perioda," Leninskij Sbornik XI, Mo-
skva/Leningrad 1931 ².
1) Vgl. K. Marx, Das Kapital. Erster Band, MEW Bd. 23, S. 92 f.
2) Ph. Neumann, Zurück zum Profit, Berlin 1974, S. 88.
3) E. Mandel, Zehn Thesen zur sozialökonomischen Gesetzmäßigkeit
der Übergangsgesellschaft, in: U. Jaeggi (Hg.), Sozialstruktur
und politische Systeme, Köln/Berlin 1976, S. 374.
4) P.W. Schulze, Einleitung, in: ders. (Hg.), Übergangsgesell-
schaft, Herrschaftsform und Praxis am Beispiel der Sowjetunion,
Frankfurt/M. 1974, S. 7.
5) Vgl. R. Damus, Zur Reproduktion von Herrschaft in nachkapita-
listischen Gesellschaften, in: Probleme des Klassenkampfes, H.
22/1976, S. 149 ff.
6) E. Mandel, Zehn Thesen..., a.a.O., S. 569.
7) Autorenkollektiv, Geschichte der politischen Ökonomie des So-
zialismus. Grundrisse, Berlin 1973, S. 48.
8) G. Schönfeld, Zur Formierung der politischen Ökonomie des So-
zialismus in den Jahren der Vorbereitung und Durchführung des er-
sten Fünfjahrplans zur Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR
(1928-1933), in: Wirtschaftswissenschaften, H. 11/1972, S. 1621.
9) P. Knirsch, Die ökonomischen Anschauungen Nikolai I.
Bucharins, Diss. FU Berlin vom 2.3.1959. S. 11.
10) Der Begriff wurde 1921 von Lenin in "Über die Naturalsteuer"
eingeführt (vgl. LW 32, S. 333). Die Politik der Schaffung einer
"kommunistischen Naturalwirtschaft" selber wurde im Sommer 1918
eingeleitet und de facto beendet durch die Beschlüsse des X. Par-
teitages der KPR(B) im März 1921. Vgl. das "Standardwerk" von L.
Kritsman, Die heroische Periode der großen russischen Revolution.
Ein Versuch der Analyse des sogenannten "Kriegskommunismus",
Wien-Berlin 1929, Neudruck
11) Vgl. zu Bucharins L e b e n: S.F. Cohen, Bukharin and the
Bolshevik Revolution, New York 1975, A.G. Löwy, die Weltge-
schichte ist das Weltgericht. Bucharin: Vision des Kommunismus,
Wien-Frankfurt-Zürich 1969; Zu seinem W e r k: S. Heitmann/P.
Knirsch, Bucharin, in: Bibliographische Mitteilungen des Osteu-
ropa-Instituts an der Freien Universität Berlin, Berlin 1959; zu
seinen ö k o n o m i s c h e n A u f f a s s u n g e n: P.
Knirsch, a.a.O.: U. Stehr, Vom Kapitalismus zum Kommunismus.
Bucharins Beitrag zur Entwicklung einer sozialistischen Theorie
und Gesellschaft, Düsseldorf 1973
12) Moskau 1920. Deutsche Ausgabe Hamburg 1922, Neuausgabe (i.f.
verwendet) Reinbek 1970.
13) Die politische Ökonomie des Rentners. Die Wert- und Profit-
theorie der österreichischen Schule, Wien-Berlin 1926, Neudruck
Frankfurt/M. 1966.
14) Wien-Berlin 1929, Neudruck Frankfurt/M 1969. Vgl. auch das
Vorwort Lenins auf S. 5-9, (ebenfalls in W.I. Lenin, Werke, Ber-
lin 1955 ff.; i.f.: LW) Bd. 22, S. 101-106.
15) N. Bucharin/E. Prebraschensky, Das ABC, des Kommunismus, Ham-
burg 1921.
16) Vgl. A. Erlich, Die Industrialisierungsdebatte in der So-
wjetunion 1924-1928, Frankfurt/M.-Wien 1971; E. Preobrazenskij,
Die neue Ökonomik, Berlin 1971, Anhang, S. 287-341.
17) Vgl. W.I. Lenin, Zamecanija a.a.O. S. 401 f.
18) entfällt.
19) Vgl. Prozeßbericht über die Strafsache des antisowjetischen
"Blocks der Rechten und Trotzkisten", Moskau 1938. Nach
Mitteilung A.G. Löwys wurde Bucharin, der 1938 hingerichtet
worden war, von allen strafbaren Anklagen 1962 durch das ZK der
KPdSU rehabilitiert. Vgl. Löwy, a.a.O., S. 391.
20) N. Bucharin, An eine kommende Generation von Parteiführern,
in: Die Zeit vom 21.5.1965, Zur Authenzität des Dokuments vgl.
Löwy, a.a.O., S. 15 und 393.
21) Lenin, Die Krise der Partei, I.W Bd. 32, S. 35.
22) Vgl. z.B. I. Deutscher, Trotzki. Bd. II. Der unbewaffnete
Prophet, Stuttgart 1962, S. 79 f.;
23) Lenin, Brief an den Parteitag, LW Bd. 36, S. 579.
24) Vgl. N. Bucharin u.a., Lenin. Leben und Werk, Wien 1924.
25) In: Kommunist (Petrograder Tageszeitung vom 5.3.1918, Nach
Löwy, a.a.O., S. 99.
26) L. Schapiro, Die Geschichte der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion, Frankfurt/M. 1962, S. 228.
27) R.V. Daniels, Das Gewissen der Revolution. Kommunistische Op-
position in Sowjetrußland, Köln-Berlin 1962, S. 121.
28) Vgl. A. Nove, An Economic History of the U.S.S.R., Harmonds-
worth 1972, S. 66
29) Bolshaja Sovetskaja Enziklopedija, Mokva 1927, Sp. 281 t.
30) So lautet der Untertitel der russischen Originalausgabe.
31) N. Bucharin, Nachwort zur deutschen Ausgabe, in: ders.,
a.a.O., S. 177.
32) Vgl. Bucharin/Preobraschensky, a.a.O., S. 151 ff.
33) Bucharin/Preobraschensky, a.a.O., S. 152.
34) Nach: Schapiro, a.a.O., S. 203
35) Vgl. Nove, a.a.O., S. 68.
36) Vgl. Kritsman, a.a.O., S. 258 ff.
37) Vgl. K.S. Thalheim, Grundzüge des sowjetischen Wirtschaftssy-
stems, Köln 1962, S. 27 f.
38) Nach: Berchin, a.a.O., S. 202.
39) Nach: Thalheim, a.a.O., S. 26.
40) Nach: LB. Berchin, Geschichte der UdSSR 1917-1970, Berlin
1971, S. 204.
41) Vgl. Thalheim a.a.O., S. 27.
42) E. Varga, Die neue Wirtschaftspolitik. Sowjet-Rußlands, in:
Russische Korrespondenz, Jg. 1921, S. 356.
43) Nach: F. Pollock, Die planwirtschaftlichen Versuche in der
Sowjetunion 1917-1927, Leipzig 1929, Neudruck Frankfurt/M. 1971,
S. 69 f.
44) Vgl. G. Meyer, Studien zur sozialökonomischen Entwicklung So-
wjetrußlands 1921-1923, Köln 1974, S. 37-39.
Vgl. auch G.G. Bogomasow, Die theoretische Ausarbeitung des Pro-
blems der Aufwandserfassung an gesellschaftlicher Arbeit in der
sowjetischen ökonomischen Literatur in der Periode des Kriegs-
kommunismus, in: H. Meißner/G. Wittenburg (Hg.), Beitrüge zur Ge-
schichte der politischen Ökonomie des Sozialismus, Berlin 1975,
S. 93 ff.
45) entfällt
46) entfällt
47) Vgl. Perspektiven der sowjetischen Politik, Köln-Berlin West
1962, S. 118.
48) Vgl. Schapiro, a.a.O., S. 210.
49) Nach: Meyer. a.a.O., S. 15.
50) Nach: Nove, a.a.O., S. 66 f.
51) Vgl. Meyer, a.a.O., S. 77 ff.
52) Vgl. P. Avrich, Kronstand 1921, Princeton 1970.
53) Lenin, Über die Bedeutung des Goldes jetzt und nach dem
vollen Sieg des Sozialismus, LW Bd. 33, S. 91.
54) Vgl. S.G. Strumilin, Ökonomische Schriften 1919-73, Bd. 1 So-
zialismus und Planung, Berlin 1977, S. 6 f.
55) Vgl. Lenin, X. Parteitag der KPR(B)., LW Bd. 32, S. 163-277.
56) Vgl. Stehr, a.a.O., S. 78 ff.
57) Nach: Berchin, a.a.O., S. 246.
58) Vgl. Lenin, Die Neue Ökonomische Politik und die Aufgaben der
Ausschüsse für politisch-kulturelle Aufklärung, LW Bd. 33, S. 40-
60.
59) Lenin, X. Parteitag der KPR(B), LW Bd. 32, S. 227.
60) E. Varga, a.a.O., S. 358; Vgl. u.a. Kritsman, a.a.O.;
Preobrazenskij, a.a.O.; sowie die Diskussionsberichte bei Dobb,
a.a.O., S. 123 f. und Nove, a.a.O., S. 79 f. Dort finden sich
weiterführende Literaturhinweise.
61) Vgl. z.B. Autorenkollektiv, a.a.O., S. 142 ff.; W. Brus,
Funktionsprobleme der sozialistischen Wirtschaft, Frankfurt/M.
1971, bes. S. 78 f. Dort finden sich weiterführende Literaturhin-
weise.
62) Stehr, a.a.O., S. 104.
63) Vgl. Autorenkollektiv, a.a.O., S. 43
64) Vgl. A. Kaufman, The Origin of "The Political Economy of So-
cialism", in: Soviet Studies, H. 3/1953 S. 248.
65) Bucharin, a.a.O., S. 8. die im Text folgenden Seitenangaben
in Schrägstrichen beziehen sich auf diesen Text.
66) Lenin, Zamecanija ... , a.a.O., S. 396.
67) L. Szamuely. First Models of the Sodalist Economic Systems,
Budapest 1974, S. 34.
68) Lenin Werke Bd. 25, S. 478-89.
69) Lenin Werke Bd. 26, S. 402-414.
70) Lenin Werke Bd. 27, S. 225-268.
71) Lenin Werke Bd. 30. S. 91-101.
72) So wie Marx im 'Kapital' eine Anatomie der bürgerlichen Ge-
sellschaft lieferte, so hat Lenin in seinen Werken die Wesens-
merkmale der sozialistischen Gesellschaftsordnung, ihrer Wirt-
schaft, Politik und sozialen Struktur wissenschaftlich begrün-
det." Autorenkollektiv unter Leitung von W.A. Ghilko und H. Nick,
Lenins Lehre von den ökonomischen Grundlagen des Sozialismus,
Berlin 1974, S. 21.
73) Politische Ökonomie, Lehrbuch, Berlin 1955, S. 380.
74) Vgl. Politieskaja Ekonomija Sozialisma, Moskva 1960, S. 30
f.; Lehrbuch Politische Ökonomie Sozialismus, Frankf./M. 1972. S.
64 f.
75) Vgl. J.W. Stalin, Über das Programm der Komintern, in: ders..
Werke Bd. 11, Berlin 1954, S. 129 f.
76) Vgl. L. Szamuely, a.a.O. S. 62.
77) Lenin. Die NÖP und die Aufgaben der Ausschüsse für politisch-
kulturelle Aufklärung, LW Bd. 32, S. 42.
78) Vgl. S.F. Cohen, a.a.O., S. 87.
79) Lenin, Referat über die Ersetzung der Ablieferungspflicht
durch die Naturalsteuer (auf dem X. Parteitag der KPR(B), in LW
32. S. 222.
80) Vgl. I. Szamuely, a.a.O. S. 63/64.
81) V.I. Lenin, Zamecanija..., a.a.O., S. 400.
82) In: Bucharin, Ökonomik.... a.a.O.. S. 185.
83) Lenin, Zamecanija, a.a.O.. S. 400.
84) Bucharin, a.a.O., S. 36.
85) Vgl. Lenin. a.a.O., S. 361 u.ö.
86) Vgl. z.B. Lenin. A. Bogdanow. Kurzer Lehrgang der ökonomi-
schen Wissenschaft (Rezension) LW Bd. 4. S. 36-44; L. Trotzki,
Mein Leben. Berlin 1930, S. 137.
87) Vgl. D. Grille, Lenins Rivale. Bogdanow und seine Philosopie,
Köln 1966. Obwohl diese Arbeit durch fleißig gesammeltes Material
beeindruckt, belegt sie doch die These von der "Rivalität" nicht.
88) entfällt.
89) A. Bogdanow. Ernst Mach und die Revolution, in: Neue Zeit, H.
19/1908. S. 698.
90) Vgl. ders., Allgemeine Organisationslehre. Tektologie, Bd. 1,
Berlin 1926, S. 59.
91) Bucharin, Ökonomik..., a.a.O., S. 137.
92) Vgl. A. Bogdanow, Die Wissenschaft und die Arbeiterklasse,
Frankfurt/M. 1971, S. 32.
93) Lenin, Zamecanija..., a.a.O., S. 387.
94) Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus. LW Bd. 14, S.
225 und 327.
95) Vgl. ebenda, S. 11.
96) Vgl. Grille, a.a.O.. S. 233.
97) Vgl. "Über 'linke' Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit" in
LW Bd. 27; "III. Kongreß der Kommunistischen Internationale"; und
"Über die Naturalsteuer" in LW Bd. 32; "XI.Parteitag der KPR(B)"
in LW Bd. 33.
98) Vgl. LW Bd. 27. S. 328/29.
99) LW 32, S. 351.
100) Bucharin, Ökonomik.., a.a.O., S. 9.
101) In Ergänzung zur politischen Ökonomie im engeren Sinne, die
von Marx und Engels als die Wissenschaft von den Gesetzen der
Produktion, des Austausches und der Distribution nur einer - der
kapitalistischen - Gesellschaft in ihren Grundzügen erforscht
worden war, hatte Engels die Schaffung der Politischen Ökonomie
in der Ausdehnung "als die Wissenschaft von den Bedingungen und
Formen, unter denen die verschiedenen menschlichen Gesellschaften
produziert und ausgetauscht und unter denen sich demgemäß jedes-
mal die Produkte verteilt haben" gefordert. MEW Bd. 20, S. 139.
102) V.I. Lenin, Zamecanija..., a.a.O., S. 349.
103) Bucharin, Ökonomik..., a.a.O., S. 9/10.
104) V.I. Lenin, Zamecanija..., a.a.O., S. 349.
105) Bucharin, Ökonomik..., a.a.O., S. 10.
106) V.I. Lenin, Zamecanija..., a.a.O., S. 549.
107) R. Luxemburg, Einführung in die Nationalökonomie, in: Ausge-
wählte Reden und Schriften, Bd 1, Berlin 1951, S. 491.
108) O. Lange, Politische Ökonomie, Bd. 1. Allgemeine Probleme,
Berlin 1969, S. 107; vgl. R. Luxemburg, Die Akkumulation des Ka-
pitals, Berlin 1923.
109) Vgl. K. Marx, Das Kapital. Erster Band, ./ MEW 23, S. 86 f.
und 92 f.
110) Vgl. R. Hilferding, Böhm-Bawerks Marx-Kritik, Wien 1904, S.
57.
111) K. Kautsky, Die materialistische Geschichtsauffassung, Bd.
1, Berlin 1927, S. 876 f.
112) ebenda.
113) Bucharin, Die politische Ökonomie des Rentners, a.a.O., S.
53; diese Arbeit entstand tatsächlich 1913-1915 und nicht erst
nach der "Ökonomik", wie Kusminow irrtümlich annimmt. Vgl. I.I.
Kusminow, Abriß der politischen Ökonomie des Sozialismus. Metho-
dologie, Berlin 1976. S. 42.
114) Bucharin, Ökonomik .. a.a.O., S. 144.
115) V.I. Lenin, Zamecanija.., a.a.O., S. 388.
116) ebenda, S. 383.
117) ebenda, S. 371.
118) W. Brus, Wirtschaftsplanung. Für ein Konzept der politischen
Ökonomie, Frankfurt/M. 1972, S. 115.
119) Bucharin, Ökonomik.. a.a.O., S. 47.
120) V.I. Lenin, Zamecanija.., a.a.O., S. 357.
121) Beiträge zur Geschichte ... a.a.O., S. 79/80.
122) G. Kohlmey, Zur Entstehung der Theorie von der soziali-
stischen Wirtschaft, in: Oktoberrevolution und Wissenschaft, Ber-
lin 1967, S. 34.
123) Vgl. S.F. Cohen, a.a.O., S. 96.
124) R. Lorenz, Sozialgeschichte, a.a.O., S. 185; vgl. auch J.
Elleinstein, Histoire de l'U.R.S.S., Tome II, Paris 1973, S. 109
ff. und 151 ff.
125) J.W. Stalin, Zu Fragen der Agrarpolitik in der UdSSR, in:
ders., Werke Bd. 12, Berlin 1954, S. 131.
126) Beiträge zur Geschichte..., a.a.O. S. 80.
127) G. Schönfeld, Zur Formierung..., a.a.O., S. 1631.
128) Vgl. L.D. Sirokorad, Die politische Ökonomie des Sozialismus
in der UdSSR während der Übergangsperiode, Berlin 1977, S. 125.
129) ebenda, S. 121
130) Vgl. G. Kohlmey, a.a.O. S. 33
131) Vgl. E. Preobrazenskij, Die neue Ökonomik, a.a.O., S. 41-43.
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